Mein Schatz ist auf der Wanderschaft So lange, Gott weiß, woher er nimmt die Kraft Zum Gange, 's wär' beßer, wollt' er endlich nun Sein' allerletzte Reise thun Und kehren mir zum Glücke Zurücke. Mein' Mutter hat den ganzen Tag Zu schelten, Zu Dank mach' ich ihr meine Sach' Nur selten. Ach Gott, ich thät' ja Alles gern, Wär' nur mein Schatz nicht gar so fern, Daß ich an ihn ohn' Kränken Könnt' denken. Ihr sprechet wohl: ,,Ich such' dir aus Ein'n Andern --`` Frau Mutter, da wird nie was draus: Vom Wandern Wird er zur rechten Stunde ruhn Und bald sein' letzte Reise thun Und kehren mir zum Glücke Zurücke!
Acht Lieder für Männerstimmen , opus 4
by Eusebius Mandyczewski (1857 - 1929)
1. Mein Schatz ist auf der Wanderschaft  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by (Karl) Wilhelm Osterwald (1820 - 1887), "Mein Schatz ist auf der Wanderschaft", appears in Gedichte, in 1. Erstes Buch: Lieder, no. 61
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Confirmed with Gedichte von Wilhelm Osterwald, Dritte umgearbeitete und vermehrte Auflage, Leipzig, Verlag von F. G. C. Leuckart (Constantin Sander), 1873, page 69.
2. Hafis  [sung text not yet checked]
Meine Lebenszeit verstreicht, Stündlich eil' ich hin zum Grabe, Und wie wenig ist's vielleicht, Daß ich noch zu leben habe! Drum, Geliebte, säume nicht, Spende mir mit holdem Munde, Ehe mir die Seel' entweicht, Eine letzte süße Labe.
Text Authorship:
- by Georg Friedrich Daumer (1800 - 1875)
Based on:
- a text in Persian (Farsi) by Hafis (c1327 - 1390) [text unavailable]
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Note: Daumer mimics Gellert's Vom Tode in the first stanza.3. Marie  [sung text not yet checked]
Nun sind es zwanzig Jahre schon, Seit unserm Himmel Wolken drohn, O, wäre dies das letzte schon, Marie! O Gott, du bist so krank, so schwach: Ich seh' dich matter jeden Tag; Mein Härmen war es, das dich brach, Marie! Die Nadeln, einst so blank und rein, Rastlos bewegt, mich zu erfreun. Sie rosten glanzlos nun im Schrein, Marie! O, freudig noch dieselbe Pflicht Vollzöget du, Lächeln im Gesicht: Doch trüb ist deiner Augen Licht, Marie! Gleichviel! du gingst mir treu zur Hand, Und, deiner Fäden magisch Band Hat mir das Herze fest umspannt, Marie! Leis jetzt und lallend ist dein Wort; Noch, wie ein rührender Akkord, Entzückt sein Ton mich fort und fort, Marie! Deine Silberhaar', einst dunkelbraun, Ich mag sie gern und lieber schaun, Als goldnen Strahl des Morgens, traun, Marie! Denn säh' ich weder sie noch dich, Welch andre Schau erfreute mich? Umsonst erhöb' die Sonne sich, Marie! Auch deine Hand ist nun erschlafft; Doch, liegend in der meinen Haft, Zu sanftem Druck noch hat sie Kraft, Marie! Zu schwach, einherzugehn allein, Wirst du durchs Haus geführt von zwei'n: Doch ohne Lieb' kannst du nicht sein, Marie! Und Lieben trotz des Unglücks Dräu'n, Und alt sein, ohne kalt zu sein, Das ist bei mir noch lieblich sein, Marie! Doch, ach, wenn das mich auch erfreut: Ich weiß, daß meine Traurigkeit Dein Lächeln oft verkehrt in Leid, Marie! Und wenn das Leben mich verletzt, Mehr noch hinfort, als einst und jetzt, Dann bricht dein müdes Herz zuletzt, Marie!
Text Authorship:
- by Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876), "An Marie"
Based on:
- a text in English by William Cowper (1731 - 1800), "To Mary"
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4. Erinnerung  [sung text not yet checked]
Wohl ist Erinnerung ein Glück, Ruft sie viel Schönes uns zurück, Kommt sie, uns aufzurichten. Doch öfter noch wird sie ein Fluch: Wer möcht' in seinem Lebensbuch Nicht manches Blatt vernichten? Zum Segen wird Vergessenheit Dem, der erduldet vieles Leid Und wenig Glück besessen. Drum gieb Erinn'rung nur dem Glück. O Herr! ruf' Gutes nur zurück, Das Böse laß vergessen!
Text Authorship:
- by Friedrich Martin von Bodenstedt (1819 - 1892), no title
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5. Hafisisches Trinklied  [sung text not yet checked]
Durstig sind wir, lieber Wirt, Doch im Bankerutte; Nimm, o nimm für baares Geld Unsre blaue Kutte! Buße, Contemplation, Kanzel und Katheder, Lieber Gott, was sind sie wert? Keine Hagebutte. Aber hoch gepriesen sei Rebe mir und Winzer, Kelterfaß und Kelterer Und die volle Butte! Das reale Resultat Dieser edlen Mühen, Es gedeih' uns früh und spat, Wie dem Kind die Dutte! "Das Gebäude deines Seins Stürzet es!" Es sei so! Einen schönen Schatz vielleicht Find' ich in dem Schutte.
Text Authorship:
- by Georg Friedrich Daumer (1800 - 1875), no title, appears in Hafis - Eine Sammlung persischer Gedichte, in Hafis, no. 198, first published 1846
Based on:
- a text in Persian (Farsi) by Hafis (c1327 - 1390) [text unavailable]
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Confirmed with G. Fr. Daumer, Hafis. Eine Sammlung persischer Gedichte. Nebst poetischen Zugaben aus verschiedenen Völkern und Ländern, Hamburg: Bei Hoffmann und Campe, 1846, page 131.
6. Studententrinklied  [sung text not yet checked]
Nehmt den Becher zur Hand! Trinket aus bis zum Grund -- Füllt ihn neu bis zum Rand, Führt ihn wieder zum Mund -- Denn die Zeit ist so trüb' und die Welt ist so dumm, Und dreht sich noch heut so im Kreise herum Als wie vor tausend Jahren! Welch ein seliger Blick In das Glas so vor uns! Da enthüllt das Geschick, Weiß nicht was so vor uns! Es stellt sich uns Alles was dunkel war, In so rosigem lichtem Gesunkel dar, Daß Einem ganz leuchtend zu Muthe! Propheten schon viel Sind gekommen zu uns, Moneten schon viel Sind genommen von uns -- Doch hat kein Prophet solchen Glauben erweckt Als im heiligen Geiste der Trauben versteckt, Wenn wir ihn auf Pump genießen. Nehmt den Becher zur Hand! Schaut ihm tief auf den Grund -- Trinkt ihn aus mit Verstand, Schließt in Freundschaft den Bund! Aus dem Wein steigt der Geist der Versöhnung auf, Thut uns sich die Welt in Verschönung auf, Im Wein allein ist Wahrheit!
Text Authorship:
- by Friedrich Martin von Bodenstedt (1819 - 1892), "Studenten-Trinklied"
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7. Reflexion  [sung text not yet checked]
Sieh, das Thier trinkt keinen Wein, Darum wird es nicht betrunken, -- Wohl ist Mancher schon durch Wein Unter's Thier herabgesunken: Doch Gott schuf der Rebe Glut Nicht als Irrlicht uns im Sumpfe; Heben soll sie Geist und Muth, Ächter Menschheit zum Triumphe. Darum habt im Auge stets Die Gefahren des Versinkens -- Nicht zum Sumpf, zur Sonne geht's Durch die ächte Kunst des Trinkens.
Text Authorship:
- by Friedrich Martin von Bodenstedt (1819 - 1892), "Sieh, das Thier trinkt keinen Wein"
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8. Trinklied  [sung text not yet checked]
Füllt mir das Trinkhorn! Reicht es herum! Trinken macht weise, Fasten macht dumm! Was ist das Athmen? Ein Trinken von Luft -- Was ist das Riechen? Ein Trinken von Duft! Was ist ein Kuß, als Ein doppelter Trank! Trinken macht selig, Fasten macht krank! Was ist das [Sehen]1? Ein Trinken des Scheins -- Klingt's auch verschieden, Bleibt es doch Eins! Füllt mir das Trinkhorn! Reicht es herum! Trinken macht weise, Fasten macht dumm!
Text Authorship:
- by Friedrich Martin von Bodenstedt (1819 - 1892), "Füllt mir das Trinkhorn", appears in Alte und neue Gedichte, in 1. Lieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Friedrich Bodenstedt, Alte und neue Gedichte, Erster Band, Berlin: Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R.v. Decker), 1867, page 30.
1 Marschner: "Sehnen"