Die Nacht bricht an; mit leisen Lüften sinket
Sie auf die müden Sterblichen herab.
Der sanfte Schlaf, des Todes Bruder, winket,
Und legt die Menschen in ihr täglich Grab.
Jetzt wachet auf der lichtberaubten Erde
Vielleicht nur noch die Arglist und der Schmerz;
Und jetzt, da ich durch nichts gestöret werde,
Laß deine Wunden bluten, armes Herz!
Versenke dich in deines Kummers Tiefen,
Und wenn vielleicht in der zerriss'nen Brust
Halb verjährte Leiden schliefen,
So wecke sie mit grausam süßer Lust!
Berechne die verlornen Seligkeiten,
Zähl' alle Blumen in dem Paradies,
Woraus in deiner Jugend goldnen Zeiten
Die kalte Hand des Schicksals dich verstieß!
Du hast geliebt, du hast das Glück empfunden,
Dem jede, jede Seligkeit auf Erden weicht,
Du hast ein Herz, das dich verstand, gefunden,
Des schönsten Glückes höchstes Ziel erreicht.
Da stürzte dich ein trostlos Machtwort nieder,
Aus deinen Himmeln nieder, und dein stilles Glück,
Dein allzu schönes Traumbild, kehrte wieder
Zur bessern Welt, aus der es kam, zurück.
Zerrissen sind nun all die süßen Bande;
Mich hält kein Herz mehr auf der weiten Welt!
...
Drei Lieder , opus 87
by Franz Peter Schubert (1797 - 1828)
Translations available for the entire opus: CAT DUT ENG FRE
1. Der Unglückliche
Text Authorship:
- by Caroline Pichler (1769 - 1843), no title, appears in Olivier, first published 1803
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De ongelukkige", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Le malheureux", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Note: This poem is part of Caroline Pichler's novella Olivier, where princess Adelinde accompanies her song with the harp. This song does appear for the first time in the second edition (1803) of this novella. The initial version of the novella, without the poem, was published in two parts in 1801 and 1802 in Österreichischer Taschenkalender, an almanac published by her brother-in-law Anton Pichler.
2. Hoffnung
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und ... wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung!
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling lockt ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer, kein schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Thoren.
Im Herzen kündet es laut sich an,
Zu was besserm sind wir gebohren,
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Text Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "Hoffnung", written 1797, first published 1797
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Hoop", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Hope", copyright ©
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , "Toivo", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Espoir", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Speranza", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
3. Der Jüngling am Bache
An der Quelle saß der Knabe,
Blumen wand er sich zum Kranz,
Und er sah sie fortgerissen
Treiben in der Wellen Tanz.
Und so fliehen meine Tage
Wie die Quelle rastlos hin!
Und so bleichet meine Jugend,
Wie die Kränze schnell verblühn!
Fraget nicht, warum ich traure
In des Lebens Blüthenzeit!
Alles freuet sich und hoffet,
Wenn der Frühling sich erneut.
Aber ... tausend Stimmen
Der erwachenden Natur
Wecken in dem tiefen Busen
Mir den schweren Kummer nur.
Was soll mir die Freude frommen,
Die der schöne Lenz mir beut?
Eine nur ists, die ich suche,
Sie ist nah und ewig weit.
Sehnend breit ich meine Arme
Nach dem theuren Schattenbild,
Ach ich kann es nicht erreichen,
Und das Herz ist ungestillt!
Komm herab, du schöne Holde,
Und verlaß dein stolzes Schloß!
Blumen, die der Lenz geboren,
Streu ich dir in deinen Schoß.
Horch, der Hain erschallt von Liedern
Und die Quelle rieselt klar!
Raum ist in der kleinsten Hütte
Für ein glücklich liebend Paar.
Text Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "Der Jüngling am Bache", written 1803, first published 1805
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El jovencell al rierol", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De jongeman bij de beek", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "The youth by the stream", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "L'adolescent près du ruisseau", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Il giovanetto al ruscello", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission