Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
Sieben Gesänge , opus 154a
by Xaver Paul Thoma (b. 1953)
Translations available for the entire opus: ENG
1. Ich lebe mein Leben  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 2, first published 1905
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Walter A. Aue) , "I'm living my life in spiraling gyres", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je vis ma vie en cercles croissants", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 157.
2. Wir bauen an dir  [sung text not yet checked]
Wir bauen an dir mit zitternden Händen und wir türmen Atom auf Atom. Aber wer kann dich vollenden, du Dom. Was ist Rom? Es zerfällt. Was ist die Welt? Sie wird zerschlagen eh deine Türme Kuppeln tragen, eh aus Meilen von Mosaik deine strahlende Stirne stieg. Aber manchmal im Traum kann ich deinen Raum überschaun, tief vom Beginne bis zu des Daches goldenem Grate. Und ich seh: meine Sinne bilden und baun die letzten Zierate.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Wir bauen mit zitternden Händen", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 15
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 164.
3. Ich finde dich in allen diesen Dingen  [sung text not yet checked]
Ich finde dich in allen diesen Dingen, denen ich gut und wie ein Bruder bin; als Samen sonnst du dich in den geringen und in den großen giebst du groß dich hin. Das ist das wundersame Spiel der Kräfte, dass sie so dienend durch die Dinge gehn: in Wurzeln wachsend, schwindend in die Schäfte und in den Wipfeln wie ein Auferstehn.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich finde dich in allen diesen Dingen", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 22, first published 1905
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je te trouve en toutes ces choses", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
4. Mandelbäume in Blüte  [sung text not yet checked]
Die Mandelbäume in Blüte: alles, was wir leisten können, ist, sich ohne Rest zu erkennen in der irdischen Erscheinung. Unendlich staun ich euch an, ihr Seligen, euer Benehmen, wie ihr die schwindliche Zier traget in ewigem Sinn. Ach wers verstünde zu blühn: dem wär das Herz über alle schwachen Gefahren hinaus und in der großen getrost.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1912
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Ahead of All Parting The Selected Poetry and Prose of Rainer Maria Rilke, Random House Publishing Group, 2015
5. Herbst  [sung text not yet checked]
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh die andre an: es ist in allen. Und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Herbst", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) , no title, copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Autumn", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter A. Aue) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Gary Bachlund) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Automne", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Autunno", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
6. Blaue Hortensie  [sung text not yet checked]
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh, hinter den Blütendolden, die ein Blau nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln. Sie spiegeln es verweint und ungenau, als wollten sie es wiederum verlieren, und wie in alten blauen Briefpapieren ist Gelb in ihnen, Violett und Grau; verwaschenes wie an einer Kinderschürze, Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht: wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze. Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen in einer von den Dolden, und man sieht ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), written 1906, appears in Neue Gedichte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Laura Prichard) , "Blue hydrangea", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
7. Herbsttag  [sung text not yet checked]
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin, und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Herbsttag", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CHI Chinese (中文) [singable] (Dr Huaixing Wang) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Elisabeth Siekhaus) , "Fall day", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Jour d'automne", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , "Φθινοπωρινή μέρα", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission