Es ist [so]1 still geworden, Verrauscht des Abends Wehn, Nun hört man aller Orten Der [Engel]2 Füße gehn, Rings in die [Thale]3 senket Sich Finsterniß mit Macht -- Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht! Es ruht die Welt [im]4 Schweigen, Ihr Tosen ist vorbei, Stumm ihrer Freude Reigen Und stumm ihr Schmerzenschrei. Hat Rosen sie geschenket, Hat Dornen sie gebracht -- Wirf ab, Herz, was dich kränket Und was dir bange macht! Und hast du heut gefehlet, O [schaue nicht]5 zurück; Empfinde dich beseelet Von freier Gnade Glück. Auch des Verirrten denket Der Hirt auf hoher Wacht -- Wirf ab, Herz, was dich kranket Und was dir bange macht! Nun stehn im Himmelskreise Die Stern' in Majestät; In gleichem festem Gleise Der goldne Wagen geht. Und gleich den [Sternen]6 lenket Er deinen Weg durch Nacht -- Wirf ab, Herz, was dich kränket, Und was dir bange macht!
Sechs Lieder , opus 18
by Johanna Kinkel, née Mockel (1810 - 1858)
?. Es ist so still geworden  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882), "Ein geistlich Abendlied", appears in Gedichte, in Auf der Wanderschaft, no. 7
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Avondlied", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Evening song", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant du soir", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed wtih Gedichte von Gottfried Kinkel, Erster Band, Siebente Auflage, Stuttgart, Verlag der J. F. Cotta'schen Buchhandlung, 1872, pages 191-192.
1 Blumner: "nun" (Musikalien-catalog von Heinrichshofen's Verlag in Magdeburg); further changes may exist not shown above2 Taubert: "Eng'lein"
3 Ohlsen: "Thäler"; Schumann: "Tiefe"
4 Ohlsen: "in"
5 Taubert: "schau' nicht trüb"
6 Ohlsen: "Stürmen" (the score is almost certainly erroneous)
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
2. Am Ufer  [sung text checked 1 time]
Erblick' ich dort am Ufer jene Stelle, So dringt es bis an’s Herz mir warm und helle; Ein Liebeshauch weht über allen Lüften, Ein Liebesruf hallt wieder aus den Klüften. Mit dir einst stand ich unter diesen Bäumen, In ihre Wipfel auf stieg unser Träumen; Und tönet nun wie Aeolsharfenlieder Harmonisch säuselnd aus den Blättern wieder. Die Bäume werden stolz noch aufwärts streben, Wenn längst zu Staub gesunken unser Leben. Mit jedem Lenzgeweckten jungen Triebe, Leis’ rauschen sie die Botschaft unsrer Liebe. Dass stürmender in weicher Dämmerstunde, Der Mund des Knaben häng’ an Liebchens Munde Und heilig weihend ihre Brust durchfluten Verscholl’nen Sängerpaars verschwieg’ne Gluten.
Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882)
- by Johanna Kinkel, née Mockel (1810 - 1858)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Anja Bunzel) , "At the river bank", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
3. Auf wohlauf, ihr Candioten  [sung text checked 1 time]
Auf, wohlauf, ihr [Kandioten]1, schwinget hoch das Kreuzpanier,
Funkeln laßt die weißen Felsen in des Blutes Purpurzier!
Unser ist [dieß]2 Land, das mächtig aus dem Ozean sich hebt,
Unser sey es, bis es mördrisch neu der Ozean begräbt!
Unser ist des Kornes Fülle, unser ist des Weines Glut,
Unser die metallne Ader, die in ew'gen Bergen ruht.
[Drum]6 wohlauf, ihr [Kandioten]1, hoch das Kreuz und hoch den Speer,
Und der Roßhuf des Osmanli stampfe nie den Boden mehr!
Unser sind die hundert Städte, [stolz im Liede]3 sonst genannt --
Ach es blieben wenig Dörfer, [graus zerstört und grimm]4 verbrannt!
[Aber wehe, wehe Jedem, der da hemmt des Volkes Schritt,
Das um Freiheit geht zu kämpfen, denn ihn tilgt die Rache mit!]5
[ ... ]
Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882), "Schlachtgesang der Kandioten", written 1841
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gottfried Kinkel, Gedichte, Stuttgart und Tübingen: J.G. Cotta’scher Verlag, 1843, pages 42-43
1 Johanna Kinkel: "Candioten"2 Johanna Kinkel: "das"
3 Johanna Kinkel: "Hoch mit Ruhme"
4 Johanna Kinkel: "hingemordet und"
5 Johanna Kinkel: "Wehe aber, dreifach wehe Jedem, der des Volkes Schritt / Hemmet auf dem Pfad der Freiheit, Ihn zermahlt der Rache Tritt!"
6 Johanna Kinkel: "Auf"
Research team for this page: Ferdinando Albeggiani , Sharon Krebs [Guest Editor]
4. Seelige Nacht  [sung text checked 1 time]
Noch einmal erklingt ihr Gläser, Durchglüht von dem purpurnem Wein! Ein Lied der Kraft und der Freude Soll hell noch gesungen sein. Da unten vom dunkeln Strande Der Schiffer schon ruft: habt Acht, Nun auf dem schimmernden Saale In die hehre, die seelige Nacht. Da liegt, wie im blauen Mantel Ein schlafender König der Rhein; Vom Himmelsgewölbe giessen Die Sterne den milden Schein. Wohl schweigen Wort und Gesänge, Doch tief in der Seele erwacht Das hohe Geheimniß der Liebe In der heiligen, seeligen Nacht. So sanft auf den Spiegelfluthen Wiegt uns der schwebende Kahn; Mir war, gelehnet an den Liebsten Als schiff’ er uns himmelan. So nah dem geliebtesten Herzen Behorcht’ ich, was still es gedacht; Es schlug voll unendlicher Treue In der trauten, holdseeligen Nacht. Fest Hand in Hand geschlossen, Tief Seele der Seele geeint! – Da fallen zwei Sterne herunter Als ob es ein Engel beweint’ Mit leuchtenden Himmelsthränen Daß irdischen Glückes Pracht Ach, immer zu bald uns entschwebet Wie die seelige, seelige Nacht.
Authorship:
- by Johanna Kinkel, née Mockel (1810 - 1858), "Seelige Nacht"
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Blessed night", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
5. Wolle keiner mich fragen  [sung text checked 1 time]
Wolle Keiner mich fragen, Warum mein Herz so schlägt, Ich kann's nicht fassen, nicht sagen, Was mich bewegt. Als wie im Traume schwanken Trunken die Sinne mir; Alle meine Gedanken Sind nur bei dir. Ich habe die Welt vergessen, Seit ich dein Auge gesehn; Ich möchte dich an mich pressen Und still im Kuß vergehn. Mein Leben möcht' ich lassen Um ein Lächeln vor dir, Und du - ich kann's nicht fassen - Versagst es mir. Ist's Schicksal, ist's dein Wille? Du siehst mich nicht. - Nun wein' ich stille, stille, Bis das Herz mir [zerbricht]1.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Wolle keiner mich fragen", appears in Jugendgedichte, in 2. Zweites Buch, in Berlin
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Does nobody want to ask me", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
1 Randhartinger: "bricht" (1869 setting)
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
6. Stürmisch Wandern  [sung text checked 1 time]
Felsen steigen herauf, herab, Fliegt es zum Himmel? Steigt es ins Grab? Über die Felsen hinab, hinauf, Geht ungehalten mein steter Lauf. Oben umwandelt der Sturm mich rund, Los mich zu reißen vom festen Grund. Unten aber der Ströme Grausen, Die grimmig schwellend zum Meere brausen; Schnee auf den Höhn, Regen im Tal, Grausen und Schrecken allzumal. Nimmer verzagt, nimmer geklagt und gejammert, Sprung da gewagt, fest an den Fels dich geklammert. Und dem Sturm zuwider mit trotziger Lust Jauchz ich aus wild arbeitender Brust. Und dem brausenden Gießbach, dem eisigen Regen, Ruf ich ein fröhliches Lied entgegen!
Authorship:
- by (Johann) Gottfried Kinkel (1815 - 1882)
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Stormy ramble", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission