Es ging der Mond hoch oben im luftigen Revier, ich aber saß hier unten so traulich neben ihr. Da dacht' ich ganz im Stillen: Du lieber Mondenschein, es mag wohl schön im Himmel, doch schöner auf Erden sein. Und hätt' ich was zu klagen, dir klagt' ich's nimmermehr; du hast ein fein Gesichte, hast aber kein Gehör. Und kömmst du so gegangen, - ja, ja, das kenn' ich schon! Kaum sagst du guten Abend, so gehst du wieder davon. Wie oft bist du nicht brummisch, als wär' dir's angetan, und siehst mich über die Schulter mit halbem Viertel an. Fährt dann die liebe Sonne durchs hohe Himmelshaus, dann gehen dir die Augen, die lichten Wangen aus. Da ist mir doch die Liebste ein and'rer Mondenschein; der seh' ich immer ins volle, ins klare Gesicht hinein. Der ganze volle Himmel in ihren Augen ruht; es bleichen tausend Sonnen niemals der Wangen Glut. Sie trüben keine Wolken und keine Nebel nicht, sie hört, was ich ihr sage, mit freundlichem Gesicht. D'rum geh' nur immer unter, dir sag' ich gute Nacht! Wir aber bleiben munter, so lang' die Liebe wacht.
Sechs deutsche Lieder für eine Bass- oder Baritonstimme mit Pianoforte , opus 47
by Heinrich August Marschner (1795 - 1861)
1. Mondenschein  [sung text checked 1 time]
2. Zum Tanzabend  [sung text checked 1 time]
Dass ich noch heim sie führe, das steht mir an, das heißt, vor ihre Türe, das steht mir an. Sie weist mir nicht die Türe, das steht mir an; dass ich herauf sie führe, das steht mir an. Dann bringt sie mich zur Türe, das steht mir an; dass ich noch heim sie führe, steht mir nicht an.
Text Authorship:
- by (Ferdinand August) Otto Heinrich, Graf von Loeben (1786 - 1825)
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3. Das Bad  [sung text checked 1 time]
Sie ist ins Meer gegangen - Wie wird so rot das Meer! Wird's rot von ihren Wangen? Wird's rot vom Himmel her? Wie glühen meine Wangen! Ist's Glut vom Himmel her? Ist's Glut, die mein Verlangen [entsog]1 dem tiefen Meer? Im Schilfe hör' ich's rauschen. Ist es der Abendwind? Ich möchte geh'n und lauschen und bebe wie ein Kind. Ich möcht' vom höchsten Baume mich stürzen in die Flut! Ich [möchte]2 zu weichem Schaume verspülen meine Glut! Und du, o Meer, kannst liegen so ruhig und kalt und darfst dich [schlingen und schmiegen]3 um sie mit Allgewalt!
Text Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Das Bad"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Wilhelm Müller, Gedichte, 1868.
1 Marschner: "sog aus"2 Marschner: "möcht'"
3 Marschner: "schlingen, schmiegen"
4. Das flotte Herz  [sung text checked 1 time]
Wann's im Schilfe säuselt, Wann die Flut sich kräuselt, Wird mir flott das Herz, Möcht' aus der Brust mir fliegen, Möcht' auf den Wogen sich wiegen, Unter sich tauchen in Lust und [in Schmerz]1. Fischerin, du Kleine, [Schiffe]2 nicht alleine In das große Meer! Hinter dir [hergezogen]3 [Kommt schon mein]4 Herz durch die Wogen: Fischerin, sind deine Netze noch leer? Nimm's in deinen Nachen, 's wird nicht schwer ihn machen, 's ist ja Nichts darin, Als nur du selber alleine, Leichte, luftige Kleine, Du mit dem [windigen, flatternden Sinn]5!
Text Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Das flotte Herz"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "The quickened heart", copyright © 2012
Confirmed with Gedichte von Wilhelm Müller, Zweiter Theil, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1868, page 14.
1 Evers: "Schmerz"; Hofmann: "in Schmerz,/ Unter sich tauchen in Lust und Schmerz"2 Hofmann: "Rud're"
3 Marschner: "nach gezogen"
4 Hofmann: "Kommt mein"
5 Hofmann: "windigen, flatternden Sinn,/ Du mit dem flatternden, flatternden Sinn"; Marschner: "windigen, flatt'rigen Sinn"
5. Frau Leakey  [sung text checked 1 time]
Frau Leakey darf nicht schlafen im Grab bei Nacht - da treibt es sie stündlich zum Strande hinab - bei Nacht, da kennt sie nicht Ruhe, da macht sie nicht Halt, da irrt sie umher eine Schreckensgestalt - bei Nacht, bei Nacht, bei Nacht! Frau Leakey lag [einsam, verlassen und schwach]1, im Tod, und als ihr das [Mutterherz zerbrach]2 im Tod, da [rief]3 sie nach ihrem Kinde so laut, wie nach dem Bräutigam [ruft]4 die Braut - im Tod, im Tod, im Tod! „So denkst du nicht mehr der Mutter dein - o weh! - und lässest sie sterben so still und allein - o weh! - So hab' denn dafür den verdienten Lohn, den Mutterfluch habe, du gottloser Sohn - o weh, o weh, o weh!“ [Und der Sohn]5 hat fünf Schiffe sich aufgebaut - am Meer - nach denen [er täglich gehet]6 und schaut - am Meer - [Er vergisst aber sie]7, die Mutter sein, [er denkt nicht, wie sie so krank und allein]8 - am Meer, am Meer, am Meer! Doch als nun gekommen die Mitternacht - so still - da hat ein alt Mütterlein auf sich gemacht - so still - Das [irret]9 wohl auf den fünf Schiffen umher und seufzet [lang']10 und seufzet schwer - so still, so still, so still! Und wie sie so seufzet und wie sie so stöhnt - o weh! - da wölkt sich der Himmel, der Sturm erdröhnt - o weh! - Die fünf Schiffe treibet ihr Seufzen hinaus, die fünf Schiffe scheitern in Nacht und Graus - o weh, o weh, o weh!
Text Authorship:
- by Ludwig Harlirsch (1802 - 1832), "Frau Leakey"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Ludwig Harlirsch, Balladen und lyrische Gedichte, Leipzig, 1829.
1 Marschner: "auf dem einsamen Bett"2 Marschner: "Herz zerspringen tät"
3 Marschner: "seufzt'"
4 Marschner: "seufzt"
5 Marschner: "Der Sohn"
6 Marschner: "späht er täglich"
7 Marschner: "Vergisst über sie"
8 Marschner: "und tät' sich nur an den Schiffen freu'n"
9 Marschner: "schwanket"
1 Marschner: "so lange"
6. Aus Goethes Faust  [sung text checked 1 time]
[Es war]1 eine Ratt' im Kellernest, [Lebte]2 nur von Fett und Butter, [Hatte]3 sich ein Ränzlein angemäst't, [Als]4 wie der Doctor Luther. Die Köchin hatt' ihr Gift gestellt; Da ward's [so]5 eng' ihr in der Welt, Als [hätte]6 sie Lieb' im Leibe. Sie fuhr herum, sie fuhr heraus Und soff aus allen Pfützen, Zernagt', zerkratzt' das ganze Haus, [Wollt']7 nichts ihr Wüten nützen; Sie tät' gar manchen Ängstesprung, Bald [hatte]8 das arme Tier genung Als hätt' [es]9 Lieb' im Leibe. Sie kam [für]10 Angst am hellen Tag Der Küche zugelaufen, Fiel an den Herd und zuckt' und lag, Und tät erbärmlich schnaufen. Da lachte die [Vergifterin]11 noch: Ha! sie pfeift auf dem letzten Loch, Als [hätte]6 sie Lieb' im Leibe.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), no title, appears in Faust, in Der Tragödie erster Teil (Part I)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Laura Prichard) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Gérard Labrunie) , no title, appears in Le Faust de Goethe [an adaptation]
- IRI Irish (Gaelic) [singable] (Gabriel Rosenstock) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Cantina di Auerbach a Lipsia", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- LIT Lithuanian (Lietuvių kalba) (Giedrius Prunskus) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Goethes Faust, ed. by Calvin Thomas, Boston, D. C. Heath & Co., 1899, page 95.
1 Marschner: "War"2 Marschner: "Lebt'"
3 Busoni, Kreutzer, Radziwill, Wagner: "Hatt' "
4 Marschner: "So"
5 Marschner: "zu"
6 Busoni, Kreutzer, Marschner, Radziwill, Wagner: "hätt'"
7 Marschner, Radziwill: "Wollte"
8 Busoni, Kreutzer, Radziwill, Wagner: "hatt' "
9 Busoni, Kreutzer, Wagner: "sie"
10 Busoni, Kreutzer, Marschner, Radziwill, Wagner: "vor"
11 Busoni, Kreutzer, Wagner: "Vergift'rin"