Der Tag ist hin! Die Nacht ist nicht mehr ferne, im Osten schon des Mondes Licht erwacht, und dann erscheint das Weltenheer der Sterne, verkündigt uns des höchsten Vaters Macht. Sein Auge wacht! Nicht darf die Nacht uns schrecken, wir ruhen sicher unter Gottes Hut. O fürchtet nichts! Lasst euch kein Wahnbild necken, wer Gott vertraut, entschlaf' mit frohem Mut. Die Nacht vergeht! Bald wird es wieder tagen, denn ewig fest bestehet die Natur. Dann lasset froh uns Dank dem Vater sagen, vergelten nicht, wir können danken nur. Einst kommt der Tod! O fürchtet nicht sein Drohen, er ist die Nacht von unser'm Lebenstag. Es ist noch niemals eine Nacht entflohen, ohn' dass ihr folgt ein neuer, heller Tag!
6 Lieder , opus 99
by Heinrich August Marschner (1795 - 1861)
1. Abendlied
2. Geständnis
Ja, du bist es, die ich wähle, offen will ich's hier gesteh'n; hell durchstrahlte es die Seele, als ich, Teure, dich geseh'n. Nichts soll dich von mir je scheiden, nimm ein Wort statt tausend Eiden; alles, alles bist du mir! Seit ich, Holde, dich gesehen, und mich traf dein süßer Blick, ist es um mein Herz geschehen, nimmer kehrt die Ruh' zurück. Mögen Welten uns auch trennen, kann ich niemals mein dich nennen, meine Liebe bleibst du doch! Denn mir lebt ein schönes Hoffen, welches fest im Innern steht: Trennung, die uns hier getroffen, hier gewiss zu Ende geht. Dort in jenen sel'gen Fernen, einstens auf viel schönern Sternen, Liebe, sind wir fest vereint!
3. In dem Himmel ruht die Erde  [sung text not yet checked]
In dem Himmel ruht die Erde, Mond und Sterne halten Wacht, Auf der Erd' ein kleiner Garten Schlummert in der Blumen Pracht. Gute Nacht, gute Nacht! In dem Garten steht ein Häuschen, [Still]1 von Linden überdacht; [Vor dem kleinen]2 Erkerfenster Hält ein [Vogel]3 singend Wacht. Gute Nacht, gute Nacht! In dem Erker schläft ein Mädchen, [Träumet]4 von der Blumenpracht; Ihr im Herzen ruht [der]5 Himmel, D'rin die [Engel]6 halten Wacht. Gute Nacht, gute Nacht!
Text Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "In dem Himmel ruht die Erde", subtitle: "Ständchen", appears in Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde, appears in Lieder, in Frühling und Liebe, first published 1838
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Sotto il cielo la terra riposa", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Note: Lang's manuscript ends with "Gute Nacht, gute Gut!" - presumably a typo.
1 Blodek: "wild"2 Randhartinger, Wolf: "Draußen vor dem"
3 Blodek: "Vöglein"
4 Blodek: "träumend"
5 Lang: "ein"
6 Blodek: "Englein"
4. Weisst, mein Liebchen, du wohl noch  [sung text not yet checked]
Weißt, mein Liebchen, du wohl noch, Wie es dich verdrossen hat, Als das erste Mal ich bat: "Einen Kuß bekomm' ich doch?" Wie du da mich abgewehret Und dein Köpfchen weggekehret, Sprachest: "Ei, wie schickt sich's doch!" Als ich wieder dich gesehn Und dich bat um einen Kuß, Macht' es dir nicht viel Verdruß, Ließ'st dein Köpfchen ruhig stehn; Und ich küßte deine Wangen, Und du sprachst mit leisem Bangen: "Ach, es könnte Jemand sehn!" Kam zum dritten Mal zu dir, Und ich küßte kühn und frei, Und dein Köpfchen ohne Scheu Neigte gar sich her zu mir. Und jetzt küssen wir und küssen, Mögen's alle Leute wissen, Sprichst kein böses Wort dabei.
Text Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Nach und nach", appears in Lieder, in Frühling und Liebe, first published 1844
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5. Wolken, die ihr nach Osten eilt  [sung text not yet checked]
Wolken, die ihr nach Osten eilt, Wo die eine, die Meine weilt, All meine Wünsche, mein Hoffen und Singen Sollen auf eure Flügel sich schwingen, Sollen euch Flüchtige Zu ihr lenken, Daß die Züchtige Meiner in Treuen mag gedenken! Singen noch Morgenträume sie ein, Schwebet leise zum Garten hinein, Senket als Tau euch in schattige Räume, Streuet Perlen auf Blumen und Bäume, Daß der Holdseligen, Kommt sie gegangen, [Alle]1 die fröhlichen Blüten sich öffnen mit lichterem Prangen! Doch vor des Tages verletzender Gluth, Freundliche Wolken, o, nehmt sie in Hut! Wollet in lichtem, in luftigem Schweben Dann einen duftigen Schleier weben: Rufet die spielenden Luftgenossen, Daß von kühlenden Westen werde die Süße umflossen! Und am Abend, in stiller Ruh' Breitet der sinkenden Sonne euch zu! Mögt mit Purpur und Gold euch malen, Mögt in dem Meere von Gluten und Strahlen Leicht sich schwingende Schifflein fahren, Daß sie singende Engel glaubet auf euch zu gewahren. Ja, wohl möchten es Engel sein, [Wäre]2 mein Herz gleich ihrem rein; All' meine Wünsche, mein Hoffen und Singen Zieht ja dahin auf euren Schwingen, Euch, ihr Flüchtigen, Hinzulenken Zu der Züchtigen, Der ich einzig nur mag gedenken!
Text Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Liebesbotschaft", appears in Lieder, in Frühling und Liebe, first published 1844
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Liefdesboodschap", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , no title, copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
1 Schumann: "All' "
2 Schumann: "Wär' "
6. Jetzt weiss ich, warum es mir nirgend gefällt  [sung text not yet checked]
Jetzt weiß ich, warum es mir nirgend gefallt Als einzig allein in dem grünen Wald! - Juchheisa, juchhe, in dem grünen Wald! - Da treibt mich's, wie närrisch zu jauchzen und singen, Als sollt' mir die Kehl in dem Halse zerspringen. Die Leute, die sagen: Ich wär' ein Narr; Thu' nichts darnach fragen! Bin ein lustiger Vogel, - und das ist wahr. Und daß es die Wahrheit, das weiß ich genau, Denn gestern, da kam eine steinalte Frau, - Juchheisa, juchhe! krumm, runzlich und grau! - Die hat mir's gesagt: daß vor tausend von Jahren, Eh' noch meine Seel' in dies Antlitz gefahren, Im Walde leibhaftig Ein Vogel ich war, Und stürbe wahrhaftig Als ein lustiger Vogel, - und das ist wahr! Doch war da noch Eines, das wissen ich wollt', Da war meine Alte zum Kuckuck getrollt! - Juchheisa, juchhe, zum Kuckuck getrollt! - Drum frag' ich es euch nun, ihr seid ja so weise: Ob einst ich ein Spatz, oder Lerch', oder Meise? Doch meint ihr, ich wäre Ein' Nachtigall gar, Dank' schön für die Ehre! Bin ein lustiger Vogel, - und das ist wahr!
Text Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Jetzt weiß ich's", appears in Lieder, in Frühling und Liebe, first published 1844
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