Das Abendglöcklein tönt von ferne so freundlich hell durch Flur und Hain. Wie hört' ich deinen Ruf so gerne, er lud mich sonst zum Liebchen ein. Bei seinem feierlichen Klingen sank sie zuerst mir an das Herz, und oft trug es auf seinen Schwingen die treu'sten Schwüre himmelwärts. Doch jetzt scheint grausam mioch zu höhnen, was sonst zur Freude mich bewegt; bei deinen feierlichen Tönen ward sie ins stille Grab gelegt. Wie oft such' ich die liebe Quelle, doch finde ich das Plätzchen leer, und tönt das Glöcklein noch so helle, mein Liebchen bringt es mir nicht mehr. Erklingt es jetzt im stillen Tale, so rinnet meiner Tränen Lauf. Wann klingst du mir zum letzten Male, wann rufst du mich zu ihr hinauf?
Gesänge und Lieder für Bass (oder Bariton) , opus 124
by Karl Gottlieb Reissiger (1798 - 1859)
1. Das Abendglöcklein
2. Die Kost ist rauh und mager  [sung text not yet checked]
Die Kost ist rauh und mager, Der arme Beutel leer. Auf meinem harten Lager Wälz' ich mich hin und her. Herr, hätt' ich doch zu essen Von deinem Brod und Fisch! Hast du mich denn vergessen An deinem großen Tisch? Ich will ja gern nicht sorgen Wie unzufried'ne Leut: Was werd' ich essen morgen? -- Nur was ich esse heut. Ein Vöglein hör' ich singen, Das weiß es auch noch nicht, Wer ihm wird Futter bringen; Doch singt es sein Gedicht. Von einem Baum zum andern Fliegt es, von Ort zu Ort; So will ich singend wandern In Gottes Namen fort.
Text Authorship:
- by Niklas Müller (1809 - 1875), "Morgenlied eines Handwerksburschen"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Perlen aus dem Schatze deutscher Lyrik, gesammelt von Friedrich Güll, München: Buchhandlung von Christian Kaiser, 1851, page 196.
3. Ach es war so schöne Zeit
Ach, es war so schöne Zeit, wo ist sie geblieben? Lied verwandelt sich in Leid und in Leiden Lieben. Süße, süße Rosenzeit, wo bist du geblieben? Armes Herz, Glück ist nun weit, Hoffnung scheu vertrieben; lerne du dein bitt'res Leid hegen, selig lieben. Süß macht Liebe jederzeit, was in ihr geblieben!
Text Authorship:
- by Wilhelmina Christiane von Chézy, née Klencke (1783 - 1856)
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4. Es ist die erste Liebe nicht
Ich liebt' ein Mädel schön und jung von ganzem, ganzem Herzen, ich liebt' sie mit Begeisterung, mit Lust und Todesschmerzen. Doch ach! Das Schicksal war von Stein, sie sollte nicht mein eigen sein. Da dacht' ich traurig, nun so sei's, so muss ich anders wählen. Die zweite war ein Bild des Mais, könnt' viel von ihr erzählen: Ein schlanker Wuchs, ein hübsch Gesicht, doch war's die erste Liebe nicht. Die dritte schaute lieb mich an mit freundlichem Gemüte, sie zog mich sanft in ihre Bahn durch holder Unschuld Güte. Doch fühlt' ich nichts, ich sah nur Pflicht - es war die erste Liebe nicht. O heil'ge erste Liebe du mit deinen Himmelsgluten, mit deinem Glück ohn' Rast und Ruh', mit deinem Herzensbluten, du einzig göttliches Gedicht, warst du ein bloßes Traumgesicht?
5. Wohlan! ich will wandern  [sung text not yet checked]
Wolan, ich will wandern, Wolan denn, ich geh'! Schatz, such' dir 'nen Andern, Ich sag' dir ade! Mag länger nicht klagen Vergebliche Pein, Mag's länger nicht tragen, Dein Narre zu sein. Will wandern und singen Das Reich entlang. Meine Leier soll klingen So lieblichen Klang: Daß die Frauen mich grüßen - Du grüßtest mich nie! Daß die Mädchen mich küssen - Dann küsse wie sie! In Reim will ich bringen, Wie du mich gequält, Daß die Knaben es singen, Daß die Welt sich's erzählt! Sie sollen dich hassen, Du eisernes Herz, Sie sollen dich lassen In einsamem Schmerz! Dann such' dir nur Einen, Der so treu ist wie ich, Und findest du Keinen -- Schatz, rufe nur mich! Wär' ich weitweg von dannen, Tausend Meilen von hier, Will die Flüglein aufspannen, Will fliegen zu dir! Will dich halten und küssen, O du liebliches Kind, Und die Welt soll es wissen, Wie gut wir uns sind! Schatz, laß mich nicht wandern Nicht ziehen durch's Reich, Du find'st keinen Andern -- O rufe mich gleich!
Text Authorship:
- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), no title, appears in Buch der Liebe, in 2. Zweites Buch, in Frühlingsliebe, no. 5
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Confirmed with Robert Prutz, Buch der Liebe, Dritte Auflage, Leipzig: Verlag von Ernst Keil, 1874, pages 46-48.
Note: The word "Wolan" at the beginning of the first and second lines is usually modernized to "Wohlan."
6. Beim Sternenschein
Abends, wo im Zimmer Um uns andre sind, Still zum Fenster immer Folg' ich meinem Kind; Und zum Himmel ferne Schau'n wir, wo die Sterne Helle Liebesaugen sind. O wie sie erbaulich Auf in's Dunkel schaut, Sich an mich vertraulich Lehnet ohne Laut. -- "Was wir ohne Grauen uns nicht anvertrauen, wird von Sternen uns vertraut. Sternenblicke sagen ihr und mein Geschick, und Gefühle tragen uns zum höchsten Glück. Ewig hält umwunden, was wir rein empfunden bei der reinen Sterne Blick."
Text Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), no title, appears in Lyrische Gedichte, in 3. Liebesfrühling, in 4. Vierter Strauß. Wiedergewonnen [or Entfremdet], no. 9
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7. Der Wandrer und die Wolken
Die Wolken fliehen so schaurig am nächtlichen Himmel einher, der Wanderer ziehet so traurig des dunkeln Weges daher. Sie ziehen vom Sturm getrieben - wohin? Was fragst du darnach? Der Wandrer, von Schmerzen getrieben, er zieht den Wolken nach. Die Sterne sind alle verschwunden, sie lächeln durch Wolken nicht, dem Wandrer sein Hoffen geschwunden, denn Liebe lächelt ihm nicht. Ihr Wolken, Wolken könnt weinen, in Tränen euch Tröstung fließt: Der Wandrer, er kann nicht weinen, weil er zu elend ist.
8. Farewell  [sung text not yet checked]
'Adieu, adieu! my native shore Fades o'er the waters blue; The Night-winds sigh, the breakers roar, And shrieks the wild sea-mew. Yon Sun that sets upon the sea We follow in his flight; Farewell awhile to him and thee, My native Land -- Good Night! [ ... ] 'Let winds be shrill, let waves roll high, I fear not wave nor wind; Yet marvel not, Sir Childe, that I Am sorrowful in mind; For I have from my father gone, A mother whom I love, And have no friend, save these alone, But thee -- and one above. [ ... ] 'And now I'm in the world alone, Upon the wide, wide sea; But why should I for others groan, When none will sigh for me? Perchance my dog will whine in vain, Till fed by stranger hands; But long ere I come back again He'd tear me where he stands. 'With thee, my bark, I'll swiftly go Athwart the foaming brine; Nor care what land thou bear'st me to, So not again to mine. Welcome, welcome, ye dark blue waves! And when you fail my sight, Welcome ye deserts, and ye caves! My native land -- Good Night!'
Text Authorship:
- by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), no title, appears in Childe Harold's Pilgrimage, a Romaunt: and other Poems, in Childe Harold's Pilgrimage, in 1. Canto the First, Canto I, first published 1812
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Alexis Paulin Pâris) , "Adieu, adieu! ma terre natale"
8. Farewell
Leb' wohl, leb' wohl, mein Mutterland, schweb' über Wässern blau, der Nachtwind pfeift gejagt zum Strand und schreckt die Möwe grau. Der Sonne, die dort winkend mir ins Meer versinkt voll Pracht: Ihr dies mein Lebewohl, wie dir, mein Heimatland, gut' Nacht. ... Heul' auf der Sturm, braus' auf das Meer, nicht scheu' ich Wog' und Wind. O staunet, Freunde, nicht so sehr, wenn ihr mich traurig find't. Fort muss ich von dem Vater mein, vom Mutterherzen fort; hab' niemand sonst als sie allein und euch und Gott zum Hort. ... Ich bin jetzt in der Welt allein auf weiter, weiter See! Soll And'rer Schmerz der meine sein, da keinen rührt mein Weh'? niocht klag' ich ob vergang'nem Schmerz, nicht, dass Gefahr sich naht, mein größtes Leid ist, dass mein Herz nichts zu beweinen hat. Mit dir, mein Schifflein, schnell bewegt, durch Wogenschwall zum Strand! Gleichviel, wohin dein Lauf mich trägt, nur nicht zum Mutterland. Gegrüßt mir, dunkle Welle, sei, und ist die Fahrt vollbracht, gegrüßt dann, Höhl' und Wüstenei - mein Heimatland, gut' Nacht.
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
Based on:
- a text in English by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), no title, appears in Childe Harold's Pilgrimage, a Romaunt: and other Poems, in Childe Harold's Pilgrimage, in 1. Canto the First, Canto I, first published 1812
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