Acht Lieder , opus 36

by August Reuss (1871 - 1935)

1. Sehnsüchtige Melodie [sung text not yet checked]

Wie eine windgewiegte Blüte 
So ist mein Herz der Unrast voll 
Und sehnt sich sehr nach Frauengüte, 
Die seinen Schmerz verklären soll.  

Nach Händen, die wie Lilien leuchten 
Und kühl wie goldne Schalen sind, 
In die das Leid mit tränenfeuchten 
Verbangten Tropfen niederrinnt. 

Es träumt von einer Dämmerstunde, 
Da Büßernot in Worten brennt, 
Und träumt von einem milden Munde, 
Der nur das Wort Vergebung kennt.  

Wie eine windgewiegte Blüte 
So ist mein Herz der Unrast voll 
Und sehnt sich sehr nach Frauengüte, 
Die seinen Schmerz verklären soll. 

Mein Herz träumt von den sanften Frauen, 
Wie Fremde von der fernen Stadt, 
Weil es viel Schweres zu vertrauen, 
Viel Sünden zu verkünden hat. 

Authorship:

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Confirmed with Stefan Zweig, Die frühen Kränze, zweite Auflage, Leipzig: Insel-Verlag, 1917. Appears in Die Lieder des Abends. Confirmed with e-book reprint by BookRix, München, 2017


Researcher for this text: Melanie Trumbull

2. Der Dichter [sung text checked 1 time]

Schöne Verse einer Dame zu Ehren,
Lustige Schwänke mit Worten, die silbern lachen,
Abenteuer und Fabeln will ich euch lehren
Von Helden, Frauen, Schwänen und bösen Drachen.

Aber von jenen Dingen, 
Die in der Nacht aus dumpfem Traum
Traurig und sehnlich steigen
Und von denen allein zu singen
Alle Saiten der Seele begehren,
Von denen will ich euch lehren
Zu schweigen.

Authorship:

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , "The poet", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le poète", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission

Confirmed with Hermann Hesse, Sämtliche Werke, herausgegeben von Volker Michels, Band 10 Die Gedichte, bearbeitet von Peter Huber, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2002, page 142.


Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]

3. Wanderschaft [sung text checked 1 time]

Im Walde blüht der Seidelbast,
Im [Graben]1 liegt [noch]2 Schnee;
Das du mir heut' geschrieben hast,
Das Brieflein tat mir weh.

[Jetzt]3 schneid' ich einen Stab im Holz;
Ich weiß ein ander Land,
Da sind die [Jungfern]4 nicht so stolz
[Dem Lieben]5 abgewandt.

Im Walde blüht der Seidelbast,
Kein Brieflein tut mir weh,
Und das du mir geschrieben hast,
Schwimmt draußen auf dem See, 
Schwimmt draußen auf dem Bodensee, 
Ja draußen auf dem See.

Authorship:

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  • ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Randonnée", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission

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Confirmed with Hermann Hesse, Sämtliche Werke, herausgegeben von Volker Michels, Band 10 Die Gedichte, bearbeitet von Peter Huber, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2002, page 143.

1 Frommlet: "Garten"
2 Brugk: "der"
3 Löffler: "Nun"
4 Brugk: "Mädchen"
5 Hess: "Der Liebe"

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Peter Donderwinkel , Sharon Krebs [Guest Editor]

4. Wenn du in meinen Garten kommst [sung text checked 1 time]

Wenn du in meinen Garten kommst,
so will ich dir ein Kränzlein binden
von Nelken und Gelbveigelein.

Wenn du in meinen Garten kommst,
so will ich Blumenketten winden
und Rosen dir zu Füßen streu'n.

Wenn du in meinen Garten kommst,
so will ich dich mit Ranken binden
und nimmer sollst du dich befrei'n.

Wenn du in meinen Garten kommst,
dann wirst du meine Seele finden,
dann bist du mein.

Authorship:

Researcher for this text: Harry Joelson

5. Vergiß es nicht! [sung text checked 1 time]

Es ist kein Tag so streng und heiß,
Des sich der Abend nicht erbarmt,
Und den nicht gütig, lind und leis
Die mütterliche Nacht umarmt.

Auch Du, mein Herz, getröste dich,
So heiß dein Sehnen dich bedrängt,
Die Nacht ist nah, die mütterlich
In sanfte Arme dich empfängt.

Es wird ein Bett, es wird ein Schrein
Dem ruhelosen Wandergast
Von fremder Hand bereitet sein,
Darin du endlich Ruhe hast.

Vergiß es nicht, mein wildes Herz,
Und liebe sehnlich jede Lust
Und liebe auch den bittern Schmerz,
Eh du für immer ruhen mußt.

Es ist kein Tag so streng und heiß,
Des sich der Abend nicht erbarmt,
Und den nicht gütig, lind und leis
Die mütterliche Nacht umarmt.

Authorship:

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  • ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Ne l'oublie pas", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission

Confirmed with Hermann Hesse, Sämtliche Werke, herausgegeben von Volker Michels, Band 10 Die Gedichte, bearbeitet von Peter Huber, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2002, page 158.


Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]

6. Allein [sung text checked 1 time]

[Es führen über die Erde]1 
Straßen und Wege viel,
Aber alle haben 
Dasselbe Ziel.

Du kannst reiten und fahren 
Zu zweien und zu drein,
Den letzten Schritt mußt du
Gehen allein.

Drum ist kein Wissen 
[Noch]2 Können so gut,
Als daß man alles Schwere 
Alleine tut.

Authorship:

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  • ENG English [singable] (Walter A. Aue) , "Alone", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
  • ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Seul", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
  • SAN Sanskrit (संस्कृतम्) (Holger Christian Teipel-Jahr) , "एकाकी", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission

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Confirmed with Hermann Hesse, Sämtliche Werke, herausgegeben von Volker Michels, Band 10 Die Gedichte, bearbeitet von Peter Huber, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2002, page 170.

1 Steinert: "Über die Erde führen"
2 Kilpinen: "Und"

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]

7. Feierabend [sung text not yet checked]

Das ist das Glück: am Feierabend müd
Im Bänklein sitzen und ins Weite lauschen,
Wo am Gebirg der Abendglast verglüht
Und ferne [Wälder]1 ihren Frieden rauschen.

Hinträumend wandelt in die alten Zeit
Und scheu dein stillgewordner Wunsch zurück
Zu lang verglühten Träumen, Wonnen, Leiden
Und Jugendhoffnungen ...... Das war das Glück.

Authorship:

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , "In the evening after work", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Fin de journée", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission

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Confirmed with Unterwegs. Gedichte von Hermann Hesse, München: Georg Müller Verlag, 1911, page 42.

1 "Ströme" in a later publication (Hermann Hesse, Sämtliche Werke, herausgegeben von Volker Michels, Band 10 Die Gedichte, bearbeitet von Peter Huber, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2002, page 159)

Research team for this text: Sharon Krebs [Guest Editor] , Pierre Mathé [Guest Editor]

8. Das Lächeln [sung text not yet checked]

Es gibt so trübe Tage 
voll Wehmut und voll Klage, 
wie ohne Glanz und Schein  --  
und doch mit einmal zage 
schleicht sich ein Lächeln schüchtern ein.  

Es steht wie in der Ecken 
und ist kaum zu entdecken, 
ist ganz wie ohne Grund  --  
und läßt sich doch nicht schrecken 
von dem noch schmerzverzognen Mund.  

Du bist so wundgerissen, 
willst noch von ihm nicht wissen 
und wendest dich davon  --  
und stehst mit Haupt und Füßen 
doch ganz in seinem Leuchten schon. 

Authorship:

Confirmed with Will Vesper, Der blühende Baum, München: Oskar Beck, 1916, page 27.


Researcher for this text: Melanie Trumbull