Das Herz ist gewachsen. Es pocht in der Brust, Als wollt' es den Busen durchschlagen. Welch holdes Verlangen! Welch schmerzliche Lust! Was fühl'ich, und darf es sagen? Es schmettert so lieblich und feurig der Fink' Wohl unter den blühenden Hagen. Es äugeln die Sternlein mit zärtlichem Wink, Und scheinen mich liebend zu fragen. Bald freiet die Schwester. Sie athmet so bang Als hätte sie Leides zu klagen. Doch hört sie im Wäldchen des Freiers Gesang, Dann schwindet ihr sinniges Zagen. O möchten zur Ruh, mit den Herzen so warm, Die fliehenden Wolken mich tragen! Wohl wollte ich kühnlich an freundlichen Arm Durch Wellen und Flammen mich vagen. Ach, weh mir! Was wallet so stürmisch das Blut, Als wollt'es den Busen durchschlagen? Was brennt auf den Wangen die zehrende Glut... O könnt'ich's der Mutter nur klagen!
Sechs deutsche Lieder , opus 41
by Louis [Ludwig] Spohr (1784 - 1859)
1. Des Mädchens Sehnsucht
2. Lied aus Aslauga's Ritter
«Ach, wär' ich nur Ein Vögelein! Das darf die Flur Durchklingen fein Gar mannigfalt Mit Allem, mit Allem, was in ihm schallt!» «Ach möcht' ich blühn Als Blume rein! Die darf das Grün Durchhauchen fein So fromm und mild Mit Allem, mit Allem, was in ihr quillt!» «So bin ich nur Ein Rittersmann, Auf hoher Spur In Acht und Bann, Und nehm' hinab Mein Alles, mein Alles, verstummt ins Grab.» --
Text Authorship:
- by Friedrich Heinrich Karl, Freiherr de La Motte-Fouqué (1777 - 1843), no title, appears in Aslauga's Ritter, Fünftes Kapitel (chapter 5)
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- FRE French (Français) (Jacques L'oiseleur des Longchamps) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
3. An Mignon
Über [Thal und Fluß]1 getragen, Ziehet rein der Sonne Wagen. Ach, sie regt in ihrem Lauf, So wie deine, meine Schmerzen, Tief im Herzen, Immer morgens wieder auf. Kaum will mir die Nacht noch frommen, Denn die Träume selber kommen Nun in trauriger Gestalt, Und ich fühle dieser Schmerzen, Still im Herzen, Heimlich bildende Gewalt. Schon seit manchen schönen Jahren Seh' ich unten Schiffe fahren; Jedes kommt an seinen Ort; Aber ach, die steten Schmerzen, Fest im Herzen, Schwimmen nicht im Strome fort. Schön in Kleidern muß ich kommen, Aus dem Schrank sind sie genommen, Weil es heute Festtag ist; Niemand [ahnet]2, daß von Schmerzen Herz im Herzen Grimmig mir zerrissen ist. Heimlich muß ich immer weinen, Aber freundlich kann ich scheinen Und sogar gesund und roth; Wären tödtlich diese Schmerzen Meinem Herzen, Ach, schon lange wär ich todt.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "An Mignon", written 1796, first published 1798
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "A Mignon", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Aan Mignon", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "To Mignon", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "À Mignon", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
4. Klagelied von den drei Rosen
Drei Rosen hielt ich in Händen, um eine der Liebsten zu spenden, der schönen Amade; o weh! o weh! Die eine war gelb, die zweite mit Nelken und Purpur im Streite, die dritte weißer als Schnee; o weh! o weh! Da kam, da kam es gegangen, mein Mädchen, mit blühenden Wangen, wie eine bezaubernde Fee; o weh! o weh! Sie wählte der Unschuld Rose, schnell wurde die Farbenlose entblättert! hm! ich versteh! o weh! o weh! Und als sie die purpurne faßte, die Blume der Liebe erblaßte, wie Blüthenkelche am Schnee; o weh! o weh! Die Blume der Falschheit blieb über. "O gieb doch, gieb mir die, Lieber!" Dein Wille, du Schönste, gescheh! o weh! o weh! Die gelbe verlor nicht ein Blättchen, frisch blühte sie an dem Korsettchen der falschen Amadee! Ade! Ade! Ade!
Text Authorship:
- by Christian Karl Ernst Wilhelm Buri (1758 - 1820)
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5. Der erste Kuss
Die Lippe brennt, die Wange glüht, Verlangen sprüht das düstere Auge in Thränen; wer kühlt die Gluth, wer stillt das Blut, wo endet das endlose Sehnen? Das Wort erstirbt, die Seele bebt, verzagend hebt das Herz sich in hoffender Liebe, wer hemmt die Fluth, wer stärkt den Muth, wer hellet die nächtliche Trübe? Das Leben blüht, es ruft die Lust! an Liebchens Brust wohnt selige Ruhe hinieden; der Liebe Gruß, der erste Kuß bringt kosend den himmlischen Frieden.
6. Vanitas! Vanitatum vanitas
Ich hab' Meine Sach auf Nichts gestellt, Juchhe! Drum ist so wohl mir in der Welt; Juchhe! Und wer will mein Kam'rade seyn, Der stoße mit an, der stimme mit ein Bei dieser Neige Wein. Ich stellt' meine Sach auf Geld und Gut, Juchhe! Darüber verlor ich Freud' und Muth, O weh! Die Münze rollte hier und dort, Und hascht' ich sie an einem Ort, Am andern war sie fort. Auf Weiber stellt' ich nun Meine Sach, Juchhe! Daher mir kam viel Ungemach, O weh! Die Falsche sucht' sich ein ander Theil, Die Treue macht' mir Langeweil, Die Beste war nicht feil. Ich stellt' Meine Sach auf Reis' und Fahrt, Juchhe! Und ließ meine Vaterlandesart; O weh! Und mir behagt' es nirgends recht, Die Kost war fremd, das Bett war schlecht, Niemand verstand mich recht. Ich stellt' Meine Sach auf Ruhm und Ehr, Juchhe! Und sieh', gleich hat ein andrer mehr; O weh! Wie ich mich hatt' hervorgethan, Da sah'n die Leute scheel mich an, Hatte Keinem recht gethan. Ich setzt' Meine Sach auf Kampf und Krieg, Juchhe! Und uns gelang so mancher Sieg; Juchhe! Wir zogen in Feindes Land hinein, Dem Freunde sollt's nicht viel besser seyn, Und ich verlor ein Bein. Nun hab' ich Meine Sach auf Nichts gestellt, Juchhe! Und mein gehört die ganze Welt; Juchhe! Zu Ende geht nun Sang und Schmaus; Nur trinkt mir alle Neigen aus, Die letzte muß heraus!
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Vanitas! Vanitatum vanitas", written 1806
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission