Augen, meine lieben Fensterlein, Gebt mir schon so lange [holden]1 Schein, Lasset freundlich Bild um Bild herein: Einmal werdet ihr verdunkelt sein! Fallen einst die müden Lider zu, Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh'; Tastend streift sie ab die Wanderschuh', Legt sich auch in ihre finstre Truh'. [Noch]2 zwei Fünklein sieht sie glimmend stehn Wie zwei Sternlein, innerlich zu sehn, Bis sie schwanken [und dann auch vergehn]3 Wie von eines Falters Flügelwehn. Doch noch wandl' ich auf dem Abendfeld, Nur dem sinkenden Gestirn gesellt: Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, Von dem goldnen Überfluß der Welt!
Drei Abendlieder , opus 42
by (Carl Theodor) Oskar Ulmer (1883 - 1966)
1. Abendlied  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Abendlied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "Evening song", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant du soir", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gesammelte Gedichte von Gottfried Keller, Erster Band, J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart und Berlin, 1902, page 43.
1 Thuille: "hellen"2 Thuille: "Nur"
3 Marx: "und vergehn"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Caroline Diehl
2. Abends  [sung text checked 1 time]
Abends gehn die Liebespaare Langsam durch das Feld, Frauen lösen ihre Haare, Händler zählen Geld, Bürger lesen bang das Neuste In dem Abendblatt, Kinder ballen kleine Fäuste, Schlafen tief und satt. Jeder tut das einzig Wahre, Folgt erhabner Pflicht, Säugling, Bürger, Liebespaare -- Und ich selber nicht? Doch! Auch meiner Abendtaten, Deren Sklav' ich bin, Kann der Weltgeist nicht entraten, Sie auch haben Sinn. Und so geh ich auf und nieder, Tanze innerlich, Summe dumme Gassenlieder, Lobe Gott und mich, Trinke Wein und phantasiere, Daß ich Pascha wär, Fühle Sorgen an der Niere, Lächle, trinke mehr, Sage ja zu meinem Herzen (Morgens geht es nicht), Spinne aus vergangenen Schmerzen Spielend ein Gedicht, Sehe Mond und Sterne kreisen, Ahne ihren Sinn, Fühle mich mit ihnen reisen Einerlei wohin.
Authorship:
- by Hermann Hesse (1877 - 1962), "Abends", written 1918
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Al vespre", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "In the evening", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le soir", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
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Confirmed with Hermann Hesse, Sämtliche Werke, herausgegeben von Volker Michels, Band 10 Die Gedichte, bearbeitet von Peter Huber, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2002, pages 248-249.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Abendlied  [sung text not yet checked]
Der Mond ist aufgegangen, [Die goldnen Sternlein prangen]1 Am Himmel hell und klar. Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget Der weisse Nebel wunderbar. Wie ist die Welt so stille, Und in der Dämmrung Hülle So traulich und so hold! Als eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt. Seht ihr den Mond dort stehen? - Er ist nur halb zu sehen, Und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen, Weil unsre Augen sie nicht sehn. Wir stolze Menschenkinder Sind eitel arme Sünder, Und wissen gar nicht viel. Wir spinnen Luftgespinnste Und suchen viele Künste, Und kommen weiter von dem Ziel. Gott, laß [uns dein Heil]2 schauen, Auf nichts Vergänglichs trauen, Nicht Eitelkeit uns freun! Laß uns einfältig werden, Und vor dir hier auf Erden Wie Kinder fromm und fröhlich seyn! * * * Wollst endlich sonder Grämen Aus dieser Welt uns nehmen Durch einen sanften Tod! Und, wenn du uns genommen, Laß uns [im]3 Himmel kommen, Du [unser Herr und unser]4 Gott! So legt euch denn, ihr Brüder, In Gottes Namen nieder; Kalt ist der Abendhauch. Verschon' uns, Gott! mit Strafen, Und laß uns ruhig schlafen! Und unsern kranken Nachbar auch!
Authorship:
- by Matthias Claudius (1740 - 1815), "Abendlied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Avondlied", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Evening Song", copyright ©
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Evening song", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant du soir", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Canto della sera", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with ASMUS omnia sua SECUM portans, oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen, IV. Theil. Beym Verfasser, und in Commißion bey Friedrich Perthes in Hamburg. [1782], pages 91-92; with Poetische Blumenlese für das Jahr 1779. Herausgegeben von Joh. Heinr. Voß. Hamburg, bei Carl Ernst Bohn, pages 184-186; and with Johann Gottfried Herder's Volkslieder. Nebst untermischten andern Stücken. Zweyter Theil. Leipzig, in der Weygandschen Buchhandlung, 1779, pages 297-298.
Note: Herder's Volkslieder prints only the first five stanzas, and Claudius (in his ASMUS complete edition) separates the first five stanzas with three asterisks from the remaining two.
1 This line is a quotation from Paul Gerhardt's 'Nun ruhen alle Wälder' (a text in the same verse form used by Claudius here)2 Geisler, Gernsheim, Schubert: "dein Heil uns"
3 Claudius (Musenalmanach), Geisler, Gernsheim: "in"
4 Claudius (Musenalmanach): "lieber treuer frommer"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Malcolm Wren [Guest Editor] , Peter Rastl [Guest Editor]