Tief, tief im Menschenherzen, Nicht mehr erreicht von Schmerzen, Von wunderbarem Licht erhellt, Liegt eine innre stille Welt. Da blühet weltverborgen, Bethaut vom Äthermorgen, Des Edlen Keim im Rosenlicht; Und Haß und Neid zertritt ihn nicht. Da wird euch, Freundschaftsstunden, Ein ew'ger Kranz gewunden; Da löst der Ton, den Schmerz erzwang, Sich auf in Harmoniegesang. Gibt dieses Leben Frieden? Wo blüht ein Glück hienieden? Wer dich, du innre Welt, nicht kennt, Ist arm, wie reich man ihn auch nennt. O, Welt in meinem Herzen! Am heissen Tag der Schmerzen Fand ich die stillverborgne Thür, Fand ich den leisen Pfad zu dir. Wenn nun des Lebens Schwere Mich drückt, und schreckt die Leere, Wenn weit umher mir nichts gefällt, Flieh ich zu dir, o stille Welt! Wenn auf des Lebens Höhen Des Zweifels Stürme wehen, Und schier an nichts mein Glaube hält, Flieh ich zu dir, o stille Welt! Wenn mir, vom Glück verlassen, Der Freuden Stern' erblassen, Wenn manches wankt und manches fällt, Flieh ich zu dir, o stille Welt! Du, die ich in mir trage, Du Sammlerin der Tage Die keine Reue mir vergällt, O, sei mir heilig, stille Welt!
Sechs Lieder mit Begleitung des Pianoforte , opus 3
by Karl Friedrich Ludwig Hellwig (1773 - 1838)
1. Die stille Welt
Text Authorship:
- by Aloys Wilhelm Schreiber (1761 - 1841), "Die stille Welt"
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Confirmed with Isis: Eine Monatschrift von deutschen und schweizerischen Gelehrten, erster Band, Zürich: Orell, Füßli und Comp., 1805, page 96.
2. An die Entfernte
So hab ich wirklich dich verloren, Bist du, o Schöne, mir entflohn? Noch klingt in den gewohnten Ohren Ein jedes Wort, ein jeder Ton. So wie des Wandrers Blick am Morgen Vergebens in die Lüfte dringt, Wenn, in dem blauen Raum verborgen, Hoch über ihm die Lerche singt: So dringet ängstlich hin und wieder Durch Feld und Busch und Wald mein Blick; Dich rufen alle meine Lieder; O komm, Geliebte, mir zurück!
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "An die Entfernte", written 1778, first published 1789
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "A la allunyada", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Aan de vertrokkene", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "To the distant one", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "À celle qui est loin", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "A colei che se n'è andata", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Ariel E. Ramos) , "A la distante", copyright © 2004, (re)printed on this website with kind permission
3. Frühzeitiger Frühling
Tage der Wonne Kommt ihr so bald? Schenkt mir die Sonne, Hügel und Wald? Reichlicher fließen Bächlein zumal. Sind es die Wiesen Ist es das Thal? Blauliche Frische! Himmel und Höh! Goldene Fische Wimmeln im See. Buntes Gefieder Rauschet im Hain; Himmlische Lieder Schallen darein. Unter des Grünen Blühender Kraft, Naschen die Bienen Summend am Saft. Leise Bewegung Bebt in der Luft, Reizende Regung, Schläfernder Duft. Mächtiger rühret Bald sich ein Hauch, Doch er verlieret Gleich sich im Strauch. Aber zum Busen Kehrt er zurück. Helfet, ihr Musen, Tragen das Glück! Saget seit gestern Wie mir geschah? Liebliche Schwestern, Liebchen ist da!
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Frühzeitiger Frühling", written 1801, first published 1803
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Primavera precoç", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- CHI Chinese (中文) [singable] (Dr Huaixing Wang) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Vroege lente", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Early spring", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Printemps précoce", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- FRL Friulian (Ermes Culos) , "Buntìmp di primavera", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , "Πρώιμη άνοιξη", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
4. Die Sehnsucht
Der Jüngling jagt durch die Felsenkluft, Ihm brennen die Lippen, die Wangen, Und rastlos sucht er, und schaut, und ruft Kein Wesen enthüllt sein Verlangen. Die Echo gibt ihm sein Wort zurück, Doch flieht er ihr leeres Gewimmer; Die Ferne tritt nicht vor seinen Blick, Und höret den Bittenden nimmer! Er nimmt die Laute mit leiser Hand, Sein Busen wird weiter und freier, Und Himmelstöne, ihm unbekannt, Entlockt er der zitternden Leier. Und nicht mehr schweifet der Blick so wild, Die Qualen des Tiefsten entweichen; Er schaut der Fernen verklärtes Bild -- Nur kann er sie hier nicht erreichen!
Text Authorship:
- by (Ferdinand August) Otto Heinrich, Graf von Loeben (1786 - 1825), "Sehnsucht"
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5. Ich denke Dein
Ich denke Dein, wenn schöpferlich die Sonne Empor am grauen Morgenhimmel steigt, Und wenn die Kelche neuer Lebenswonne Der junge Lenz erstorbnen Fluren reicht. Ich denke Dein, wenn seines Brandes Fluthen Herniedergießt des Mittags Flammenstrahl, Und wenn, entflohn den sommerlichen Gluthen, Mit Kühlung labt uns heitrer Freunde Mahl. Ich denke dein, wenn Phöbus scheidend nieder In's Meer auf goldner Abendwolke sinkt, Und wenn die Pfirsche, wenn die Traube wieder Mir an dem herbstlichen Geländer winkt. Ich denke dein, wenn Mond und Sterne schimmern Hoch an der Schöpfung nächtlichem Azur, Und wenn des Eises Diamanten flimmern Am Prachtgewand der winterlichen Flur. So rufen mich des Lebens alle Zeiten Zur dir, zu Dir mit süßem Drang zurück, Und selbst die leise Bebung dieser Saiten Erschuf mir nur dein liebevoller Blick.
Text Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), "Ich denke Dein", subtitle: "In der Freundin Gegenwart gedichtet"
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Note (provided by Melanie Trumbull): for centuries, publishers and catalog editors have presented this song's lyric author as "A. Mahknann", but this is a typo. The poem also appears to have been left out of S. August Mahlmann's collected and complete works. The poem was first published in the periodical of which the author was also the editor at the time.