Ich sitz auf einem falschen Schiff. Von allem, was wir tun und treiben, und was wir in den Blättern schreiben, stimmt etwas nicht: Wort und Begriff. Der Boden schwankt. Wozu? Wofür? Kunst. Nicht Kunst. Lauf durch viele Zimmer. Nie ist das Ende da. Und immer stößt du an eine neue Tür. Es gibt ja keine Wiederkehr. Ich mag mich sträuben und mich bäumen, es klingt in allen meinen Träumen: Nicht mehr. Wie gut hat es die neue Schicht. Sie glauben. Glauben unter Schmerzen. Es klingt aus allen tapfern Herzen: Noch nicht. Ist es schon aus? Ich warte stumm. Wer sind Die, die da unten singen? Aus seiner Zeit kann Keiner springen. Und wie beneid ich Die, die gar nicht ringen Die habens gut. Die sind schön dumm.
Drei mal Drei Lieder nach Tucholsky, Heine und Goethe
Song Cycle by Hans Martin Gräbner (b. 1967)
1. Zweifel  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Kurt Tucholsky (1890 - 1935), written 1925
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]2. Friedens‑Weihnachten  [sung text checked 1 time]
Der Weihnachtsengel schwebt ins Zimmer, Leise, ganz leis, Es strahlt um ihn ein heller Schimmer In Nacht und Eis. Er weht um die Kerzen. Er weht um den Baum. Es träumen die Kinder den Weihnachtstraum. Der Weihnachtsengel prüft die Gaben Kinderlein seht! Und wer soll diesen Helm da haben, der blinkend steht? Er ist für den jüngsten Knaben im Haus Der Himmlische zieht seine Stirne kraus Der Weihnachtsengel probt zum Scherze eben den Helm. Der blitzt noch kurz in Glanz der Kerze Dann lacht der Schelm und spricht: "Von allen diesen Gaben den Helm soll Michel nie mehr haben!"
Authorship:
- by Kurt Tucholsky (1890 - 1935), written 1919
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]3. Mit einem japanischen Gott  [sung text checked 1 time]
Da hockt der dicke Gott und grinst, der schwere Bauch in düstern Falten . . . und über des Geschickes Walten sitzt jener ruhig da und blinzt . . . O Wandrer, lüfte deinen Hut! Denn dieser strebt zum Idealen. Was weiß er von des Denkens Qualen? Er existiert und damit gut!
Authorship:
- by Kurt Tucholsky (1890 - 1935)
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]4. Warnung  [sung text checked 1 time]
Solche Bücher läßt du drucken! Teurer Freund, du bist verloren! Willst du Geld und Ehre haben, Mußt du dich gehörig ducken. Nimmer hätt ich dir geraten, So zu sprechen vor dem Volke, So zu sprechen von den Pfaffen Und von hohen Potentaten! Teurer Freund, du bist verloren! Fürsten haben lange Arme, Pfaffen haben lange Zungen, Und das Volk hat lange Ohren!
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Warnung", appears in Neue Gedichte, in Zeitgedichte, no. 3
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English [singable] (Peter Palmer) , "Warning", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
5. Du liegst mir so gern im Arme  [sung text checked 1 time]
Du liegst mir so gern im Arme, Du liegst mir am Herzen so gern! Ich bin dein ganzer Himmel, Du bist mein liebster Stern. Tief unter uns da wimmelt Das närrische Menschengeschlecht; Sie schreien und wüten und schelten, Und haben Alle Recht. Sie klingeln mit ihren Kappen Und zanken ohne Grund; Mit ihren Kolben schlagen Sie sich die Köpfe wund. Wie glücklich sind wir beide Daß wir von ihnen so fern - Du birgst in deinem Himmel Das Haupt, mein liebster Stern!
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Neue Gedichte, in Verschiedene, in Katharina, no. 4
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
6. Fragen  [sung text checked 1 time]
Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer Steht ein Jüngling-Mann, Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel, Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen: "O löst mir das Rätsel des Lebens, Das qualvoll uralte Rätsel, Worüber schon manche Häupter gegrübelt, Häupter in Hieroglyphenmützen, Häupter in Turban und schwarzem Barett, Perückenhäupter und tausend andre Arme, schwitzende Menschenhäupter - Sagt mir, was bedeutet der Mensch? Woher ist er kommen? Wo geht er hin? Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?" Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmel, Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken, Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt, Und ein Narr wartet auf Antwort.
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Fragen", appears in Buch der Lieder, in Die Nordsee, in Zweiter Zyklus, no. 7, first published 1825-6
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emma Lazarus) , "Question", appears in Poems and Ballads of Heinrich Heine, first published 1881
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Questions", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
7. Prooemion  [sung text checked 1 time]
Im Namen dessen, der sich selbst erschuf! Von Ewigkeit in schaffendem Beruf; In Seinem Namen, der den Glauben schafft, Vertrauen, Liebe, Tätigkeit und Kraft; In jenes Namen, der, so oft genannt, Dem Wesen nach blieb immer unerkannt: So weit das Ohr, so weit das Auge reicht, Du findest nur Bekanntes, das ihm gleicht, Und deines Geistes höchster Feuerflug Hat schon am Gleichnis, hat am Bild genug; Es zieht dich an, es reißt dich heiter fort, Und wo du wandelst, schmückt sich Weg und Ort; Du zählst nicht mehr, berechnest keine Zeit, Und jeder Schritt ist Unermeßlichkeit.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), written 1815-16, appears in Goethe's Werke. Vollständige Ausgabe, letzter Hand, Band III, in 3. Gott und Welt
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]8. Natur und Kunst  [sung text checked 1 time]
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen, Und haben sich, eh' man es denkt, gefunden; Der Widerwille ist auch mir verschwunden, Und beide scheinen gleich mich anzuziehen. Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen! Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden; Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden, Mag frei Natur im Herzen wieder glühen. So ist's mit aller Bildung auch beschaffen: Vergebens werden ungebundne Geister Nach der Vollendung reiner Höhe streben. Wer Großes will, muß sich zusammenraffen: In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister, Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), written 1802, appears in Was wir bringen
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]9. Wandrers Nachtlied  [sung text checked 1 time]
Der1 du [von dem Himmel]2 bist, [Alles Leid]3 und Schmerzen [stillest]4, Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit [Erquickung füllest]5, Ach ich bin des Treibens müde! [Was soll all der Schmerz und Lust?]6 Süßer Friede, Komm, ach komm in [meine]7 Brust!
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Wandrers Nachtlied", written 1776, first published 1780
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- AFR Afrikaans [singable] (Robert Schall) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- CHI Chinese (中文) [singable] (Dr Huaixing Wang) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Trekkers nachtlied", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Wanderer's night song", copyright ©
- ENG English (Edgar Alfred Bowring) , "The wanderer's night-song", appears in The Poems of Goethe, first published 1853
- ENG English [singable] (Charles Fonteyn Manney) , "O thou who from heaven art", first published 1911
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le chant de nuit du voyageur I", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRL Friulian (Ermes Culos) , "Tu ch'i ti vèns dal paradìs", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- HUN Hungarian (Magyar) (Tamás Rédey) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Canto notturno del viandante II", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Lewis Grenville) , "La cancion nocturna del caminante", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Erster Band. Stuttgart und Tübingen, in der J.G. Cotta'schen Buchhandlung. 1827, page 109.
First published in Christliches Magazin Herausgegeben von Joh. Konrad Pfenninger, Dritter Band, 1780, page 243, with the musical setting by Ph. Ch. Kayser.
1 Backer-Grøndahl’s score has a comma after this word (likely a typo)2 Kirchner: "von den Himmeln"; Hiller, Milcke: "vom Himmel" (further changes may exist not shown above)
3 Rust: "Kummer, Leid"
4 Schubert: "stillst"
5 Schubert: "Entzückung füllst"
6 Rust: "Bangen Schmerzes, wilder Lust,"; Arnim and J. Marx: "Was soll all der Schmerz, die Lust?"
7 Backer-Grøndahl: "meiner" (likely a typo)
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Peter Rastl [Guest Editor]