Sechs Gesänge mit Begleitung des Pianoforte in Musik gesetzt von Jos. Rösler. Zweite Sammlung

Song Cycle by Ján Josef Rösler (1771 - 1813)

1. Lied des alten Harfners aus Wilhelm Meisters Lehrjahre [sung text not yet checked]

Wer sich der Einsamkeit ergibt
Ach! der ist bald allein,
Ein jeder lebt, ein jeder liebt,
Und läßt ihn seiner [Pein]1.

Ja, laßt mich meiner [Qual]2!
Und kann ich nur einmal
Recht einsam seyn,
Dann bin ich nicht allein.

Es schleicht ein Liebender lauschend [sacht]3!
Ob seine Freundin allein?
So überschleicht bei Tag und Nacht
Mich Einsamen die Pein,
Mich Einsamen die Qual.
Ach werd ich erst einmal
Einsam in Grabe seyn,
[Da]4 läßt [sie]5 mich allein!

Authorship:

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
  • DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Wie aan de eenzaamheid zich wijdt", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
  • ENG English (Emily Ezust) , "He who gives himself over to solitude", copyright ©
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
  • GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
  • ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Chi sceglie solitudine", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
  • SPA Spanish (Español) (unknown or anonymous translator) , written 2012

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Confirmed with Goethe's Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Zweyter Band. Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cotta'schen Buchhandlung. 1827, page 120; and with Goethe's Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Achtzehnter Band. Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cotta'schen Buchhandlung. 1828, pages 219-220.

First published in Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Herausgegeben von Goethe. Erster Band. Berlin. Bey Johann Friedrich Unger. 1795, pages 348-349. The poem appears in Book 2, Chapter 13 of Goethe's novel.

1 Schubert (D.325): "Qual"
2 Schubert (D.325): "Pein"
3 Schubert (D.478/2, first version): "ach"
4 Zelter: "Dann"
5 Schubert (autograph of D.325): "ihr"

Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]

2. Das Leben ist der Welle gleich [sung text not yet checked]

Das Leben is der Welle gleich 
Die in dem Thal entspringt,  
Noch rein und sanft aus ihrem Teich 
Mit süßem Wallen dringt.  

Froh hüpft sie über reinen Sand 
Mit leisem Plätschern hin, 
Küßt überall den grünen Rand, 
Und will und kann nicht flieh'n.  

Dann stürmt sie schnell zum Wasserfall 
Der Leidenschaften hin,  
Erhebt sich, koset überall, 
Wo frische Veilchen blühn.  

Drauf schleicht sie stiller durch das Rohr,  
Das oft hernieder winkt,  
Und öfters schnell durch Dorn und Moor 
Auf seine Welle sinkt.  

Bald kommt ein Wellchen und vereint 
Mit seiner Welle sich, 
Und flüstert zärtlich, halbgeweint: 
Wie lieb', wie lieb' ich dich!  

Dann schließen kleine Wellchen sich 
An diese Wellen an, 
Und hüpfen froh und wonniglich 
Des Bächleins krumme Bahn.  

Vom langen Kampf ermüdet geh'n 
Sie matt den Rand hinan, 
Und kommen, eh sie sich's versehn 
Zum großen Ozean.  

Authorship:

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Confirmed with Taschenbuch für häusliche und gesellschaftliche Freuden, ed. by Ludwig Lang, Frankfurt am Main: Philipp Heinrich Guilhauman, 1800, pages 113 - 114.


Researcher for this text: Melanie Trumbull

3. Weisheit und Thorheit  [sung text not yet checked]

Ich wollt' es mit der Weisheit halten:
Schnell legt' ich meine Stirn in Falten,
Sprach überall und allemal,
Von hohen Dingen und Moral.

Doch bald ward ich der Weisheit müde.
Ich gähnte zwar in Ruh und Friede;
Doch Jünglinge und Mädchen sahn
Mich wieder kalt und gähnend an.

Nein, dacht' ich, Thorheit ist mir lieber: 
Die Jugend eilt zu bald vorüber. 
Nein, Lachen, Liebe, Tanz und Scherz, 
Euch überlaß' ich ganz mein Herz.

Ich lachte, liebte, tanzte, scherzte, 
Bis mich's in allen Gliedern schmerzte: 
Beym Tanzen ward die Zeit mir lang, 
Und von dem Weine ward ich krank.

Nun halt' ich es mit allen beyden,
Bald mit dem Ernst, bald mit den Freuden;
Die ernste Weisheit ist mein Weib,
Die Thorheit ist mein Zeitvertreib.

Die ein' ist Wirthinn in dem Hause,
Die and're Wirthinn, wenn ich schmause,
Und wenn die Frau zu spröde thut,
So macht es die Mätresse gut. 

Authorship:

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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

4. Auf das erste Veilchen [sung text not yet checked]

Sey mir gegrüßt, der Frühlingskinder 
  Geliebter Erstling! -- Find ich dich? --
Hab' Dank, daß du dem Schlaf geschwinder
  Entflohst, und blühtest hier für mich.

Im dunkeln Thal, am kleinen Quellchen
  Blühst du im trauernden Gewand;
Dich tränkten kleine Silberwellchen,
  Und Morgenthau, bis ich dich fand. 

Du, meines Lebens Bild, verborgen
  Und ungesehen duftest du
Nur wen'ge kühle Frühlingsmorgen,
  Und eilst dann der Verwesung zu.

Und schlummerst dann, geliebtes Veilchen,
  Und wo du schlummerst, keimen schon
Jezt unbemerkt noch junge Veilchen,
  Und eilen auch, wie du, davon.

Wenn sink' auch ich im süssen Schlummer
  Des Blumentodes still dahin?
Wenn wird nach ausgeweintem Kummer
  Auf meinem Grab' ein Veilchen blühn?

Schon seegn' ich den vergeßnen Hügel,
  Und grüße froh mein wartend Grab. --
Umschatte mich mit deinem Flügel,
  O Tod des Frommen.' -- Brich mich ab!

Authorship:

Confirmed with Der Teutsche Merkur. Des Sechsten Bandes Erstes Stück, Weimar, bey Carl Ludolf Hoffmann, April 1774, pages 8-9, with no author identified, titled "Auf das erste Veilchen"; also confirmed with Oberrheinische Mannigfaltigkeiten: Eine gemeinnützige Wochenschrift, drittes Vierteljahr, Basel: Joh. Jacob Thurneysen der Jünger, 1872. Appears in fünftes Stück, Montags am 25. Merz 1782, page 704, with the title "Auf die Märzenveilchen. (Von einer adelichen Dame.)"

Note: the authorship of the poem is established here: Chronik des Wiener Goethe-Vereins, XXIVster Band, ed. by Dr. Rudolf Payer von Thurn, Wien: Verlag des Wiener Goethe-Vereins, 1910. Appears in the feature article "Die Entstehung der Liedersammlung des Goetheschen Notenheftes", author K. Rhode, issue no. 6, dated 31 Dezember 1910, page 61.

The 1872 edition has several punctuation changes, and these spelling changes: line 1-1 "Sey" -> "Sei"; and line 3-2 "ungesehen" -> "ungesäet"


Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull

5. Am Aschermittwoch [sung text not yet checked]

Weg von Lustgesang und Reigen;
Bei der Andacht ernstem Schweigen
Warnen Totenkränze hier,
Sagt ein Kreuz von Asche dir:
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Vom Altar in die Paläste
Dräng' es sich zum Jubelfeste;
Mitten unterm Göttermahl
Ruf' es in den Königssaal:
Was den Zepter führt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Wo Trophäen sich erheben,
Sieger jauchzen, Völker beben,
Tön' es aus der Ferne dumpf
In den schallenden Triumph:
Was den Lorbeer trägt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Wie sie ringen, sorgen, suchen,
Das Gefundne dann verfluchen!
Der umhergetriebne Geist
Felsen türmt und niederreißt!
Was so rastlos strebt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Siehe durch des Tempels Hallen
Mann und Greis und Jüngling wallen,
Und die Mutter, die entzückt
Ihren Säugling an sich drückt!
Was da blüht und reist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Wie sie kommen, ach! so kamen 
Viele Tausend; ihre Namen
Sind erloschen, ihr Gebein
Decket ein zermalmter Stein.
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Aber von der Welt geschieden, 
Ohne Freud' und ohne Frieden, 
Blickt die Treue starr hinab
In ein modervolles Grab.
Was so mächtig liebt auf Erden,
Soll es Erd' und Asche werden?

In den schönsten Rosentagen
Füllt die Lüfte banges Klagen,
Jammert die verwaiste Braut,
Einem Schatten angetraut.
Liebe kann nicht untergehen;
Was verwest, muß auferstehen.

Und das brüderliche Sehnen,
Abzuwischen alle Thränen,
Was die Hand der Armut füllt,
Haß mit Wohlthun gern vergilt --
Ewig kann's nicht untergehen!
Was verwest, muß auferstehen.

Jene, die gen Himmel schauen, 
Ihrer höhern Ahndung trauen, 
Diesem Schattenland' entfliehn,
Vor dem Unsichtbaren knien,
O, die werden auferstehen!
Glaube kann nicht untergehen.

Die dem Vater aller Seelen 
Kindlich ihren Geist befehlen
Und, vom Erdenstaube rein,
Der Vollendung schon sich freun,
Sollten sie wie Staub verwehen?
Hoffnung muß dem Grab entgehen.

Sieh an schweigenden Altären
Totenkränze sich verklären!
Menschenhoheit, Erdenreiz
Zeichnet dieses Aschenkreuz;
Aber Erde wird zur Erde,
Daß der Geist verherrlicht werde.

Authorship:

Also titled "März" in some publications.

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

6. Schwestern, wagt euch in den Hain [sung text not yet checked]

Schwestern, wagt euch in den Hain
Ja nicht allzu tief hinein;
Denn, so wahr ich ehrlich bin,
Es geht um und spukt darin.

Jüngstens ging ich ganz allein
In der Dämmerung hinein:
Gleich war ein Gespenst auch da,
Das Damöten ähnlich sah.

O wie schlug das Herze mir! 
Glaubt ihr, Schreyen half dafür? 
Denkt, wie dicht ist nicht der Hain! 
Todt hätt' ich mich müssen schreyn. 

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