English translations of Neun Lieder, opus 12
by Erich J. Wolff (1874 - 1913)
Über weite Wiesen schweif ich Wo's aus tausend Keimen bricht, Gräser, Kräuter dicht an dicht, und mit Kinderblicken greif ich treulich so in's Licht, so in's Licht und in die Weite, und die Augen blenden mir, und mit diesen Händen hier brech'ich Blumen bunt zur seite, und die Blumen bring ich dir.
Wie eilig die Horen, wie schnell sie entflieh'n ! Kaum denkst du sie weilen, so sind die dahin! Dan sucht sie vergebens dein forschender Blick, doch bleibt in der Seele ihr Bildnis zurück. Sie tanzen den Reih'ntanz auf neimliche Weis', sie kommen verschleiert, sie kommen so leis, sie tragen gar Manches im falt'gen Gewand, und allerlei Gaben verteilt ihre Hand; doch nehmen sie Vieles mit fort im Entflieh'n, verderben, zerstören, wo immer sie ziehn. Drum, birgst du im Innern ein kostbares Gut, sei froh, dass im Herzen verborgen es ruht. Verrate den Schatz nicht mit plauderndem Wort, sonst hören's die Horen und tragen ihn fort.
Text Authorship:
- by Wilhelmine Gräfin Wickenburg-Almasy (1845 - 1890)
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Lass, mein Kind, die Spiele, schlafe ruhig ein! Es schwand der Sonnenschein, lass nun, mein Kind, die Spiele! Es neigt ihr Köpfchen fein die Blume schon am Stiele, lass'nun die Spiele sein, schlafe ruhig ein! Es leuchte dir in Träume was dir am Tag gelacht, all'was dir Freude macht, es leuchte dir im Träume. Manch Märlein flüstert sacht die Blätterschar am Baume, es leuchte dir in Träume was dir am Tag gelacht. Mit einem warmen Kusse erweck ich dich, mein Kind, naht uns die Sonne lind mit einem warmen Kusse! Erweckt der Morgenwind Den Wald mit frischem Grusse, mit warmen Kusse weck'ich dich, mein Kind!
Text Authorship:
- by Wilhelmine Gräfin Wickenburg-Almasy (1845 - 1890)
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Trug mein Herz ich auf der Hand, wehte ein Wind her übers Land, weg war es! Kam ein Mütterchen. "Mit Verlaub: habt ihr mein Herz?" Die Alte war taub, nickte nur. Kam der Jäger, brummte was: "So ein Herz, was schert mich das, frag weiter!" Fragt' ich die Wege auf und ab, keiner mein Herz mir wieder gab, weg war es! Kam zuletzt des Hufschmieds Kind: "Mädel, sahst du kein Herz im Wind?" Lachte sie leis: "Hat's auch der Wind nicht, hast du doch keins, du dauerst mich, Bub, da, nimm meins, aber halt's fest!
Text Authorship:
- by Gustav Falke (1853 - 1916), "Das mitleidige Mädel"
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I carried my heart in my hand, a wind blew over the land, It was gone! A grandmother came by. "Excuse me: do you have my heart?" The old woman, who was deaf, just nodded. A huntsman came by, growling: "Such a heart, what do I care, Keep asking!" I asked up and down the highway, no one gave me back my heart, It was gone! The farrier's child came last: "Girl, didn't you see a heart in the wind?" She laughed softly: "If the wind doesn't have it, you haven't got one, I pity you, lad, there, take mine, but hold on to it tightly!”
Text Authorship:
- Translation from German (Deutsch) to English copyright © 2024 by Iain Sneddon, (re)printed on this website with kind permission. To reprint and distribute this author's work for concert programs, CD booklets, etc., you may ask the copyright-holder(s) directly or ask us; we are authorized to grant permission on their behalf. Please provide the translator's name when contacting us.
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Based on:
- a text in German (Deutsch) by Gustav Falke (1853 - 1916), "Das mitleidige Mädel"
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This text was added to the website: 2024-11-02
Line count: 18
Word count: 106
Wenn im braunen Hafen Alle Schiffe schlafen, Wach' ich auf zu dir. Stille in der Runde, Heilig diese Stunde, Denn sie bringt dich, atemhaltend, mir. Stehst in Mondenhelle Wartend an der Schwelle, Und ich fühle dich; Komm, daß ich dich halte, Deine Seele walte Über meinen Träumen mütterlich.
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- by Otto Julius Bierbaum (1865 - 1910), "Aus der Ferne in der Nacht", appears in Irrgarten der Liebe. Verliebte, launenhafte und moralische Lieder, Gedichte und Sprüche aus den Jahren 1885 bis 1900, in Lieder
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Um die grossen, weissen Dolden summt es surrend, Bienen fliegen, und die Leibchen bräunlich golden sich im Sonnenlichte wiegen. S'ist ein Wispern und ein Schwirren wie sie wiegend mich um schweben; wie die Flügelein schillernd flirren; wie vom eiligen Flug sie beden! In den duft'gen Kelch vergraben, schlürfen sie Leben und Wonne. Ach! Könnt'ich vom Mai was haben! Könnt'ich trinken doch die Sonne!
Schaukelt weiter mich, ihr Wellen! Schaukelt weiter mich, ihr Winde! Durch die wunderbare Ruhe dieser lichten Einsamkeit! Leise, leise wiegt mich weiter In die Ferne zu den stillen, weissen Wolken, tragt mich fort. Wohin ihr wollt! Immer mehr versinkt die Küste mit dem Strand und mit den Bergen, alles wird zum blauen Glanz. Selig lieg ich auf dem Rücken horch auf die Ammenlieder, die mir Wind und Wellen singen. Falte langsam meine Hände, schliesse lächelnd meine Augen und verträume in den Himmel, wie ein Kind in stiller Wiege. Meine Mutter ist die Sonne, und ich weiss, sie hat mich Lieb! Schaukelt weiter mich, ihr Wellen, schaukelt weiter mich ihr Winde!
In einem Garten, unter dunklen Bäumen, erwarten wir die Frühlingsnacht. Noch glänzt ein Stern; aus dem Fenster, schwellend, die Töne einer Geige... Der Goldregen blinket, der Flieder duftet, in unsren Herzen geht der Mond auf!
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- by Arno Hermann Oscar Alfred Holz (1863 - 1929), "In einem Garten", appears in Phantasus
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Ich gab mein Herz einem blonden Kind. Sie nahm's und lachte. Ich wußte nicht, wie die Kinder sind, Ich freute mich und dachte: "Nun legt sie's zärtlich in den Schrein Und wird es wahren". Sie aber warf's in den Tag hinein. Der Stundenwagen fuhr polternd drein: Da ward es überfahren.
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- by Richard von Schaukal (1874 - 1942), "Traurige Mär", appears in Tristia. Neue Gedichte aus den Jahren 1897-98, in Tristia (Lieder stiller Leiden)
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Confirmed with Richard Schaukal, Tristia. Neue Gedichte aus den Jahren 1897-98, Leipzig, Verlag von P. Friesenhahn, 1898, page 26.
I gave my heart to a blonde child, She took it and laughed. I did not know how children are, I was happy and thought: "Now she shall tenderly lay it In the shrine and shall cherish it." But she threw it into the day The coach of the hours rumbled straight into it: Then it was run over.
Text Authorship:
- Translation from German (Deutsch) to English copyright © 2022 by Sharon Krebs, (re)printed on this website with kind permission. To reprint and distribute this author's work for concert programs, CD booklets, etc., you may ask the copyright-holder(s) directly or ask us; we are authorized to grant permission on their behalf. Please provide the translator's name when contacting us.
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Based on:
- a text in German (Deutsch) by Richard von Schaukal (1874 - 1942), "Traurige Mär", appears in Tristia. Neue Gedichte aus den Jahren 1897-98, in Tristia (Lieder stiller Leiden)
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This text was added to the website: 2022-12-17
Line count: 9
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