Nun ist der letzte Tag erschienen, Und sonnig blickt er in das Tal. Der Wald scheint tiefer heut zu grünen, Und Blumen duften ohne Zahl, Es wogt das Korn in goldnen Ähren, Die Vögel singen wie zum Fest, Der Himmel selbst will uns verklären Der süßen Stunden kurzen Rest. O laß noch heute drum das Härmen! Noch ruh' ich ja an deiner Brust. Wie Jephthas Tochter wolle schwärmen Durch Berg und Tal in reiner Lust! Ergib dich selig dem Genusse, Bis fern der Sonne Strahl verglimmt Und mit dem letzten Abschiedskusse Den Kelch von unser'n Lippen nimmt.
Sechs Lieder (2. Sammlung) , opus 35
by Jacques (Jacob) Blumenthal (1829 - 1908)
1. Trennung
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 27
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- ENG English (Andrew Schneider) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
2. Das Fischermädchen
Du schönes Fischermädchen, Treibe den Kahn an's Land; Komm zu mir und setze dich nieder, Wir kosen Hand in Hand. Leg' an mein Herz dein Köpfchen, Und fürchte dich nicht zu sehr, Vertrau'st du dich doch sorglos Täglich dem wilden Meer. Mein Herz gleicht ganz dem Meere, Hat Sturm und Ebb' und Fluth, Und manche schöne Perle In seiner Tiefe ruht.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, written 1824, appears in Buch der Lieder, in Die Heimkehr, no. 8, first published 1824
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "La jove pescadora", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Het vissersmeisje", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Michael P Rosewall) , "You beautiful fishermaiden", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emma Lazarus) , appears in Poems and Ballads of Heinrich Heine, first published 1881
- ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist)
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) [singable] (Émile Deschamps)
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Toi, jolie fille du pêcheur", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) (Athanasios Papaisiou) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "La pescatrice", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- KOR Korean (한국어/조선말) [singable] (곽명규 Myung-Kew Kwack) , "어부 아가씨", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- LIT Lithuanian (Lietuvių kalba) (Giedrius Prunskus) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- NOR Norwegian (Bokmål) (Marianne Beate Kielland) , copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- POL Polish (Polski) (Aleksander Kraushar) , "Rybaczko piękna, miła", appears in Pieśni Heinego, in Powrót, no. 8, first published 1880
- POL Polish (Polski) (Stanisław Budziński) , no title, first published 1886
- SPA Spanish (Español) (Saúl Botero Restrepo) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
First published as number XII of Drei und dreißig Gedichte von H. Heine in Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz. Herausgegeben von F. W. Gubitz. Achter Jahrgang. Berlin, 1824. In der Maurerschen Buchhandlung. Sonnabend den 27. März. 50stes Blatt, page 246.
3. Antwort
Du fragst mich, liebe Kleine, Warum ich sing' und weine, Du fragest, was mich schmerzt? Ich habe den Lenz versäumet, Ich habe die Jugend verträumet, Ich habe die Liebe verscherzt. Mir schwoll der Becher am Munde, Ich hatte nicht Durst zur Stunde, Ich ließ vorüber ihn gehn; Mir winkt' im grünen Laube Granate, Feig' und Traube, Doch hab' ich sie lassen stehn. Und als nun kam der Abend, Die Sonn' im Glanz begrabend, Da war mein Durst erwacht; Aber der Becher der Wonnen, Die Früchte waren zerronnen, Und dunkelte rings die Nacht. Die Welt hat mich verlassen; Nun sing' ich auf den Gassen Mein Lied, wie tief es schmerzt: »Ich habe den Lenz versäumet, Ich habe die Jugend verträumet, Ich habe die Liebe verscherzt.«
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Antwort", appears in Jugendgedichte, in 2. Zweites Buch, in Berlin
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Réponse", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Note: there is a typo in the Bratsch score: stanza 3, line 4, word 5 is "Wonne" instead of "Wonnen".
4. Er hat mich geküsst!
Er hat mich geküßt! Was zitterst du mein Herze so? Und bist du nicht so still und froh? Ist nicht so jung mein Leben noch? Ist nicht die Welt so schön? -- und doch! Er hat mich geküßt! Er hat mich geküßt! Weiß nicht, ob ich mich freuen soll, Mein Herz ist ganz von Thränen voll. Doch wie ich auch nur sinnen mag, Mir sagt es jeder Herzensschlag: Er hat mich geküßt! Er hat mich geküßt! O küßt' er nur den Mund allein, Wollt' ich ja gerne fröhlich sein. Sein Kuß bis in das Herz mir drang, Das ruft mir nun herauf so bang: Er hat mich geküßt! Er hat mich geküßt! O ging' ich jetzt zum Himmel ein! O dürft' ich dort sein Engel sein, Und dürft ihn schützen vor Gefahr! Wie selig dächt' ich immerdar: Er hat mich geküßt!
Text Authorship:
- by Oscar von Redwitz-Schmölz (1823 - 1891), no title, appears in Amaranth, in Der erste Kuß
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5. Trost
Ich weiß es wohl, wir haben uns verstanden, in tiefster Seele Tiefen uns geblickt, und ohne dass der Mund es sprach, so fanden wir doch, was uns erfreute und bedrückt. Ich weiß es wohl, mir ward dein Herz beschieden in einem himmlisch schönen Augenblick, und immer bleibt es mir in Qual und Frieden für diese Welt mein reinstes, höchstes Glück. Ich weiß es auch, wir sind getrennt für immer, doch sind wir ohne Wort und Schwur vereint, bis uns dereinst in höh'rer Klarheit Schimmer ein Wiederseh'n in jener Welt erscheint.
6. Im Wald
Im Wald, im hellen Sonnenschein Wenn alle Knospen springen, Da mag ich gerne mittendrein Eins singen. Wie mir zu Muth in Leid und Lust, Im Wachen und im Träumen, Das stimm' ich an aus voller Brust Den Bäumen. Und sie verstehen mich gar fein, Die Blätter alle lauschen, Und fall'n am rechten Orte ein, Mit Rauschen. Und weiter wandelt Schall und Hall, In Wipfeln, Fels und Büschen. Hell schmettert auch Frau Nachtigall Dazwischen. Da fühlt die Brust am eignen Klang, Sie darf sich was erkühnen -- O frische Lust: Gesang! Gesang Im Grünen!
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 31
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Joel Ayau) , "In the forest, in bright sunshine", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Grant Hicks) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Henri Dupraz) , "Dans la forêt", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
Note: in Blumenthal's score there is a typo in stanza 2 line 3: word 4 is "gern" instead of "an".