[Gefügt aus Jade, steigt]1 die Treppe auf, Mit Tau benetzt, darin der Vollmond schimmert, -- Auf allen Stufen liegt der holde Glanz. Die Kaiserin in schleppendem Gewande Schreitet die Stufen aufwärts, [und der Tau Näßt funkelnd des Gewandes edeln Saum.]2 [Sie schreitet]1 bis zum Pavillon, in dem Das Mondlicht webt. Geblendet bleibt sie auf Der Schwelle [stehen]3, Ihre Hand zieht sacht Den Perlenvorhang nieder, -- und es sinken Die lieblichen Kristalle, rieselnd wie Ein Wasserfall, [durch]4 den die Sonne scheint... Da lauscht die Kaiserin dem Rieseln nach Und blickt voll Schwermut lange in den Mond, Den herbstlichen, der durch die Perlen flimmert. Und blickt voll Schwermut lange in den Mond...
Fünf Gesänge aus der Chinesischen Flöte , opus 44
by Clemens von Franckenstein (1875 - 1942)
1. Die Treppe im Mondlicht  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Die Treppe im Mondlicht", appears in Die chinesische Flöte
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762) [text unavailable]
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View original text (without footnotes)Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 29.
1 Franckenstein: "In sanftem Bogen steigt"2 omitted by Franckenstein.
3 Franckenstein: "stehn"
4 Franckenstein: "auf"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
2. Die Einsame  [sung text checked 1 time]
An dunkelblauem Himmel steht der Mond. Ich habe meine Lampe ausgelöscht, -- Schwer von Gedanken ist mein einsam Herz. Ich weine, weine; meine armen Tränen Rinnen so heiß und bitter von den Wangen, Weil du so fern bist meiner großen Sehnsucht, Weil du es nie begreifen wirst, Wie weh mir ist, wenn ich nicht bei dir bin.
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Die Einsame", appears in Die chinesische Flöte
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Wang-Seng-Yu (465 - 522) [text unavailable]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CZE Czech (Čeština) (L. Horáková)
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 15.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Hubert Schmid
3. Die jungen Mädchen von einst  [sung text checked 1 time]
Von einst die jungen Mädchen ruhen sich In blühendem Gebüsch und plaudern leise. „Man sagt”, so flüstern sie, „wir seien alt, Und unsre Haare seien weiß geworden, Und unsre Gesichter seien nicht Mehr süß und strahlend wie der junge Mond. Was wissen wir davon? Kann man selber sich Denn [sehen]1? Freundinnen, nicht unter uns -- [Nein, in]2 in dem Spiegel herrscht der böse Winter, Der weißen Schnee auf unsre Haare schüttet [Und unsre Mienen alt erscheinen läßt]3.
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Die jungen Mädchen von einst", appears in Die chinesische Flöte
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Wang-Chang-Ling (698 - 765) [text unavailable]
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View original text (without footnotes)Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 20.
1 Franckenstein: "sehn? Die also sprechen, tun es aus Schmähsucht."2 Franckenstein: "Nur"
3 Franckenstein: "Nur in dem Spiegel herrscht der böse Winter!"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
4. Die drei Prinzessinnen  [sung text not yet checked]
Drei Prinzessinnen im Lande Sym Standen an dem weißen Rand des Meeres, Sahen aus nach einem flinken Fahrzeug, Das sie in die Ferne führen sollte, Zu den Ufern, wo die Freiheit wohnt. Drei Prinzessinnen im Lande Sym Hoben ihre Hände zu den Göttern Und [erbaten]1 die Erfüllung ihrer Sehnsucht, -- aber keine Götter hörten Auf das heiße, angsterfüllte Flehn. Drei Prinzessinnen im Lande Sym Klagten durch die Tage, durch die Nächte, Aber niemand hörte ihren Jammer, Ihre Schönheit welkte wie die Blumen, Ihre Stimme losch als wie ein Licht. Drei Prinzessinnen im Lande Sym Hocken alt und grau am Rand des Meeres, Ihre Lippen reden irre Worte, Ihre Hände spielen mit dem Sande, Und sie streun ihn in die Haare, glaubend, Daß es sommerliche Blumen sind . . .
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Die drei Prinzessinnen"
Based on:
- a text in Chinese (中文) by La-Ksu-Feng (b. 1852) [text unavailable]
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View original text (without footnotes)Confirmed with Die Lyrik des Auslandes in neuerer Zeit, ed. Hans Bethge, Leipzig: Max Hesses Verlag, 1907, page 66
1 Gál: "erflehten"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Die rote Rose  [sung text not yet checked]
Am Fenster saß ich trauernd, stumm geneigt Über ein seidenes Kissen, das ich stickte. Da stach ich mich, -- und rotes Blut rann auf Die weiße, weiße Rose, die ich stickte, Und eine rote Rose ward daraus. Wie dacht ich da an dich, der ferne ist Im Kriege! Und ich dacht, wie auch du Dein Blut vergießt, -- und heiße Tränen stürzten Mir aus den Augen, und ich weinte lang. Hei, jetzt vernahm ich Hufschlag eines Pferdes! Ich sprang empor! Er ist's! Da fühlt ich, weh', Daß es mein Herz war, [das]1 so heftig schlug. Und wieder saß ich, stickte trauernd weiter Und stickte Tränen in das seidene Kissen, Die schimmerten wie wundervolle Perlen Rings um die rote, rote Rose her.
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Die rothe Rose", appears in Die chinesische Flöte
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762) [text unavailable]
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View original text (without footnotes)Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 28.
1 Michielsen, Simon: "was"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]