Uraltes Wehn vom Meer, Meerwind bei Nacht: du kommst zu keinem her; wenn einer wacht, so muß er sehn, wie er dich übersteht: uraltes Wehn vom Meer, welches weht wie nur für Ur-Gestein, lauter Raum reißend von weit herein . . . O wie fühlt dich ein treibender Feigenbaum oben im Mondschein.
Fünf Gesänge
Song Cycle by Philipp Jarnach (1892 - 1982)
1. Lied vom Meer
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Lied vom Meer", subtitle: "Capri. Piccola Marina", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Song of the Sea", subtitle: "Capri. Piccola Marina", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
2. Ich hört ein Sichlein rauschen
Ich hört ein Sichlein rauschen, Wohl rauschen durch das Korn; Ich hört ein Mägdlein klagen, Sie hätt ihr Lieb verlorn. Laß rauschen, Lieb, laß rauschen! Ich acht nicht, wie es geh; Ich thät mein Lieb vertauschen In Veilchen und im Klee. Du hast ein Mägdlein worben In Veilchen und im Klee: So steh ich hier alleine; Thut meinem Herzen weh. Ich hör ein Hirschlein rauschen, Wohl rauschen durch den Wald; Ich hör mein Lieb sich klagen: Die Lieb verrauscht so bald. Laß rauschen. Lieb, laß rauschen! Ich weiß nicht, wie mir wird; Die Bächlein immer rauschen, Und keines sich verirrt.
Text Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) ( 16th century ) , "Laß rauschen, Lieb, laß rauschen", appears in Des Knaben Wunderhorn
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) (Lidy van Noordenburg) , "Ik hoord' een beekje ruisen", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Laisse bruire, amour, laisse bruire", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Rückkehr
Ich fahre heim auf reichem Kahne, das Ziel erwacht im Abendrot. Vom Maste weht die weiße Fahne, wir übereilen manches Boot. Die alten Ufer und Gebäude, die alten Glocken neu mir sind. Mit der Verheißung neuer Freude bereden mich die Winde lind. Da taucht aus grünen Wogenkämen ein Wort, ein rosenes Gesicht: Du wohntest lang bei fremden Stämmen, doch unsre Liebe starb dir nicht. Du fuhrest aus im Morgengrauen, und als ob einen Tag nur fern begrüßen dich die Wellenfrauen, die Ufer und der erste Stern.
Text Authorship:
- by Stefan George (1868 - 1933)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Der wunde Ritter  [sung text not yet checked]
Ich weiß eine alte Kunde, Die hallet dumpf und trüb: Ein Ritter liegt liebeswunde, Doch treulos ist sein Lieb. Als treulos muß er verachten Die eigne Herzliebste sein, Als schimpflich muß er betrachten Die eigne Liebespein. Er möcht in die Schranken reiten Und rufen die Ritter zum Streit: "Der mag sich zum [Kampfe]1 bereiten, Wer mein Lieb eines Makels zeiht!" Da würden wohl alle schweigen, Nur nicht sein eigener Schmerz; Da müßt er die Lanze neigen [Wider 's]2 eigne [klagende]3 Herz.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Der wunde Ritter", appears in Buch der Lieder, in Junge Leiden, in Romanzen, no. 13
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le chevalier blessé", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with: Heinrich Heine’s sämtliche Werke in vier Bänden, herausgegeben von Otto F. Lachmann, Erster Band, Leipzig: Druck und Verlag von Philipp Reclam jun, [1887], page 57.
1 Backer-Grøndahl: "Kampf"2 Backer-Grøndahl: "wieder's"
3 Backer-Grøndahl: "klagendes" (likely a typo)
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Aus einer Sturmnacht
In solchen Nächten, wie vor vielen Tagen,
fangen die Herzen in den Sarkophagen
vergangner Fürsten wieder an zu gehn;
und so gewaltig drängt ihr Wiederschlagen
gegen ... Kapseln, welche widerstehn,
daß sie die goldnen Schalen weitertragen
durch Dunkel und Damaste, die zerfallen.
Schwarz schwankt der Dom mit allen seinen Hallen.
Die Glocken, die sich in die Türme krallen,
hängen wie Vögel, bebend stehn die Türen,
und an den Trägern zittert jedes Glied:
als trügen seinen gründenden Granit
blinde Schildkröten, die sich rühren.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Buch der Bilder, in Aus einer Sturmnacht: Acht Blätter mit einem Titelblatt, no. 4
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission