Die Schuhe geflickt und der Beutel gespickt, Grüß' Gott, du wirthliches Dach! Fahrt wohl, ihr Brüder, die ihr mir nickt, Und saget nichts Böses mir nach; Schweigt stille, ihr Mädel, von Abschied und Trauer, Ich blase die Feder wohl über die Mauer, Und fliegt sie grad' oder schräg, So geht mein Weg. Sie steckten ans Wamms mir den duftigen Strauß Und schenkten mir noch einmal ein, Dann wandert' ich fürbaß zum Thore hinaus Und war in der Fremde allein. Zurück nach den Thürmen noch blickt' ich vom Stege, Da riefen die Vögel aus Busch und Gehege: Fahr' weiter, Gesell, fahr' zu! Was säumest du? Zog über die Heide und über das Moor, Da wehte der Wind so kalt, Da sang es im Schilfe, da pfiff es im Rohr, Und dann in den düsteren Wald, Da gingen die Bäume die Winke die Wanke, Die Brausen die Brasseln, die Klinke die Klanke, Da schäumte und rauschte der Bach: Mir nach! mir nach! Nun kam ich zur klappernden Mühle in Gang Und dachte: da kehrest du ein Und legst dein Bündel still unter die Bank Und grüßest mit Glück herein! Den Mühlenstein sollst auf's Wasser du schlagen. Tragt's den, so wird es dich auch wohl tragen; Das Mühlrad ging immer rundum: Kehr' um! kehr' um! Ich habe durchfahren das weite Land, Durchfahren dahin, daher, Und was allerwegen vom Glück ich fand, Davon ist das Ränzel nicht schwer, Die Blumen am Wege, am Himmel die Sterne, Die Einen verwelkt, die Andern so ferne, Mein Herz, in der Welt allein, Wer denkt noch dein?
Fünf Lieder aus Wolff's "Rattenfänger von Hameln"
Song Cycle by Paul Schumacher
1. Die Schuhe geflickt  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Der Rattenfänger von Hameln: Eine Aventiure
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
2. Ich freu' mich, sprach das Mägdelein  [sung text not yet checked]
«Ich freu mich, sprach das Mägdelein, Und will den Sommer fröhlich sein Und lauter guter Dinge; Mein Herze ist von Freuden voll, Daß ich mich wohl gehaben soll Mit einem Edelinge. Lieb Tochter, war der Mutter Rath, Der Knabe sich vermessen hat, Er hat dich hintergangen. Die Rosen haben Dornen all, Wenn er dir zuwirft seinen Ball, So sollst du ihn nit fangen. Frau Mutter, laßt die Rosen stehn, Ich will zu meinem Buhlen gehn Und weiß ihn wohl zu finden; Es klingt sein Lied wie keins im Land, Er fängt mich höflich bei der Hand Im Reien an der Linden. Lieb Kind, nimm dir des Meiers Sohn, Deß Liedel geht aus anderm Ton, Er hat die Truh voll Gulden; Dein Vater bläst das Jägerhorn, Ich hab im Haus nicht Flachs, nicht Korn, Der Ritter hat nur Schulden. Den Dorfknab mag ich nimmer ha'n, Der Ritter hat mir's angethan, Verguldt sind seine Sporen, Mein Freundschaft und mein Heimlichkeit Gehören ihm in Ewigkeit, Ihm hab ich mich verschworen. -- O weh, ihr Rosen, welk und blaß, Wie wurdet ihr von Thränen naß, Wie seid ihr nun verzaget. Auf einem Grabe ganz allein Da sitzt ein kleines Vögelein Zur Winterszeit und klaget.»
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Der Rattenfänger von Hameln: Eine Aventiure, first published 1876
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
3. Im Dorfe blüht die Linde  [sung text not yet checked]
Im Dorfe blüht die Linde Und duftet weit und breit, Die kleinen Vöglein singen In lauter Fröhlichkeit, Es spannt sich das vielgrüne Dach Als ihr Gezelt und Wohngemach. Vergangen und vergessen Ist nun des Winters Weh, Es stehn in lichtem Scheine Die Blumen und der Klee, Und auf dem Anger steckt ein Kreis Zu Ridewanz und Heijerleis. Nun fiedelt auf, Herr Spielmann! Ein nagelneues Stück, Drei Schritte geht es vorwärts Und einen Sprung zurück, Es lockt und schallet der Gesang Wie König David's Harfenklang. Du rother Mund, nun lache! Zum Reien geht's hinaus, Setz' dir aufs Haar ein Kränzel Und reiche mir den Strauß, Dann sag' ich dir, ich weiß wohl was, Macht's Wänglein roth und Äuglein naß.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Der Rattenfänger von Hameln: Eine Aventiure, first published 1876
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Al poble floreix el til•ler", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "In the village blooms the lime tree", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
4. Still ist's im Wald  [sung text not yet checked]
Still ist's im Wald, es rauschet Nur leise murmelnd der Bach, Durch dämmernde Zweige lauschet Singvöglein in's grüne Gemach. Auf Blumenkelchen wiegen Sich Falter im Sonnenschein, Goldblitzende Käfer stiegen Und summen und schläfern dich ein. Wir ruhten unter den Bäumen Im Schatten auf kühlem Moos In süßen, seligen Träumen Von glücklichem Menschenloos. Wir dachten, wir wären alleine, Allein auf der Welt umher, Wir sprachen: der Deine, die Meine! Und hatten kein ander Begehr. Da kam Frau Minne gegangen Und sah uns lächelnd an Und hat uns mit Armen umfangen, Das Weib und den seligen Mann. Sie hat uns Blumen gestreuet Und sang uns ein zaubrisches Lied, Wir haben uns ihrer gefreuet Und merkten's nicht, wie sie schied. Frau Minne, wann gehst du wieder Des Weges im stillen Wald? Bück' unter die Zweige dich nieder Und suche nur, findest uns bald.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), appears in Der Rattenfänger von Hameln: Eine Aventiure, first published 1876
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Tot és tranquil al bosc", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "It is quiet in the forest", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
5. Lass mich dir singen  [sung text not yet checked]
Laß mich dir sagen, laß mich dir singen, Daß ich dich liebe, du herzige Maid, Ach! mich umsauset ein Schwingen und Klingen, Herz will mir springen, Weiß nicht, vor Glück oder Leid. Wenn ich dich sehe, nahe und ferne, Geht mit mir Alles auf Erden rundum, Daß meinen Namen ich gerne verlerne, Himmlische Sterne, Tanzet um's Liebchen herum! Habe geschworen mit Weinen und Lachen: Mein muß sie werden, und mein wird sie doch! Und ob dich Riesen und Drachen bewachen, Auch aus dem Rachen Riß' ich der Hölle dich noch. Sieh! und da bin ich; nun will ich dich drücken, Drücken dich fest an die klopfende Brust, Laß dich von Liebesentzücken berücken, Ging auch in Stücken Welt vor der ewigen Lust!
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Der Rattenfänger von Hameln: Eine Aventiure, first published 1876
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Der Rattenfänger von Hameln: eine Aventiure von Julius Wolff, Berlin, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1894, pages 46-47.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler