Des Todes sicher, nicht der Stunde, wann, Das Leben kurz, und wenig komm ich weiter. Den Sinnen zwar scheint diese Wohnung heiter, der Seele nicht, sie bittet mich : stirb an. Die Welt ist blind, auch Beispiel kam empor, dem Bessere Gebräuche unterlagen ; das Licht erlosch und mit ihm alles Wagen ; das Falsche frohlockt, Wahrheit dringt nicht vor. Ach wann, Herr, gibst du das, was die erhoffen, die dir vertrauen? Mehr Zögern ist verderblich, es knickt die Hoffnung, macht die Seele sterblich. Was hast du Ihnen so viel Licht verheißen, wenn doch der Tod kommt, um sie hinzureißen, in jenem Stand, in dem er sie betroffen.
Sechs Lieder für eine Bassstimme und 3 Instrumente
Song Cycle by Michael Gielen (b. 1927)
1. Sonnett des Michelangelo  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), appears in Rime, no. 295
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.260
Research team for this page: Malcolm Wren [Guest Editor] , Joost van der Linden [Guest Editor]
2. Reif sind, in Feuer getaucht  [sung text checked 1 time]
Reif sind, in Feuer getaucht, gekochet
Die Frücht' und auf der Erde geprüfet und ein Gesetz ist,
Daß alles hineingeht, Schlangen gleich,
prophetisch träumend auf
Den Hügel des Himmels. Und vieles
Wie auf den Schultern eine
Last von Scheitern ist
Zu behalten. [Aber bös sind
Die Pfade.]1 Nämlich unrecht,
Wie Rosse, gehn die gefangenen
Element und alten
Gesetze der [Erd]2. Und immer
Ins Ungebundene [gehet]3 eine Sehnsucht. [Vieles aber ist
Zu behalten. Und not die Treue.]1
Vorwärts aber und rückwärts wollen wir
Nicht sehn. Uns wiegen lassen, wie
Auf schwankem Kahne der See.
[ ... ]
Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Mnemosyne", Third Version
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John Glenn Paton) , "Ripe, dipped in fire", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Ils ont mûri, les fruits", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Poems of Friedrich Hölderlin: The Fire of the Gods Drives Us to Set Forth by Day and by Night, selected and translated by James Mitchell, San Francisco, Ithuriel's Spear, 2007, pages 94, 96.
1 omitted by Gielen, Reutter.2 Greif: "Erde"
3 Reutter: "geht"
Researcher for this page: John Glenn Paton [Guest Editor]
3. Gib mir, oh Erde  [sung text checked 1 time]
Gib mir, oh Erde den reinen Thon, für den Tränenkrug mein Wesen, Ergieße das Weinen, das sich in dir verschlug. Dass sich Verhaltenes löse in das gefügte Gefäß. Nur das Nirgends ist böse, alles Sein ist gemäß.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]4. Der Umkehrende I  [sung text checked 1 time]
Du sollst mich doch nicht fangen, duftschwüle Zaubernacht. Es steh'n mit goldnem Prangen, die Stern auf stiller Wacht. Und machen überm Grunde wo du verirret bist, getreu die alte Runde. Gelobt sei Jesus Christ! Wie bald in allem Bäumen Geht nun die Morgenluft, sie schütteln sich in Träumen, und durch den roten Duft eine fromme Lerche steiget, wenn alles still noch ist, den rechten Weg dir zeiget. Gelobt sei Jesus Christ!
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857)
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]5. Der Umkehrende 2  [sung text checked 1 time]
Hier bin ich Herr! Gegrüßt das Licht, das durch die stille Schwüle der müden Brust gewaltig bricht mit seiner strengen Kühle. Nun bin ich frei! Ich taumle noch, und kann mich noch nicht fassen. O Vater, du erkennst mich doch, und wirst nicht von mir lassen.
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857)
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]6. Der Umkehrende 3  [sung text checked 1 time]
Was ich wollte, liegt zerschlagen, Herr, ich lasse ja das Klagen, Und das Herz ist still. Nun aber gib auch Kraft, zu tragen, Was ich nicht will!
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), no title, appears in Gedichte, in 6. Geistliche Gedichte, in Der Umkehrende, no. 3, Berlin, Duncker und Humblot, first published 1837
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , ""Il ravveduto" dalle "Rime spirituali"", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Joseph Freiherrn von Eichendorff's Werke. Erster Theil. Gedichte. Berlin. Verlegt von M. Simion. 1841, page 365; and with Joseph Freiherrn von Eichendorff's sämmtliche Werke. Zweite Auflage. Erster Band. Leipzig, Voigt & Günther. 1864, page 578, as no. 5 of Sprüche.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]