Setz' in des Wagens Finsternis Getrost den Atlasschuh. Die Füchse schäumen ins Gebiß, Und nun, Johann, fahr zu. Es ruht an meiner Schulter aus Und schläft, ein müder Veilchenstrauß, Die kleine blonde Comtesse. Die Nacht versinkt in Sumpf und Moor, Ein erster roter Streif. Der Kiebitz schüttelt sich im Rohr Aus Schopf und Pelz den Reif. Noch hört im Traum der Rosse Lauf, Dann schlägt die blauen Augen auf Die kleine blonde Comtesse. Die Sichel klingt vom Wiesengrund, Der Tauber gurrt und lacht, Am Rade kläfft der Bauernhund, All Leben ist erwacht. Ach, wie die Sonne köstlich schien, Wir fuhren schnell nach Gretna Green, Ich und die kleine Comtesse.
Sechs Lieder von Dietlef von Liliencron für eine Singstimme mit Clavierbegleitung , opus 99
by Heinrich, Freiherr von Bach (1835 - 1915), as Heinrich Molbe
1. Nach dem Balle  [sung text not yet checked]
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- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Nach dem Ball", appears in Adjudantenritte
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Confirmed with Detlev von Liliencron, Adjutantenritte, Zweite Auflage, Berlin, Schuster & Loeffler, 1896, page 52.
2. Verbotene Liebe  [sung text not yet checked]
Die Nacht ist rauh und einsam, Die Bäume stehen entlaubt. Es ruht an meiner Schulter Dein kummerschweres Haupt. Der Fuchs [trollt]1 durch die Felder, Wie ferne ist der Feind. Gleichgültig glänzen die Sterne, Dein schönes Auge weint. Du brichst ein dürres Ästlein, Das ist so knospenleer, Und reichst mir dann die Hände -- Wir sahen uns nimmermehr.
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- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Verbotene Liebe", appears in Adjudantenritte
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View original text (without footnotes)Confirmed with Detlev von Liliencron, Adjutantenritte, Zweite Auflage, Berlin, Schuster & Loeffler, 1896, page 48.
1 Zilcher: "schnürt"3. Frühling  [sung text not yet checked]
Komm, Mädchen mir nicht auf die Stube. Du glaubst nicht, wie das gefährlich ist Und wie mein Herze begehrlich ist, Komm, Mädchen, mir nicht auf die Stube. Du klipperst und klapperst mit Teller und Tassen, Rasch muß ich von Arbeit und Handwerkzeug lassen Du kleine Kokette, Und muß dich küssen und stürmisch umfassen. Komm, Mädchen, mir nicht auf die Stube. Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege. Wenn im Garten ich einsam spazieren geh Und im Garten dich einsam hantieren seh, Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege. Aus Himbeergebüschen schimmert dein Rücken, Ich höre dein Kichern beim Unkraut pflücken, Du hast mich gesehen: Was zögert er noch, in den Arm mich zu drücken. Komm, Mädchen, mir nicht in die Wege. Komm, Mädchen, mir nicht in die Laube. Denn wüßtest du, wie das erbaulich ist, Und wie solche Sache vertraulich ist, Komm, Mädchen, mir nicht in die Laube. Wenn wir so neben einander sitzen, Und unsere Augen zusammenblitzen, Es netzt uns der Nachttau, Wir könnten uns leicht erkälten, erhitzen. Komm, Mädchen, mir nicht in die Laube.
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- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Frühling", appears in Adjudantenritte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Printemps", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Detlev von Liliencron, Adjutantenritte, Zweite Auflage, Berlin, Schuster & Loeffler, 1896, pages 49-50.
4. Zu spät  [sung text not yet checked]
Ich kann das Wort nicht vergessen, Es klang so traurig und schwer. Dein Stimmlein hör ich schluchzen, Ich weiß, du liebst mich nicht mehr. Der Abend sank auf die Felder, Vom Tage nur noch ein Rest. Die letzten Krähen flogen [Nach]1 fernen Wäldern zu Nest. Nun sind wir weit geschieden Auf Nimmerwiederkehr. Ich kann das Wort nicht vergessen: Ich weiß, du liebst mich nicht mehr.
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- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Zu spät", appears in Adjudantenritte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Too late", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Trop tard", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Detlev von Liliencron, Gesammelte Werke, zweiter Band Gedichte, Stuttgart, Berlin und Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt, 1923, page 292.
1 Zilcher: "Zu"5. Briefwechsel  [sung text not yet checked]
Im Garten, heute Morgen, Als ich deinen Brief erbrach, Fand ich drin verborgen Ein Rosenblatt. Ein Rosenblatt, deinen Locken entsunken. Als ich es trunken mit den Lippen berührte, Kam ein Windhauch und entführte Den holden Gast. Nun segelt es lustig zu dir zurück, Gleich einer Krone trägt es mein Glück Auf tiefrotem Sammt -- und verblaßt.
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- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Briefwechsel", appears in Adjudantenritte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Correspondance", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Detlev von Liliencron, Adjutantenritte, Zweite Auflage, Berlin, Schuster & Loeffler, 1896, page 46.
6. Die gelbe Blume Eifersucht  [sung text not yet checked]
Was war das, drückt er ihr [leise]1 die Hand, Als gestern Abend er neben ihr stand, Der Hund, der Hund! Heut sah sie den ganzen Tag hinaus: Wann wird er kommen. Und als er um die Ecke bog, Das Rot ihr in die Schläfen flog. Das soll dir nicht frommen, Du Hund, du Hund! Heut Abend, ich lauschte, in heimlicher Stund' Er küßte sie zärtlich auf Augen und Mund, Der Hund, der Hund! Nun lauer' und schleich ich im Säulengang Auf Katzenpfoten. Meinen Dolch betast' ich wohl hundertmal, In die Brust ihn dir brech' ich für alle die Qual, Als Liebesboten, Du Hund, du Hund!
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- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Die gelbe Blume Eifersucht"
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View original text (without footnotes)1 Posa: "heimlich"; further changes may exist not shown above.