Ich blick' in mein Herz und ich blick' in die Welt, Bis [vom Auge die brennende]1 [Thräne mir fällt]2, Wohl leuchtet die Ferne [mit goldenem]3 Licht, Doch hält mich der Nord -- ich erreiche sie nicht -- O die Schranken so eng, und die Welt so weit, Und so flüchtig die Zeit! Ich weiß ein Land, wo [aus]4 sonnigem Grün Um versunkene Tempel die Trauben [glühn]5, Wo die purpurne Woge das Ufer beschäumt, [Und]6 von kommenden Sängern der Lorbeer träumt; Fern lockt es und winkt dem verlangenden Sinn, Und ich kann nicht hin. [Und]7 hätt' ich Flügel, durch's Blau der Luft Wie wollt' ich baden im Sonnenduft! Doch umsonst! Und Stunde auf Stunde entflieht -- Vertraure die Jugend -- begrabe das Lied -- O die Schranken so eng, und die Welt so weit, Und so flüchtig die Zeit!
Sechs Lieder , opus 6
by August Walter (1821 - 1896)
1. Sehnsucht  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Sehnsucht"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Nostàlgia", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Hunkering", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Allen Shearer) , "I look in my heart and I look at the world", copyright © 2002, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Nostalgie", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Nostalgia", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Elke Beatriz Riedel) , "Saudade", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Emanuel Geibel, Neununddreißigste Auflage, Berlin, Verlag von Alexander Duncker, 1855, page 26. Note: modern German spelling would change "Thräne" to "Träne"
1 Schumann, Spohr: "von schwimmenden Auge die"2 Schnorr von Carolsfeld: "Träne fällt"
3 Schnorr von Carolsfeld: "im goldenen"
4 Schnorr von Carolsfeld: "in"
5 Schnorr von Carolsfeld: "blüh'n"
6 Schnorr von Carolsfeld: "Wo"
7 Schumann, Spohr: "O"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
2. Bitte  [sung text not yet checked]
[Herr! der Du]1 Alles wohl gemacht! Ich will nichts, was nicht du willst schenken. Du machst es nicht, wie wir's gedacht; Du machst es besser, als wir's denken. 2 Mich geb' ich hier in deine Hand, Daß du mich meiner Liebsten gebest. Du hast geschlungen dieses Band, O daß du's immer fester webest. O ziehe nicht die Hand zurück, [Die du zum Heil mir ausgestrecket]3! Du leitest mich zu meinem Glück; Gieb, daß dazu kein Weg mich schrecket. Soll ich mit ihr auf Rosen geh'n? Den Dornenpfad? Ich geh' in Frieden. Und sollen wir getrennt hier steh'n, Laß uns im Himmel ungeschieden.
Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), no title, appears in Lyrische Gedichte, in 3. Liebesfrühling, in 5. Fünfter Strauß. Verbunden or Wiedergewonnen], no. 2
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) (W. Kommer) , "Lord ! Lord, you who are the creator of all", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Friedrich Rückert's Liebesfrühling, Achte Auflage, Frankfurt am Main: J.D. Sauerländer's Verlag, 1872, page 250.
1 Hauptmann: "Du, Herr, der"; Loewe: "Herr! Herr, der du"2 Hauptmann inserts here a stanza that does not appear to exist in Rückert's work:
Mich geb' ich hier in deine Hand, will mich ganz deiner Huld vertrauen, in Freud' und Leid zu dir gewandt, will ich auf dich nur bauen.3 Bartók: "Die du zum Heil mir ausgestrecktet " (an error), Hauptmann: "die zum Heil du mir ausgestrecket"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Melanie Trumbull
3. Am Strome  [sung text not yet checked]
Es [braust]1 der Strom, es rauscht der Hain, Ein Nebel hüllt die Sterne ein; Ich bin mit meiner Lieb' allein, Allein mit meinem Schmerz. O einz'ger Stern, o Sonnenschein, Geliebter Freund -- ich denke dein! Wann wird es wieder Frühling seyn Für dies verwaiste Herz? -- Du segelst jetzt auf weitem Meer Allein auf öden Fluthen her; Vielleicht umbraust gewitterschwer Dich jetzt der Wogen Wuth! O trüge mich die Welle hier, O trüge mich der Sturm zu dir! Und sänkest du, so sänken wir Vereinigt in die Fluth! Es schweigt der Sturm, es ruht der Hain, Nun wird dein Kiel gelandet seyn. Du kehrt in deine Hütte ein Und ruhst in sich'rer Wacht; Am Himmel glänzt des Vollmonds Schein, Nun im Gebete denk' ich dein, Und dich im Herzen schlaf' ich ein -- Geliebter -- gute Nacht!
Authorship:
- by Salomon Hermann, Ritter von Mosenthal (1821 - 1877), "Am Strom"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Gedichte von S. H. Mosenthal, Wien, Verlag von Ignaz Klang, Buchhandlung, 1847, pages 98-99.
1 Walter: "brauset"; further changes may exist not shown above.Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
4. Schneeglöckchen  [sung text not yet checked]
Der Lenz will kommen, der Winter ist aus, Schneeglöckchen läutet: "Heraus, heraus! Heraus, ihr Schläfer in Flur und Heid', Es ist nicht länger Schlafenszeit; Ihr Sänger, hervor aus Feld und Wald, Die Blüten erwachen, sie kommen bald; Und wer noch schlummert im Winterhaus - Zum Leben und Weben heraus, heraus!" So läutet Schneeglöckchen durchs weite Land, Da hören's die Schläfer allerhand; Und es läutet fort zu Tag und Nacht, Bis endlich allesamt aufgewacht; Und läutet noch immer und schweigt nicht still, Bis auch dein Herz erwachen will. So öffne nun doch den engen Schrein, Zeuch aus, in die junge Welt hinein! In das große, weite Gotteshaus, Erschwing' dich, o Seele, und fleuch hinaus, Und halte Andacht und stimme erfreut In das volle, süße Frühlingsgeläut!
Authorship:
- by Georg Scheurlin (1802 - 1872), "Schneeglöckchen"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Thränen  [sung text not yet checked]
Was [ist's]1, o Vater, was ich verbrach? Du brichst mir das Herz und fragst nicht darnach. Ich hab ihm entsagt nach deinem Befehl, Doch nicht ihn vergessen, ich hab es nicht Hehl. Noch lebt er in mir, ich [selbst]2 bin tot, Und über mich schaltet dein strenges Gebot. [Wann]3 Herz und Wille gebrochen sind Bittet um eins noch dein armes Kind. [Wann]3 bald mein müdes Auge sich schließt, Und Tränen vielleicht das deine vergeißt; An der Kirchwand dort, beim Hollunderstrauch, Wo die Mutter liegt, da lege mich auch.
Authorship:
- by Adelbert von Chamisso (1781 - 1838), no title, appears in Lieder und lyrisch epische Gedichte, in Tränen, no. 1
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Rufus Hallmark) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Lewis Novra)
- ENG English [singable] (Virginia Woods)
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
1 May: "ist es"; further changes may exist not shown above.
2 de Lange: "selber"
3 Moszkowitz: "Wenn"
Researcher for this page: Peter Donderwinkel
6. Abschied  [sung text not yet checked]
Letzter Blick und letzter Gruß, Herz, wer kann es fassen? Letzter Seufzer, letzter Kuß, Und dann dich verlassen: Lassen dich aus diesem Arm, Der dich oft umfangen In der Mainacht lind und warm, Da die Knospen sprangen! Lassen dich von dieser Brust, Die mit heißen Schlägen In unendlich süßer Lust Deiner schlug entgegen: Aus dem Auge lassen dich, Sonne mir und Leben, Und in finstre Ferne mich Freudelos begeben! Aber aus der Seele, nein! Nicht aus meinem Herzen! Das ist Balsam in der Pein, Das ist Trost in Schmerzen: Daß, wie auch die Tage sich Rasch und wechselnd treiben, Ewig dennoch du und ich Ewig wir uns bleiben. Können meine Arme sich Nicht mehr um dich ranken, Halten doch umklammert dich Sehnende Gedanken, Und dem Aug' entschwunden zwar, Glänzt doch alle Stunde Mir dein Bildniß hell und klar In des Herzens Grunde. Letzter Blick und letzter Gruß, Herz, wer wollte weinen? Einen Blick noch, einen Kuß Und noch einmal einen: Bleibst du mir und bleib' ich dir, O so ist's kein Leiden, Bleib' ich dir und bleibst du mir, O so ist's kein Scheiden!
Authorship:
- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), "Letzter Blick und letzter Gruß"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]