Augen, meine lieben Fensterlein, Gebt mir schon so lange [holden]1 Schein, Lasset freundlich Bild um Bild herein: Einmal werdet ihr verdunkelt sein! Fallen einst die müden Lider zu, Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh'; Tastend streift sie ab die Wanderschuh', Legt sich auch in ihre finstre Truh'. [Noch]2 zwei Fünklein sieht sie glimmend stehn Wie zwei Sternlein, innerlich zu sehn, Bis sie schwanken [und dann auch vergehn]3 Wie von eines Falters Flügelwehn. Doch noch wandl' ich auf dem Abendfeld, Nur dem sinkenden Gestirn gesellt: Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, Von dem goldnen Überfluß der Welt!
Sechs Gedichte von Gottfried Keller für 1 Singstimme mit Pianoforte , opus 7
by Fritz Kögel
1. Abendlied  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Abendlied"
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- ENG English (Emily Ezust) , "Evening song", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant du soir", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gesammelte Gedichte von Gottfried Keller, Erster Band, J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart und Berlin, 1902, page 43.
1 Thuille: "hellen"2 Thuille: "Nur"
3 Marx: "und vergehn"
2. Das Glöcklein  [sung text not yet checked]
O ein Glöcklein klingelt mir früh und spät Silbernen Schalles in die Seele hinein, Zart wie ein Luftlied, welches von Osten weht, Unermüdlich plaudernd, melodisch rein! Aber wandl' ich es um zum Becherlein, Kehr' ich es um und häng' es an meinen Mund, Trinke daraus den allersüßesten Wein: Schweigt das Glockenbecherchen zur Stund, Hält sich stille, so lang ich trinken mag, An meinen durstigen Lippen verhallt sein Rand, Tönet jedoch wieder mit hellem Schlag, Kaum ich es der innigen Haft entband. Glas und Glöcklein ist, mein Engelchen! Mir dein Mündchen ohne Rast und Ruh', Und das Zünglein drin das Schwengelchen, Das nie schweigt, als wenn ich dich küssen thu'!
3. Die Lor' sitzt im Garten  [sung text not yet checked]
Die Lor' sitzt im Garten, Kehrt den Rücken zumal Und verbirgt mir der Augen Himmlischen Strahl. Ihr goldbrauner Haarwuchs Weht über den Zaun; Den Rotmund, das Weisskinn Doch lässt sie nicht schaun. Sie lässet erklingen Ihrer Stimme Getön; O du boshafte Hexe, Wie klingt es so schön!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Die Lor' sitzt im Garten", appears in Neuere Gedichte, in Vermischte Gedichte, in Alte Weisen, no. 2
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Lori sits in the garden", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Lori est assise dans le jardin", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
4. Ich fürcht nit Gespenster  [sung text not yet checked]
Ich fürcht nit Gespenster, Keine Hexen und Feen, Und lieb's, in ihre tiefen Glühaugen zu sehn. Im Wald in dem grünen Unheimlichen See, Da wohnet ein Nachtweib, Das ist weiß wie der Schnee. Es haßt meiner Schönheit Unschuldige Zier; Wenn ich spät noch vorbeigeh, So zankt es mit mir. Jüngst, als ich im Mondschein Am Waldwasser stand, Fuhr sie auf ohne Schleier, Ohne alles Gewand. Es schwammen ihre Glieder In der taghellen Nacht; Der Himmel war trunken Von der höllischen Pracht. Aber ich hab entblößt Meine lebendige Brust; Da hat sie mit Schande Versinken gemußt!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Ich fürcht nit Gespenster", appears in Neuere Gedichte, in Vermischte Gedichte, in Alte Weisen, no. 4
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "I fear no ghosts", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je ne crains pas les fantômes", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
5. Mir glänzen die Augen  [sung text not yet checked]
Mir glänzen die Augen Wie der Himmel so klar; Heran und vorüber, Du schlanker Husar! Heran und vorüber Und wieder zurück! Vielleicht kann's geschehen, Du findest dein Glück! Was weidet dein Rapp mir Den Reseda dort ab? Soll das nun der Dank sein Für die Lieb, so ich gab? Was richten deine Sporen Mein Spinngarn zu Grund? Was hängt mir am Hage Deine Jacke so bunt? Troll [nur dich]1 von hinnen Auf deinem groben Tier Und laß meine freudigen Sternaugen mir!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Mir glänzen die Augen", appears in Neuere Gedichte, in Vermischte Gedichte, in Alte Weisen, no. 1
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "My eyes gleam", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Mes yeux brillent", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
1 Sinding: "dich nur"
6. Wenn schlanke Lilien wandelten  [sung text not yet checked]
Wenn schlanke Lilien wandelten, vom Weste leis geschwungen, Wär' doch ein Gang, wie deiner ist, nicht gleicherweis' gelungen! Wohin du gehst, da ist nicht Gram, da ebnet sich der Pfad, So dacht' ich, als vom Garten her dein Schritt mir leis erklungen. Und nach dem Takt, in dem du gehst, dem leichten, reizenden, Hab' ich im Nachschaun, wiegend mich, dies Liedlein leis gesungen.
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), no title, appears in Trinklaube, in Gaselen, no. 4, appears in Neuere Gedichte, in Gaselen, no. 5
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gottfried Keller, Gesammelte Gedichte, zweite Auflage, Berlin: Wilhelm Herz, 1884, page 278. Appears in Trinklaube, in Gaselen, no. 4.