Mir blühet der Frühling, mir lächelt hold die Sonne, mir duftet das Blümchen, für mich ist alles so schön. Mir rauschet die Quelle erfrischend im Gebüsche; die Nachtigall flötet für mich melodisches Lied. Mir spiegeln Gewässer aus fernen grünen Fluren; mir glänzet der Himmel, im Blau mit Sternen besät. Mich kühlet der Abend nach schwüler Tageshitze; aus ruhigem Schlummer weckt früh der Morgen mich auf. Mich labt jede Speise, mir g'nügt die kleinste Freude, mir eilet die Arbeit von Händen glücklich und leicht. Denn wisset es: Ich liebe und seh' auch mich geliebet. O, segensvoll leuchtet die Welt dem liebenden Paar!
Deutsche Gesänge mit Begleitung des Pianoforte , opus 19
by Daniel Friedrich Rudolph Kuhlau (1786 - 1832)
1. Reiz und Wert der Liebe
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author, "Reiz und Wert der Liebe", subtitle: "Gegenstück von 'Mir blühet kein Frühling'"
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Note: according to the subtitle, this poem is a response to Mir blühet kein Frühling.
2. An die Entfernte
Wenn einsam auf verlass'nen Höhen mein Blick ins Weite sich verliert, und über Hügel, Täler, Seen mein Auge spähend sich verirrt, dann flieht zu dir die Seele hin und klagt, dass ich so fern dir bin. Und wenn im bunten Weltgewühle sich alles wirbelnd um mich dreht, und alles in dem Hochgefühle des Frohsinns sich entgegengeht, dann schwebt allein um dich mein Bild, das heiß mit Sehnsucht mich erfüllt. Und wenn in stiller Abendstunde mein Blick an jedem Sterne hängt, und nur mein Geist im süßen Bunde des Einklangs uns'rer Herzen denkt, dann hebt er hoch zum Himmel sich und rufet laut: Wie lieb' ich dich!
3. Dichterlied
Der Dichter liebt den guten Wein, und singt er wirklich gut, so sagt die Reb' ihm niemals nein, gleich ist die beste Traube sein, und opfert ihm ihr Blut. Der Dichter liebt die Mägdelein und freit er nicht zum Scherz So willigt bald die Mutter ein, gleich ist das beste Mädchen sein, Und opfert ihm ihr Herz. Drum möcht' ich für mein Leben gern ein guter Dichter sein; denn Gold und Rang und Band und Stern und alles andre gäb' ich gern für Mädchen und für Wein.
Text Authorship:
- by Jens Immanuel Baggesen (1764 - 1826), "Dichterlied", appears in Gedichte, in Lieder und vermischte Gedichte, first published 1798
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4. Triolett
Leben ohne Liebe, mag es, wer da kann. Süß ist das Getriebe in der Liebe Wahn. Leben ohne Liebe gehört dem Orkus an
Text Authorship:
- by Karl Wilhelm Grote (1796 - 1818), as Carl Teuthold
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5. An die Unbekannte
Wenn mit rosigem Flügel über taubeperlte Hügel früh Aurora sich hebt, seh' ich im blinkenden Schein dich nur, Geliebte, allein! Wenn in des Mittags Strahlen lichter die Täler sich malen, hell der Äther sich wölbt, seh' ich im spiegelnden Schein dich nur, Geliebte, allein! Wenn in des Meeres Wogen lächelnd die Sonne gezogen, Purpur schmücket die Flut, seh' ich im flutenden Schein dich nur, Geliebte, allein! Wenn hold Myriaden Sterne leuchtend aus endloser Ferne Glauben winken herab, seh' ich im leuchtenden Schein dich nur, Geliebte, allein!
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author ( K. v. R. ) , "An die Unbekannte"
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Confirmed with Hamburgisches Morgenblatt, 1817.
6. Leiden
Wer nie sein Brot mit Tränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte! Ihr führt ins Leben uns hinein, ihr lasst den Sünder elend werden, und überlasst ihn hier der Pein, dass seine Schuld sich tilg' auf Erden. Im Glück ist sich der Mensch genug, kennt keine Pflicht, fühlt lauter Rechte; das Unglück lehrt ihn erst den Flug zu euch hinauf, ihr himmlischen Mächte! D'rum wer sein Brot mit Thränen aß, wer oft die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, Der kennt euch wohl, ihr himmlischen Mächte.
Text Authorship:
- by Jens Immanuel Baggesen (1764 - 1826), "Leiden", subtitle: "Parodisch nach Goethe"
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Confirmed with Familien-Bibliothek der Deutschen Classiker, 94. Bd., Hildburghausen und Amsterdam, 1844.
Note: this is a parody of Goethe's Harfenspieler.
7. Rosen
Ved gamle borg i kolde mose stod tavs i sorg den røde rose. Dem lumske orm vil rosen nage. O hårde storm! Den må forsage. Nys rød og sund i solens bade åd fæle mund de fine blade. Ved dunkle lund bespændt i nøden, i hårde stund den venter døden. Bort fra min kind er rosen veget, mit sunkne sind til Gud er steget! O, dødens hånd, du søde, kolde! riv bort de bånd, som her mig holde.
7. Die Rose
Im tiefen Tal, im niedern Moose stand hoch betrübt die rote Rose. Ihr droht ein Wurm mit Todeswehen. O harter Sturm! Sie muss vergehen. Noch jüngst so rot im Sonnenbade, und bald nun tot! O jammerschade! Die Halme weh'n, die Blätter beben; es muss vergeh'n, das junge Leben! Auch mir entwich das Rot der Wangen; ich fühle mich von Schmerz umfangen. O Tod, zerbrich die Fesseln alle und hebe mich zur Himmelshalle!
Text Authorship:
- Singable translation by Christian Levin Friedrich Sander (1756 - 1819)
Based on:
- a text in Danish (Dansk) by Adam Gottlob Oehlenschläger (1779 - 1850)
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8. Wiegenlied
Schlafe, süßer Engel, schlaf! Hörst du Mutter singen? Hörst du's nicht? Bist doch erwacht! Seht, wie engelgleich er lacht! Muss zum Herzen dringen. Schlafe, Knabe, schlafe süß! Schlummernd sei im Paradies! Eiapopeia! Schlafe, liebes Söhnchen, schlaf! Hörst schon Mutter singen. Wirst du Engelsbub erst groß, Mutter sitzend auf dem Schoß, wird der Sinn dir's bringen. Schlafe, Kindchen, Tag und Nacht, bis dein inn'rer Sinn erwacht! Will auch leise lullen. Eiapopeia! Schlafe, süßer Engel, schlaf! Morpheus wird dich schützen. Sieh, im lichten Sternenglanz wirkt er dir des Glückes Kranz, wird dich ewig schützen. Schlumm're, Kindlein, sanft und still, wie dein frommer Engel will! Will auch leise lullen. Eiapopeia! Schlafe, holder Engel, schlaf! Seht die Händ' ihn heben! Will er mit der Mutter gar beten zu der Engel Schar, die im Himmel schweben? Schlafe, Knabe, schlafe ja! Engel sind dir immer nah'! Will auch leise lullen. Eiapopeia! Schlafe, lieber Junge, schlaf! Hoffnung will ich nähren! Fromm wirst du und brav und gut, auch in Leiden frommen Mut tugendhaft bewähren. Schlafe, Knabe, Nacht und Tag! Mutterlieb' ist immer wach! Will auch leise lullen. Eiapopeia!
9. Die Wünsche
Wär' ich doch ein milder West! Um ihr Lager wollt' ich schweben wie die Schwalbe um ihr Nest, leicht auf ihren Locken beben, feiernd meiner Liebe Fest, und, in Blumen tief versunken, an des Mägdleins keuscher Brust still vergeh'n vor sel'ger Lust, von der Holden eingetrunken. Wär' ich doch der Wonnetau, der im frommen Auge bebet, wenn es sich auf stiller Au sanft verklärt gen Himmel hebet! Fernt die Spötter, mich zu seh'n! Denn ich will auf ihren Wangen bald mein edles Ziel erlangen und vor Seligkeit vergeh'n. Wär' ich doch die Luftbewegung, die im Innern ihr entsteht, wenn sie liebesinnend geht in des Herzens erster Regung, unbewusst, woher sie kam. O, dann sollten wundersam uns're Wesen sich vereinen, Tropfen aus demselben Quell gleich verherrlicht, klar und hell, in dem hocherhab'nen Einen!
Text Authorship:
- by Christian Levin Friedrich Sander (1756 - 1819)
Based on:
- a text in Danish (Dansk) by Bernhardt Severin Ingemann (1789 - 1862), "Ønskerne"
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10. Der Totengräber Sung Text
Note: this is a multi-text setting
Es steht der Totengräber allein auf dem Kirchhof im Mondenschein. Er hat in stiller, schauriger Nacht einen müden Leib zur Ruhe gebracht. Durch die Nacht her schreitet ein Riesenbild in schwarzer Rüstung, mit Speer und Schild. „Auf, Totengräber, grab mir ein Grab; geschwind, ich sehne mich da hinab. Dort drüben schlief ich dreihundert Jahr', da kam eine wilde Reiterschar und ließ nicht einmal die Toten ruh'n. Eine friedliche Stätte such' ich mir nun.“ Dem Totengräber schaudert die Haut, wie er den greulichen Riesen schaut. Er nimmt das Grabscheit mit zitternder Hand, und ihm rinnt der kalte Schweiß in den Sand. Er schaufelt ein langes, breites Grab. Es wirft der Riese den Schild hinab, er legt auf den Schild das Haupt zur Ruh', er ruft: „Nun, Gräber, decke mich zu!“
Text Authorship:
- by Aloys Wilhelm Schreiber (1761 - 1841), "Der Totengräber"
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Confirmed with Cornelia. Taschenbuch für Deutsche Frauen auf das Jahr 1818, Aloys Schreiber (Hrsg.), Heidelberg, 1818.
Researcher for this page: Johann Winkler
Wüsstest du, wie sich's rastet hier, du legtest dich alsobald zu mir! Aber geschwind die Decke her, sonst rostet im Morgentau mein Speer.“ Der Totengräber tut, wie er begehrt; er hügelt über ihm die kühle Erd'. Dann hebt er zum Himmel empor die Händ' und betet um ein seliges End'.
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
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Researcher for this page: Johann Winkler