Am Fenster stand die Mutter, Im Bette lag der Sohn. "Willst du nicht aufstehn, Wilhelm, Zu schaun die Prozession?" "Ich bin so krank, o Mutter, Daß ich nicht hör und seh; Ich denk an das tote Gretchen, Da tut das Herz mir weh." - "Steh auf, wir wollen nach Kevlaar, Nimm Buch und Rosenkranz; Die Muttergottes heilt dir Dein krankes Herze ganz." Es flattern die Kirchenfahnen, Es singt im Kirchenton; Das ist zu Köllen am Rheine, Da geht die Prozession. Die Mutter folgt der Menge, Den Sohn, den führet sie, Sie singen beide im Chore: "Gelobt seist du, Marie!"
Zwei Balladen , opus 44
by Robert Emmerich (1836 - 1891)
1. Die Wallfahrt nach Kevlaar [sung text not yet checked]
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Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Die Wallfahrt nach Kevlaar, no. 1
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- ENG English (Leon Malinofsky) , "A Pilgrimage to Kevlaar", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist)
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Die Muttergottes zu Kevlaar Trägt heut ihr bestes Kleid; Heut hat sie viel zu schaffen, Es kommen viel kranke Leut'. Die kranken Leute bringen Ihr dar, als Opferspend', Aus Wachs gebildete Glieder, Viel wächserne Füß' und Händ'. Und wer eine Wachshand opfert, Dem heilt an der Hand die Wund'; Und wer einen Wachsfuß opfert, Dem wird der Fuß gesund. Nach Kevlaar ging mancher auf Krücken, Der jetzo tanzt auf dem Seil, Gar mancher spielt jetzt die Bratsche, Dem dort kein Finger war heil. Die Mutter nahm ein Wachslicht, Und bildete draus ein Herz. "Bring das der Muttergottes, Dann heilt sie deinen Schmerz." Der Sohn nahm seufzend das Wachsherz, Ging seufzend zum Heiligenbild; Die Träne quillt aus dem Auge, Das Wort aus dem Herzen quillt: "Du Hochgebenedeite, Du reine Gottesmagd, Du Königin des Himmels, Dir sei mein Leid geklagt! Ich wohnte mit meiner Mutter Zu Köllen in der Stadt, Der Stadt, die viele hundert Kapellen und Kirchen hat. Und neben uns wohnte Gretchen, Doch die ist tot jetzund - Marie, dir bring ich ein Wachsherz, Heil du meine Herzenswund'. Heil du mein krankes Herze - Ich will auch spät und früh Inbrünstiglich beten und singen: 'Gelobt seist du, Marie!'"
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Die Wallfahrt nach Kevlaar, no. 2
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- ENG English (Leon Malinofsky) , "A Pilgrimage to Kevlaar", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist)
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Der kranke Sohn und die Mutter, Die schliefen im Kämmerlein; Da kam die Muttergottes Ganz leise geschritten herein. Sie beugte sich über den Kranken, Und legte ihre Hand Ganz leise auf sein Herze, Und lächelte mild und schwand. Die Mutter schaut alles im Traume, Und hat noch mehr geschaut; Sie erwachte aus dem Schlummer, Die Hunde bellten so laut. Da lag dahingestrecket Ihr Sohn, und der war tot; Es spielt auf den bleichen Wangen Das lichte Morgenrot. Die Mutter faltet die Hände, Ihr war, sie wußte nicht wie; Andächtig sang sie leise: "Gelobt seist du, Marie!"
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Die Wallfahrt nach Kevlaar, no. 3
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- ENG English (Leon Malinofsky) , "A Pilgrimage to Kevlaar", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist)
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
2. König Harald Harfagar  [sung text not yet checked]
Der König Harald Harfagar Sitzt unten in Meeresgründen, Bei seiner schönen Wasserfee; Die Jahre kommen und schwinden. Von Nixenzauber gebannt und gefeit, Er kann nicht leben, nicht sterben; Zweihundert Jahre dauert schon Sein seliges Verderben. Des Königs Haupt liegt auf dem Schoß Der holden Frau, und mit Schmachten Schaut er nach ihren Augen empor; Kann nicht genug sie betrachten. Sein goldnes Haar ward silbergrau, Es treten die Backenknochen Gespenstisch hervor aus dem gelben Gesicht Der Leib ist welk und gebrochen. Manchmal aus seinem Liebestraum Wird er plötzlich aufgeschüttert, Denn droben stürmt so wild die Flut Und das gläserne Schloß erzittert. Manchmal ist ihm, als hört er im Wind Normannenruf erschallen; Er hebt die Arme mit freudiger Hast, Läßt traurig sie wieder fallen. Manchmal ist ihm, als hört er gar, Wie die Schiffer singen hier oben Und den König Harald Harfagar Im Heldenliede loben. Der König stöhnt und schluchzt und weint Alsdann aus Herzensgrunde. Schnell beugt sich hinab die Wasserfee Und küßt ihn mit lachendem Munde.
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "König Harald Harfagar", appears in Neue Gedichte, in Romanzen, no. 23
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- DUT Dutch (Nederlands) (Bas Ammerlaan) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission