Wie schlendern wir so allgemach Von Bachi Freuden und Verkehr Dem Tod entgegen. -- Nachbar ach! Dein Stundenglas ist leer. -- O Greis, leg' Deine Krücke fort, Und Du, o Jüngling, folge mir, Und führ' zu einem stillen Ort Dein Mägdelein mit Dir. -- O, denke immer an den Tod; Der grause Tod kennt kein Gebot; Drum nimm ein Schlückchen dann und wann, Du stirbst zufried'ner dann. Du, bei dem vollen Deckelglas, Rothwangig in der Freunde Schaar, Bald liegst Du starr und kalt und blaß Auf einer Todtenbahr'. Und Du, dem nie an Gut und Land, An Schätzen, war das Schicksal karg, Schon hobelt dort mit fleiß'ger Hand Der Tischler Deinen Sarg. -- O denke immer an den Tod, etc. Doch Du, der nimmer frei und froh, Verschmachtest in des Kerkers Nacht, Und dort auf halbverfaultem Stroh Dein Leben zugebracht; -- Und Du, dem Eifersucht und Haß, Vergiftete den Wein-Pocal, Sag' "gute Nacht", trink' aus Dein Glas Und weiche dem Rival. -- O denke immer an den Tod, etc. Und Du, dem hoher Titel Klang, Vergoldete den Bettelstab, Bald gehst Du, ohne Macht und Rang, Wohl in Dein stilles Grab; -- Und Du, der mißgestaltet feig, Verdammst den Schooß, der Dich gebar, Und der, selbst in Gott Bachi Reich, Ein Ausgestoß'ner war; O denke immer an den Tod, etc. Du, den die Kriegstrompete rief, Der tausend Schlünden bot die Brust; Und Du, der bei der Buhle schlief, In schnöder Fleischeslust; Auch Du, mit Deinem heil'gen Buch In frommer Würde brüstest Dich, Bekämpfst des Aberglaubens Trug Und irrest selber Dich; O denke immer an den Tod, etc. Du, der mit ehrlichem Gesicht, Verblendest stets durch falschen Schein, Der schlecht von seinen Freunden spricht Bei einem Glase Wein; Und Du, der treulos sie verläßt Wenn sie in Sorge, Noth und Angst, Obgleich Du kürzlich erst den Rest Aus ihrer Flasche trankst; O denke immer an den Tod, etc. Auch Du, der seinen Wirth verrieth, An dessen Tisch er eben saß, Dir sing' ich dieses Tafellied Auch wahrlich nicht zum Spaß. Treibt solchen Gast von Mahl und Wein, Treibt ihn mit seinem Anhang aus, Und laßt nicht langer ihn entweih'n Das gastlich, frohe Haus. O denke immer an den Tod, etc. Sagt Freunde, seid zufrieden Ihr Mit meinem Lied zu Eurem Schmaus, So komm, mein Nachbar, gehen wir, Es ist schon spät, trink aus! Doch erst trinkt uns'rer Wirthin zu, Verletzt die Etiquette nicht, Dann leucht' uns durch die Nacht zur Ruh' Des Mondes blasses Licht. -- O denke immer an den Tod, etc.
Sechs Lieder nach Carl Michael Bellman aus Fredman's Gesängen in der Übersetzung von Adolf von Winterfeld für Alt und B.c., Soloinstrument ad libitum
Song Cycle by Klaus Miehling (b. 1963)
. Tafellied (Lied Nr. III)
Authorship:
- by Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld (1824 - 1888), "[Lied Nr III]. Tafellied " [author's text checked 1 time against a primary source]
Based on:
- a text in Swedish (Svenska) by Carl S. Michael Bellman (1740 - 1795), "Måltidssång", appears in Fredmans sånger , no. 21
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by by Klaus Miehling (b. 1963), op. 242 (2015) [ alto, basso continuo ]Confirmed with Der Schwedische Anakreon, Auswahl aus C. M. Bellman's Poesien, aus dem Schwedischen von A. v. Winterfeld. Nebst Sammlungen über Bellman's Leben und Charakteristik, Berlin, Verlag von A. Hofmann und Comp., 1856, pages 152-154.
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. Abend‑Lied (Lied Nr. IV)
Tritt vor Du Gott der Nacht, der Sonne Strahl zu brechen,
Und laß der Sterne Heer die Abendröthe schwachen;
Das laue Meer kühl' ab.
Der Menschheit sende Schlaf und lind're ihr Gebrechen
Mit Deinem Zauberstab.
Dein dunkler Schleier fällt, senkt sich auf Flora's Prangen;
Dort sieht man welke Kränz' an schwarzen Kreuzen hangen,
Die auf dem Hügel steh'n.
Der scheue Uhu klagt; Maulwürfe, Marder, Schlangen
Aus ihren Kammern geh'n.
Am Quell ist Alles still; kein Vogel wagt zu singen,
Kein Lüftchen durch das Laub des stillen Wald's zu dringen;
Der bleiche Mond nur wacht;
Mit ihm die Sternelein, die auf des Aethers Schwingen
Durchzieh'n die stille Nacht.
Des Wassers leiser Ton, das durch das Moos hinfließet,
Mit sanftem Murmeln sich hinab in's Thal ergießet,
Thut unserm Ohr so wohl,
Daß Nacht den Sinn umfängt, das müde Aug' sich schließet
Und sagt dem Tag: Leb' wohl! --
Ein leises Säuseln nun die Bäume sanft erschüttert;
Das abgefall'ne Laub im klaren Wasser zittert
Deß Ruhe es gestört.
Dort in der kleinen Bucht, von Bäumen rings umgittert,
Man Fische plätschern hört.
[ ... ]
Nun vor dem Gott der Nacht in Schlummer Alles sinket;
Auf jenem Hünengrab dort eine Urne blinket,
Still trauernd, feierlich.
Durch bleiche Gräber, die der Mond noch bleicher schminket,
Schleicht Plutos Schatten sich.
Die müde Erde schläft. O möge Nichts sie stören!
Leg' fort die Pfeife Pan! Die Laute will ich hören,
Sie spiel' das Wiegenlied.
Cyclopen, Faune, still! Weckt nicht die müden Föhren,
Wenn ihr vorüber zieht.
Entsende Aeolos, als Boten Deine Winde,
Ermahn' Neptun zur Ruh, lull' ihn in Schlaf geschwinde
Auf tiefem Meeresgrund.
Die Fluth tret' leise auf; die Luft sei warm und linde
In dieser Weihestund! --
Najaden sollen nicht im Wellenbade lärmen,
Tritonen lüstern nicht den Badeplatz umschwärmen
Neugierig, toll und voll.
Die Götterruhe soll das ganze All erwärmen.
O hört, es spielt Apoll! --
Ariadne höre auf, laß ruh'n die fleiß'gen Hände,
Daß sich Dein ganzes Sein dem Göttersang zuwende
Und drin versenke sich.
Vulcan, den Hammer fort! Lösch auf dem Heerd die Brände --
Doch nun -- nun schlaf' auch ich!
Authorship:
- by Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld (1824 - 1888), "[Lied Nr. IV]. Abend-Lied" [author's text checked 1 time against a primary source]
Based on:
- a text in Swedish (Svenska) by Carl S. Michael Bellman (1740 - 1795), "Aftonkväde", appears in Fredmans sånger , no. 32
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by by Klaus Miehling (b. 1963), op. 242 (2015), stanzas 1-5,11-15 [ alto, basso continuo ]Confirmed with Der Schwedische Anakreon, Auswahl aus C. M. Bellman's Poesien, aus dem Schwedischen von A. v. Winterfeld. Nebst Sammlungen über Bellman's Leben und Charakteristik, Berlin, Verlag von A. Hofmann und Comp., 1856, pages 155-158.
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1. Der Fischfang (Lied Nr. I)  [sung text not yet checked]
Auf Amaryllis! Auf meine Kleine! Im Frührothscheine Schwimmt die Natur. Der Regenbogen Hat lieblich umzogen Mit farbigem Wogen Den Wald und die Flur. - Streif' ab, Amaryllis, des Schlafgottes Binden; Laß, meine Kleine, Dir freudig verkünden: Ein höh'res Behagen wirst Du empfinden In der duftigen, schönen Natur. - Komm nun und fische; Alles ist fertig, Alles gewärtig Nur Deines Blick's. Zieh' an Dein Jäckchen, Die Strümpfchen, das Röckchen, Und schnüre Dein Päckchen Du liebliche Nix'. Steh' auf, Amaryllis und stille mein Sehnen Laß unser Segel vom Winde sich dehnen, Delphine schon spielen; nackte Sirenen Warten Dein mit dem niedlichsten Knix. - Nimm Deine Angel, schon glüht die Sonne; Theil' meine Wonne, Theil' meine Lust. Komm' laß uns gehen! Mein dringendes Flehen Nicht falsch es verstehen Mein Liebchen Du mußt. O komm, Amaryllis, es fliehen die Stunden, Zu jenem Thal, wo das Glück wir gefunden Dort, wo sich Dein Herz dem Meinen verbunden, Weshalb Tyrsis zerquält sich die Brust. Komm in das Boot denn; komm laß uns singen, Lieb' soll durchdringen All' unser Sein. - Aeol' sich härmet, Doch wenn er auch lärmet - O laß ihn, er schwärmet; Denn nie wirst Du sein! - So laß uns denn froh sein und laß uns durchmessen Schäumende Wellen; und nimmer vergessen, Ja selbst nicht im Tode, was wir besessen. - Singt Sirenen das! Blas't das Schalmey'n! -
Authorship:
- by Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld (1824 - 1888), "[Lied Nr. I]. Der Fischfang"
Based on:
- a text in Swedish (Svenska) by Carl S. Michael Bellman (1740 - 1795), "Fiskafänget", appears in Fredmans sånger , no. 31
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Confirmed with Der Schwedische Anakreon, Auswahl aus C. M. Bellman's Poesien, aus dem Schwedischen von A. v. Winterfeld. Nebst Sammlungen über Bellman's Leben und Charakteristik, Berlin, Verlag von A. Hofmann und Comp., 1856, pages 149-150.
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2. Haga (Lied Nr. II)  [sung text not yet checked]
Froh in Haga's grünen Räumen, In dem duft'gen Blumensaal Schäkern mit den Blumen, Bäumen, Schmetterlinge, ohne Zahl. Mücken spielen in der Sonne, Jüngst zum Dasein erst erwacht; Alles athmet Lust und Wonne; Alles duftet, blühet, lacht. -- Zwischen dunk'len Bäumen schmieget Lieblich sich der Wiesenplan, Und auf blauen Teichen wieget Sich der stolze, weiße Schwan. Aus dem nahen Walde dringet Schon der Aexte lauter Schall, Und das flinke Echo bringet Uns der Schüsse Wiederhall. Wassernymphen und Najaden Tanzen schäkernd ihren Reihn, Und es glitzern die Kaskaden In dem Morgensonnenschein. Dort auf harter, staub'ger Erde Fährt ein Bau'r mit frohem Sinn, Peitschet auf die müden Pferde, Lächelt mild nach Haga hin. Welche Lust sich zu ergehen Hier auf Haga's schöner Flur, Gottes Größe zu verstehen Aus dem Buche der Natur; Seinem König zu begegnen, Seiner Güte sich zu freu'n. Seine milden Blicke segnen Reich' und Arme, Groß und Klein.
Authorship:
- by Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld (1824 - 1888), "[Lied Nr II]. Haga"
Based on:
- a text in Swedish (Svenska) by Carl S. Michael Bellman (1740 - 1795), "Haga", appears in Fredmans sånger , no. 64
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Confirmed with Der Schwedische Anakreon, Auswahl aus C. M. Bellman's Poesien, aus dem Schwedischen von A. v. Winterfeld. Nebst Sammlungen über Bellman's Leben und Charakteristik, Berlin, Verlag von A. Hofmann und Comp., 1856, pages 150-151.
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5. An Venus und Bachus (Lied Nr. XIII)  [sung text not yet checked]
Venus und Bachus, ich thu' es Euch kund; Euch lieb' ich zumeist mit ewigen Gluthen, Der Einen mein Herz und dem Ander'n mein Mund, Denn Bachus giebt Venus Rekruten. Ein niedliches Mädchen, ein voller Pocal Geben hienieden das meiste Behagen. - Wär' ich doch, ach, ich muß es Euch sagen, Frau Venus, Dein Fähnrich, und Bachus Korp'ral.
Authorship:
- by Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld (1824 - 1888), "[Lied Nr. XIII]. An Venus und Bachus"
Based on:
- a text in Swedish (Svenska) by Carl S. Michael Bellman (1740 - 1795), "Till Kärleken och Bacchus", appears in Fredmans sånger , no. 7
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Confirmed with Der Schwedische Anakreon, Auswahl aus C. M. Bellman's Poesien, aus dem Schwedischen von A. v. Winterfeld. Nebst Sammlungen über Bellman's Leben und Charakteristik, Berlin, Verlag von A. Hofmann und Comp., 1856, page 172.
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6. Pallas Athene, Mars, Melpomene! (Lied Nr. XXII)  [sung text not yet checked]
Pallas Athene, Mars, Melpomene! Sollt meine Gäste zum Frühstück heut' sein. -- Bachus, Cythere; Himmlische Heere Jupiter, Pluto, Apollo! Herein! Götter, Göttinnen, Helden, Heldinnen! Kommt in mein Hüttchen und trinkt ein Glas Wein! Euch nur zu Ehren Laßt mich begehren Von Euer Gnaden das Glück und die Grace, Mich zu beglücken Und zu frühstücken Heute bei mir. Bitte macht mir den Spaß. Bin nur geringe, Aber ich bringe: Merrettig, Senf und auch Nectar ein Glas. Bachus kutschiret, Eifrig parliret In einem Wagen mit Pan und Sylvan. Phöbus verneinet, Heut' nicht erscheinet, Leidet am Durchfall und ist übel d'ran. Venus, die Kleine, Leidet am Beine, Schickt jedoch Spickgans mir und Parmesan. Juno hat Hitze, Nachtrock und Mütze Holt sie heraus aus dem Kämmerchen, sieh! Will sich d'rin kleiden, Bin zu beneiden, Juno erscheinet im Chauve-souris. Fröhlich im Herzen Wart' ich mit Schmerzen, Sorg' für 'ne Whist- und 'ne Lhombre-Partie. Doch, ach, ich merke Schon bei dem Werke Ach, vom Olympos traf Niemand hier ein. -- Dennoch! -- Zwei Gäste Zu meinem Feste: Bachus, Cupido, gegrüßt sollt Ihr sein! Trinket und singet, Ständchen mir bringet, Ruhig und selig nun schlumm're ich ein.
Authorship:
- by Adolf Wilhelm Ernst von Winterfeld (1824 - 1888), "[Lied Nr. XXII]. Pallas Athene"
Based on:
- a text in Swedish (Svenska) by Carl S. Michael Bellman (1740 - 1795), no title, appears in Fredmans sånger , no. 12
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Confirmed with Der Schwedische Anakreon, Auswahl aus C. M. Bellman's Poesien, aus dem Schwedischen von A. v. Winterfeld. Nebst Sammlungen über Bellman's Leben und Charakteristik, Berlin, Verlag von A. Hofmann und Comp., 1856, pages 186-187.
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