Betet an vor Gott, ihr Sünder! Fallt in den Staub hin, Menschenkinder! Kommt alle! Kniet und betet an! Er, der Herr, hat euch erschaffen, zum Himmel, Sünder, euch erschaffen, der retten und verderben kann. Der Herr ist euer Gott! Jehova Zebaoth! Der Erbarmer! Gott, groß von Rat! Gott, groß von Tat! ein Rächer eurer Missetat. Betet an vor Gott! Es komme gebeugt der Sünder und der Fromme vor des Allmächt’gen Angesicht! Ach, von hunderttausend Seelen, die alle straucheln, alle fehlen, ruf jede: Herr, vertilg uns nicht! Wär er nicht unser Gott, nicht durch des Mittlers Tod unser Vater: längst träf uns schon von seinem Thron der Sünden qualenvoller Lohn. Betet an! Gott ist die Liebe! Rühmt’s, Sünder laut: Gott ist die Liebe! Durch Jesum Christum unser Gott noch trägt er die Übertreter, vertilgt noch nicht die Missetäter, erduldet noch der Frevler Spott. Hört, der Allmächt’ge spricht! Verstockt die Herzen nicht seiner Stimme. Gerecht ist Gott! gerecht der Tod, den er verstockten Sündern droht! Betet an! Ach, nicht im Grimme, noch ruft Gott mit der Vaterstimme den Bösen auf dem Irrweg zu: Kehret wieder von dem Pfade des Unglücks! Seht den Weg der Gnade und sucht für eure Seele Ruh! Klein ist der Tage Zahl, vielleicht zum letzten Mal tönt die Stimme: Barmherzigkeit! Gehorcht noch heut: nah ist euch Tod und Ewigkeit. Betet an! Erwacht, ihr Sünder! Erwacht, denn euch, o Menschenkinder, erwartet Tod und Ewigkeit! Lohn und Strafe, Tod und Leben hat Gott in eure Hand gegeben. Erwacht! Noch ist zur Buße Zeit. Allmächtig ist der Herr! Gerecht, gerecht ist er! Frevler, zittert! Wisst, was er spricht, gereut ihm nicht; er kommt, er kommt und hält Gericht!
Sturms geistliche Gesänge mit Melodien, Erste Sammlung
by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788)
1. Demütigung vor Gott
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Passionslied
Einst, als dich im Gerichte der Sünden Fluch umgab, da floss vom Angesichte dir Schweiß wie Blut herab. Zur Erde stürzte dich die Angst, als nun, von Gott verlassen, du mit dem Tode rangst. Im heißen Angstgebete, wie, Mittler, kämpftest du! Die ganze Seele flehte um Linderung, um Ruh. Doch ach! da war kein Tröster nicht; du dürstetest vergebens nach Freudigkeit und Licht. Auch sie, die so entschlossen, so männlich dich bekannt, sind mutlos, sind verdrossen, vom Schlummer übermannt. Sie schauen deiner Seele Schmerz und keiner deiner Brüder spricht Labsal dir ins Herz. Doch du trägst diese Schwachen mit göttlicher Geduld. Du eilst, sie stark zu machen, und milderst ihre Schuld. Erbarmend sprichst du: Freunde, wacht! O wacht mit mir und betet! Nah ist des Feindes Macht. Du Tröster schwacher Brüder, Herr, nimm dich meiner an! Wie leicht sink ich darnieder, verführt durch stolzen Wahn! Ach, ofte schlummr ich sorglos ein, bin ruhig bei Gefahren, die meiner Seele dräun. Herr, rette du mich Schwachen, wenn Stolz und Sicherheit den Geist verdrossen machen; gib Mut und Kraft im Streit. Flöß meiner Seele Tröstung ein, sprich zu ihr: Wach und bete! Bald ist die Krone dein.
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Loblied für das Seelenleiden Jesu
Sieh, Gotteslamm, wir fallen anbetend vor dir nieder. Zu deinem Himmel schallen die Jubel deiner Brüder! Du hast den Sieg errungen, für uns den Tod verschlungen. Preis sei dir ewig, o Jesu! Du sahst von fern die Bande, die dir die Bosheit drohte, gabst vor dir Qual und Schande und Martern bis zum Tode; doch du, voll Huld und Gnade, gingst gern die Marterpfade. Preis sei dir ewig, o Jesu! Vor deinem Antlitz standen der Adamskinder Schulden. Was diese nie empfanden von Qualen, willst du dulden; gehst hin, durch Flehn und Tränen die Sünder zu versöhnen. Preis sei dir ewig, o Jesu! Von heißer Angst erschüttert, lagst du vor Gott im Staube. Wie hattest du gezittert! Doch überwand dein Glaube. Dich fasste Todesgrauen! Doch bliebst du voll Vertrauen. Preis sei dir ewig, o Jesu! Für uns hat dich der Rächer mit Angst und Schmerz geschlagen. Für uns, für uns Verbrecher hast du den Fluch getragen; für uns den Sieg errungen! Dir singen alle Zungen Preis, Dank und Ehre, Herr Jesu!
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Osterlied
Amen! Lob und Preis und Stärke sei dem Vollender seiner Werke, dem Todesüberwinder Dank! Singt dem auferstandnen Helden! Und alle Himmel, alle Welten und dieser Erdkreis sei Gesang! Ihm, der vom Tod erstand, ihm, der einst überwand, Halleluja! Sein ist die Macht! Er hat’s vollbracht! Die Welt ist seiner Ehre voll! Ja, du Land der Gräber, Erde, empor aus deinem Staube! Werde ein Land des Lebens und des Lichts! Er, der siegreich auferstanden, befreit dich von des Todes Banden und von den Qualen des Gerichts. Heil dir! Das Grab ist leer! Des Abgrunds Schreckenheer ist bezwungen. Des Todes Nacht, der Hölle Macht, der Gräber Grauen ist besiegt. Was vermag uns zu erschüttern? Der Hölle Sklaven müssen zittern vor ihm, der ewig, ewig lebt. Wir, des Auferstandnen Brüder, wir, Christen, seines Körpers Glieder, wir freun uns des, der ewig lebt. Für uns sank er in Tod, für uns entrückte Gott ihn dem Grabe. Empörer bebt! Der Sieger lebt! Er lebt und stirbt hinfort nicht mehr. Unser Herz darf nun nicht wanken, die bangen, zweifelnden Gedanken besiegt des Glaubens Zuversicht. Wie ein Fels des Herrn im Meere steht unerschüttert Jesu Lehre umglänzt mit Seligkeit und Licht. Der Himmel Bau zerfällt, die Herrlichkeit der Welt wird verschwinden. Doch fort und fort steht Jesu Wort, bleibt Trost und Heil in Ewigkeit. Doch auch wir, wir werden bleiben. Mag doch des Körpers Staub zerstäuben, verzehre, Moder, mein Gebein! Jesus lebt! Und meine Glieder belebt einst seine Allmacht wieder; wie er werd ich unsterblich sein. In der Verwesung Grab dringt dann sein Ruf hinab; und ich lebe! Und ich bin sein, auf ewig sein! Wie wird mir dann, o dann, mir sein!
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Pfingstlied
Sei, Weltversöhner, sei gepreist! Du sandest uns den teuren Geist, der uns in alle Wahrheit leite und uns zum Himmel zubereite. Er lehret uns des Glaubens Kraft; stärkt uns, in dieser Pilgerschaft den Lauf zum Ziele zu vollbringen und einst die Krone zu erringen. Halleluja! Halleluja! Durch deines Geistes Trost erfreut, wagt deiner Boten Schar den Streit, kämpft gegen falscher Götter Heere und siegt durch deines Kreuzes Lehre. Begabt mit Stärke ging ihr Wort bis an der Erde Grenzen fort, erleuchtete die Nationen und drang von Hütten zu den Thronen. Halleluja! Halleluja! O send ihn auch zu uns den Geist, der uns den Weg zur Wahrheit weist. Ach, dunkel sind des Lebens Pfade; erleuchte sie durch seine Gnade. Er lehr uns Gottes Heil verstehn, er leit uns, wenn wir irre gehn; und wenn wir straucheln und ermüden, dann stärk er uns durch Gottes Frieden! Halleluja! Halleluja! Hier, in dem Heiligtum des Herrn, hier warten deiner, Geist des Herrn, wir Christen, unsers Hauptes Glieder; komm segenvoll auf uns hernieder! Hilf uns! Gib dem Verstande Licht, dem Herzen Mut und Zuversicht, dass uns von ihm, den wir bekennen, hier weder Glück noch Leben trennen. Halleluja! Halleluja! O leit uns, Herr, an deine Hand hinauf ins wahre Vaterland. Entreiß uns mächtig dem Verderben; erhalt uns gläubig, bis wir sterben. Dann stärk uns in des Todes Schmerz das schwache, freudenleere Herz, dass wir mit Mut zum Himmel dringen und dann den letzten Sieg erringen. Halleluja! Halleluja! Dort, wo der Zeugen Jesu Schar, die hier durch dich erleuchtet war, am Thron des Lammes jauchzend stehet und deiner Werke Preis erhöhet; dort ist auch unsers Erbes Teil, auch uns ist der Erlösung Heil durch dich versiegelt: Und wir kommen durch dich zur Seligkeit der Frommen. Halleluja! Halleluja!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Passionslied
Da stehest du, Sohn Gottes, von Frevlern frech entweiht: ein Ziel des niedern Spottes, zerschlagen und verspeit! Doch mehr als Schmerz und Schande kränkt dich dein schwacher Freund, der treulos dich verkannte und nun den Fall beweint. Doch spricht aus deinen Blicken nur Gnade, nur Geduld. O Jesu, wie entzücken die Proben deiner Huld! Du kämpfst mit eignen Schmerzen; doch fühlst du fremde Pein und eilst, bedrängten Herzen Erquickung zu verleihn. Die Allmacht deiner Blicke dringt Petro tief ins Herz. Beschämt geht er zurücke, erfüllt mit Reu und Schmerz. Wie wuchs nun deinem Zeugen Beständigkeit und Mut! Furcht konnt ihn nie mehr beugen: Für dich, Herr, floss sein Blut. Erlöser meiner Seele, sei meine Zuversicht. Ich, Schwacher, ich verhehle dir meine Sünde nicht. Mit Scham und bittrer Reue bekenn ich es vor dir: Auch ich vergaß der Treue. Vergib, vergib es mir! In meiner Nacht erscheinen mir deiner Gnade Licht! Gib, wenn ich einsam weine, dem Herzen Zuversicht. Ich will dich frei bekennen, dich, meinen Herrn und Gott. Nichts soll von dir mich trennen, nicht Schande, nicht der Tod.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]7. Gottes Größe in der Natur
Groß ist der Herr! Von seiner Macht erzählen Himmel, Erd und Meere. Ihn preist die sternenvolle Nacht, die Sonn und aller Sonnen Heere. Ihn rühmt die blühende Natur; ihr Schmuck und ihres Segens Menge, die Frucht der garbenschweren Flur sind seiner Allmacht Lobgesänge. Ihn preist in seiner Felsenkluft des Löwen furchtbares Gebrülle, der Rabe, der um Speise ruft, der Wurm in seines Staubes Hülle. Der Rebenberg, das Weizental, der Schmerlenbach, der Auen Blüte, die Luft und jeder Sonnenstrahl verkündigt des Allmächt’gen Güte. Des Westes Kühlung sendet Er, den Donnersturm in Ungewittern. Er spricht! und still ist Erd und Meer! Er spricht! und Meer und Erde zittern! Vom Aufgang bis zum Niedergang, von hier bis zu den fernsten Sphären schallt der Geschöpfe Lobgesang zu unsers Weltenschöpfers Ehren. Groß ist der Herr! Zu ihm empor soll meine frohe Seele dringen. In aller Kreaturen Chor soll meines Liedes Jubel singen.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Die Würde des Christen
Ich bin ein Christ! Mein Herz ist ruhig und vergisst die Nichtigkeit der Erden. Ich fühle meinen ganzen Wert: Unsterblich soll ich werden. Ich bin ein Christ! Nur blendend und vergänglich ist der Erdenehre Schimmer. Mein Ruhm, von Wahn und Irrtum frei, täuscht meine Hoffnung nimmer. Ich bin ein Christ! Rein von der Torheit ist die edle freie Seele. Zur Tugend führt der Weisheit Pfad, den ich entschlossen wähle. Ich bin ein Christ! Nicht wert der Himmels Freuden ist die Trübsal dieses Lebens. Ich bin des hohen Trostes voll: Ich leide nicht vergebens. Ich bin ein Christ! Gesegnet sei mir Tod! Du bist der Weg zum höhern Leben. Er, dem ich diente, wird mich einst zum Engelglück erheben. Ich bin ein Christ! Sing Psalter! Freudentränen fließt in meines Dankes Lieder! Preis ihm, dem Mittler, Jesus Christ! Lobsingt ihm seine Brüder!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]9. Todesfreudigkeit
Gott, dem ich lebe, des ich bin, dem einst ich sterbe, getrost und freudig geh ich hin: Denn zum Erbe, das dort aufbehalten ist, führt mich der Weg des Todes. Ihn werd ich schauen, dem ich hier geglaubet habe; so hohe Freuden gab er mir schon am Grabe. Wie wird dann, o dann mir sein, wenn ich ihn schauen werde! Mich schrecke nicht des Todes Qual, der Gräber Grauen! Der letzte Weg durchs dunkle Tal führt zum Schauen. Nun geh ich im Frieden hin, wenn Gott mich ruft zum Grabe. Gib mir den Glauben Simeons und Jakobs Freuden. Lass mich beim Anblick jenes Lohns froh verscheiden. Segne und behüte mich! Herr, gib mir deinen Frieden!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]10. Der gestirnte Himmel
Mit heil'gem Grauen blick ich hin zu deines Himmels Höhen, wo Sonn auf Sonnen, Welt auf Welt emporgetürmet stehen. Auf mich im Staube glänzt herab aus unermessner Ferne des Mondes sanfter Silberglanz, das milde Licht der Sterne. Vom Staube wag ich’s hinzuschaun, wo deine Sonnen glänzen; und forschend sucht mein Auge dort, Herr, deines Reiches Grenzen. Umsonst! Den grenzenlosen Raum der fernsten Sonnenheere misst kein Erschaffner. Zahlenlos sind sie wie Sand am Meere. Du zählst, o Unermesslicher, der Sterne Millionen; und herrschest hier und segnest dort durch aller Himmel Zonen. Auch dort ist deines Reichs Gebiet erfüllt mit höhern Wesen; und sie wie ich sind, Herr, durch dich zur Ewigkeit erlesen. Mit euch, o Brüder, werd ich mich von Sonn zu Sonnen schwingen; mit euch dem Weltenschöpfer Dank und Preis und Ehre singen.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]11. Weihnachtslied
Vom Grab, an dem wir wallen, soll, Jesu Christ, dein Lobgesang empor zum Himmel schallen! Dir opfre jede Seele Dank! Und jeder der Gebornen erfreu sich, Mensch zu sein! Und jeder der Verlornen rühm es: erlöst zu sein! Uns ist das Kind gegeben! Geboren uns der Sohn! Mit ihm erscheint das Leben, mit ihm des Himmels Lohn! O du, dem itzt die Menge der Engel und Verklärten singt, vernimm die Lobgesänge, die dir dein Volk im Staube bringt. Auch du warst einst auf Erden, was deine Brüder sind, ein Dulder der Beschwerden, ein schwaches Menschenkind; was du nun bist, das werden einst deine Brüder sein, wenn sie entrückt der Erden, sich deines Anschauns freun.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this page: Caroline Diehl12. Beschleunigung der Buße
Christ, sei achtsam, sei bereit! Kämpfe, bet und wache! Nah ist Tod und Ewigkeit, nah dir Lohn und Rache! Hör, Gott spricht! Säume nicht, seinen Ruf zu hören und dich zu bekehren! Noch tönt nicht zum Weltgericht der Posaune Stimme. Noch bebt dieser Erdball nicht vor des Richters Stimme. Aber bald, hör, erschallt Gottes Ruf: Zur Erden sollst du wieder werden! Kommt nun, ehe du’s gedacht, unter Sünd und Freuden deines Lebens letzte Nacht, was wirst du dann leiden, wenn dein Herz, von dem Schmerz deiner Schuld zerrissen, wird verzagen müssen. Wenn vor deinem Antlitz sich jede Sünd enthüllet, wenn dann jede, jede dich ganz mit Graun erfüllet; dich nichts dann stärken kann, keine deiner Freuden: Was wirst du dann leiden! Ach, wie bang um Trost und Ruh an des Grabes Stufen, nah dem Untergang wirst du dann vergebens rufen: Rette, Gott, mich vom Tod! Höre, Vater! Richter! Schöpfer und Vernichter! Noch, noch wandelst du, o Christ, auf des Lebens Pfade, nah zu deiner Rettung ist dir des Ew’gen Gnade. Eil ihr zu, dass du Ruh für dein Herz empfindest und Vergebung findest!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]13. Der Tag des Weltgerichts
Wenn der Erde Gründe beben, und in Totengrüften Leben und im Staube Jugendstärke wallt, wenn des Auferweckers Stimme schallt: Gott! erbarm dich unser! Wenn mit Zittern und Entzücken alle Völker nach dir blicken und dein flammend Richterangesicht Fluch und Lohn in ihre Seele spricht: Gott! erbarm dich unser! Wenn auch ich dann vor dir stehe, und mein Aug' zu deiner Höhe bebend nur emporzuschauen wagt, wenn in mir die ganze Menschheit zagt: Gott! erbarm dich unser!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ITA Italian (Italiano) (Marco Crosetto) , "Il giorno del giudizio universale", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
14. Der Frühling
Erwacht zum neuen Leben Steht vor mir die Natur, Und sanfte Lüfte weben Durch die beschneite Flur. Empor aus seiner Hülle Drängt sich der junge Halm, Der Wälder öde Stille Belebt der Vögel Psalm. ... O Vater, deine Milde Fühlt Berg und Tal und Au, Es grünen die Gefilde, Beperlt vom Morgentau; Der Blumenweid' entgegen Blöckt schon die Herd' im Tal, Und in dem Staube regen Sich Würmer ohne Zahl. ... Lobsing' ihm, meine Seele, Dem Gott, der Freuden schafft! Lobsing' ihm und erzähle Die Werke seiner Kraft! Hier von dem Blumenhügel Bis zu der Sterne Bahn Steig' auf der Andacht Flügel Dein Loblied himmelan!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Laura Prichard) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Le début du printemps", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Marco Crosetto) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
15. Erntelied
So weit der Fluren Grenzen blühen, ist Gott der Lobgesang! Die Mienen, die von Freude glühen, sind ihm ein stiller Dank! Er schmückt mit Korn die leeren Auen und ruft dem Überfluss, dass er, die seiner Macht vertrauen, mit Gütern füllen muss. Er schafft den Sommer, und die Ähren sind seiner Hände Werk. Sein sind die Täler, die uns nähren, der garbenvolle Berg. Durch ihn sind wir, und unser Leben ist seiner Huld Geschenk. Beim Brote, das er uns gegeben, sind wir des eingedenk. Auf, sammlet, arbeitsame Hände, der Ernte Weizenbrot! Und bis zu seiner Schöpfung Ende sei unser Loblied Gott!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]16. Frohe Erinnerung der Wohltaten Gottes
Auch mich, o Herr, hast du gemacht, von dir hab ich mein Leben. Du hast durch deine Güt und Macht, mir, was ich hab, gegeben. Was ist der Mensch, der Staub, vor dir? Herr, was bin ich, dass du zu mir so gnadenvoll dich neigest? Von Kindheit an war über mir, Gott, deine Güte neue; und jedes Gute kömmt von dir, des ich mich jetzt erfreue. Wohin ich schau, entdeck ich dich; du segnest und erfreuest mich durch alle deine Werke. O Gott, in jedem Augenblick empfind ich deine Güte. Dir dank ich meiner Tage Glück, dir meines Lebens Blüte, dir Glieder, Sinnen und Verstand, dir Güter, Freund und Vaterland, dir zahlenlose Freuden. Was mich so froh und glücklich macht am Leib und am Gemüte, so vieles Heil bei Tag und Nacht ist alles deine Güte. Durch dich gibt Berg und Wald und Flur, durch dich gibt jede Kreatur mir Nahrung, Stärkung, Freude. Kommt, Menschenkinder, kommet her! Lobt mit mir unsern Vater! Der uns ernährt und schützt, ist er, er unser aller Vater! Kommt, lasst uns seiner Güte freun, ihm ewig, ewig dankbar sein und ihm zur Ehre leben. Gott, der bisher uns Gutes gab, wird ferner uns bedenken und bis ins Alter, bis zum Grab uns Heil und Freude schenken. Und einst im Himmel gibt uns er Vergnügen unaussprechlich mehr und höhre Seligkeiten.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]17. Sonntagslied
Dir, Jesu, dir sei dieser Tag geweihet, ihn feiert gern, wer deines Heils sich freuet. O lass auch mich mit Freuden vor dich treten dich anzubeten! Dich preist der Lobgesang der Himmelsheere, auch unser Tempel schall von deiner Ehre! Auch unser Dank und unsrer Ehrfurcht Flehen soll dich erhöhen! Wie freu ich mich, die Stätte zu begrüßen, wo Dürstenden des Lebens Bäche fließen und wo dein Heil von der Erlösten Zungen froh wird besungen. Vergebens lockt die Welt zu ihren Freuden, mein Geist soll sich an Gottes Lehre weiden; sein himmlisch Wort, das seine Boten lehren, das will ich hören. Mit Andacht will ich heute vor dich treten. Ich weiß, du hörst, die kindlich zu dir beten. Der Toren Glück, die sich der Sünde freuen, kann nicht gedeihen. O lass auch heute deinen Geist mich lehren, vom Weg, der dir missfällt, mich abzukehren. Er leite mich, dass meine ganze Seele zum Trost dich wähle. Dein Tag sei mir ein Denkmal deiner Güte! Er bring mir Heil und lenke mein Gemüte auf jenen Trost, den du der Welt erworben, da du gestorben. Dich bet ich an, du Todesüberwinder! An diesem Tag hast du zum Heil der Sünder, die fern von Gott in Todesschatten saßen, dein Grab verlassen. Es feire dankbar diesen Tag die Erde, dass jedes Land voll deines Ruhmes werde! Lob sei, Erlöser, deinem großen Namen auf ewig! Amen.
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]18. Der Weg zum Himmel
Schmal ist der Pfad, auf welchem Christen gehen und dornigt ihre Bahn; und schrecklich sind der Berge steile Höhen, zu welchen sie sich nahn. Doch zage nicht, o Wandrer! Gottes Hände sind nach dir ausgestreckt. Schau hin, dort ist an deiner Laufbahn Ende das Kleinod aufgesteckt. Wert ist’s die Kron am Ziel, nach ihr zu streben. Wie nichts ist gegen sie der kurze Lauf durch dieses Pilgerleben und deines Kampfes Müh. Ich walle dann in meiner Laufbahn Schranken zum Kleinod mutig hin. Wie froh werd ich dir, meinem Führer, danken, wenn ich am Ziele bin! Und wenn ich nun ihn vor mir sehen werde, der Überwinder Lohn, dann freudevoll schwing ich mich von der Erde hinauf zu deinem Thron.
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]19. Neujahrslied
Schon wieder ist von meiner Zeit ein Lebensjahr dahin! So eilend fliehn zur Ewigkeit der Menschen Tage hin! Ach, unaufhaltsam fliehen sie und ich bemerk es kaum. Des ganzen Lebens Trost und Müh ist nur ein kurzer Traum. Und doch ist dieser Traum ein Teil von meiner Prüfungszeit, fruchtbar an Elend und an Heil für Welt und Ewigkeit. Wohl mir, wenn jeder Augenblick zum Segen mir verschwand, wenn ich Gewissensruh und Glück durch gute Taten fand! Dann könnt ich ohne Scham und Qual itzt vor dem Richter stehn und heiter die durchlebte Zahl der Stunden übersehn. Doch ach, zur Hälfte ist die Zeit, die Gott mir gab, verträumt und meines Geistes Seligkeit in träger Ruh versäumt. Da stehn vor meinem Angesicht der Lebensstunden Reihn. Und jede ruft mich vor Gericht und jede lohnt mit Pein. Sei gnädig uns! Wer, wer vermag, Herr, zu bestehn vor dir? Ach prüftest du nur einen Tag, wo, Richter, wären wir? Längst wären wir von dir nicht mehr, der Erde längst entrückt; nie hätten wir die Wiederkehr des neuen Jahrs erblickt. Doch, Dank sei deiner Vaterhuld! noch sind und leben wir! O Gott, voll Langmut und Geduld! Wir leben! Dank sei dir! Wir leben! Doch itzt näher schon dem Ziel der kurzen Bahn, und näher täglich rückt der Lohn der Ewigkeit heran. Herr, lehr uns unser bestes Teil, des Lebens Zweck verstehn; zeig uns den sichern Weg zum Heil, und stärk uns ihn zu gehn. Dann werden wir uns immerdar Gott, deiner Güte freun; und jedem wird dies neue Jahr zur Ewigkeit gedeihn.
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]20. Sommerlied
Allgütiger, dich will ich fühlen im Flor der reizenden Natur; dir will ich singen und dir spielen im Schoß der blumenvollen Flur. Vom Aufgang bis zum Niedergang erschalle dir mein Lobgesang! Du bist der Geber aller Freude! Des Segens Schöpfer bist du, Gott! Den Herden gibst du ihre Weide und deinen Menschenkindern Brot. Der Wurm im Staub, die Raup am Blatt wird durch dich lebensfroh und satt. Und Leben strömt mit deiner Sonne in jeden Halm, in jede Brust; sie gibt den Blütentälern Wonne, und jedem Tiere Trieb zur Lust! Belebt durch ihren milden Strahl fei’rt Hain und Flur und Berg und Tal. Auf unsre Saaten träufelt Segen, o Gott, mit jedem Morgentau. Erfrischt durch deinen sanften Regen lacht jugendlich die Blumenau. Dein Bach, der aus dem Berge quillt, erquickt den Wandrer und das Wild. Da stehn die Zeugen deiner Milde hier in der Schöpfung Heiligtum! Weit durch die güldnen Korngefilde tönt himmelan dein Schöpferruhm; und die Geschöpfe, satt durch dich, freun deiner Vatergüte sich. Auch du frohlocke, meine Seele! Sei Andacht, Inbrunst und Gefühl! Von deines Schöpfers Macht erzähle entzückt dein frommes Saitenspiel! Vom Aufgang bis zum Niedergang erschalle Gott dein Lobgesang!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]21. Die Fortdauer der Lehre Jesu
Umsonst empört die Hölle sich mit ihrem Schreckenheere! Dein Gott, o Zion, schützet dich, schützt seines Sohnes Lehre. Sie spreche Hohn! Sie schäume Wut! Mit uns ist Gott! Er gibt uns Mut; er schenkt uns Kraft zu siegen. Wenn Tausende zu Schmach und Tod sich gegen dich verschwören: sei mutig! Deines Glaubens Gott wird ihren Rat zerstören. Durch ihn, der einst mit starker Hand das Heer der Hölle überwand, wirst du den Sieg behalten. Jahrtausende bekämpft es schon das Heiligtum der Christen; spricht trotzend unsrer Kirche Hohn und droht, sie zu verwüsten. Umsonst ist seines Frevels Müh, noch unerschüttert stehet sie auf ihrem Felsengrunde. Wo sind mit ihres Armes Macht die wütenden Zerstörer? Wo sind sie? In des Grabes Nacht, da liegen die Empörer. Gott sah von seiner Allmacht Thron der Starken Trotz, der Spötter Hohn und stürzte sie zu Boden. Auf ihrer Feinde Trümmern steht siegprangend Jesu Lehre. Sie steht, die Kirche Christi steht wie ein Gebirg im Meere. Nicht wilder Wellen Ungestüm, nicht der erbosten Feinde Grimm vermag sie zu erschüttern. Und Erd und Himmel wird vergehn; doch Jesu Wort wird bleiben, wenn seine Feinde, die es schmähn, vor ihm wie Spreu zerstäuben. Wohl uns, wenn wir uns, Jesu, dein und deiner Wahrheit gläubig freun! Auch wir, wir werden bleiben!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]22. Dieses und jenes Leben
Ein Pilger bin ich in der Welt und kurz sind meine Tage. So manche Not, die mich befällt, reizt hier noch mich zur Klage. Doch Vater, deine Ewigkeit versüßt mir meine Pilgerzeit und gibt mir Mut im Leiden. Itzt, da der Sünde Joch mich drückt, seufzt meine schwache Seele: Wie bald ist nicht mein Herz berückt! Wer merkt, wie oft er fehle? Doch einst werd ich, von Fehlern rein, ganz heilig und ganz selig sein. Dies tröstet meine Seele. Vor meinen Augen wandeln sie, die dich, Versöhner, schmähen. Der Erde Reiz verblendet sie, dass sie dein Heil nicht sehen. Einst bebt der Spötter Heer vor dir, vor deinem Richterblick: Doch wir, wir werden vor dir jauchzen. In stillen Nächten wein ich, Herr, hinauf zu deiner Höhe. Mein schwaches Herz seufzt freudenleer, wenn ich den Morgen sehe. Ein Blick gen Himmel tröstet mich! Und meine Tränen stillen sich einst ganz in jenem Leben. Wenn mich der Zukunft Schicksal schreckt, die Not in fernen Tagen; wenn sie die Sorg in mir erweckt, ob ich sie werd ertragen; so mildert mir die Ewigkeit die Lasten dieser Pilgerzeit und gibt dem Herzen Stärke. Der Tod, der itzt von ferne dräut, wenn er mir näher winket; wenn nach der Arbeit dieser Zeit mein Haupt zum Schlummer sinket: so sterb ich froh. An Jesu Thron ist seiner Überwinder Lohn auch mir, auch mir bereitet. Herr, diesen Trost, der mich erfreut, vermehr in meinem Herzen! Mich stärke deine Ewigkeit bei meiner Wallfahrt Schmerzen! Sie sei in meinem Tod mein Heil und einst mein langgewünschtes Teil mit deinen Auserwählten!
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- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]23. Lob des Allgütigen
Allgütiger, mein Leben lang ist meines Liedes Lobgesang dir demutsvoll geweiht. Denn du bist gut; und jeder Ort, die Erde hier, der Himmel dort, rühmt deine Gütigkeit. Die Sonne, Vater, trägt dein Bild. Sie ist wie du so stark und mild, so segenvoll wie du. Es strömt aus ihr mit jedem Strahl Licht und Erquickung ohne Zahl durch dich der Erde zu. In jeder Anmut der Natur, in jedem Blümchen auf der Flur fühl ich’s, wie gut du bist. Selbst wenn dein Wettersturm uns dräut, seh ich, wie Reiz und Fruchtbarkeit aus Donnerwolken fließt. Ja, Herr, unendlich gut bist du! Der Morgen ruft’s dem Mittag zu, der Tag dem Abendrot. Die Flur bedeckt mit Schnee und Eis rühmt Erntefeldern deinen Preis, Jehova Zebaoth! Nichts ist von deinem Wohltun leer, das kleinste Sandkorn an dem Meer ist deiner Güte Preis. Der Wurm im Staube lebt durch dich, durch dich freut er des Lebens sich und stirbt auf dein Geheiß. Aus deines Segens Überfluss schöpft unaufhörlichen Genuss der Engel dort am Thron; und hier an unsrer Wallfahrt Grab strömt Seligkeit durch dich herab auf jeden Erdensohn. Doch wer? wer fasst’s, wie gut du bist? Undenkbar wie dein Wesen ist, Gott, deine Freundlichkeit. Im Staube bet ich an vor dir! Gebenedeiet sei sie mir nun und in Ewigkeit!
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]24. Herbstlied
So weit der Wesen Millionen, Gott, deinen Erdenkreis bewohnen, wird alles satt durch dich. Du gibst mit reichem Überflusse, und bei dem segnenden Genusse freut jedes Wesen deiner sich. Dein ist das Brot! Uns zu ernähren, schuf deine Hand die güldnen Ähren, von reifen Körnern schwer. Itzt, da wir fröhlich sie genießen, sei deine Vaterhuld gepriesen! Denn dein ist unser Brot, o Herr! Dein ist die Frucht an Strauch und Bäumen! Du ließst die milde Knospe keimen und blühen und gedeihn. Die reifen Früchte, die uns laben, was Garten, Forst und Trift uns gaben, was Scheun und Tenne zollt, ist dein! Dein sind die traubenvollen Reben! Du gibst den Beeren Saft, und Leben und Kraft gibst du dem Wein. Durch ihn strömt Mut in unsre Glieder und Fröhlichkeit in unsre Lieder. Herr, du sollst unser Loblied sein! Dein, Herr, ist alles. Du beglückest, du segnest, sättigst und erquickest dein grenzenloses Reich. In deinem ganzen Weltgebiete regierest du mit Vatergüte. Allmächtiger, wer ist dir gleich?
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]25. Morgenlied
Nun ist es Tag. Mit frommen Dank verlass ich Bett und Ruh. Herr, höre meinen Lobgesang! Mein erstes Wort bist du. Wie hat der Schlummer mich erquickt! Ich fühle neuen Mut. Vor Tausenden bin ich beglückt, die nicht so sanft geruht. Mein neues Leben dank ich dir, dir die verjüngte Kraft. Denn beides, Vater, hast du mir auf mein Gebet verschafft. Ich nehm’s aus deinen Händen hin mit froher Dankbarkeit. Herr, was ich habe, was ich bin, sei ewig dir geweiht. Mein ganzes Leben preise dich! Dein soll mein Herz sich freun. Nur, bester Vater, lehre mich, fromm und dir treu zu sein! Der Erdenlüste Eitelkeit berücke nie mein Herz. Gib Klugheit bei der Fröhlichkeit und Mäßigung im Schmerz! Kurz ist der Eitelkeit Genuss, die mir die Welt versprach. Und Reue, Marter und Verdruss folgt ihren Freuden nach. Ich schwacher Pilger in der Zeit will ihre Lüste fliehn. Nur um das Heil der Ewigkeit soll sich mein Geist bemühn. Dann wird es niemals mich gereun, dass ich den Tag durchlebt: Ich werde froh und selig sein, wenn man mich einst begräbt.
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]26. Abendlied
So flüchtig als des Tages Stunden mir unter Lust und Schmerz verschwunden, verfliegt mir meine Lebenszeit. Mein kurzer Pfad wird immer jäher, mit jedem Abend rück ich näher, o Vater, deiner Ewigkeit. Vielleicht hat deine milde Sonne zum letztenmal mit Lebenswonne und Jugendkraft mein Herz erquickt. Eh noch die Morgensonne glühet, bin ich vielleicht wie Gras verblühet, verblühet und der Erd entrückt. Ach, Gott, ich denk’s mit Furcht und Beben! Vor deinem Antlitz steht mein Leben, steht jede Neigung, jede Tat. Sei gnädig, Ewiger! verschone! Ich seufze: Ach, in deinem Sohne sei gnädig meiner Missetat! Sieh diese Tränen meiner Reue: Herr, ich gelobe dir aufs Neue, mich treuer deinem Dienst zu weihn. Bald fällt auf meine Augenlider von dir gesandt der Schlummer nieder. O lass ihn sanft und stärkend sein!
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]27. Gottes Allgegenwart
Nie bist du, Höchster, von uns fern: Du wirkst an allen Enden. Wo ich nur bin, Herr aller Herrn, bin ich in deinen Händen. Durch dich nur leb und atme ich, denn deine Rechte schützet mich. Du weißt, was ich gedenke: Du, du prüfest meine Seele. Du siehst es, wenn ich Gutes tu; du siehst es, wenn ich fehle. Nichts, nichts kann deinem Aug entfliehn, nichts deinen Händen mich entziehn. Wenn ich in stiller Einsamkeit mein Herz an dich ergebe und fern von Welt und Eitelkeit den Geist zu dir erhebe, so merkst du gnädig auf mein Flehn und lässt mich Trost und Freude sehn. Du merkst es, wenn des Herzens Rat verkehrte Wege wählet; und bleibt auch eine böse Tat vor Menschen hier verhehlet, so weißt du sie und züchtigst mich zu meiner Bessrung väterlich. Du hörest meinen Seufzern zu, dass Hülfe mir erscheine. Voll Mitleid, Vater, zählest du die Tränen, die ich weine. Du siehst und wägest meinen Schmerz und stärkst mit deinem Trost mein Herz. O drück, Allgegenwärtiger, dies tief in meine Seele: dass wo ich bin nur dich, o Herr, mein Herz zur Zuflucht wähle, dass ich dein heilig Auge scheu und dir zu dienen eifrig sei. Lass überall gewissenhaft nach deinem Wort mich handeln, und stärke mich dann auch mit Kraft, getrost vor dir zu wandeln! Dass du, o Gott, stets um mich seist, dies tröst und bessre meinen Geist!
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]28. Lobgesang
Unzählbar, Herr, sind deine Werke, unendlich deines Reichs Gebiet. Wenn ich auf deine Wunder merke, erstaunt mein denkendes Gemüt. Wohin ich meine Augen kehre, entdeck ich deiner Allmacht Spur: Von hier bis zu dem fernsten Meere bist du der Vater der Natur. Du sprichst: und Segensquellen strömen auf uns in jeder Jahreszeit. Du sprichst: und die Geschöpfe nehmen aus deinen Händen Seligkeit. Dir, Herr, gebühret Preis und Stärke! Dich beten Erd und Himmel an. Gott, groß sind deiner Hände Werke! Wer auf sie merkt, hat Lust daran. Nie werd ich deines Lobes müde und nie in deinem Dienste matt. Mein Herz lobsinge deiner Güte, so lang mein Blut Bewegung hat.
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]29. Über die Finsterniss kurz vor dem Tode Jesu
Nacht und Schatten decken des Mittlers Angesicht; und des Richters Schrecken erträgt die Seele nicht! Ach, wie ist ihm bange um Freudigkeit und Licht! Vater, ach wie lange verzeucht dein Angesicht! Herr, erbarme dich! Gott, erbarme dich!
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ITA Italian (Italiano) (Marco Crosetto) , "Il buio poco prima della morte di Gesù", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
30. Vertrauen auf Gott
Der Herr ist meine Zuversicht, Mein bester Trost im Leben Dem fehlt es nie an Heil und Licht. Der sich an ihn ergeben. Gott ist mein Gott: Auf sein Gebot Wird meine Seele stille. Mir gnügt des Vaters Wille. Wer wollte dir, Herr, nicht vertraun? Du bist des Schwachen Stärke. Die Augen, welche zu dir schaun, Sehn deine Wunderwerke. Herr, groß von Rath, Und stark von That! Mit gnadenvollen Händen Wirst du dein Werk vollenden. Noch nie hat sich, wer dich geliebt, Verlassen sehen müssen: Du läßt ihn, wenn ihn Noth umgiebt, Doch deinen Trost genießen. Des Frommen Herz Wird frey von Schmerz. Der Sünder eitles Dichten Wird einst dein Rath zernichten. Drum hoff, o Seele, hoff auf Gott! Der Thoren Trost verschwindet; Wenn der Gerechte selbst im Tod Ruh und Erquickung findet. Wenn jener fällt, Ist er ein Held: Er steht, wenn jene zittern, Ein Fels in Ungewittern. Wirf nicht die große Hoffnung hin, Die dir dein Glaube reichet. Verflucht sind, die zu Menschen fliehn; Verflucht, wer von ihm weichet! Dein Heiland starb; Er, er erwarb Auf seinem Todeshügel, Dir deines Glaubens Siegel. Sey unbewegt, wenn um dich her Sich Ungewitter sammeln! Gott hilft, wenn Christen freudenleer Zu ihm um Gnade stammeln. Die Zeit der Quaal, Der Thränen Zahl Zählt er: er wiegt die Schmerzen, Und wälzt' sie von dem Herzen. Herr, du bist meine Zuversicht; Auf dich hofft meine Seele. Du weißst, was meinem Glück gebricht, Wenn ich mich kümmernd quäle. Wer wollte sich Nicht ganz auf dich, Allmächtiger, verlassen, Und sich in Kummer fassen? In deine Hand befehl ich mich, Mein Wohlseyn und mein Leben. Mein hoffend Auge blickt auf dich: Dir will ich mich ergeben. Sey du mein Gott; Und einst im Tod Der Fels, auf den ich traue, Bis ich dein Antlitz schaue.
Text Authorship:
- by Christoph Christian Sturm (1740 - 1786), "Vertrauen auf Gott"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission