Draußen ziehen weiße Flocken Durch die Nacht, der Sturm ist laut; Hier im Stübchen ist es trocken, Warm und einsam, stillvertraut. Sinnend sitz ich auf dem Sessel, An dem knisternden Kamin, Kochend summt der Wasserkessel Längst verklungne Melodien. Und ein Kätzchen sitzt daneben, Wärmt die Pfötchen an der Glut; Und die Flammen schweben, weben, Wundersam wird mir zu Mut. Dämmernd kommt heraufgestiegen Manche längst vergeßne Zeit, Wie mit bunten Maskenzügen Und verblichner Herrlichkeit. Schöne Fraun, mit kluger Miene, Winken süßgeheimnisvoll, Und dazwischen Harlekine Springen, lachen, lustigtoll. Ferne grüßen Marmorgötter, Traumhaft neben ihnen stehn Märchenblumen, deren Blätter In dem Mondenlichte wehn. Wackelnd kommt herbeigeschwommen Manches alte Zauberschloß; Hintendrein geritten kommen Blanke Ritter, Knappentroß. Und das alles zieht vorüber, Schattenhastig übereilt - Ach! da kocht der Kessel über, Und das nasse Kätzchen heult.
Heinelieder
by Derek Healey (b. 1936)
1. Weisse Flocken  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Altes Kaminstück", appears in Neue Gedichte, in Zur Ollea, no. 6
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Grünen Waldorchester  [sung text not yet checked]
Es erklingen alle Bäume, Und es singen alle Nester - Wer ist der Kapellenmeister In dem grünen Waldorchester? Ist es dort der graue Kiebitz, Der beständig nickt so wichtig? Oder der Pedant, der dorten Immer kuckuckt, zeitmaßrichtig? Ist es jener Storch, der ernsthaft, Und als ob er dirigieret, Mit dem langen Streckbein klappert, Während alles musizieret? Nein, in meinem eignen Herzen Sitzt des Walds Kapellenmeister, Und ich fühl, wie er den Takt schlägt, Und ich glaube, Amor heißt er.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Neue Gedichte, in Neuer Frühling, no. 8
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Tous les arbres résonnent", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
3. Schmetterling  [sung text not yet checked]
Der Schmetterling ist in die [Rose]1 verliebt, Umflattert sie tausendmal, Ihn selber aber goldig [zart]2 Umflattert der [liebende Sonnenstrahl]3. [Jedoch]4, in wen ist die Rose verliebt? Das wüßt' ich gar [zu]5 gern. Ist es die singende Nachtigall? [Ist es]6 der schweigende Abendstern? Ich weiß nicht, in [wen]7 die [Rose]1 verliebt; Ich aber lieb' euch all: [Rose]8, Schmetterling, Sonnenstrahl, Abendstern und Nachtigall.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Neue Gedichte, in Neuer Frühling, no. 7
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le papillon est amoureux de la rose", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with: Heinrich Heine’s sämtliche Werke in vier Bänden, herausgegeben von Otto F. Lachmann, Erster Band, Leipzig: Druck und Verlag von Philipp Reclam jun, [1887], page 241.
1 Goldschmidt: "Ros'"2 Stanford: "und zart"
3 Lang: "Sonnenstrahl"
4 Lang: "doch"
5 Stanford: "so"
6 Lang: "oder"
7 Urspruch: "wen ist"
8 Lang: "O Rose"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Ted Perry , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
4. Lotosblume  [sung text not yet checked]
Die Lotosblume ängstigt Sich vor der Sonne Pracht Und mit gesenktem Haupte Erwartet sie träumend die Nacht. Der Mond, [der]1 ist ihr Buhle Er weckt sie mit seinem Licht, Und ihm entschleiert sie freundlich Ihr [frommes]2 Blumengesicht, Sie blüht und glüht und leuchtet Und starret stumm in die Höh'; Sie duftet und weinet und zittert Vor Liebe und Liebesweh.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Buch der Lieder, in Lyrisches Intermezzo, no. 10
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Marta Garcia Cadena) , "La flor de lotus", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De lotusbloem is angstig", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Lawrence Snyder) , no title, copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emma Lazarus) , "Lotus blossom", appears in Poems and translations, first published 1867
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La fleur de lotus", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Charles Beltjens) , no title, appears in Intermezzo lyrique, no. 10, first published 1827
- GER German (Deutsch) (Anonymous/Unidentified Artist) , "Die Lotosblume" [an adaptation]
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Il fiore di loto", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Margarida Moreno) , "A flor de lótus", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Elisa Rapado) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Heinrich Heine, Buch der Lieder, Hoffmann und Campe, Hamburg, 1827, page 119.
1 Loewe: "das"2 Franz: "holdes"
Research team for this page: Lawrence Snyder , Sharon Krebs [Guest Editor] , Pierre Mathé [Guest Editor]
5. Begegnung  [sung text not yet checked]
Wohl unter der Linde erklingt die Musik, Da tanzen die Burschen und Mädel, Da tanzen zwei, die niemand kennt, Sie schaun so schlank und edel. Sie schweben auf, sie schweben ab, In seltsam fremder Weise; Sie lachen sich an, sie schütteln das Haupt, Das Fräulein flüstert leise: «Mein schöner Junker, auf Eurem Hut Schwankt eine Neckenlilje, Die wächst nur tief in Meeresgrund - Ihr stammt nicht aus Adams Familie. Ihr seid der Wassermann, Ihr wollt Verlocken des Dorfes Schönen. Ich hab Euch erkannt, beim ersten Blick, An Euren fischgrätigen Zähnen.» Sie schweben auf, sie schweben ab, In seltsam fremder Weise, Sie lachen sich an, sie schütteln das Haupt, Der Junker flüstert leise: «Mein schönes Fräulein, sagt mir, warum So eiskalt Eure Hand ist? Sagt mir, warum so naß der Saum An Eurem weißen Gewand ist? Ich hab Euch erkannt, beim ersten Blick, An Eurem spöttischen Knickse - Du bist kein irdisches Menschenkind, Du bist mein Mühmchen, die Nixe.» Die Geigen verstummen, der Tanz ist aus, Es trennen sich höflich die beiden. Sie kennen sich leider viel zu gut, Suchen sich jetzt zu vermeiden.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Begegnung", appears in Neue Gedichte, in Romanzen, no. 22
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Alter König  [sung text not yet checked]
Es war ein alter König, sein Herz war schwer, sein [Haupt]1 war grau; der arme alte König, er nahm eine junge Frau. Es war ein [schöner]2 Page, blond war sein [Haupt]3, leicht war sein Sinn; er trug die [seid'ne]4 Schleppe der jungen Königin. Kennst du das alte Liedchen? Es klingt so süß, es klingt so trüb! Sie mußten beide sterben, sie hatten sich viel zu lieb.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, written 1830, appears in Neue Gedichte, in Neuer Frühling, no. 29
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "There was an old king", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Il était un vieux roi", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- GER German (Deutsch) (Joost van der Linden) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Neue Gedichte von H. Heine, Zweite Auflage, Hamburg, bei Hoffmann und Campe, 1844, page 28.
1 Diepenbrock: "Haar"2 Schnorr von Carolsfeld, Zemlinsky: "junger"
3 Wolfrum: "Haar"
4 Goldschmidt: "seidene"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
7. Fortschrittswelt  [sung text not yet checked]
Mittelalterliche Roheit Weicht dem Aufschwung schöner Künste: Instrument moderner Bildung Ist vorzüglich das Klavier. Auch die Eisenbahnen wirken Heilsam aufs Familienleben, Sintemal sie uns erleichtern Die Entfernung von der Sippschaft. Wie bedaur ich, daß die Darre Meines Rückgratmarks mich hindert, Lange Zeit noch zu verweilen In dergleichen Fortschrittswelt!
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Nachgelesene Gedichte 1845-1856, no. 46
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Kate Freiligrath Kroeker) , "Mittelalterliche Roheit", appears in Poems Selected from Heinrich Heine, ed. by Kate Freiligrath Kroeker, London: Walter Scott, Limited, page 270, first published 1887