Pfingsten war, das Fest der Freude, Das da feiern Wald und Heide. Hub der König an zu sprechen: "Auch aus den Hallen Der alten Hofburg allen Soll ein reicher Frühling brechen!" Trommeln und Trommeten schallen, Rote Fahnen festlich wallen. Sah der König vom Balkone; In Lanzenspielen Die Ritter alle fielen Vor des Königs starkem Sohne. Aber vor des Kampfes Gitter Ritt zuletzt ein schwarzer Ritter. "Herr! wie ist Eur Nam und Zeichen?" "Würd ich es sagen, Ihr möchtet zittern und zagen, Bin ein Fürst von großen Reichen." Als er in die Bahn gezogen, Dunkel ward des Himmels Bogen, Und das Schloß begann zu beben. Beim ersten Stoße Der Jüngling sank vom Rosse, Konnte kaum sich wieder heben. Pfeif und Geige ruft zu Tänzen, Fackeln durch die Säle glänzen; Wankt ein großer Schatten drinnen. Er tät mit Sitten Des Königs Tochter bitten, Tät den Tanz mit ihr beginnen. Tanzt im schwarzen Kleid von Eisen, Tanzet schauerliche Weisen, Schlingt sich kalt um ihre Glieder. Von Brust und Haaren Entfallen ihr die klaren Blümlein welk zur Erde nieder. Und zur reichen Tafel kamen Alle Ritter, alle Damen. Zwischen Sohn und Tochter innen Mit bangem Mute Der alte König ruhte, Sah sie an mit stillem Sinnen. Bleich die Kinder beide schienen; Bot der Gast den Becher ihnen: "Goldner Wein macht euch genesen." Die Kinder tranken, Sie täten höflich danken: "Kühl ist dieser Trunk gewesen." An des Vaters Brust sich schlangen Sohn und Tochter; ihre Wangen Täten völlig sich entfärben. Wohin der graue, Erschrockne Vater schaue, Sieht er eins der Kinder sterben. "Weh! die holden Kinder beide Nahmst du hin in Jugendfreude, Nimm auch mich, den Freudelosen!" Da sprach der Grimme Mit hohler, dumpfer Stimme: "Greis! im Frühling brech ich Rosen."
Sechs Balladen für 1 höhere Stimme , opus 101
by (Leopold) Heinrich (Picot de Peccaduc), Freiherr von Herzogenberg (1843 - 1900)
1. Der schwarze Ritter  [sung text not yet checked]
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- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Der schwarze Ritter", appears in Balladen und Romanzen
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le chevalier noir", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
2. Vom treuen Walther  [sung text not yet checked]
Der treue Walther ritt vorbei An Unsrer Frau Kapelle. Da kniete gar in tiefer Reu Ein Mägdlein an der Schwelle. "Halt an, halt an, mein Walther traut! Kennst du nicht mehr der Stimme Laut, Die du so gerne hörtest?" "Wen seh ich hier? Die falsche Maid, Ach! weiland, ach, die Meine! Wo ließest du dein seiden Kleid, Wo Gold und Edelsteine?" - "O daß ich von der Treue ließ! Verloren ist mein Paradies, Bei dir nur find ich's wieder." Er hub zu Roß das schöne Weib, Er trug ein sanft Erbarmen; Sie schlang sich fest um seinen Leib Mit weißen, weichen Armen. "Ach, Walther traut! mein liebend Herz, Es schlägt an kaltes, starres Erz, Es klopft nicht an dem deinen." Sie ritten ein in Walthers Schloß, Das Schloß war öd und stille, Sie band den Helm dem Ritter los; Hin war der Schönheit Fülle. "Die Wangen bleich, die Augen trüb, Sie sind dein Schmuck, du treues Lieb! Du warst mir nie so lieblich." Die Rüstung löst die fromme Maid Dem Herrn, den sie betrübet: "Was seh ich? ach! ein schwarzes Kleid! Wer starb, den du geliebet?" - "Die Liebste mein betraur ich sehr, Die ich auf Erden nimmermehr Noch überm Grabe finde." Sie sinkt zu seinen Füßen hin Mit ausgestreckten Armen: "Da lieg ich arme Büßerin, Dich fleh ich um Erbarmen. Erhebe mich zu neuer Lust! Laß mich an deiner treuen Brust Von allem Leid genesen!" "Steh auf, steh auf, du armes Kind! Ich kann dich nicht erheben; Die Arme mir verschlossen sind, Die Brust ist ohne Leben. Sei traurig stets, wie ich es bin! Die Lieb ist hin, die Lieb ist hin, Und kehret niemals wieder."
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- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Vom treuen Walther", appears in Balladen und Romanzen
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Fidèle Walther", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
3. Die Nonne  [sung text not yet checked]
[Im stillen]1 Klostergarten Eine bleiche Jungfrau ging; Der Mond beschien sie trübe, An ihrer Wimper hing Die Träne zarter Liebe. "O wohl mir, daß gestorben Der treue Buhle mein! Ich darf ihn wieder lieben: Er wird ein Engel sein, Und Engel darf ich lieben." Sie trat mit zagem Schritte Wohl zum [Mariabild]2; Es stand im lichten Scheine, Es sah so muttermild Herunter auf die Reine. Sie sank zu seinen Füßen, Sah auf mit Himmelsruh', Bis ihre [Augenlider]3 Im Tode fielen zu: [Ihr]3 Schleier wallte nieder.
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- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Die Nonne", written 1805, appears in Balladen und Romanzen
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) (Corien Sleeswijk) , "De non", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Kelly Dean Hansen) , "The nun", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La nonne", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with: Uhlands Werke, Erster Teil, Gedichte, herausgegeben von Adalbert Silbermann, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart: Deutsches Verlagshaus Bong & Co., [no year], pages 111-112.
1 Wallnöfer: "In einem"2 Some editions use "Marienbild"; Brahms's score uses this spelling.
3 Hinrichs: " Augenlieder[sic]"
4 Hinrichs: "Der"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler
4. Junker Rechberger  [sung text not yet checked]
Rechberger war ein Junker keck, Der Kaufleut und der Wanderer Schreck. In einer Kirche, verlassen, Da tät er die Nacht verpassen. Und als es war nach Mitternacht, Da hat er sich auf den Fang gemacht. Ein Kaufzug, hat er vernommen, Wird frühe vorüberkommen. Sie waren geritten ein kleines Stück, Da sprach er: »Reitknecht, reite zurück! Die Handschuh hab ich vergessen Auf der Bahre, da ich gesessen.« Der Reitknecht kam zurück so bleich: »Die Handschuh hole der Teufel Euch! Es sitzt ein Geist auf der Bahre; Es starren mir noch die Haare. Er hat die Handschuh angetan Und schaut sie mit feurigen Augen an, Er streicht sie wohl auf und nieder; Es beben mir noch die Glieder.« Da ritt der Junker zurück im Flug, Er mit dem Geiste sich tapfer schlug, Er hat den Geist bezwungen, Seine Handschuh wieder errungen. Da sprach der Geist mit wilder Gier: »Und läßt du sie nicht zu eigen mir, So leihe mir auf ein Jährlein Das schmucke, schmeidige Pärlein!« »Ein Jährlein ich sie dir gerne leih, So kann ich erproben des Teufels Treu. Sie werden wohl nicht zerplatzen An deinen dürren Tatzen.« Rechberger sprengte von dannen stolz, Er streifte mit seinem Knecht im Holz. Der Hahn hat ferne gerufen, Da hören sie Pferdehufen. Dem Junker hoch das Herze schlug; Des Weges kam ein schwarzer Zug Vermummter Rittersleute; Der Junker wich auf die Seite. Und hinten trabt noch einer daher, Ein ledig Räpplein führet er, Mit Sattel und Zeug staffieret, Mit schwarzer Decke gezieret. Rechberger ritt heran und frug: »Sag an! wer sind die Herren vom Zug? Sag an, traut lieber Knappe! Wem gehört der ledige Rappe?« »Dem treuesten Diener meines Herrn, Rechberger nennt man ihn nah und fern. Ein Jährlein, so ist er erschlagen, Dann wird das Räpplein ihn tragen.« Der Schwarze ritt den andern nach. Der Junker zu seinem Knechte sprach: »Weh mir! vom Roß ich steige, Es geht mit mir zur Neige. Ist dir mein Rößlein nicht zu wild Und nicht zu schwer mein Degen und Schild: Nimm's hin dir zum Gewinste Und brauch es in Gottes Dienste!« Rechberger in ein Kloster ging: »Herr Abt! ich bin zum Mönche zu ring, Doch möcht ich in tiefer Reue Dem Kloster dienen als Laie.« »Du bist gewesen ein Reitersmann, Ich seh es dir an den Sporen an, So magst du der Pferde walten, Die im Klosterstalle wir halten.« Am Tag, da selbiges Jahr sich schloß, Da kaufte der Abt ein schwarz wild Roß, Rechberger sollt es zäumen, Doch es tat sich stellen und bäumen. Es schlug den Junker mitten aufs Herz, Daß er sank in bitterem Todesschmerz. Es ist im Walde verschwunden, Man hat's nicht wieder gefunden. Um Mitternacht, an Junkers Grab, Da stieg ein schwarzer Reitknecht ab, Einem Rappen hält er die Stangen, Reithandschuh am Sattel hangen. Rechberger stieg aus dem Grab herauf, Er nahm die Handschuh vom Sattelknauf, Er schwang sich in Sattels Mitte, Der Grabstein diente zum Tritte. Dies Lied ist Junkern zur Lehr gemacht: Daß sie geben auf ihre Handschuh acht, Und daß sie fein bleiben lassen, In der Nacht am Wege zu passen.
Authorship:
- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Junker Rechberger"
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le damoiseau Rechberger", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
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5. Das versunkene Kloster  [sung text not yet checked]
Ein Kloster ist versunken Tief in den wilden See, Die Nonnen sind ertrunken Zusamt dem Pater, weh! Der Nixen muntre Scharen, Sie schwimmen stracks herbei, Nun einmal zu erfahren, Was in den Mauern sei. Das plätschert und das rauschet In Kreuzgang und Dorment! Am Lokutorium lauschet Der schäkernde Konvent; Man hört Gesang im Chore Und lustig Orgelspiel; Das Glöcklein ruft zur Hore, Wann's ihnen just gefiel. Bei heitrem Vollmondglanze Lockt sie der grüne Strand Zu einem Ringeltanze In geistlichem Gewand; Die weißen Schleier flattern, Die schwarzen Stolen wehn, Die Kerzenflämmchen knattern, Wie sie im Sprung sich drehn. Der Kobold dort im Schutte Der hohlen Felsenwand, Er nimmt des Paters Kutte, Die er am Ufer fand; Die Tänzerinnen schreckend, Kommt er zur Mummerei, Sie aber tauchen neckend Hinab in die Abtei.
Authorship:
- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Das versunkene Kloster", written 1834
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "L'abbaye engloutie", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
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6. Schneiders Höllenfahrt  [sung text not yet checked]
Es wollt ein Schneider [wandern]1, Am Montag in der Fruh, Begegnet ihm der Teufel, Hat weder Strümpf noch Schuh': He, he, du Schneiderg'sell, Du mußt mit mir in die Höll, Du mußt uns Teufel kleiden, Es gehe wie es wöll. Sobald der Schneider in die Höll kam, Nahm er seinen Ehlenstab, Er schlug den Teuflen Buckel voll, Die Hölle auf und ab: He, he, du Schneidergesell, Mußt wieder aus der Höll, Wir brauchen nicht zu messen; Es gehe wie es wöll. Nachdem er all gemessen hat, Nahm er seine lange Scheer Und stuzt den Teuflen d' Schwänzlein ab Sie hüpfen hin und her. He, he du Schneiderg'sell, Pack dich nur aus der Höll, Wir brauchen nicht das Stuzen, Es gehe wie es wöll. Da zog er's Bügeleisen raus, Und warf es in das Feuer, Er streicht den Teuflen die Falten aus, Sie schrieen ungeheuer: He, he du Schneiderg'sell, Geh du nur aus der Höll, Wir brauchen nicht zu bügeln, Es gehe wie es wöll. Er nahm den Pfriemen aus dem Sack, Und stach sie in die Köpf, Er sagt, halt still, ich bin schon da, So sezt man bei uns Knöpf: He, he, du Schneiderg'sell, Geh einmal aus der Höll, Wir brauchen nicht zu kleiden, Es geh nun wie es wöll. Drauf nahm er Nadl und Fingerhut, Und fängt zu stechen an, Er flickt den Teufeln die Naslöcher zu. So eng er immer kan: He, he, du Schneidergesell, Pack dich nur aus der Höll, Wir können nimmer riechen, Es geh nun wie es wöll. Darauf fängt er zu schneiden an, Das Ding hat ziemlich brennt, Er hat den Teuflen mit Gewalt Die Ohrlappen aufgetrennt: He, he, du Schneiderg'sell, Marschir nur aus der Höll, Sonst brauchen wir den Bader, Es geh nun wie es wöll. Nach diesem kam der Lucifer, Und sagt: es ist ein Graus, Kein Teufel hat kein Schwänzerl mehr, Jagt ihn zur Höll hinaus: He, he, du Schneiderg'sell, Pack dich nur aus der Höll, Wir brauchen keine Kleider, Es geh nun wie es wöll. Nachdem er nun hat aufgepackt, Da war ihm erst recht wohl, Er hüpft und springet unverzagt, Lacht sich den Buckel voll, Ging eilends aus der Höll, Und blieb ein Schneiderg'sell; Drum holt der Teufel kein Schneider mehr, Er stehl so viel er wöll.
Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , "Schneiders Höllenfahrt", appears in Des Knaben Wunderhorn
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View original text (without footnotes)Notes
Stanza 1, line 1: the author omitted the Umlaut on "früh" for the sake of the rhyme.
Final line of all stanzas: the author added an Umlaut to "woll" for the sake of the rhyme.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]