Es war ein Markgraf über dem Rhein, Der hatte drei schöne Töchterlein; Zwei Töchterlein früh heiraten weg, Die dritt hat ihn ins Grab gelegt. Dann ging sie singen vor Schwesters Tür: «Ach braucht ihr keine Dienstmagd hier?» «Ei Mädchen, du bist mir viel zu fein, Du gehst gern mit den Herrelein.» «Ach nein! ach nein! das tu ich nicht, Daß ich so mit den Herrlein geh!» Sie dingt das Mägdlein ein halbes Jahr, Das Mägdlein dient ihr sieben Jahr. Und als die sieben Jahr um warn, Da wurd das Mägdlein täglich krank; «Sag Mägdlein, wenn du krank willst sein, So sag mir, wer sind die Aeltern dein?» «Mein Vater war Markgraf über dem Rhein, Und ich bin sein jüngstes Töchterlein.» «Ach nein! ach nein, das glaub ich nicht, Daß du meine jüngste Schwester bist!» «Und wenn du mir's nicht glauben willst, So geh nur an meine Kiste hin, Daran wird es geschrieben stehn.» Und als sie an die Kiste kam, Da rannen ihr die Backen ab: «Ach bringt mir Weck, ach bringt mir Wein, Das ist mein jüngstes Schwesterlein!» «Ich will auch kein Weck, ich will auch kein Wein, Will nur ein kleines Lädelein, Darin ich will begraben sein.»
[Acht] Lieder und Romanzen für vierstimmigen Frauenchor a capella, oder mit Begleitung des Pianoforte , opus 26
by (Leopold) Heinrich (Picot de Peccaduc), Freiherr von Herzogenberg (1843 - 1900)
1. Die Schwestern  [sung text not yet checked]
Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , "Liebesdienst", appears in Des Knaben Wunderhorn
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Confirmed with Des Knaben Wunderhorn: alte deutsche Lieder, erster Band, ed. by L. A. v. Arnim and Clemens Brentano, Heidelberg & Frankfurt: Mohr & Zimmer, 1806, page 83. A note is included in this edition: "Mündlich durch die gütige Bemühung des Herrn A. B. Grimm aus Schlüchtern bei Heilbronn, eines Studierenden in Heidelberg, dem wir noch einige andere verdanken."
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2. Sonntagskirchenglocken  [sung text not yet checked]
O wie lieblich locken Sonntagskirchenglocken Mich von weitem an, Rührender Gelindheit, Wie sie's in der Kindheit Einst mir angethan! Soll ich näher gehen, Soll ich drinnen stehen In dem kalten Bau? Er vertreibt mich schüchtern, Haucht mich an so nüchtern, Sieht mich an so grau. Meine Andacht lodert, Nicht wo Grabduft modert, Sondern Bergluft weht; Dennoch könnt' ich neiden Jeden, der bescheiden In die Kirche geht. In die engen Stühle Drängt im Volksgewühle Sich mit Fuß und Hand, Eins mit seinem Putze, Eins mit seinem Schmutze Jed's mit seinem Stand. Meinen Tempel bauen Kann ich mir im Blauen Um den Felsaltar, Wo das Opfer zündet, Sonne, die verkündet, Was an Anfang war. Hier stell' ich alleine Priester und Gemeine Mit der Gottheit vor; Besser eint' und trennte Glaubenselemente Dort der vollen Chor.
Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Sonntagsfeier", written 1833, appears in Lyrische Gedichte, in 4. Haus und Jahr, in 4. Vierte Reihe. Lenz
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Confirmed with Friedrich Rückert's Gedichte, neue Auflage, Frankfurt am Main: J. D. Sauerländer's Verlag, 1847. Appears in Haus- und Jahrslieder, in Vierte Reihe, page 539.
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3. Das Vöglein  [sung text not yet checked]
Ich hatt' ein Vöglein, ach wie fein! Kein schöners mag wohl nimmer sein: Hätt' auf der Brust ein Herzlein rot, Und sung und sung sich schier zu Tod. Herzvogel mein, du Vogel schön, Nun sollst du mit zu Markte gehn! - Und als ich in das Städtlein kam, Er saß auf meiner Achsel zahm; Und als ich ging am Haus vorbei Des Knaben, dem ich brach die Treu', Der Knab' just aus dem Fenster sah, Mit seinem Finger schnalzt er da: Wie horchet gleich mein Vogel auf! Zum Knaben fliegt er husch! hinauf; Der koset ihn so lieb und hold, Ich wußt' nicht, was ich machen sollt', Und stund, im Herzen so erschreckt, Mit Händen mein Gesichte deckt', Und schlich davon und weinet' sehr, Ich hört' ihn rufen hinterher: "Du falsche Maid, behüt' dich Gott, Ich hab' doch wieder mein Herzlein rot!"
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Suschens Vogel"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
4. Wehmuth  [sung text not yet checked]
Was ist mir denn so wehe? Es liegt ja wie im Traum Der Grund schon, wo ich stehe, Die Wälder säuseln kaum Noch von der dunklen Höhe. Es komme wie es will, Was ist mir denn so wehe - Wie bald wird alles still.
Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), no title, appears in Gedichte, in 5. Totenopfer, in Auf meines Kindes Tod, no. 3
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , no title, copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Joseph Freiherrn von Eichendorff's sämtliche poetische Werke, dritte Auflage, Erster Band, Gedichte, C. F. Amelang's Verlag, Leipzig, 1883.
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5. Wiegenlied  [sung text not yet checked]
Dort hoch auf dem Berge Da wehet der Wind, Da sitzt die Frau Maria Und wieget ihr Kind. Sie wiegt es mit ihrer schneeweißen Hand Und braucht dazu kein Wiegenband. Schlaf ein, schlaf ein Lieb Kindelein.
Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , no title
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Confirmed with Das deutsche Kinderbuch: Altherkömmliche Reime, Lieder, Erzählungen, Übungen, Räthsel und Scherze für Kinder. Gesammelt von Karl Simrock, Frankfurt am Main, Druck und Verlag von H. L. Brönner, 1848, page 64.
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6. Tanzlied  [sung text not yet checked]
Bin ich [nit]1 ein Bürschlein In der Welt? Spring ja wie ein Hirschlein, In dem Feld! In dem Feld, im grünen Holz, Begegnet mir ein Jungfrau stolz. Guten Morgen, Jungfrau! Mach geschwind, Du sollst mit mir tanzen, Munter Kind! Bischen auf und abgeschwenkt, Und ein Gläschen eingeschenkt. Schöne Musikanten Spielet auf! Spielet mir ein Tänzlein Oben drauf; Aufgeputzt, eingeschnürt, Lustig dann zum Tanz geführt. Heisasa.
Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , appears in Des Knaben Wunderhorn
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View original text (without footnotes)1 Herzogenberg: "nicht"; further changes may exist not shown above.
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7. Untreue  [sung text not yet checked]
Ein Tännlein grünet, wo, Wer weiß, im Walde, Ein Rosenstrauch, wer sagt, In welchem Garten? Sie sind erlesen schon, Denk' es, o Seele! Auf deinem Grab zu wurzeln Und zu wachsen. Zwei schwarze Rößlein weiden Auf der Wiese, Sie kehren heim zur Stadt In [muntern]1 Sprüngen. Sie werden schrittweis gehn Mit deiner Leiche; [Vielleicht, vielleicht noch eh']2 An ihren Hufen Das Eisen los wird, Das ich blitzen sehe!
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Denk es, o Seele!"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Jakob Kellner) , "A little fir-tree flourishes", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Un petit sapin s'épanouit", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Songes à cela, o mon âme !", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Pensaci, o anima!", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Paolo Pupillo) , "Pensaci, o anima", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Martin Zubiria) , "Piensa en ello, alma mía", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Eduard Mörike, Gedichte, Dramatisches, Erzählendes, Zweite, erweiterte Auflage, Stuttgart: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachf., 1961, page 103.
1 Pfitzner: "muntren"2 Distler: "Vielleicht noch, vielleicht eh'"; Rheinberger: "Vielleicht noch eh'"
Research team for this page: Jakob Kellner , Sharon Krebs [Guest Editor]
8. Der Graf und die Nonne  [sung text not yet checked]
Ich stund auf hohem Berge Und sah in's tiefe Thal, Ein Schifflein sah ich schwimmen, Darin drei Grafen war'n. Der jüngste von den dreien, Der in dem Schifflein saß, Gab mir einmal zu trinken Den Wein aus seinem Glas. Was zog er von seinem Finger? Einen Ring von Gold so rot: "Nimm hin, du Hübsche, du Feine, Trag ihn nach meinem Tod!" ""Was soll ich mit dem Ringlein thun, Wenn ich's nicht tragen darf?"" "Ei sag, du habst's gefunden Draußen im grünen Gras!" ""Ei warum sollt' ich lügen? Stünd' mir gar übel an; Viel lieber wollt' ich sagen Der jung' Graf wär mein Mann."" Es stund wol an ein Vierteljahr, Dem Grafen träumt's gar schwer, Als ob seine Herzallerliebste In's Kloster gangen wär. Der Herr sprach zu dem Knechte: "Sattel unser beider Pferd'! Wir wollen reiten Berg und Thal, Der Weg ist reitenswert." Und als er vor das Kloster kam, Gar leise klopft er an: "Wo ist die jüngste Nonne, Die zuletzt ist kommen an?" ""Es ist ja keine kommen, Es kommt auch keine heraus."" "So will ich das Kloster anzünden, Das schöne Gotteshaus." Sie kam herausgeschritten, Schneeweiß war sie bekleid't, Ihr Haar war abgeschnitten, Zur Nonn' war sie bereit. Was hat sie in den Händen? Von Gold ein Becherlein; Er hat kaum ausgetrunken, Springt ihm sein Herz entzwei. Mit ihren weißen Händen Grub sie dem Grafen ein Grab, Aus ihren schwarzbraun Augen Sie ihm das Weihwaßer gab. Mit ihren zarten Händen Zog sie den Glockenstrang, Mit ihrem roten Munde Sang sie den Grabgesang.
Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , "Die Nonne"
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