Zehn Lieder , opus 8

by Friedrich Niggli (1875 - 1959)

1. Gestirne [sung text not yet checked]

In meines Lebens Bronne
Leuchtet der Liebe Sonne
Mit immer gleichem Schein.
Und was ich auch verrichte,
In ihrem Angesichte
Bleibt meine Seele rein.

Wenn ich die Sterne schaue
Im Auge meiner Fraue,
Wird mir das Herze weit,
Und fern von Bitternissen
Mag ich die Welt vermissen
In reicher Einsamkeit.

Authorship:

See other settings of this text.

Researcher for this text: Harry Joelson

2. Tod in Ähren [sung text not yet checked]

Im Weizenfeld, [in]1 Korn und Mohn,
Liegt ein Soldat, unaufgefunden,
Zwei Tage schon, zwei Nächte schon,
Mit schweren Wunden, unverbunden.

Durstüberquält und fieberwild,
Im Todeskampf [den Kopf erhoben]2.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild,
Sein brechend Auge schlägt nach oben.

Die Sense rauscht im Ährenfeld,
Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden,
Ade, ade, du Heimatwelt -
Und beugt das Haupt und ist verschieden.

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Emily Ezust) , "Death among the corn", copyright ©
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Mort dans les blés", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)

Confirmed with Detlev von Liliencron, Adjutantenritte, Zweite Auflage, Berlin, Schuster & Loeffler, 1896, page 14.

1 Zemlinsky: "im" (typo?)
2 Zemlinsky: "sein brechend Auge schlägt nach oben" (from the fourth line)

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

3. Zwei Segel [sung text not yet checked]

Zwei Segel erhellend
Die tiefblaue Bucht!
Zwei Segel sich schwellend
Zu ruhiger Flucht!

Wie eins in den Winden
Sich wölbt und bewegt,
Wird auch das Empfinden
Des andern erregt.

Begehrt eins zu hasten,
Das andre geht schnell,
Verlangt eins zu rasten,
Ruht auch sein Gesell.

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Deux voiles", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission

Confirmed with Conrad Ferdinand Meyer, Gedichte, Leipzig: H. Haessel, 1882, page 150. Appears in 5. Liebe.


Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull

4. Hochzeitslied [sung text not yet checked]

Aus der Eltern Macht und Haus
tritt die züchtge Braut heraus
an des Lebens Scheide -
geh und lieb und leide!

Freigesprochen, unterjocht,
wie der junge Busen pocht
im Gewand von Seide -
geh und lieb und leide!

Frommer Augen helle Lust
überstrahlt an voller Brust
blitzendes Geschmeide -
geh und lieb und leide!

Merke dirs, du blondes Haar.
Schmerz und Lust, Geschwisterpaar,
unzertrennlich beide -
geh und lieb und leide!

Authorship:

See other settings of this text.

Researcher for this text: Caroline Diehl

5. Zuflucht [sung text checked 1 time]

In Mariens Kapelle
Brennt das ewige Licht,
Und die Englein im Himmel
Vergessen mich nicht.

In die weltweite Ferne
Zog mein Schatz schon so lang,
Kein Brief ist gekommen,
Und das Herz ist mir bang.

Kein Tag geht vorüber,
Kein Tag schleicht heran,
So bin ich in Tränen
Und würge daran.

Und wird mir der Kummer
Und das Herzweh zu groß,
So warf ich mein Bündel
Den Englein in Schoß.

Authorship:

Researcher for this text: Harry Joelson

6. Schlummerlied [sung text checked 1 time]

Aushaucht die Purpurkerzen
Der Tag auf Stauden und Stein:
In deiner stillen Kammer
Schutzengel will bei dir sein.
Schlaf ein! Schlaf ein!
Das Abendläuten wandert
Und setzt sich müde am Rain;
Schutzengel spreitet die Flügel
Und schmiegt die Stirne hinein.
Schlaf ein! Schlaf ein!
Die goldbeschuhten Träume
Lauschen im Sternenschein;
Schutzengel lächelt im Schlummer --
Er sieht in den Himmel hinein.
Schlaf ein! Schlaf ein!

Authorship:

Confirmed with Adolf Frey, Neue Gedichte, Stuttgart und Berlin: J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1913. Appears in Lieb und Leid, page 26.


Research team for this text: Harry Joelson , Melanie Trumbull

7. Wildrosen [sung text checked 1 time]

Wär ich ein Knab geboren,
So zög ich in den Streit
Und trüg am Eisenhute
Zur grünen Sommerszeit
Wildrosen, wilde Rosen!

Das Banner wollt ich tragen
Voran der kecken Schar,
Darein mit Purpurseide
Stickt ich ein brennend Paar
Wildrosen, wilde Rosen!

Zum Himmel Herz und Hände
Und an den Feind im Lauf;
Da blühn im Wettersturme
An blanken Klingen auf
Wildrosen, wilde Rosen!

Der Sieg ist uns erstritten,
Verklungen Horn und Hieb,
Im Kranz komm ich geschritten,
Draus brech ich meinem Lieb
Wildrosen, wilde Rosen!

Authorship:

Researcher for this text: Harry Joelson

8. Der alte Landstreicher [sung text checked 1 time]

Die warme Zeit ist wieder da,
Nun gehen allwärts fern und nah
Die Vagabunden auf den Strich
Und keiner rastet mehr als ich.

O wollte Gott mein Bein wär heil --
Ich ließ dem Armenhaus mein Teil
Und ginge über Flur und Bach
Ins Weite meinen Brüdern nach.

Nun aber sitz ich bis zur Nacht
Im Hoftor einsam auf der Wacht,
Und kommt ein Wandrer ohne Schuh,
Ruf ich ihm traurig Servus zu!

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , "The old vagabond", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le vieux vagabond", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission

Confirmed with Hermann Hesse, Sämtliche Werke, herausgegeben von Volker Michels, Band 10 Die Gedichte, bearbeitet von Peter Huber, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2002, page 114.


Research team for this text: Ferdinando Albeggiani , Sharon Krebs [Guest Editor]

9. Der böse Tag [sung text checked 1 time]

Blätter gelb und rot sich drehen,
Windgebogne Bäume stehen,
Windverscheucht und müdgeritten
Ich mit meinem Gaul damitten.

Fern in alle welken Weiten
Will ich dich zuschanden reiten,
Wollen wir zusammen traben
Mann und Gaul in einen Graben.

Zitternd willst du stehenbleiben;
Doch ich muß dich weitertreiben,
Weiter in die welken Weiten,
Tod und Teufel uns zu seiten.

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , "The evil day", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Méchant jour", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission

Confirmed with Hermann Hesse, Sämtliche Werke, herausgegeben von Volker Michels, Band 10 Die Gedichte, bearbeitet von Peter Huber, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2002, page 70.


Researcher for this text: Sharon Krebs [Guest Editor]

10. Trutzliedchen [sung text not yet checked]

[Und bild' dir nur im Traum nichts ein]1,
Du bist mir viel zu jung.
Ums Kinn noch kaum dir sproßt der Flaum,
Das ist mir nicht genung.

Und wenn ich einen heirathen thu',
Muß sein ein Reiter zu Roß,
Noch eins so lang und breit wie du,
Sein Bart zweier Ellen groß.

Sein Rappe saus't im Windeslauf,
Sein Bart der deckt mich zu,
Ich sitz' vor ihm am Sattelknauf,
Und hinterm Ofen du!

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Emily Ezust) , "And in your dream imagine nothing for yourself", copyright ©

View original text (without footnotes)

Confirmed with Gesammelte Werke von Paul Heyse. Erster Band. Gedichte, Berlin, Verlag von Wilhelm Hertz, 1872, page 12.

1 Herzogenberg: "Und bild' dir nur nichts ein im Traum"; Woikowsky-Biedau: "Und bilde dir nichts ein" (according to the Musikalien-catalog von Heinrichshofen's Verlag in Magdeburg; further changes may exist not shown above)

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]