Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.
Magie; Hommage an Rainer Maria Rilke
Song Cycle
1. Der Panther  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Panther", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La panthère", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
2. Wir sind die Treibenden  [sung text not yet checked]
Wir sind die Treibenden. Aber den Schritt der Zeit, nehmt ihn als Kleinigkeit im immer Bleibenden. Alles das Eilende wird schon vorüber sein ; denn das Verweilende erst weiht uns ein. Knaben, o werft den Mut nicht in die Schnelligkeit, nicht in den Flugversuch. Alles ist ausgeruht : Dunkel und Helligkeit, Blume und Buch.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Die Sonette an Orpheus 1, no. 22
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
3. Liebeslied  [sung text not yet checked]
Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher [Geiger]1 hat uns in der Hand? O süßes Lied.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Liebeslied", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó d'amor", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Ruth Schonthal) , "Love song", copyright ©
- ENG English (Elisabeth Siekhaus) , "Love song", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chant d'amour", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Canto d'amore", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
1 Martinsson: "Spieler"
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4. Die Sonette an Orpheus I, IX  [sung text not yet checked]
Nur wer die Leier schon hob auch unter Schatten darf das unendliche Lob ahnend erstatten. Nur wer mit Toten vom Mohn aß, von dem ihren, wird nicht den leisesten Ton wieder verlieren. Mag auch die Spieglung im Teich oft uns verschwimmen: Wisse das Bild. Erst in dem Doppelbereich werden die Stimmen ewig und mild.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Die Sonette an Orpheus 1, no. 9
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
5. Magie  [sung text not yet checked]
Aus unbeschreiblicher Verwandlung stammen solche Gebilde-: Fühl! und glaub! Wir leidens oft: zu Asche werden Flammen; doch: in der Kunst: zur Flamme wird der Staub. Hier ist Magie. In das Bereich des Zaubers scheint das gemeine Wort hinaufgestuft... und ist doch wirklich wie der Ruf des Taubers, der nach der unsichtbaren Taube ruft.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Magie", written 1924, appears in Die Gedichte 1922-1926
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Confirmed with Jürgen Rauber, Die Magie des Bösen auf der Bühne und in der Realität,In: Die Magie des Bösen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2012, p.178
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6. Der Abschied  [sung text not yet checked]
Wie hab ich das gefühlt, was Abschied heißt. Wie weiß ichs noch : ein dunkles unverwundnes grausames Etwas, das ein Schönverbundnes noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt. Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen, das, da es mich, mich rufend, gehen ließ, zurückblieb, so als wärens alle Frauen und dennoch klein und weiß und nichts als dies : Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen, ein leise Weiterwinkendes -, schon kaum erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Abschied", written 1907, appears in Neue Gedichte
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Leipzig: Insel-Verlag, 1922, page 55.
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7. Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen (Teil 1)  [sung text not yet checked]
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 2, first published 1905
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- ENG English (Walter A. Aue) , "I'm living my life in spiraling gyres", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je vis ma vie en cercles croissants", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 157.
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7a. Spaziergang  [sung text not yet checked]
Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten, dem Wege, den ich kaum begann, voran. So fasst uns das, was wir nicht fassen konnten, voller Erscheinung, aus der Ferne an - und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen, in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind; ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen . . . Wir aber spüren nur den Gegenwind.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Die Sonette an Orpheus I, XIX  [sung text not yet checked]
Wandelt sich rasch auch die Welt wie Wolkengestalten, alles Vollendete fällt heim zum Uralten. Über dem Wandel und Gang, weiter und freier, währt noch dein Vor-Gesang, Gott mit der Leier. Nicht sind die Leiden erkannt, nicht ist die Liebe gelernt, und was im Tod uns entfernt, ist nicht entschleiert. Einzig das Lied überm Land heiligt und feiert.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Die Sonette an Orpheus 1, no. 19
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
9. Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort  [sung text not yet checked]
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. Sie sprechen alles so deutlich aus: Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, und hier ist Beginn und das Ende ist dort. Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott, sie wissen alles, was wird und war; kein Berg ist ihnen mehr wunderbar; ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott. Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern. Die Dinge singen hör ich so gern. Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm. Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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- ENG English (Walter A. Aue) , "The words of humans fill me with fear", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 106.
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10. Mir  [sung text not yet checked]
Das ist mein Streit: Sehnsuchtgeweiht durch alle Tage schweifen. Dann, stark und breit, mit tausend Wurzelstreifen tief in das Leben greifen - und durch das Leid weit aus dem Leben reifen, weit aus der Zeit!
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Advent, in Gaben. An verschiedene Freunde, no. 1
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Erste Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1922, p.107
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11. Ich hielt mich überoffen  [sung text not yet checked]
I Ich hielt mich überoffen, ich vergaß dass draußen nicht nur Dinge sind und voll in sich gewohnte Tiere, deren Aug aus ihres Lebens Rundung anders nicht hinausreicht als ein eingerahmtes Bild; dass ich in mich allem immerfort Blicke hineinriss: Blicke, Meinung, Neugier. Wer weiß, es bilden Augen sich im Raum und wohne bei. Ach nur zu dir gestürzt, ist mein Gesicht nicht ausgestellt, verwächst in dich und setzt sich dunkel unendlich fort in dein geschütztes Herz. II Wie man ein Tuch vor angehäuften Atem, nein: wie man es an eine Wunde presst, aus der das Leben ganz, in einem Zug, hinauswill, hielt ich dich an mich: ich sah, du wurdest rot von mir. Wer spricht es aus, was uns geschah? Wir holten jedes nach, wozu die Zeit nie war. Ich reifte seltsam in jedem Antrieb übersprungener Jugend, und du, Geliebte, hattest irgendeine wildeste Kindheit über meinem Herzen. III Entsinnen ist da nicht genug, es muss von jenen Augenblicken pures Dasein auf meinem Grunde sein, ein Niederschlag der unermesslich überfüllten Lösung. Denn ich gedenke nicht, das, was ich bin rührt mich um deinetwillen. Ich erfinde dich nicht an traurig ausgekühlten Stellen, von wo du wegkamst; selbst, dass du nicht da bist, ist warm von dir und wirklicher und mehr als ein Entbehren. Sehnsucht geht zu oft ins Ungenaue. Warum soll ich mich auswerfen, während mir vielleicht dein Einfluss leicht ist, wie Mondschein einem Platz am Fenster.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1911, appears in Die Gedichte 1910-1922
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, rilke.de/gedichte/ich_hielt_mich.htm
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12. Pietà  [sung text not yet checked]
So seh ich, Jesus, deine Füße wieder, die damals eines Jünglings Füße waren, da ich sie bang entkleidete und wusch; wie standen sie verwirrt in meinen Haaren und wie ein weißes Wild im Dornenbusch. So seh ich deine niegeliebten Glieder zum erstenmal in dieser Liebesnacht. Wir legten uns noch nie zusammen nieder, und nun wird nur bewundert und gewacht. Doch, siehe, deine Hände sind zerrissen –: Geliebter, nicht von mir, von meinen Bissen. Dein Herz steht offen und man kann hinein: das hätte dürfen nur mein Eingang sein. Nun bist du müde, und dein müder Mund hat keine Lust zu meinem wehen Munde -. O Jesus, Jesus, wann war unsre Stunde? Wie gehn wir beide wunderlich zugrund.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Pietà", appears in Neue Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Project Gutenberg, 2022
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13. Advent  [sung text not yet checked]
Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin, bereit und wehrt dem Wind und wächst engegen der einen Nacht der Herrlichkeit.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Advent", written 1897, appears in Advent, first published 1898
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- ENG English [singable] (Bertram Kottmann) , "Advent", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter A. Aue) , "Advent", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Advent, Leipzig: P. Friesenhahn, 1898, page 5.
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14. Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen  [sung text not yet checked]
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 2, first published 1905
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Walter A. Aue) , "I'm living my life in spiraling gyres", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je vis ma vie en cercles croissants", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 157.
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15. Schlussstück  [sung text not yet checked]
Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen lachenden Munds. Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen mitten in uns.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Schlußstück", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Conclusió", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Salvador Pila) , "Conclusion", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Mathias Rüegg) , copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Finale", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
16. Magie (Reprise)  [sung text not yet checked]
Aus unbeschreiblicher Verwandlung stammen solche Gebilde-: Fühl! und glaub! Wir leidens oft: zu Asche werden Flammen; doch: in der Kunst: zur Flamme wird der Staub. Hier ist Magie. In das Bereich des Zaubers scheint das gemeine Wort hinaufgestuft... und ist doch wirklich wie der Ruf des Taubers, der nach der unsichtbaren Taube ruft.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Magie", written 1924, appears in Die Gedichte 1922-1926
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Confirmed with Jürgen Rauber, Die Magie des Bösen auf der Bühne und in der Realität,In: Die Magie des Bösen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2012, p.178
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