Mir blüht eine Stelle, die weiht ein Altar; Da wandelt ein heimliches Wehen; Da ließen, mit festlichen Kronen im Haar, Erinnrung und Hoffnung sich sehen. Die Hoffnung, im morgendlich/blühenden Kranz, Schien ernst, wie der heilige Wille; Und sie, die Erinnrung, umleuchtete Glanz Der abendlich dämmernden Stille. Die Hoffnung lispelt': "Ich durfte durchs Land Der seligen Träume dich leiten; Itzt nimm die Erinnrung, ihr reiche die Hand! Sie möge dich fürder begleiten! "Verdanke mir immer den rosigen Sinn Der Stunden, voll Leben und Lieder, Leb wohl! was geblühet hat, ist nun dahin! Am Grabe dort siehst du mich wieder!"
Sechs Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte
Song Cycle by Sigismund von Neukomm (1778 - 1858)
1. Hoffnung und Erinnerung  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Christoph August Tiedge (1752 - 1841), "Hoffnung und Erinnerung", appears in Elegien und vermischte Gedichte, in Elegische Gedichte
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Heimweh  [sung text not yet checked]
Fern von der Heimath, wo mir bei dem Tone Froher Gespielen das Leben entschlich, Unter dem blühenden Dach der Zitrone Denk' ich, verlassene Heimath, an Dich. Zwar mit nie welkenden Kränzen umschlingen Blüthen und Früchte die südliche Flur, Ewig entschwebt hier mit gläzenden Schwingen Lächelnd ein Frühling der Hand der Natur. Und wo die Berge der Heimath entsteigen Schlafen die Blumen, kaum sind sie geweckt, Und die Gebüsche der Nachtigall schweigen, Kalt von der Flocke des Winters bedeckt. Aber die Blumen entkeimten und schwanden Dort von dem Hauch meiner Kindheit berührt, Wo die Gebilde der Täuschung entstanden, Die uns die zürnende Wahrheit entführt. Unter den kräftigen, schattigen Bäumen Lauschte dem ersten Vertrauen mein Ohr, Und meine Zukunft mit blühenden Träumen Stieg dort am Grabe der Väter empor. In des Zitronenhains goldenen Wogen Lächeln und täuschen uns Hoffnung und Glück, Und um den Frieden der Seele betrogen Sehn wir getäuscht nach der Heimath zurück.
Authorship:
- possibly by August Ernst, Freiherr von Steigentesch (1774 - 1826), "Heimweh", appears in Marie. Ein Roman, Gießen: Georg Friedrich Heyer, first published 1812
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Confirmed with August Ernst, Freiherr von Steigentesch, Marie. Ein Roman. Zweiter Theil, Gießen: Georg Friedrich Heyer, 1812, pages 42 - 43. The text might be a quotation of a poem by another person, but it has not yet been located anywhere else so we are tentatively crediting it to the author of the novel.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
3. Der Fischer  [sung text not yet checked]
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan. Und wie er sitzt und wie er lauscht, Theilt sich die Fluth empor; Aus dem bewegten Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor. [Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm]1: Was lockst du meine Brut Mit Menschenwitz und Menschenlist [Hinauf in]2 Todesgluth? Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist So wohlig auf dem Grund, Du stiegst herunter wie du bist Und würdest erst gesund. Labt sich die liebe Sonne nicht, Der Mond sich nicht im Meer? Kehrt wellenathmend ihr Gesicht Nicht doppelt schöner her? Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Das feuchtverklärte Blau? Lockt dich dein eigen Angesicht Nicht her in ew'gen Thau? Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Netzt' ihm den nackten Fuß; Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll Wie bei der Liebsten Gruß. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Da war's um ihn geschehn: Halb zog sie ihn, halb sank er hin, Und ward nicht mehr gesehn.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Der Fischer", written 1778?, first published 1779
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El pescador", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- CZE Czech (Čeština) (Karel Dostál-Lutinov) , "Rybář", first published 1917
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De visser", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "The fisherman", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le pêcheur", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , "Ο ψαράς", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Il pescatore", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- TUR Turkish (Türkçe) (Gül Sabar) , "Balıkçı", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cottaschen Buchhandlung, 1827, pages 185-186.
Note: the Eberwein score has a likely misprint in stanza 1, line 8, word 4: "empor".
1 Vesque von Püttlingen: "Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm"2 Eberwein: "Herauf zu"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor] , Johann Winkler
4. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt  [sung text not yet checked]
Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt. Z.B. wenn dich früh die Sonne zu einem neuen kräftigen Leben weckt, so bietet er dir: Guten Morgen. Wenn sich abends dein Auge zum erquicklichen Schlummer schließet: gute Nacht. Wenn du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, sagt er: wohl bekomm's. Wenn du eine Gefahr noch zu rechter Zeit entdeckst, so sagt er: Nimm dich in acht, junges Kind, oder altes Kind, und kehre lieber wieder um. Wenn du am schönen Maitag im Blütenduft und Lerchengesang spazierengehst, und es ist dir wohl, sagt er: Sei willkommen in meinem Schloßgarten. Oder du denkst an nichts, und es wird dir auf einmal wunderlich im Herzen, und naß in den Augen, und denkst, ich will doch anders werden, als ich bin, so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Oder du gehst an einem offnen Grab vorbei, und es schauert dich, so denkt er just nicht daran, daß du lutherisch oder reformiert bist, und sagt: Gelobt sei Jesus Christ! Also grüßt Gott manchen, der ihm nicht antwortet und nicht dankt.
Authorship:
- by Johann Peter Hebel (1760 - 1826), no title, appears in Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes, in Nützliche Lehren, no. 2
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. An die Zeit  [sung text not yet checked]
Es war eine Zeit, da lachte mich dies Leben In holder Frühlingsschönheit an. Dahin ist die Zeit, wo all' mein Seyn und Streben In Geistesseligkeit zerrann! Es war eine Zeit, da mir im Menschenherzen Nur Huld und Lieb' entgegen schlug. Dann kam eine Zeit, -- wie könnt' ich sie verschmerzen? Was Huld und Liebe schien, -- war Trug! Da fühlte mein Geist den tiefsten, bängsten Kummer, Und kehrt' in sich den düstern Blick; Doch rief meinen Geist aus starrem Seelenschlummer Ein guter Genius zurück. Der Genius sprach: "Ich bin der Geist der Liebe; Ich weihe deine innre Ruh'; Doch werf' ich den Kranz aus Blüthen edler Triebe Nur ihr, der sanften Duldung, zu."
Authorship:
- by Elisa (Elisabeth) Charlotte Konstantia von der Recke (1756 - 1833), "An die Zeit"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Die Elfenwand  [sung text not yet checked]
Tief im [Gebirg]1, am Tannenhain Steigt aus dem Thal ein alter Stein; Er schaut in's Land hinaus gar fern, Ihm nahn die Menschen nimmer gern. Dort spannt sein Netz der Efeu aus Und wölbt ein schattig grünes Haus; Am Rande schwillt das Moos so weich, Tief rinnt die Quelle durch's Gesträuch. [Dort]2 sitzt der Elf im Mondenstrahl Und singt hinab in's dunkle Thal; Wie Windeshauch, wie Glockenklang, So schallt sein Lied das Thal entlang. Wie einsam ist es auf den Höhn! Wie schaurig hier die Winde wehn! Dumpf rauscht der wilde Bach herauf, Und sucht durch's Dunkel seinen Lauf. Ich schau' hinab den Bergespfad, Ob nicht ein Menschenkind sich naht! Doch Alle ziehen fort ins Land Und scheun sich vor der Elfenwand. Der Ärmste, der die Felder baut, Hält sicher dort im Arm die Braut, Der Schäfer weiß die Trift, den Bach, Wo seine Liebste weiden mag. Sie grüßen sich mit Hand und Blick, Sie geben Wort und Kuß zurück; Sie drehn sich froh im bunten Reihn, Ich sitze traurig und allein. Ich habe Blumen, roth und blau, Die glänzen schön von frischem Thau; Ich habe Gold, so rein und licht, Und nur die Liebe hab' ich nicht. Und [keine]3 freut sich meiner Kraft, Wenn sie in Höhn und Tiefen schafft; Der Sturm nur jauchzt auf meinen Ruf, Die Blume weiß nicht, wer sie schuf. Was soll ich winden Kranz und Strauß, Bleibt ewig mir die Liebste aus? Was soll ich hüten all mein Gold, Wird drum kein treues Herz mir hold? O Liebesflamme, Liebeslust, Nie wärmst du meine wilde Brust! Das blüh'nde Leben, weich und warm, Ruht kalt im luft'gen Geisterarm. Und spiegelt auch im tiefen Quell Mein Bild sich schön und mondenhell, Heran, du Nacht und Nebelwehn! Ich mag mein Bild nicht länger sehn. So singt der Elf im Dämmerstrahl; Sein Lied verhallt im [dunkeln]4 Thal; Dann spannt er seine Flügel aus Und füllt die Nacht mit Sturm und Graus.
Authorship:
- by Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789 - 1817), "Auf dem Hübichenstein", written 1816, appears in Poetisches Tagebuch, vom 29ten Junius 1813 bis 17ten Februar 1817
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View original text (without footnotes)1 Neukomm: "Gebirge"; further changes may exist not noted above.
2 Hertzberg, Randhartinger: "Es"; further changes for Hertzberg may exist not noted above.
3 Randhartinger: "keiner"
4 Randhartinger: "dunklen"
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