Schon grüßt ein scharfer Hauch von Ost Die sternhell frühen Nächte, Da rauscht und braust der junge Most, Ein Herold neuer Mächte! Ob Laub an Laub vom Baume fällt, Ob jede Blume sterbe, O Sommerlust, versunkne Welt, Der Wein ist jetzt dein Erbe. Im Wein erglüht der Sonnenschein, Der längst hinabgegangen, Im Wein nur soll die Blume sein, Nach der wir noch verlangen. Dem Wein, dem Wein ist alles Reich Der Flammenkraft verliehen; Ihr Zecher auf! Laßt uns sogleich Das Testament vollziehen! Hier, wo am Herd verglimmt das Laub Vom jungen Reis der Rebe, Stoßt an, hier über Glut und Staub: Der Geist des Lebens lebe! Der Geist, der unterm Schnee noch wärmt Die Zukunft reicher Saaten Und fort und fort die Welt durchschwärmt In goldnen Jugendtaten!
Fünf vierstimmige Männergesänge , opus 23
by Max Zenger (1837 - 1911)
1. Weinlied  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Hermann von Lingg (1820 - 1905), "Weinlied", appears in Vermischte Gedichte
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2. Es ist ein Schnee gefallen  [sung text not yet checked]
Es ist ein Schnee gefallen und [ist doch noch nit]1 Zeit, [man wirft mich mit dem Ballen]2, der Weg ist mir verschneit. Mein Haus hat keinen Giebel, es ist mir worden alt, zerbrochen sind [die]3 Riegel, mein Stüblein ist mir kalt. Ach Lieb, lass [dich]4 erbarmen, daß ich so elend bin, und [schleuß mich in dein]4 Arme: so fährt der Winter hin.
Text Authorship:
- by Wernher[r] von Tegernsee (flourished 1172), no title
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Wolfgang Golther, Die deutsche Dichtung im Mittelalter 800-1500, Stuttgart: J.B. Metzlersche Buchhandlung, G.m.b.H., 1912, page 480. Note: the first stanza is very close to this text.
1 Franz, Roessel: "ist doch noch nicht"; Krause: "ist es doch nit"; Wolfes: "es ist doch nit"2 Franz, Roessel: "ich kann nicht weiter wallen"
3 Franz: "mir die"
4 Roessel: "dich's"
5 Franz, Roessel: "schließ mich in deine"
3. Ich armes Käuzlein kleine  [sung text not yet checked]
Ich armes Käuzlein kleine, Wo soll ich fliegen aus, Bei Nacht so gar alleine, Bringt mir so manchen Graus Das macht der Eulen Ungestalt Ihr Trauern mannigfalt. Ich wills Gefieder schwingen, Gen Holz in grünen Wald, Die Vögel hören singen, In mancherlei Gestalt Vor allen lieb' ich Nachtigall, Vor allen liebt' mich Nachtigall. Die Kinder unten glauben, Ich deute Böses an, Sie wollen mich vertreiben Das ich nicht schreien kann Wenn ich was deute tut's mir leid, Und was ich schrei' ist keine Freud'. Mein Ast ist mir entwichen, Darauf ich ruhen sollt', Sein Blättlein all' verblichen, Frau Nachtigall geholt Das schafft der Eulen falsche Tück, Die störet all mein Glück.
Text Authorship:
- possibly by Wernher[r] von Tegernsee (flourished 1172), appears in Des Knaben Wunderhorn
- from Volkslieder (Folksongs) , appears in Des Knaben Wunderhorn
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Uiltje", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Laura Prichard) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Moi, pauvre petite hulotte", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
4. Dörpertanzweise  [sung text not yet checked]
«Ich versihe mich niuwer maere Uns komt der Stiuraere!» Kunech Luarin V, 80 Den Finken des Waldes die Nachtigall ruft: «Vom Geigenstrich schallt es goldrein durch die Luft, Ihr Zwitschrer, ihr Schreier, nun spart den Diskant, Der Heini von Steier ist wieder im Land!» Flickschuster im Gaden schwingts Käpplein und spricht: «Der Himmel in Gnaden vergißt Unser nicht, Sohlleder wird theuer, Bundschuh platzt am Rand, Der Heini von Steier ist wieder im Land.» Schon schwirren zur Linde, berückt und entzückt Die lieblichen Kinde mit Kränzen geschmückt: «Wo säumen die Freier? Manch Herz steht in Brand ... Der Heini von Steier ist wieder im Land.» Und Wer schürzt mit Schmunzeln den Rock sich zum Sprung? Großmutter in Runzeln, auch sie wird heut jung .. Sie stelzt wie ein Reiher dürrbeinig im Sand ... Der Heini von Steier ist wieder im Land! Der Hirt läßt die Heerde, der Wirth läßt den Krug, Der Knecht läßt die Pferde, der Bauer den Pflug, Der Vogt und der Maier kommt scheltend gerannt: «Der Heini von Steier ist wieder im Land!» Der aber hebt schweigend die Fidel zur Brust .. Halb brütend, halb geigend -- des Volks unbewußt. Leis knisternd strömt Feuer um Saiten und Hand ... Der Heini von Steier ist wieder im Land! ... Im Gärtlein der Nonnen auf blumiger Höh Lehnt Eine am Bronnen und weint in den Klee: «O Gürtel und Schleier .. o schwarzes Gewand .. Der Heini von Steier ist wieder im Land!»
Text Authorship:
- by Joseph Viktor von Scheffel (1826 - 1886), "Dörpertanzweise (zu Ehren Heinrichs von Ofterdingen gedichtet)", written c1857, appears in Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit, in Heinrich von Ofterdingen, in Tanzlieder, no. 2, first published 1863
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5. Kaiser Karl im Untersberg  [sung text not yet checked]
Im dunklen Bergesschooße Schläft wohl an tausend Jahr' Schon Kaiser Karl der Große Mit seiner Heldenschar. Er sitzt auf einem Throne Wie tief in sich gekehrt, Auf seinem Haupt die Krone Und auf den Knien sein Schwert. Den Heldenleib umschließt ihm Ein Panzer guter Art, Und bis zur Erde fließt ihm Wie rotes Gold sein Bart. Die Bergkobolde schaffen Und schmieden wohlbedacht Viel seltenes Gewaffen Zur großen Völkerschlacht. Sie festen drein Karfunkel Und Gold und Edelstein; Das wirft im Bergesdunkel Gar wunderbaren Schein. Der älteste der Zwerge Der prüft genau und mißt, Wie lang dem Kaiser im Berge Der Bart gewachsen ist. Und horch! ein dumpfes Rollen Dröhnt fernher durch den Schacht, Wie starkes Wettergrollen In dunkler Frühlingsnacht. Da fährt empor vom Traume Der kaiserliche Held Und ruft: "Schon rauscht's im Baume Dort auf dem Walserfeld; "Die jungen Säfte steigen Im dürren Stamm empor, Bald bricht aus allen Zweigen Der Blütenschmuck hervor. "Ich höre fern Getöse, Schlachtruf und Roßgestampf; Es naht für Deutschlands Größe Der letzte Völkerkampf. "Drum will ich euch erwecken, Ihr Schläfer in der Nacht: Ihr Paladin' und Recken, Der Kaiser ruft, erwacht! "Nun ist es Zeit zu reiten, Die Waffen in der Hand, Die Freiheit zu erstreiten Dem deutschen Volk und Land."
Text Authorship:
- by Georg Scherer (1824 - 1909), "Kaiser Karl im Untersberg", appears in Gedichte von Georg Scherer, in 3. Drittes Buch
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "The emperor Charlemagne in the Untersberg", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Georg Scherer, vierte, vermehrte Auflage, Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien: Deutsche Verlags-Anstalt, 1894, pages 230-232