Noch ist der Glanz der Frühe nicht erschienen, Ich höre, wie der Wind am Fenster rüttelt, Und meine Träume schwinden ganz dahin. Ich steige aufwärts in das Aussichtszimmer, Einst rührt ich hier mit meiner schönen Nadel Aus Jade sinnend in der Glut der Kohlen. Jetzt ist die Glut dahin. Es ist vergebens, Daß meine Nadel durch die Asche tastet, Ich seh in das Gebirge, schmerzumflort. Ein grauer Regen düstert in der Landschaft. Der Nebel weht. Der Fluß wälzt schwere Wogen, -- Doch meinen Jammer wälzt er nicht hinweg. Auf meines Umhangs dunkelm Tuche schimmert Der Regen meiner bitterlichen Tränen; Die wilden Schwäne schreien unter mir. Ich schüttle meine armen Tränen nieder Auf die erwachten Vögel, -- fliegt, o Vögel! Bringt meine Tränen ihm, der mich verzehrt!
Blüten aus dem Osten
 [incomplete]Song Cycle by Felix Paul Weingartner (1863 - 1942)
1. Die wilden Schwäne  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Die wilden Schwäne", appears in Die chinesische Flöte [an adaptation]
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li Qingzhao (c1084 - c1151), "浣溪沙"
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Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 66.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Caroline R. Olsen
2. Das Blatt der Frühlingsweide  [sung text not yet checked]
Nicht deshalb lieb ich jene junge Frau, Die träumerisch an ihrem Fenster lehnt, Weil sie den ragenden Palast besitzt Am Gelben Flusse, - nein, ich liebe sie, Weil sie dies kleine Blatt der Frühlingsweide Ins Wasser gleiten ließ . . . Nicht deshalb liebe ich den Ostwind, weil Er mir den holden Duft der Birnbaumblüten Herüberträgt von blumig weißen Höhen, - Nein, weil er mir das Blatt der Frühlingsweide An meinen Kahn trieb, - darum lieb ich ihn! Nicht deshalb lieb ich dieses kleine Blatt Der Frühlingsweide, weil es mir die Wonnen Des Lenzes bringt, - nein, weil die junge Frau Mit einer feinen Nadel meinen Namen Hineingeritzt hat, - darum lieb ich es!
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Das Blatt der Frühlingsweide"
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Zhang Jiuling (673?5 - 740) [text unavailable]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Regina Berlinghof) , "The Spring Willow's Leaf", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 69.
Researcher for this page: Regina Berlinghof
3. In Erwartung des Freundes  [sung text not yet checked]
Die Sonne scheidet hinter dem Gebirg, In alle Täler steigt der Abend nieder Mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind. O sieh, wie eine Silberbarke schwebt Der Mond herauf hinter den dunkeln Fichten, Ich [spüre]1 eines feinen Windes Wehn. Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel Von Ruh und Schlaf ... Die arbeitsamen Menschen [Gehn]2 heimwärts, voller Sehnsucht nach dem Schlaf. Die Vögel hocken müde in den Zweigen, Die Welt schläft ein ... Ich stehe hier und harre Des Freundes, der zu kommen mir versprach. Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite Die Schönheit dieses Abends zu genießen, - Wo bleibst du nur? Du läßt mich lang allein! Ich wandle auf und nieder mit der Laute Auf Wegen, die von weichem Grase schwellen, O kämst du, kämst du, ungetreuer Freund!
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "In Erwartung des Freundes"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- GER German (Deutsch) [an adaptation]
Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 18.
1 Valen: "spür"2 Valen: "Ziehen"
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
4. Auf dem Flusse  [sung text not yet checked]
Mein Schiff treibt durch das Wasser leicht dahin, -- Ich seh sein Speigelbild auf klarer [Flut]1. Am Himmel gehn die Wolken, stumme Wandrer, Und auch den Himmel seh ich in der Flut. Wenn eine Wolke an dem [blauen]2 Monde Vorübergleitet, fein wie ein Gedanke, So seh ich, wie sie unter mir verschwebt, Ein Märchenbild... Mir ist, mein Schiff zieht selig durch den Himmel, Ich fühle mich den Wolken nah' verwandt, Und plötzlich weiß ich: Wie der Himmel sich In diesem Wasser spiegelt, also blüht Das Bild meiner Geliebten mir im Herzen.
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Auf dem Flusse", appears in Die chinesische Flöte
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Tu Fu (712 - 770) [text unavailable]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CZE Czech (Čeština) (L. Horáková)
- ENG English [singable] (Friedrich Karl Grimm) , "On the river"
Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 44.
1 Grimm, Provaznik: "See"2 omitted by Frumerie, Grimm, and Provaznik
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Abendsonne  [sung text not yet checked]
Wo das Reisfeld abgeerntet wurde, Sitzt mein Liebster auf dem Ackerrain. Weiße Blumen blühen um ihn her, Aber überm Dorfe steht die rote Purpurrote Glut der Abendsonne. Neben meinem Liebsten sitz' ich selber, Lehne meinen Arm auf seine Schulter, Und wir blicken aufwärts in den Himmel, Wo der Drachen meines Liebsten steht. Und indes die purpurrote Sonne Hinter unserm Dorfe niedersteigt, Singen wir, zwei jugendlich Verliebte, Kleine Lieder, die von Glück erzählen, Singen mit emporgewandten Augen, Singen unsre Liebe in den Abend, Wo der Drachen meines Liebsten steht.
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Abendsonne", appears in Die chinesische Flöte
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Sang-Sli-Po (1821 - 1870) [text unavailable]
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Confirmed with Die Lyrik des Auslandes in neuerer Zeit, ed. Hans Bethge, Leipzig: Max Hesses Verlag, 1907, pages 71-72.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
6. Liebeslied  [sung text checked 1 time]
So schön sind deine Hände, dass die Blume Lan aus deinen Händen erblühen sollte. Also würde die Blume Lan am schönsten sein. So zart sind deine Füße, wie der feine Schmelz der Schmetterlinge; sie hinterlassen keine Spuren, sie sind wie dünne Wolken. So hold ist deine Stimme, wie das Lied der Ammer am Bache, wenn sich die Weiden neu begrünen; du flüsterst, wie die Blätter tun. Schön sind die Aprikosenbäume im Schmucke ihrer lichten Blüten, doch du blühst herrlicher, Geliebte. im schwarzen Schmucke deines Haares. Du bist die Blume aller Blumen, und sehe ich dich nur von ferne, so hör' ich keine Ammer singen, ich sehe keine Schmetterlinge, ich neide keine Götter.
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946)
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Researcher for this page: Johann Winkler7. Nächtliches Bild  [sung text not yet checked]
Vom Wind getroffen, schäumt der Teich empor, [Nun]1 ruht er wieder still in seinen Ufern. Die Fische springen: ihre Leiber leuchten, Als blühten Lotosblumen durch die Nacht. Der Mond schwimmt durch die Wolken, durch die Bäume Verklärt dahin. Der Silberreif der Nacht Wandelt den Tau zu wundersamen Perlen, Die leuchten durch die wundersame Nacht . . .
Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Nächtliches Bild"
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Tschan-Jo-Su (flourished 19th century) [text unavailable]
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View original text (without footnotes)Confirmed with Die Lyrik des Auslandes in neuerer Zeit, ed. Hans Bethge, Leipzig: Max Hesses Verlag, 1907, page 76
1 Michielsen: "Dann"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]