Selig, o Mutter, wer stirbt! Ja, selig! Drum wehre der Trauer! Missest mit Schmerzen du mich, miss' ich den irdischen Schmerz. Lächelnd begrüß' ich das Grab, und sanft empfängt mich die Erde; Dir, o Mutter, vom Arm sink' ich der Mutter im Schoß. Bin ich zu früh nur gereift, der Himmel auch will junge Blüten, er weiß am besten, was frommt, der alle Wesen versieht. Du aber suchest das Herz, von deinem Herzen geboren; o welche himmlische Lust, findet die Mutter das Kind! O des vergeblichen Leids, wenn sich die Wachenden kränken, dass nicht die Schlafenden noch wachen und leiden wie sie! Lebt doch der Mutter das Kind, ihr lebt es im liebenden Herzen, nimmer entführt es aus ihm, nimmer entführt es der Tod! Größe des Schmerzes, sie lehrt der Liebe Größe dich kennen, und der Erkennenden wird selbst die Trauer zum Trost; eigen, o seliges Los, jetzt eigen bin ich dem Himmel, aber der Himmel durch mich, Mutter, der Himmel ist dein. Darum o zürne nicht ihm, der mich zum Engel verklärte, hemme der Tränen Erguss, sind es nicht Tränen des Danks! Traue dem tröstenden Wort: Lieb' ist es, göttliche Liebe, die mich, o Mutter, dir gab, die mich, o Mutter, dir nahm.
Sechs deutsche Lieder für die Altstimme mit Begleitung des Pianoforte
by Karl Friedrich Zelter (1758 - 1832)
1. Auf den Tod eines Kindes
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- by Anonymous / Unidentified Author
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Sankt Nepomuks Vorabend
Lichtlein schwimmen auf dem Strome, Kinder singen auf der Brücken, Glocke, Glöckchen fügt vom Dome Sich der Andacht, dem Entzücken. Lichtlein schwinden, Sterne schwinden; Also lös'te sich die Seele Unsres Heil'gen, nicht verkünden Durft' er anvertraute Fehle. Lichtlein, schwimmet! spielt ihr Kinder! Kinderchor, o! singe, singe! Und verkündiget nicht minder Was den Stern zu Sternen bringe!
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "St. Nepomucks Vorabend", written 1820, appears in Goethe's Werke. Vollständige Ausgabe, letzter Hand, Band III, in 1. Lyrisches
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Eve of St. Nepomuk's Day", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Veille de la Saint Nepomuk", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "La vigilia di San Nepomuceno", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
3. Mädchens Held
Flieh, Täubchen, flieh: Er ist nicht hie! Der dich an dem schönsten Frühlingsmorgen Fand im Wäldchen, wo du dich verborgen. Flieh, Täubchen, flieh! Er ist nicht hie! Böser Laurer Füße rasten nie. Horch, Flötenklang, Liebesgesang Wallt auf Lüftchen hin zu Liebchens Ohre, Find't im zarten Herzen offne Thore. Horch, Flötenklang, Liebesgesang, Horch, es wird der süßen Lieb' zu bang. Hoch ist sein Schritt, fest ist sein Tritt; Schwarzes Haar auf runder Stirne webet, Auf den Wangen ew'ger Frühling lebet. Hoch ist sein Schritt, fest ist sein Tritt, Edler Deutschen Füße gleiten nit. Wonn' ist die Brust, keusch seine Lust, Schwarz sein Auge unter runden Bogen, Ist mit zarten Falten schön umzogen. Wonn' ist die Brust, keusch seine Lust, Gleich beym Anblick du ihn lieben mußt. Roth ist der Mund, der mich verwund't, Von den Lippen träufeln Morgendüfte, Auf den Lippen säuseln kühle Lüfte. Roth ist sein Mund der mich verwund't, Nur ein Blick von ihm macht mich gesund. Treu ist sein Blut, stark ist sein Muth, Schutz und Stärke wohnt in weichen Armen, Auf dem Antlitz edeles Erbarmen. Treu ist sein Blut, stark ist sein Muth, Selig, wer in seinen Armen ruht. So ist der Held, der mir gefällt! Und so soll mein deutsches Herz ihn kennen; Und so soll mein treues Herz ihn nennen. So ist der Held, der mir gefällt! Ich vertausch' ihn nicht um eine Welt.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), title 1: "Flieh, Täubchen, flieh", title 2: "So ist der Held, der mir gefällt"
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
4. Sehnsucht  [sung text not yet checked]
Was zieht mir das Herz so? Was zieht mich hinaus? Und windet und schraubt mich [Aus]1 Zimmer und Haus? Wie dort sich die Wolken [Um]2 Felsen verziehn! Da möcht' ich hinüber, Da möcht' ich wohl hin! Nun wiegt sich der Raben Geselliger Flug; Ich mische mich drunter Und folge dem Zug. Und Berg und Gemäuer Umfittigen wir; Sie weilet da drunten; Ich spähe nach ihr. Da kommt sie und wandelt; Ich eile sobald Ein singender Vogel [Zum buschigen]3 Wald. Sie weilet und horchet Und lächelt mit sich: "Er singet so lieblich Und singt es an mich." Die scheidende Sonne [Verguldet]4 die Höhn; Die sinnende Schöne Sie läßt es [geschehn]5. Sie wandelt am Bache Die Wiesen entlang, Und finster und finstrer Umschlingt sich der Gang; Auf einmal erschein' ich Ein blinkender Stern. "Was glänzet da droben, So nah und so fern?" Und hast du mit Staunen Das Leuchten erblickt; Ich lieg dir zu Füßen, Da bin ich beglückt!
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- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Sehnsucht", written 1802, first published 1804
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Verlangen", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , no title, copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Nostalgie", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cottaschen Buchhandlung, 1827, pages 99-100, and with Taschenbuch auf das Jahr 1804, Herausgegeben von Wieland und Goethe, Tübingen, in der Cotta'schen Buchhandlung, pages 117-119.
1 Goethe's 1827 edition: "An's"2 Schubert: "Am"
3 Goethe (1804 and 1806 editions): "Zum buschichten", Goethe (Wien 1810 edition): "Zum buschigten", Schubert: "Im buschigten"
4 Beethoven, Schubert: "vergüldet"
5 Schubert: "geschehen"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]
5. Versuch in achtzeiligen Strophen
In tiefe Sklaverei lag ich gebunden, und mir gefiel der Starrheit Eigensinn; ein jedes Licht der Freiheit war verschwunden, die Fesseln selbst, sie schienen mir Gewinn. Da nahte sich, in holden Frühlingsstunden, ein Glanzbild. Gleich entzückt, so wie ich bin, seh' ich es weit und breiter sich entfalten, und rings umher ist keine Spur des Alten. Die Fesseln fallen ab von Händ' und Füßen, wie Schuppen fällt's herab vom starren Blick, und eine Träne von den liebesüßen, zum ersten Mal, sie kehrt ins Aug' zurück; sie fließt - ihr nach die Götter-Schwestern fließen, das Herz empfindet längst entwohntes Glück, und mir erscheint, was mich bisher gemieden, ganz ohne Kampf, der reine Seelenfrieden. Und mir entgegnet, was mich sonst entzückte: der Leier Klang, der Töne süßes Licht, und was mich schnell der Wirklichkeit entrückte, bald ernst, bald frohgemut, ein Kunstgesicht. Und das den Pergamenten Aufgedrückte, ein unergründlich schweres Leichtgewicht; der Sterne Kreis erhebt den Blick nach oben, und alle wollen nur das Eine loben. Und Glück und Unglück tragen so sich besser, die eine Schale sinkt, die and're steigt, das Unglück mindert sich, das Glück wird größer, so auf den Schultern trägt man beide leicht. Da leere das Geschick die beiden Fässer, der Segen trifft, wenn Fluch uns nie erreicht; wir sind für stets dem guten Geist zuteile, der böse selbst, er wirkt zu unser'm Heile. So ging es mir! Mög' es euch so ergehen, dass aller Hass sich augenblicks entfernte, und wo wir noch ein dunkles Wölkchen sehen, sich alsobald der Himmel übersternte, es tausenfach erglänzte von den Höhen, und alle Welt von uns die Eintracht lernte; und so genießt das höchste Glück hinieden: nach hartem äußerm Kampf den innern Frieden.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Kennst du das Land?
Kennst du das Land? wo die Citronen blühn, Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, Kennst du es wohl? Dahin! Dahin Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn. Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man Dir, du armes Kind, gethan? Kennst du es wohl? Dahin! Dahin Möcht' ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn. Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maulthier sucht im Nebel seinen Weg; In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; Es stürzt der Fels und über ihn die Flut. Kennst du ihn wohl? Dahin! Dahin Geht unser Weg! o Vater, laß uns ziehn!
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- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Mignon", written 1784, appears in Wilhelm Meisters Lehrjahre, first published 1795
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Ken je het land?", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter Meyer) , "Knowest thou where?", copyright © 1996, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (John Bernhoff) , "Mignon", first published 1907
- ENG English [singable] (Charles Fonteyn Manney) , "Mignon's song", first published 1911
- ENG English (Emily Ezust) , copyright © 2016
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Connais-tu le pays où les citronniers fleurissent", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- HUN Hungarian (Magyar) (Tamás Rédey) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Conosci tu il paese", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Paolo Montanari) , "Conosci il paese", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- NOR Norwegian (Bokmål) (Marianne Beate Kielland) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
See also the following poems inspired by this poem: the French poem Mignon and the German poem Kennst du das Land, wo über Grabes Nächte.
Note: modern German would employ the following spellings: "gethan" -> "getan", "Maulthier" -> "Maultier", etc.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Peter Rastl [Guest Editor]