Es schmerzt mich, macht mich trüb und wiederum ist es mir lieb, Vergangnes zu bedenken, mein Herz in Schuld und Sünde zu versenken verlorner Zeit, unwiderbringlich um. Lieb ist es mir, weil ich vorm Tode lern, wie untreu Erdenfreuden sind im Grunde, und macht mich traurig, weil der letzten Stunde die Gnade selten ist und eher fern. Will man sich auch auf dein Versprechen steifen, wie dürfte, Herr, ein gläubiger Erwarter für jedes Spätsein noch Erbarmung haben. Aus deinem Blut wärs freilich zu begreifen: entsprechend deiner grenzenlosen Marter, ein Maẞlos-werden deiner lieben Gaben.
Lieder; Acht Texte Michelangelo Buonarottis von Rainer Maria Rilke ins Deutsche übertragen
Song Cycle by Richard Sturzenegger (1905 - 1976)
1. Es schmerzt mich macht mich trüb und wiederum ist es mir lieb  [sung text not yet checked]
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
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- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, appears in Rime, no. 294
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Insel-verlag, 1927, p.251
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2. Wer ists der mit Gewalt mich zu dir führt  [sung text not yet checked]
Wer ists, der mit Gewalt mich zu dir führt, o wehe, wehe, wehe, gefesselt fest ; ich bin doch lose, nicht ? Wenn deine Macht mich ohne Schnur verschnürt und ohne Hand und Arme mich umflicht, wer wird mich schützen wider dein Gesicht?
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
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- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, written c1504-1511, appears in Madrigale, no. 3
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Insel-verlag, 1927, p.222
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3. Wie trocknes Holz im heißen Feuer brennt  [sung text not yet checked]
Ich irre, Herr, und sehe auch mein Irrn, ein Brennender, der Feuer in sich trägt, dem Schmerzen wachsend den Verstand verwirrn, und den die Marter fast schon niederschlägt. Da hetz ich noch mein heißes Element, daß ich nicht stör das klare Angesicht. Ich kann nicht mehr. Die Zügel halt ich nicht, die Seele selber gibt sich auf und brennt
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
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- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title [text unavailable]
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.233
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4. So wie drei Stile in der Feder sind  [sung text not yet checked]
So wie drei Stile in der Feder sind und in der Tinte, so wie sich im Steine das reiche Bild verbirgt und das gemeine, ganz, wie es unser Geist daraus gewinnt, so schließt vielleicht das Herz in deiner Brust, soviel drin Stolz ist, doch das schlicht gemachte Gefühlskleid ein, das liebe, weiche, sachte, hab ichs auch draus noch nicht zu ziehn gewußt. Aus Tieren, Kräutern, Worten, Steinen brächen Heilkräfte gerne aus ; sie würden alle beschwörend reden, wenn sie, wie wir, sprächen. Vielleicht, daß alle Kraft und was mich heilte in dir verheimlicht ist in meinem Falle. ..................................................................
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
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- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), appears in Rime, no. 84
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.235
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5. Gebt meinen Augen wieder Quellen Flüsse  [sung text not yet checked]
Gebt meinen Augen wieder, Quellen, Flüsse, die starken Wellen, die nicht euer eigen und die euch wachsen machen, höher steigen, als sonst der Brauch ist euerer Ergüsse. Und du, gedrängte Luft, die Himmelslichte mir dämpft, als ob sie ganz voll Seufzer wäre, gib sie ans müde Herz zurück und kläre dein Finstres meinem schärferen Gesichte. Die Erde selbst erstatte meinen Sohlen die Schritte wieder, ihrem Gras zuliebe, das Echo, meiner müde, mir den Klang; laß meinen Blick aus deinem Aug mich holen, daß ich zu andrem Lieben fähig bliebe bei deinem unbefriedigten Empfang.
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
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- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, appears in Rime, no. 95
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.254
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6. O Nacht zwar schwarze aber linde Zeit  [sung text not yet checked]
O Nacht ! Zwar schwarze, aber linde Zeit mit Frieden überwindend jedes Streben wer Recht sieht und versteht, muss dich erheben, und wer dich ehrt, ist voll Verständigkeit. Du brichst das matte Denken ab, zersägst und nimmst es ein mit feuchter Ruh' und Schwere während du mich, wohin ich oft begehre im Traum von unten ganz nach oben trägst. Schatten des Sterbens ! Nur vor dir macht Halt, was Herz und Seele feind ist, immer wieder. Letzte Bedrückten gute Arznei. Du heilst die schwache fleischliche Gestalt, machst Tränen trocken, legst das Müde nieder und Zorn und Ekel gehen an dir vorbei.
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Michelangelo-Übertragungen
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- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, appears in Rime, no. 102
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]7. Ich wollte wollen Herr was ich nicht will  [sung text not yet checked]
Ich wollte wollen, Herr, was ich nicht will : vom Feuer trennt das Herz ein Schleier Eises und dämpft die Glut: der Nachdruck des Beweises fehlt meiner Feder, und das Blatt hält still. Mit meiner Zunge lieb ich dich und dann beklag ich mich, die Liebe nicht zu spüren ; wo aber stürzt sie denn, durch welche Türen, ins Herz und tut den schlechten Stolz in Bann. Zerreiß den Schleier, du, o Herr, zerbrich die Mauer, die mit ihrer Härte hindert dein Sonnenlicht, der Erde Angebinde. Schick deiner Braut des Glanzes Kunst, daß ich aufflammen kann, und länger nicht vermindert von Zweifeln, dich allein das Herz empfinde.
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
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- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), appears in Rime, no. 60
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.256
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8. Entgangen Herr der Bürde die mir schwer und lieb war  [sung text not yet checked]
Entgangen, Herr, der Bürde, die mir schwer und unlieb war, getrennt von Erdensachen, wend ich mich müd zu dir, ein schwacher Nachen aus Stürmen in das milde ebne Meer. Die Dornen, Nägel, beide deine Hände, dein lindes Antlitz, das in Großmut scheue, versprechen Gnade meiner tiefen Reue und Hoffnung, daß ihr Heil die Seele fände. Daß nicht dein Aug dich richtend anschaun hieße Vergangnes; daß ich, deines Ohrs Betrüber, nicht fürchten müsse deines Arms Erhebung. Dein Blut nur komme über mich und fließe jemehr, jemehr ich älter werde, über von Beistand und von völliger Vergebung
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- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
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- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, appears in Rime, no. 297
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.246
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