Es reden und träumen die Menschen so viel Von besser'n und künftigen Tagen, Nach einem glücklichen goldenen Ziel Sieht man sie rennen und jagen. Die Welt wird alt und wird wieder jung, Doch der Mensch hofft immer Verbesserung! Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, Sie umflattert den fröhlichen Knaben, Den Jüngling begeistert ihr Zauberschein, Sie wird mit dem Greis nicht begraben, Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf, Noch am Grabe pflanzt er - die Hoffnung auf. Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn, Erzeugt im Gehirne des Thoren. Im Herzen kündet es laut sich an, Zu was besserm sind wir gebohren, Und was die innere Stimme spricht, Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Sechs deutsche Gesänge , opus 54
by Franz Paul Lachner (1803 - 1890)
Heft 1 -- 1. Hoffnung
Text Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "Hoffnung", written 1797, first published 1797
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Hoop", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Hope", copyright ©
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , "Toivo", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Espoir", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Speranza", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
Heft 1 -- 2. Der Wanderer in den Alpen
Einsam wandl' ich meine Wege wie ein scheuer bleicher Geist Bis zur Stunde die mich endlich, die mich endlich ruhen heisst. Achtlos durch die grauen Nebel schreit' ich meine schmale Bahn. Renn' ich auch in mein Verderben sey's gethan, sey's gethan. Tief hinab ins Nest des Schwindels schau' ich keck in guter Ruh, will erfassen mich im Wirbel, greif' er zu, greif' er immer zu! An dem lang erbrobten Stabe schwing' ich mich von Stein zu Stein; bricht dann auch der treugeglaubte mag's d'rum seyn, mag's d'rum seyn! Über Strom und Abgrund spannet zitternd sich der schmale Steg, stürtzt vielleicht mit mir zusammen, drüber weg, drüber weg, hoch ob mir am blauen Gletscher donnert dumpfig die Lawin' kommt, vielleicht mich zu zerschmettern, immerhin, immerhin. Einsam wandl' ich durch die Berge, durch die Thäler wie ein Geist bis zur Stunde, die mich endlich, die mich endlich ruhen heisst.
Text Authorship:
- by Karl Gottfried von Leitner (1800 - 1890), "Der Wanderer in den Alpen"
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Heft 1 -- 3. Ihre Gestalt  [sung text not yet checked]
Mir träumte: [traurig]1 [schaute]2 der Mond, Und traurig schienen die Sterne; Es trug mich zur Stadt, wo Liebchen wohnt, Viel hundert Meilen ferne. Es hat mich zu ihrem Hause geführt, Ich küßte die Steine der Treppe, Die oft ihr kleiner Fuß berührt Und ihres Kleides Schleppe. Die Nacht war lang, die Nacht war kalt, Es waren so kalt die Steine; Es [lugt']3 aus dem Fenster die blasse Gestalt, Beleuchtet vom Mondenscheine!
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Buch der Lieder, in Die Heimkehr, no. 26
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emma Lazarus) , appears in Poems and Ballads of Heinrich Heine, first published 1881
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "J'étais en rêve: la lune avait un regard triste", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with: Heinrich Heine’s sämtliche Werke in vier Bänden, herausgegeben von Otto F. Lachmann, Erster Band, Leipzig: Druck und Verlag von Philipp Reclam jun, [1887], page 128.
1 Seligmann: "schaurig"2 von Erlanger: "schien"
3 von Erlanger: "luch" ?
Heft 2 -- 4. Der König auf dem Turme
Da liegen sie alle die grauen Höhn, Die dunklen Thäler in süßer Ruh; Der Schlummer waltet, die Lüfte wehn Keinen Laut der Klage mir zu. Für alle hab' ich gesorgt und gelebt, Mit Sorgen trank ich den funkelnden Wein; Die Nacht ist gekommen, der Himmel belebt, Meine Seele will ich erfreun. O du goldne Schrift durch den Sternenraum, Zu dir ja schau ich liebend empor; Ihr Wunderklänge, vernommen kaum, Wie besäuselt ihr sehnlich mein Ohr ! Mein Haar ist ergraut, mein Auge getrübt, Die Siegeswaffen hängen im Saal, Habe Recht gesprochen und Recht geübt; Wann darf ich rasten einmal ? O selige Rast, wie verlang' ich dein ! O herrliche Nacht, wie säumst du so lang, Da ich schaue der Sterne lichteren Schein Und höre volleren Klang !
Text Authorship:
- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Der König auf dem Thurme", appears in Lieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le roi sur la tour", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- RUS Russian (Русский) (Mikhail Larionovich Mikhailov) , "Король на башне", first published 1859
Heft 2 -- 5. Der Alpengang
Im Tale tief unten am Bache so klar, da lieben zwei Herzen sich innig und wahr, und tat's auch kein einziges Wörtchen noch kund, schon lange verband sie ein inniger Bund. Oft wollten sich beide gestehen den Schmerz, oft beide sich sinken ans glühende Herz, doch immer, da fasst sie's im Busen so scheu, da geh'n sie so fremd an einander vorbei. Auf duftiger Alpe in blumiger Au, hoch über der Erde im himmlischen Blau, da traf sich einst morgens das liebende Paar. Die Flur ist so blütig, der Himmel so klar, da drängt sich's nicht länger im Busen zurück, sie sinken ans Herz sich mit leuchtendem Blick, und hoch in der Alpenwelt, kräftig und frei, da schwören zwei Herzen sich innige Treu'!
Heft 2 -- 6. Fragen  [sung text not yet checked]
Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer Steht ein Jüngling-Mann, Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel, Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen: "O löst mir das Rätsel des Lebens, Das qualvoll uralte Rätsel, Worüber schon manche Häupter gegrübelt, Häupter in Hieroglyphenmützen, Häupter in Turban und schwarzem Barett, Perückenhäupter und tausend andre Arme, schwitzende Menschenhäupter - Sagt mir, was bedeutet der Mensch? Woher ist er kommen? Wo geht er hin? Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?" Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmel, Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken, Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt, Und ein Narr wartet auf Antwort.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Fragen", appears in Buch der Lieder, in Die Nordsee, in Zweiter Zyklus, no. 7, first published 1825-6
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- ENG English (Emma Lazarus) , "Question", appears in Poems and Ballads of Heinrich Heine, first published 1881
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Questions", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission