Ich [liebte]1 dich, und ach, ich muß entsagen! Nicht zürn' ich dir, ich zürne dem Geschick. Wirst du mich je um meiner Thränen fragen, So gieb nur selbst die Antwort dir zurück! Ich liebte dich, ich will es nicht verhehlen, War auch nur Schmerz der langen Sehnsucht Ziel; Ist Liebe nicht ein Antheil schöner Seelen, Und lohnet nicht Gefühl sich durch Gefühl? Ich liebte dich mit jenem zarten Triebe, Dem nicht Genuß, dem Liebe nur genügt; Ach, du begannst und schlossest meine Liebe! Wer mich besiegt, hat ewig mich besiegt. Ich liebe dich, und kann dich nicht vergessen; Doch schweigen will ich mit verhaltnem Schmerz, Will allen Gram in eine Thräne pressen, In einen Seufzer mein zerdrücktes Herz. Jetzt mag das Schicksal jedes Glück mir rauben -- Der giebt sein Alles, wer sein Bestes giebt -- O laß mir nur den letzten süßen Glauben, Daß du mich nicht gehaßt, weil ich geliebt! Laß mir die Lust, dich geistig zu verehren, Im süßen Traum dein Bildniß zu umfahn, Laß mir den Trost der stillen Wehmuthszähren, Der Geisternähe wundersüßen Wahn! Ach, jede Lust wird doppelt mich entzücken, Denn deine Lust zu fühlen wähnt mein Herz; Und jeder Schmerz, er wird mich minder drücken, Denn tröstend ruft's: Sie fühlet deinen Schmerz. Als Ideal sollst du vor mir jetzt schweben: Was ich gedacht, gefühlt, dir will ich's weihn. Du sollst die Gluth der Phantasie beleben, Du sollst mein Lied und meine Muse seyn. Empor aus dieses Lebens Dämmerungen Soll mich dein Bild zum reinern Licht erhöhn, Und ist mir je ein schönes Werk gelungen, Es soll nur dir als ew'ges Denkmahl stehn. In der Madonna seelenvollen Zügen, Im zarten Bild der jüngsten Huldgöttin, In jedem Reiz, dem sich die Herzen schmiegen, Erblick' ich dich und sinke vor dir hin. Als Heilige wird dich mein Herz verehren, Der sich zu nahn der Pilger nicht erkühnt, Der er von fern nur mit der Inbrunst Zähren, Nur mit dem Opfer frommer Seufzer dient. Gieb mir den Kuß der schwesterlichen Treue, Nur Freundschaft sey der Herzen neues Band! Gieb mir den Kuß! keusch ist der Freundschaft Weihe, Entsagung ist der Reinheit Unterpfand. [O lebe wohl!]2 nie wird dein Bild mich fliehen, Wenn auch dein Herz das meine bald vergißt; Ich habe dir und dem Geschick verziehen Und bin beglückt, wenn du nur glücklich bist.
Sechs Lieder , opus 5
by Joseph Abenheim (1804 - 1891)
1. Abschied  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789 - 1817), "Abschied", subtitle: "An S. I."
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Farewell", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Congedo", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Sämmtliche poetische Werke von Ernst Schulze, Vierter Theil, Leipzig: F.A. Brockhaus, 1822, pages 178-180
1 Abenheim: "liebe"; further changes may exist not shown above.2 Lang: "So leb' denn wohl!"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Die Blumen  [sung text not yet checked]
Ich klag's euch, ihr Blumen, ihr plaudert's nicht aus, Bewahrt das Geheimniß im duftigen Strauß; Nur euch sei mein Lieben, mein Leiden vertraut! Verschweigt es, ihr Blumen, und redet nicht laut. Doch wenn ihr am Busen der Theuren erglüht, Dann öffnet die Kelche, dann duftet und blüht, Dann flüstert hinauf mit bescheidenem Wehn: Er liebt Dich, er liebt Dich und darf's nicht gestehn! Und wenn ihr verwelkt eure Köpfe gesenkt, Ja, wenn sie euch wegwirft und meiner nicht denkt, Dann sindet im Bächlein das wogende Grab Und nehmt mein Geheimniß nur mit euch hinab.
Authorship:
- sometimes misattributed to Volkslieder (Folksongs)
- by Karl Eduard von Holtei (1798 - 1880)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Wiegenlied  [sung text not yet checked]
Alles still in süßer Ruh, Drum, mein Kind, so schlaf auch du! Draußen säuselt nur der Wind: Su, susu! schlaf ein, mein Kind! [Schließ du]1 deine Äugelein, Laß sie wie zwei Knospen sein! Morgen, wenn die Sonn' erglüht, Sind sie wie die Blum' erblüht. Und die Blümlein schau' ich an, Und die Äuglein küss' ich dann, Und der Mutter Herz vergißt, Daß es draußen Frühling ist.
Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), no title, appears in Kinderlieder, in Wiegenlieder I, no. 1
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó de bressol", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Ruth Rainero) , "All is still in sweet repose", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Berceuse", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Ninnananna", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Elke Beatriz Riedel) , "Canção de ninar", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Kinderlieder von Hoffmann von Fallersleben. Erste vollständige Ausgabe besorgt durch Dr. Lionel von Donop, Zweite Auflage, Berlin, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1878, pages 26-27.
Note: in many older editions, the spelling of the word "Äugelein" becomes "Aeugelein", but as can be seen in how "über" becomes "Ueber" when capitalized, this is due to the printing process and not to rules of orthography, so we use "Äugelein".
See also this text that makes use of the second and third stanzas.
1 Kücken: "Schließe"Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
5a. Lied des Trostes  [sung text not yet checked]
Was grämst du dich? Noch wenig trübe Stunden, Dann heilen deine Wunden; Dann blickt dein Auge hell und klar! Dein Geist, [so fest]1 gekettet, Fliegt dann empor, und rettet Zum Lande seiner Heimat sich! Was grämst du dich? Der große Geist, Um den die Welten schweben, Sieht unser kleines Leben Und unsern Kummer gnädig an. Er zählt die Tränen-Tropfen, Er stillt des Herzens Klopfen, Er ist es, der uns [Trost]2 verheißt, Der [große]3 Geist! Verzage nicht! Blick auf in jene Ferne, Da glänzen tausend Sterne! Wie groß ist deines Vaters Haus! Ach dort, ach dort erwarmen An seiner Brust wir Armen! Drum, wenn dein Herz in Tränen bricht, Verzage nicht!
Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), "Lied des Trostes", appears in Kleine Erzählungen, Gedichte und prosaische Aufsätze
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View original text (without footnotes)Confirmed with Siegfried August Mahlmann, Kleine Erzählungen, Gedichte und prosaische Aufsätze, zweite Sammlung, Zofingen: no publisher named, 1801, pages 158 - 159.
1 Harder: "der jetzt"2 Harder: "Ruh"
3 Harder: "gute"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Melanie Trumbull
5b. Vöglein mein Bote  [sung text not yet checked]
Vöglein, flieg fort, Vöglein, komm' wieder! Flieg' zu der Liebsten hin Und setz' dich nieder. Sieh, was sie thut, Ob sie dem Fernen gut, Ob sie an mich gedacht, Vöglein, gib Acht! Vöglein, flieg' fort, Vöglein, komm' wieder! Trag' zu der Liebsten [Ohr]1 All' meine Lieder; Sag': „Er ist dein, Kann ohne dich nicht sein, Lebt nur allein für dich!“ Vöglein, so sprich! Vöglein, flieg' fort, Vöglein, komm' wieder! Nimm ihren Liebesgruß Auf dein Gefieder! Wenn sie dich fragt Und dir viel Schönes sagt Bring' mir's im raschen Flug, Vöglein, sei klug! Vöglein, flieg' fort, Vöglein, komm wieder! Bring' mir ein Röschen nur Von ihrem Mieder! Ist es auch klein, Soll's doch willkommen sein! Was mir die Theure zollt, Vöglein, ist Gold! Vöglein, flieg' fort, Vöglein, komm wieder! Raste vom Flug sodann Und setz' dich nieder. Raste bei mir, Lab' dich am Futter hier, Lab' dich am kühlen Trank, Vöglein, -- schön' Dank!
Authorship:
- by Johann Gabriel Seidl (1804 - 1875), "Vöglein -- mein Bote", appears in Natur und Herz
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View original text (without footnotes)Confirmed with Joh. Gabr. Seidl's gesammelte Schrifte. Vierter Band. Almer. -- Natur und Herz, Wien, Wilhelm Braumüller, 1879, pages 339-341. Modernized spelling would require changing "thut" to "tut", "Theure" to "Teure", etc.
1 Blodek: "hin"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , John Versmoren , Johann Winkler
6. Dein Bild  [sung text not yet checked]
Wenn ich auf dem Lager liege In Nacht [und Kissen]1 gehüllt, So schwebt mir vor ein süßes, Anmutig liebes Bild! Wenn mir der stille Schlummer Geschlossen die Augen kaum, So schleicht [das Bild sich leise]2 Hinein in meinen Traum [Doch]3 mit dem Traum des Morgens Zerrinnt es nimmermehr; Dann trag' ich es im Herzen Den ganzen Tag umher.
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Buch der Lieder, in Die Heimkehr, no. 49
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Avondlied", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (David K. Smythe) , "When I lie on the bed", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- POL Polish (Polski) (Aleksander Kraushar) , "Gdy na łożu", first published 1880
- SPA Spanish (Español) (Elisa Rapado) , "Cuando estoy tumbando en el campo", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Heinrich Heine's Sämmtliche Werke, Erster Band: Reisebilder, Dritte Auflage, Philadelphia: Verlag von John Weik, 1856, pages 29-30.
1 omitted by Mendelssohn
2 Lang: "das liebe Bild"
3 Lang: "Und"
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]