Gegrüsst, gegrüsst ihr vollen Fluten Aus weitem heil'gem Liebesmeer, Gegrüsst ihr Flammen und ihr Gluten; Ich lass euch nimmer nimmermehr! Wer einmal von der Flut getrunken, Wem von den Flammen nur ein Funken Ins Herz gesunken, lässt euch nicht, Strömt über, strahlt mit ew'gem Licht! Gegrüsst, o blaue Lenzeswonne, O Sommer, himmelgoldig licht. Gebt unsrer Liebe Duft und Sonne, Lasst euer ewiges Gedicht, Das hohe Lied der Gottheit, rauschen Von Liebesgaben, Liebestauschen. Die Welt, die Zeit, dahin, dahin, Ein Sein, ein Herz, ein Kuss, ein Sinn. Gegrüsst, o Herz, du heisses, wildes, Zu dem das meine drängend spricht. Wirf ab die Wucht des spröden Schildes, Das vor der Liebe doch zerbricht! Du kannst dich schützen nur im Geben. Wir können nur im Sterben leben, Mein Ich, Dein Ich, dahin, dahin, Ein Sein, ein Herz, ein Hauch, ein Sinn.
Lieder , opus 2
by Felix (August Bernhard) Draeseke (1835 - 1913)
Heft 1 (Märzblumen)
no. 1. Gegrüsst, gegrüsst ihr vollen Fluten
Heft 1 (Märzblumen)
no. 2. Vergessen
Aus deinem Auge blitzend klar Strahlt Licht so unermessen. Ich habe die Nacht, die draussen liegt, Vergessen, vergessen. An deinem Busen ruhe ich süss Und Friede ist indessen. Ich habe den Sturm, der draussen tost, Vergessen, vergessen. Aus deinem Munde höre ich hold Ein Wort, den Namen--wessen? Den meinen! und ich habe die Welt Vergessen, vergessen!
Heft 1 (Märzblumen)
no. 3. März
Ich bin in in kühler Morgenluft Den Strom hinabgegangen. Noch liegt des Frühlings blauer Duft Von Nebeln trüb umfangen. Noch schmückt der März mit Reif die Flur, Doch aller Zweige Beben Und fern im Ost ein Streif Azur Verkünden neues Leben. Ich schaute hin zum lichten Ost, Um den die Nebel zogen, Und mit dem Blick hat Mut und Trost Die Seele eingesogen. Ich dachte dein: denn drängen sich Auch Nebel um mein Leben, Ein Gruß von dir, ein Blick auf dich, Muß Licht und Klarheit geben. Und wie im Ost der Azurblick Den Lenz gewiß verkündet, So ist durch dich ein volles Glück, Du herrlich Weib, verkündet!
Text Authorship:
- by Adolf Ernst (1835 - 1907), as Adolf Stern, "März", appears in Gedichte, in Lyrische Dichtungen, in An Ione
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- ENG English (Sharon Krebs) , "March", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Heft 1 (Märzblumen)
no. 4. Lenz
Nun klingen durch die Wintergruft Die Auferstehungsstimmen Und Sonnenglanz und Veilchenduft Die blaue Luft durchschwimmen. Nun lacht der Frühling siegesstolz Mit goldenem, goldenem Strahle, Die Knospe schmückt das dürre Holz, Es schwillt das Grün der Tale. Nun wird der trübe Sinn erhellt, Die Schwermutnacht umflossen. Mir ist, als hielte die Blütenwelt Durch dich mein Herz umschlossen. So sicher sah ich nie im Grund Am Hag die Knospen treiben. Dich hält mein Arm, dich küsst mein Mund, Und Frühling muss es bleiben.
Heft 1 (Märzblumen)
no. 5. Ich schau in dein Auge voll Glanz und Glut
Ich schau in dein Auge voll Glanz und Glut Und wie ich hinunter seh, Inmitten des heiligen Lichtes ruht Ein altes finstres Weh. Von Schmerzen ein versenkter Hort, Viel Tränen perlen so schwer. Kein Kuss und kein flüsterndes Liebeswort Hebt sie zu Tage mehr. So lass mein Lied ein Feuer sein, Das dir zum Herzen flammt. Es schmelzen die Perlen den dunklen Schein Aus Tränen und Schmerzen entstammt. Sie lösen sich, sie drängen empor, Sie fliessen glühend warm. Die heilige Tränenflut quillt hervor. Dich aber hält mein Arm. Und jeden Tropfen den du weinst, Ihn küsst hinweg mein Mund, Bis Licht und Klarheit dein Auge scheint Zum tiefsten Grund!
Heft 1 (Märzblumen)
no. 6. Hochflut
Ich steh am Strom um Mitternacht. Er drängt die Wogen, die vollen, Durch steinerne Pfeiler mit Macht, mit Macht, Und treibt ans Ufer die Schollen. Vom Bergland treibt die Hochflut her Mit mächtigem wildem Rauschen, Sie drängt hernieder, herab zum Meer. Ich muss dem Klange lauschen. Im Herzen braust mir Hochflut auch. Ich fühle die stolzen Wellen, Den mächtigen, eiszersprengenden Hauch, Das Drängen und Überschwellen. Ich hab dem vollen Klang gelauscht Und frag' mich froh gemutet Woher der Liebesstrom gerauscht, Wohin er treibt und flutet? Er kommt, er kommt, von dir daher Und will bei dir auch schliessen. O wunderbar, dass Quell und Meer In Eins zusammenfliessen!
Heft 2 (Cypressen)
no. 1. Wo ich bin, mich rings umdunkelt
Wo ich bin, mich rings umdunkelt Finsterniß so dumpf und dicht, Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt, Liebste, deiner Augen Licht. Mir erloschen ist der süßen Liebessterne goldne Pracht, Abgrund gähnt zu meinen Füßen. Nimm mich auf, uralte Nacht.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Buch der Lieder, in Lyrisches Intermezzo, no. 63
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El solitari", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- CHI Chinese (中文) [singable] (Dr Huaixing Wang) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , copyright © 2008
- FRE French (Français) (Charles Beltjens) , no title, appears in Intermezzo lyrique, no. 63, first published 1827
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Là dove sono il buio mi circonda", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
Heft 2 (Cypressen)
no. 2. Es ragt ins Meer  [sung text not yet checked]
Es ragt ins Meer der Runenstein, da sitz' ich mit meinen Träumen. Es pfeift der Wind, die Möwen schrein, die Wellen, die wandern und schäumen. Ich habe geliebt manch schönes Kind und manchen guten Gesellen - Wo sind [sie]1 hin? Es pfeift der Wind, es schäumen und wandern die Wellen.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Neue Gedichte, in Verschiedene, in Seraphine, no. 14
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- ENG English (Emily Ezust) , "The runestone juts into the sea", copyright ©
- ENG English (Emma Lazarus) , appears in Poems and Ballads of Heinrich Heine, first published 1881
1 Bretan: "die"
Heft 2 (Cypressen)
no. 3. Das ist ein bangend und lastend Gefühl
Das ist ein bangend und lastend Gefühl
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Heft 2 (Cypressen)
no. 4. Böses Gewissen  [sung text not yet checked]
Es brennt dein Kuß, dein Auge blitzt Und fest umschließt dein Arm, Allein auf deiner Stirne sitzt Ein alter böser Harm. Ich liebe dich, wie der Strom das Tal, Als wie die Flut den Strand, Als wie die Elfe den Mondenstrahl, Als wie die Glut den Brand. Ich liebe dich, wie die Welt das Licht, Und mehr noch, noch viel mehr. Sag' an, Geliebter, und zürne nicht, Was macht das Herz dir schwer? -- "Dein Aug' ist hell und stolz dein Leib, Dein Herz ist warm und groß, Du bist ein hohes, prächtiges Weib Und liebst mich grenzenlos. Vernimm denn, was gewitterschwer Die Stirne mir umspinnt: -- Ich liebte, es ist schon lange her, Ein blaugeäugtes Kind. Ich liebte sie, wie der Strom das Tal, Als wie die Flut den Strand, Als wie die Elfe den Mondenstrahl, Als wie die Glut den Brand. Ich liebte sie, wie die Welt das Licht Und mehr noch, viel mehr noch! -- Hör' an, Geliebte, und schaudre nicht: Und -- treulos ward ich doch! Das ist's, was mir die Stirne trübt Und stört die selige Ruh: Du liebst mich, wie ich jene geliebt, Und treulos wirst auch du!"
Text Authorship:
- by Moritz, Graf von Strachwitz (1822 - 1847), "Böses Gewissen"
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Heft 2 (Cypressen)
no. 5. Das verlassene Mägd'lein
Früh, wann die Hähne kräh'n, Eh' die Sternlein verschwinden, Muß ich am Herde stehn, Muß Feuer zünden. Schön ist der Flammen Schein, Es springen die Funken. Ich schaue so drein, In Leid versunken. Plötzlich, da kommt es mir, Treuloser Knabe, Daß ich die Nacht von dir Geträumet habe. Träne auf Träne dann Stürzet hernieder; So kommt der Tag heran - O ging' er wieder!
Text Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Das verlassene Mägdlein"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Het in de steek gelaten meisje", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , no title, copyright ©
- ENG English [singable] (Walter A. Aue) , "The abandoned maid", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La petite femme abandonnée", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "La petite servante délaissée", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Lourdes Leon) , no title, copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Heft 2 (Cypressen)
no. 6. Altes Lied  [sung text not yet checked]
Ich hab [die]1 Nacht geträumet Wohl einen schweren Traum; Es wuchs in meinem Garten Ein [Rosmarinenbaum]2. Ein Kirchhof war der Garten, Ein Blumenbeet das Grab, Und von [dem grünen Baume]3 Fiel Kron' und Blüte ab. Die Blüten tät ich sammeln In einen goldenen Krug; Der fiel mir aus den Händen, Daß er in [Stücke zerschlug]4. D'raus sah ich Perlen rinnen Und Tröpflein rosenrot. Was mag der Traum bedeuten? Ach Liebster, bist du tot?
Text Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , no title, first published 1855
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Laura Prichard) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Das Lied von der blauen Blume, zwanzigste Auflage, by Leontine von Winterfeld-Platen, Schwerin: Friedrich Bahn, Copyright 1912, page 146. Appears in vierzehntes Kapitel.
1 Draeseke: "zu"; further changes may exist not shown above.2 Deprosse: "Rosmarienbaum"
3 Deprosse: "den schönen Bäumen"
4 Deprosse, van Eijken, Volkmann: "Stücken schlug"