Am Fenster stand die Mutter, Im Bette lag der Sohn. "Willst du nicht aufstehn, Wilhelm, Zu schaun die Prozession?" "Ich bin so krank, o Mutter, Daß ich nicht hör und seh; Ich denk an das tote Gretchen, Da tut das Herz mir weh." - "Steh auf, wir wollen nach Kevlaar, Nimm Buch und Rosenkranz; Die Muttergottes heilt dir Dein krankes Herze ganz." Es flattern die Kirchenfahnen, Es singt im Kirchenton; Das ist zu Köllen am Rheine, Da geht die Prozession. Die Mutter folgt der Menge, Den Sohn, den führet sie, Sie singen beide im Chore: "Gelobt seist du, Marie!"
Zwei Romanzen von Heinrich Heine , opus 18
by Leopold Lenz (1803 - 1862)
1. Die Wallfahrt nach Kevlaar [sung text not yet checked]
Note: this is a multi-text setting
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Die Wallfahrt nach Kevlaar, no. 1
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- ENG English (Leon Malinofsky) , "A Pilgrimage to Kevlaar", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist)
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Die Muttergottes zu Kevlaar Trägt heut ihr bestes Kleid; Heut hat sie viel zu schaffen, Es kommen viel kranke Leut'. Die kranken Leute bringen Ihr dar, als Opferspend', Aus Wachs gebildete Glieder, Viel wächserne Füß' und Händ'. Und wer eine Wachshand opfert, Dem heilt an der Hand die Wund'; Und wer einen Wachsfuß opfert, Dem wird der Fuß gesund. Nach Kevlaar ging mancher auf Krücken, Der jetzo tanzt auf dem Seil, Gar mancher spielt jetzt die Bratsche, Dem dort kein Finger war heil. Die Mutter nahm ein Wachslicht, Und bildete draus ein Herz. "Bring das der Muttergottes, Dann heilt sie deinen Schmerz." Der Sohn nahm seufzend das Wachsherz, Ging seufzend zum Heiligenbild; Die Träne quillt aus dem Auge, Das Wort aus dem Herzen quillt: "Du Hochgebenedeite, Du reine Gottesmagd, Du Königin des Himmels, Dir sei mein Leid geklagt! Ich wohnte mit meiner Mutter Zu Köllen in der Stadt, Der Stadt, die viele hundert Kapellen und Kirchen hat. Und neben uns wohnte Gretchen, Doch die ist tot jetzund - Marie, dir bring ich ein Wachsherz, Heil du meine Herzenswund'. Heil du mein krankes Herze - Ich will auch spät und früh Inbrünstiglich beten und singen: 'Gelobt seist du, Marie!'"
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Die Wallfahrt nach Kevlaar, no. 2
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- ENG English (Leon Malinofsky) , "A Pilgrimage to Kevlaar", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist)
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Der kranke Sohn und die Mutter, Die schliefen im Kämmerlein; Da kam die Muttergottes Ganz leise geschritten herein. Sie beugte sich über den Kranken, Und legte ihre Hand Ganz leise auf sein Herze, Und lächelte mild und schwand. Die Mutter schaut alles im Traume, Und hat noch mehr geschaut; Sie erwachte aus dem Schlummer, Die Hunde bellten so laut. Da lag dahingestrecket Ihr Sohn, und der war tot; Es spielt auf den bleichen Wangen Das lichte Morgenrot. Die Mutter faltet die Hände, Ihr war, sie wußte nicht wie; Andächtig sang sie leise: "Gelobt seist du, Marie!"
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Die Wallfahrt nach Kevlaar, no. 3
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- ENG English (Leon Malinofsky) , "A Pilgrimage to Kevlaar", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist)
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
2. Die Grenadiere  [sung text not yet checked]
Nach Frankreich zogen zwei Grenadier', Die waren in Rußland gefangen. Und als sie kamen ins deutsche Quartier, Sie ließen die Köpfe hangen. Da hörten sie beide die traurige Mär: Daß Frankreich verloren gegangen, Besiegt und geschlagen das [tapfere]1 Heer Und der Kaiser, der Kaiser gefangen. Da weinten zusammen die Grenadier Wohl ob der kläglichen Kunde. Der eine sprach: »Wie weh wird mir, Wie brennt meine alte Wunde!« Der andre sprach: »Das Lied ist aus, Auch ich möcht mit dir sterben, Doch hab ich Weib und Kind zu Haus, Die ohne mich verderben.« »Was scheert mich Weib, was scheert mich Kind, Ich trage weit [bess'res]2 Verlangen; Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind - Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen! Gewähr mir, Bruder, eine Bitt': Wenn ich jetzt sterben werde, So nimm meine Leiche nach Frankreich mit, Begrab' mich in Frankreichs Erde. Das Ehrenkreuz am roten Band Sollst du aufs Herz mir legen; Die Flinte gib mir in die Hand, Und gürt' mir um den Degen. So will ich liegen und horchen still, Wie eine Schildwach, im Grabe, Bis einst ich höre Kanonengebrüll, Und wiehernder Rosse Getrabe. Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab, Viel Schwerter klirren und blitzen; Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab - Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!«
Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Die Grenadiere", appears in Buch der Lieder, in Junge Leiden, in Romanzen, no. 6
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De beide grenadiers", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter Meyer) , "The grenadiers", copyright © 1995, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) [singable] (E. J. Gravollet)
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "I due granatieri", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- NOR Norwegian (Bokmål) (Arild Bakke) , "De to grenaderene", copyright © 2004, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Alexandre Trovon) , "Os Dois Granadeiros", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- RUS Russian (Русский) (Mikhail Larionovich Mikhailov) , no title
- SPA Spanish (Español) (Eduardo Borja Illescas) , "Los dos granaderos", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Saúl Botero Restrepo) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
In modern orthography, "scheert" is "schert".
1 some editions of Heine : "große"2 Schumann: "besser"
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]