Wann in des Abends letztem Scheine Dir eine lächelnde Gestalt, Am Rasensitz im Eichenhaine, Mit Wink und Gruß vorüberwallt: Das ist des Freundes treuer Geist, Der Freud' und Frieden dir verheißt. Wann in des Mondes Dämmerlichte Sich deiner Liebe Traum verschönt, Durch Cytisus und Weymuthsfichte Melodisches Gesäusel tönt, Und Ahndung dir den Busen hebt: Das ist mein Geist der dich umschwebt. Fühlst du, beim seligen Verlieren In des Vergangnen Zauberland, Ein lindes, geistiges Berühren, Wie Zephyrs Kuß, an Lipp' und Hand, Und wankt der Kerze flatternd Licht: Das ist mein Geist, o zweifle nicht! Hörst du, beim Silberglanz der Sterne, Leis' im verschwiegnen Kämmerlein, Gleich Aeolsharfen aus der Ferne, Das Bundeswort: Auf ewig dein! Dann schlummre sanft; es ist mein Geist, Der Freud' und Frieden dir verheißt.
Zwölf deutsche Lieder mit Begleitung des Piano-Forte , opus 4
by Sophia Maria Westenholz (1759 - 1838)
1. Aus der Ferne
Text Authorship:
- by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), "Lied aus der Ferne", written 1792-93, appears in In der Fremde (Schweiz und Frankreich) (1787-1794), first published 1794
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Lied uit de verte", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Song from far away", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant venant de loin", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Antonio Zencovich) , "Canto dalla lontananza", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
First published in Musen-Almanach für 1794, herausgegeben von Joh. Heinr. Voß, Hamburg, bey C.E.Bohn, pages 86-87.
2. Meine Wünsche
Die Erde ist so groß und hehr, Man sieht mit Lust sie an, Und wer sie ganz besässe wär' Ein überreicher Mann: Doch hätt' ich genug für meinen Sinn An einem kleinen Fleckchen drinn. Und dieses Fleckchen wählte ich Auf einem Hügelchen, Von dem ich könnte rund um mich So recht in's Freie sehn, Um von der lieben Erde Plan So viel zu sehen als ich kann. Auf diesem Fleckchen stünde dann Ein Häuschen nett und Klein, Da nistet ich zu friedner Mann; Mit Weib und Kind mich ein: Denn leben ohne Weib und Kind Heisst mühsam segeln ohne Wind. Und hätt' ich noch ein Gärtchen dran So baut ich es mit Fleiss; Das gäbe Kraut und Kohl mir dann Für meinen baaren Schweiss. Und legte manchen Pfirsischkern: Denn Weib und Kinder naschen gern. Und hätt ich auch so nebenbei Mein gutes Fässchen Wein, So reisste wohl kein Freund vorbei Er spräche bei mir ein: Wir sähen froh ihm ins Gesicht, Und zählten ihm die Gläser nicht. Nur sei um mich des all zu freun, Mir noch ein Gut bescheert, Ein Gut o mehr, als Freund und Wein, Und Haus und Gärtchen werth! Die Freiheit! Wenn mir die gebricht, So brauch ich alles andre nicht!
3. Das Glück der Liebe
Meines Lebens Wonne Tage, Liebe, die verdank ich dir; Denn du streust in jeder Lage, meinen Weg mit Rosen mir. Durch dich bin ich was ich bin, nimm mich ganz o Liebe hin. Wenn die Hand der Zeit die Rosen mir von Wang und Lippen streift, Wenn die Enkel um mich kosen, meine Hand zum Stabe greift, Durch dich bin ich was ich bin, nimm mich ganz o Liebe hin. Du wirst mir den Tod versüssen, und des Grabes lange Nacht! Denn ich werde wieder küssen, wenn dereinst mein Staub erwacht! Durch dich bin ich was ich bin, nimm mich ganz o Liebe hin.
Text Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818)
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4. Das Grab
Das Grab ist tief und stille, Und schauderhaft sein Rand. Es deckt mit schwarzer Hülle Ein unbekanntes Land. Das Lied der Nachtigallen Tönt nicht in seinem Schooß. Der Freundschaft Rosen fallen Nur auf des Hügels Moos. Verlaßne Bräute ringen Umsonst die Hände wund; Der Waise Klagen dringen Nicht in der Tiefe Grund. Doch sonst an keinem Orte Wohnt die ersehnte Ruh; Nur durch die enge Pforte Geht man der Heimat zu. Das arme Herz, hienieden Von manchem Sturm bewegt, Erlangt den wahren Frieden Nur wenn es nicht mehr schlägt.
Text Authorship:
- by Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834), "Das Grab", written 1783, first published 1788
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Het graf", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "The grave", copyright ©
- ENG English (George MacDonald) , "The grave", appears in Rampolli: Growths from a Long Planted Root. Being Translations, New and Old, Chiefly from the German, first published 1897
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "La tombe", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
First published in a different version in Göttinger Musenalmanach 1788, see below.
5. Weine nicht, es ist vergebens
Weine nicht, es ist vergebens, Alle Freuden dieses Lebens Sind ein Traum der Phantasie. Mühe dich, es zu vergessen, daß du einst ein Glück besessen, denke, du besast es nie. Kann hier etwas unserm Leben Hohe süße Freude geben, O! so gibt die Liebe sie. Aber ach, auch sie verschwindet, Und die Kränze, die sie windet, Welken, leider, nur zu früh. Thränen sollen diese Auen, Wo wir wallen, nur bethauen; Hadre nicht mit dem Geschick. Hier, wo Leid an Leid sich reihet, Wo die Freude nicht gedeihet, Floh auch Liebe scheu zurück. Ach, der Erdengüter größtes, Und der schönsten Mädchen bestes Nannt' ich -- Glücklichster -- einst mein! Alles ist von mir geschieden, Sie und meines Herzens Frieden, Nur der Gram bleibt mir allein. Warum wandeln sich in Leiden, Fragst du, unsre besten Freuden? Ohne Schatten ist kein Licht. Auch, auch ich beseufze Stunden, Wo ich Seligkeit empfunden, Und sieh', doch, doch wein' ich nicht. Weine nicht, und laß die Thoren Um ein Glück, das sie verloren, Naßen Blicks gen Himmel sehn. Jene Welt ersetzet Leiden, Wandelt unsern Gram in Freuden, Dort, dort ist es ewig schön.
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- a text in German (Deutsch) from Volkslieder (Folksongs) , no title
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6. Die Erscheinung
Ich lag auf grünen Matten, An klarer Quellen Rand. Mir kühlten Erlenschatten Der Wangen heißen Brand. Ich dachte dieß und jenes, Und träumte sanftbetrübt Viel Süßes und viel Schönes, Das diese Welt nicht giebt. Und sieh, dem Hayn entschwebte Ein Mägdlein sonnenklar. Ein weißer Schleyer webte Um ihr nußbraunes Haar. Dem hellen Aug' entglänzte Des Äthers reinstes Blau. Die frischen Wangen kränzte Die schönste Rosenau. Um ihre Lippen schwebte Ein Lächeln hold und gut. An ihren Wimpern bebte Der Thau der Wehemuth. Ihr Auge mild' und thränend, So wähnt' ich, meinte mich - Wer war, wie ich, so wähnend! So selig, wer, wie ich! Ich auf, sie zu umfassen - Und ach! sie trat zurück. Ich sah sie schnell erblassen, Und trüber ward ihr Blick. Sie sah mich an so innig, Sie wies mit ihrer Hand Erhaben und tiefsinnig Gen Himmel, und verschwand. Fahr wohl, fahr wohl, Erscheinung! Fahr wohl, ich kenn' dich wohl! Und deines Winkes Meinung Versteh' ich, wie ich soll! - »Kein Lieben und kein Loben Verdient der Erde Tand. Nur droben strahlt, nur droben Der Liebe Vaterland!«
Text Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Die Erscheinung", written 1787, Göttinger Musenalmanach 1788, pages 120-121, first published 1787
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The first version of this poem (Poetische Blumenlese, aufs Jahr 1788. Göttingen, bey Johann Christian Dieterich, pages 120-121; and Gedichte von Ludwig Theobul Kosegarten. Zweiter Band. Leipzig, bei Ernst Martin Gräff. 1788, pages 225-227) differs in several verses. The editions from 1802 on present another quite different version (see below).
7. Trost der Hoffnung
Wenn auf meines Lebens Wegen Nie mein Aug ein Blüchen sieht, Wenn der Arbeit Lohn und Segen Immer meinem Fleiß entflieht, Wenn zu meines Lebens Glücke Mir kein einz'ger Plan gelingt, Scheelsucht, Hinterlist und Tücke Mich um jede Freude bringt: Dann reichst du aus lichter Ferne, Holde Königin der Sterne, Hoffnung! muthig, hehr und kühn, Mir den Kranz von Immergün. Wenn am Himmel meines Lebens Mir kein Stern des Trostes scheint, Wenn nach Mitgefühl vergebens Mein gesenktes Auge weint; Wenn die Hand die sanft ich drücke, Kalt der meinem sich entzieht, Wenn von jedem Lebensglücke Auch der fernste Strahl entflieht: Dann webst du im milden Lichte, Hoffnung! himmlische Gesichte, Und dein heller Spiegel weist Schön're Zukunft meinem Geist. Wenn der Freund der mir so herzlich Freundschaft und Vertraun geschenkt, (Ach! Verkennung ist so schmerzlich!) Plötzlich mich mit Mißtraun kränkt; Er, dem ich mich hingegeben, Der mein ganzes Glück mir galt, Mein durch ihn verödet Leben Ruhig welken sieht, und kalt: Dann enthauchst du mir die Zähren, Hoffnung! übst mich im Entbehren, Deine holde Segenshand Winket Menschen, mir verwandt. Und wenn endlich jeder Schimmer Der Gewährung von mir weicht, Freundschaft mir und Liebe nimmer Einen Kranz für's Leben reicht, Wenn ich einsam und verlassen An des Grabes Rande steh', Wenn ich, unbeweint den blaßen Tod mir näher kommen seh': Dann des Glaubens Erstgeborne, Himmelstochter, Auserkorne, Hoffnung der Unsterblichkeit, Stärkst du mich im letzten Streit.
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It is based on
- a text in German (Deutsch) by Johann Friedrich Schink (1755 - 1835), "Trost der Hoffnung "
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Westenholz's sung text confirmed with Women Composers: Music Throught the Ages, volume IV, Martha Furman Schleifer and Sylvia Glickman, editors. New York: G. K. Hall, an imprint of Simon & Schuster/Macmillan, 1998. Reprinted as the first of Three Arias by Sophie Westenholz, edited by Sharon Guertin Shafer, Bryn Mawr: Hildegard Publishing Co., 1998.
8. Morgenlied
Wie lieblich winkt sie mir, die sanfte Morgenröthe! Der Schatten weicht vor ihr zurück. Wie schön ist die Natur! O Herr, vor dem ich bete, Wie überströmst du mich mit Glück! Du hast mir mehr geschenkt, als in den Abendstunden Mein Glaube sich von dir erbat; Viel mehr, als ich verstand, hast Du im Flehn gefunden, Womit mich, Herr, dein Geist vertrat. Du schenktest mir den Schlaf zur Sammlung neuer Stärke Auch für den schwersten Lebenstag, Jetzt ruft Dein Wohlthun mich zum Schaffen guter Werke Aus meinem stillen Schlafgemach. Wie prächtig kommt der Tag! ich athme frische Lüfte, Der Wald singt mir ein Loblied vor, Ich stimme jauchzend ein; und rein, wie Blumendüfte, Steig, Herr, mein Lob zu Dir empor! Und sanft ergieße sich Dein Licht in meine Seele, Und zeige mir den Weg zu Dir! Stärk mich durch deine Kraft! und wenn ich Schwacher fehle, Dann, Vater, hab Geduld mit mir.
Text Authorship:
- by Johann Timotheus Hermes (1738 - 1821), "Morgenlied"
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9. Lied der Liebe
Durch Fichten am Hügel, durch Erlen am Bach, Folgt immer dein Bildniß, du Traute! mir nach. Es lächelt bald Wehmuth, es lächelt bald Ruh', Im freundlichen Schimmer des Mondes, mir zu. Den Rosengesträuchen des Gartens entwallt Im Glanze der Frühe die holde Gestalt; Sie schwebt aus der Berge bepurpurtem Flor Gleich einsam elysischen Schatten hervor. Oft hab' ich, im Traum, als die schönste der Feen, Auf goldenem Throne dich strahlen gesehn; Oft hab' ich, zum hohen Olympus entzückt, Als Hebe dich unter den Göttern erblickt. Mir hallt aus den Tiefen, mir hallt von den Höh'n, Dein himmlischer Name wie Sphärengetön. Ich wähne den Hauch, der die Blüthen umwebt, Von deiner melodischen Stimme durchbebt. In heiliger Mitternachtsstunde durchkreist Des Äthers Gefilde mein ahnender Geist. Geliebte! dort winkt uns ein Land, wo der Freund Auf ewig der Freundin sich wieder vereint. Die Freude sie schwindet, es dauert kein Leid; Die Jahre verrauschen im Strome der Zeit; Die Sonne wird sterben, die Erde vergehn: Doch Liebe muß ewig und ewig bestehn.
Text Authorship:
- by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), "Lied der Liebe", written 1792-93, appears in In der Fremde (Schweiz und Frankreich) (1787-1794), first published 1802
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "La cançó de l'amor", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Lied der liefde", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Song of love", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant d'amour", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
10. Huldigung
Gar verlohren, ganz versunken, In dein Anschaun, Lieblinginn, Wonnebebend, liebetrunken Schwingt zu dir der Geist sich hin. Nichts vermag ich zu beginnen, Nichts zu denken, dichten, sinnen, Nichts ist, was das Herz mir füllt, Huldinn, als dein holdes Bild. Süße, Reine, Makellose, Kalt und keusch wie Jennerschnee, Ungeschminkte rothe Rose, Ungesonnte Lilie, Anmutreiche Anemone, Aller Schönheit Preis und Krone, Weist du auch, Gebieterinn, Wie ich ganz dein eigen bin? Huldinn, dir hab' ich ergeben Seel' und Leib und Herz und Sinn. Ohne dich wär Tod das Leben, Und mit dir der Tod Gewinn. Süßer ist es, dir zu frohnen, Als zu tragen goldne Kronen, Edler, deinem Dienst sich weihn, Als des Erdballs Herrscher seyn. Wenn ich Traute dich erblicke, Wird die Seele mir so klar; Wenn ich dir die Hände drücke, Zuckts in mir so wunderbar. Des Olympus hohe Zecher Labt nicht so der Nectarbecher, Der Ambrosia Genuß, Als mich labt dein keuscher Kuß. Mich umbeben süße Schauer, Kraft und Athem mangeln mir. Freude schüttelt mich und Trauer Bange Scheu und Glutbegier, Wenn ich mich dem Heiligthume Deines Kelches edle Blume Zitternd nahe, Nelkenluft Mich umweht und Ambraduft. Könnt' ich ach dich nur umfangen Einen langen Sommertag, Weidend auf den Rosenwangen, Lauschend auf des Herzens Schlag! Könnt' ich ach dich nur umflechten In den längsten Winternächten, Eingewiegt auf weichem Flaum Dir in Arm in seidnen Traum. Dürft' ich Zeit und Muss' und Leben Einzig dir Ellwina weihn! Dürft' ich handeln, dulden, streben Für dich und mit dir allein! Wahrlich, dann wär' Daseyn Wonne, Und wenn einst des Daseyns Sonne Unterging in Finsterniß, Wär auch Untergang mir süß. Sollte Dunkel Den umweben, Dem Ellwinens Auge glänzt? Sollt' ich vor der Urn' erbeben, Die Ellwina weinend kränzt? Sollt' ich nicht du kühle Kammer In dir schlummern sonder Jammer? Horch, Ellwina wehmutsvoll Seufzt: mein Liebling schlummre wohl! Und wie bald ist nicht verronnen Solches Schlummers kurze Nacht. Schau schon glänzen andre Sonnen! Schau das ewge Frühroth lacht; Wo auf amaranthnen Matten Seelen sich zu Seelen gatten. Trennung ist das Loos der Zeit, Ewig einigt Ewigkeit!
Text Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Minnesang"
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11. Frühlingsreigen
Freude jubelt; Liebe waltet; Auf! beginnt den Maientanz! Zephyrs lindem Hauch entfaltet Sich der Blumengöttin Kranz. In des Forst geheimer Dichte Girrt und flötet Minnelaut; Unterm Grün, im Abendlichte, Kosen Bräutigam und Braut. Bäll' und Opern freun den Städter, Assembleen die Städterin: Uns entzückt der Frühlingsäther, Uns der Haine Baldachin. Krönt der frohen Weisheit Becher! Horcht der Wipfel Silberschall! Webt verschwiegne Blätterdächer! Ruht auf Moos' am Wasserfall! Mit des Sinngrüns blauen Glocken Schmückt der holden Jungfraun Haar! Tanzt, beweht von Blüthenflocken! Wallt im Zwielicht Paar und Paar! Heute Kuss auf Kuss der Trauten, Jüngling! die sich dir ergab: Viel, ach! viel der Zähren thauten Schon auf junger Bräute Grab!
Text Authorship:
- by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), "Frühlingsreigen"
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12. Der Bund
Subtitle: Sie an Ihn
Hast du's in meinem Auge nicht gelesen Was ungestüm dein Mund seit gestern fragt? Ich ahnd' in dir das gleichgeschaffne Wesen, Und meines Daseins öde Dämmrung tagt; In dunkler Wolke webt mit leiser Hand Die Sympathie geheimnißvoll ihr Band. Empfang', Ersehnter, diese Freudenzähren Zum Dank, daß du den Himmel mir enthüllt! Der Erd' entführt ins Thal der Schattenchöre Einst Psyche nur allein dein holdes Bild; So rettete von Tauris wildem Strand Sein Heiligtum Orest ins beßre Land. Du, den ich kühn aus Tausenden erwähle, O Schöpfer hoffnungsvoller Blüthenzeit! In diesem Kuß nimm meine ganze Seele, In diesem Ring, das Pfand der Ewigkeit; Am Sternenhimmel flammt das heil'ge Wort: Der Geister Einklang tönt unendlich fort.
Text Authorship:
- by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), "Der Bund", subtitle: "Sie an ihn", appears in In der Fremde (Schweiz und Frankreich) (1787-1794)
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The bond", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "L'union", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission