Sie hat so viel gelitten, die Arme, nun möchte sie leben, und weiß nicht, wie, und lebt so hin, und lebt so weiter still und gesund und ruhig und heiter. Ein Abglanz ihrer Leiden liegt in ihren Augen wie eine kaum verwischte Kinderträne. Wie ein Genesender lächelt sie. Nun möchte sie leben, und weiß nicht, wie!
Zehn Lieder für Gesang und Klavier
by Adolf Schreiber (1881 - 1920)
1. Die Rekonvaleszentin
Text Authorship:
- by Richard Engländer (1859 - 1919), as Peter Altenberg
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Trotzköpfe
„Und echten Samt, zu aller Neid, das allerfeinste Spitzenkleid und alles Gold und alles Geld und alle Schätze dieser Welt, ich leg' es dir zu Füßen, das Leben dir zu süßen!“ „Was soll mir all dein Prachtgeschmeid, das bringt mir Tränen nur und Leid. Schenk mir ein einfach Ringelein, vor allem wünsch' ich's mir allein; dann will ich dir gehören, dann darfst du mich betören!“ „Ein Ringlein schenk' ich nicht an dich, das bindet uns für ewiglich, das zwängt den Nacken mir wie Blei, bin nicht mehr selbstherrlich und frei und rechne zu den Toren und bin für mich verloren.“ „Dann gib mich auf und lass mich steh'n, ich kann nicht weiter mit dir geh'n; such dir ein ander Schätzchen wo, das wird durch deinen Reichtum froh. Ein Ringelein in Ehren, das willst du mir verwehren.“ Da ging er weg, ließ sie allein. Um beide floss der Mondenschein, die Sommernacht stummt überall, nur eine einz'ge Nachtigall klagt sehnsuchtsvoll ihr Lieben. O wär' er doch geblieben! Sie senkt die Stirn, sie seufzt und weint, dass er es auch so ernst gemeint. Hätt' er ein letztes Wort gesagt, noch einmal liebevoll gefragt, ich hätt' ihm ja mein Leben, hätt' ihm alles hingegeben! Er wandert rüstig zu im Feld und dünkt sich als ein rechter Held, im gleichen, festen Tritte verhallen seine Schritte. Sie horcht, sie lauscht: Hemmt er den Fuß? Sie möcht' ihm senden lauten Gruß. Und immer stiller wird's im Hain, als schlief' die ganze Erde ein, der Wind nur durch die Hecken spielt Haschen und Erschrecken.
Text Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Der Maibaum
Wir liebten uns. Ich saß an deinem Bette
und sah auf deinen todesmatten Mund.
Dein Auge suchte mich an irrer Stätte;
Hörst du den Sensenschnitt im Wiesengrund?
Und Pfingsten rings. Die Stadt war ausgeflogen
in hellen Kleidern und im Frühlingshut.
Wir waren um den schönsten Tag betrogen.
O Tag, sei gnädig ihrer Fieberglut!
...
Weißt du den Abend noch? Wir saßen lange,
ein nahendes Gewitter hielt uns fest
an unser'm Weidenbusch. Du fragtest bange,
es klang so zag: Und wenn du mich verlässt?
Sieh zu mir auf!
Ich war dir treu, wir haben uns geglaubt.
Aus Wüsten zieht auf Wolken her das Schweigen,
die Sense sirrt, und sterbend sinkt dein Haupt.
Text Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Der Maibaum"
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Wiegenlied
Vor der Türe schläft der Baum,
durch den Garten zieht ein Traum,
Langsam schwimmt der Mondeskahn,
und im Schlafe kräht ein Hahn.
Schlaf, mein Wölfchen, schlaf!
Schlaf, mein Wulf. In später Stund
Küß ich deinen roten Mund.
Streck dein kleines, dickes Bein,
steht noch nicht auf Weg und Stein.
Schlaf, mein Wölfchen, schlaf!
Schlaf, mein Wulf. Es kommt die Zeit,
Regen rinnt, es stürmt und schneit.
Lebst in atemloser Hast,
Hättest gerne Schlaf und Rast.
Schlaf, mein Wölfchen, schlaf!
...
Text Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Wiegenlied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
5. Minnelied
Wenn all die Welt Ruhe hat, nur ich alleine schlafe nicht ein. Das kommt von einer schönen Fraue, der möcht ich lieb von Herzen sein. All meine Freude steht an ihr. Wie soll des Jammers werden Rat? Ich werd' d'ran sterben. Warum liess Gott mir armen Mann zur Qual sie werden?
Text Authorship:
- by Will Vesper (1882 - 1962), no title, first published 1906 [an adaptation]
Based on:
- a text in Mittelhochdeutsch by Dietmar von Aiste (flourished c1139 - before 1171)
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Note: this is a translation of the third stanza of the original.
6. Fastnacht
Die Fastnacht bringt uns Freuden gar, viel mehr als sonst ein ganzes halbes Jahr. Ich mach' mich auf und tät' spazieren geh'n an einen Tanz. Mir ward ein Kranz von Blümlein Glanz, des freut' ich mich gar sehr! Ich bot der Jungfrau meinen Gruß; ganz freundlich trat sie mir auf meinen Fuß. und sprach: Gut Gesell, wenn ich dir sagen sollt', wenn du nur woll'st, ich wär' dir hold! Kein Silber und Gold ist meiner Liebe Sold! Hinter meines Vaters Hof ist eine Tür, ist kein Riegel, kein Schloss dafür. Da geh hinein, dass man dich nicht seh' noch spür'. Sie ist geschmiert, dass sie nicht klirrt, kein Mensch dich irrt; tritt fröhlich hinein zu mir! Des Nachts hob sich ein Wetter groß, das über Berg' und tiefe Tal' herfloss. Desselben Wegs mich nie keinmal verdross. Ich stahl mich aus, still wie ein' Maus, und kam ins Haus, und lebt' in Saus mit der Lieben die ganze Nacht.
Text Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , "Fastnacht", appears in Des Knaben Wunderhorn
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Researcher for this page: Johann Winkler7. Nach Catullus
Wir wollen, o Lesbia, lieben und leben, und für das Gerede ernster Greise nicht einen Heller geben. Die Sonne geht unter und kommt zurück, doch sank erst unseres Lichtleins Blick, dann ade zur ewigen Reise! O küss' mich hundertmal, tausendmal, nun wieder tausend- und hundertmal noch, tausendmal, bitte noch hundertmal! Und wenn wir die Tausende zählen, dann wollen wir uns verzählen, damit kein Böser uns neidisch ist, weil wir so tausende Küsse geküsst!
Text Authorship:
- by Max Brod (1884 - 1968)
Based on:
- a text in Latin by Gaius Valerius Catullus (c84 BCE - 54 BCE), no title, appears in Carmina, no. 5
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Researcher for this page: Johann Winkler8. Dal rosal vengo, mi madre
Von dem Rosenbusch, o Mutter, Von den Rosen komm ich. An den Ufern jenes Wassers Sah ich Rosen stehn in Knospen; Von den Rosen komm ich. An den Ufern jenes Flusses Sah ich Rosen stehn in Blüthe; Von den Rosen komm' ich. Sah die Rosen stehn in Blüthe, Brach mit Seufzen mir die Rosen ; Von dem Rosenbusch, o Mutter, Von den Rosen komm' ich.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), appears in Spanisches Liederbuch, in 2. Weltliche Lieder, no. 2
Based on:
- a text in Spanish (Español) by Gil Vicente (c1470 - c1536), "Dal rosal vengo, mi madre"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]9. Der Tanz der Unsterblichen
Zu meiner Flöte von Jade Hab' ich ein Lied gesungen den Menschen. Aber die Menschen haben mich nicht verstanden! Da hab' ich meine Flöte zum Himmel erhoben Und habe mein Lied den Unsterblichen gesungen. Die Unsterblichen hat es erfreut, Sie haben zu tanzen begonnen Auf den erglühenden Wolken, Und nun versteh'n mich auch die Menschen, Wenn ich singe zu meiner Flöte von Jade.
Text Authorship:
- by Hans Heilmann (1859 - 1930)
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762) [text unavailable]
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]10. Das Huhn
In der Bahnhofshalle, nicht für es gebaut, geht ein Huhn hin und her. Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh'r? Wird dem Huhn man nichts tun? Hoffen wir es! Sagen wir es laut, dass ihm uns're Sympathie gehört, selbst an diesem Orte, wo es - »stört«!
Text Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Das Huhn", appears in Galgenlieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La poule", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission