Ein Kehlkopf litt an Migräne Und schrie wie eine Hyäne, Er schrie sich wund. Doch als ihm niemand zu Hilfe kam Und niemand sein Geschrei vernahm, War er auf einmal -- -- gesund.
Ringelnatz in dreiviertel Takt
Song Cycle by Gary Bachlund (b. 1947)
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English — Ringelnatz in 3/4
1. Ein Kehlkopf
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Ein Kehlkopf", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "A larynx", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
2. Beim Mittagessen!
Man stirbt hier vor Langeweile, Dachte die Nagelfeile Beim Mittagessen! Und machte sich, wie von ungefähr, Über den Fingernagel her, Beim Mittagessen! Da begann eine silberne Gabel zu schrei'n: "Meine Dame -- -- Sie sind hier nicht allein!"
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Beim Mittagessen!", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "At lunch!", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
3. Ein Nagel saß in einem Stück Holz
Ein Nagel saß in einem Stück Holz. Der war auf seine Gattin sehr stolz. Die trug eine goldene Haube Und war eine Messingschraube. Sie war etwas locker und etwas verschraubt, Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt. Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm In einem Astloch. Sie wurden intim. Kurz, eines Tages entfernten sie sich Und liessen den armen Nagel im Stich. Der arme Nagel bog sich vor Schmerz. Noch niemals hatte sein eisernes Herz So bittere Leiden gekostet. Bald war er beinah verrostet. Da aber kehrte sein früheres Glück, Die alte Schraube wieder zurück. Sie glänzte übers ganze Gesicht. Ja, alte Liebe, die rostet nicht!
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Ein Nagel saß in einem Stück Holz", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "A nail", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
4. Ein Stahlknopf
Es war ein Stahlknopf irgendwo, Der ohne Grund sein Knopfloch floh. (Vulgär gesprochen: Es stand offen.) Ihm sass ein Fräulein vis-à-vis. Das lachte plötzlich: Hi hi hi. Da fühlte sich der Knopf getroffen Und drehte stumm Sich um. Solch' Peinlichkeiten sind halt nur Die schlimmen Folgen der Kultur.
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Ein Stahlknopf", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "A steel button", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
5. Die Nacht erstarb
Die Nacht erstarb. Und der Tag erwachte. -- Draussen unter dem Sternenhimmel Stand ein Droschkenpferd, ein Schimmel, Und lachte. Der Tag entwich und die Nacht begann. Auf steiniger Ebene ruhte das Pferd. Es hatte die Beine gen Himmel gekehrt Und sann. Und wieder durchzuckten die Sterne den Himmel. -- -- Das rechte Auge des Pferdes tränte. -- -- Der Mann auf dem Kutschersitze gähnte Und trank einen Kümmel.
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Die Nacht erstarb", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "The night passed", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
6. An einem Teiche
An einem Teiche Schlich eine Schleiche, Eine Blindschleiche sogar. Da trieb ein Etwas ans Ufer im Wind. Die Schleiche sah nicht was es war, Denn sie war blind. Das dunkle Etwas aber war die Kindsleiche Einer Blindschleiche.
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "An einem Teiche", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "A lizard", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
7. Der Spiegel, der Kamm und der Schwamm
Der Spiegel, der Kamm Und der Schwamm Und das weisse Handtuch an der Wand Und ein Mann, der hinter dem Kleiderschrank stand, Die warteten auf das schöne Mädchen Käthchen. Und endlich, endlich kam Käthchen gegangen. Da küsste der Schwamm ihr Mund und Wangen Und sie küsste den Schwamm und beugte sich nieder Und küsste das Handtuch und küsste es wieder. Sie liess sich von dem Spiegel umschmeicheln Und von dem Kamme ihr Goldhaar streicheln. Dann sagte sie allen recht schönen Dank. Dann sah sie den Mann hinterm Kleiderschrank Und rannte davon und schrie dabei: "Zu Hilfe! Mörder!" und "Polizei!" -- -- Der Mensch glaubt über den Dingen zu stehen. Hier war das Gegenteil deutlich zu sehen.
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Der Spiegel, der Kamm und der Schwamm", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "The mirror, the comb and the sponge", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
8. Weißt du's?
Der Mensch braucht -- ohne sich zu sputen -- Zum Kilometer zwölf Minuten. Die Wanderratte läuft so weit In ungefähr derselben Zeit. Da nun genannte Wanderratte Bis dato stets vier Beine hatte, Wie schnell läuft da ein Tausendfuss? -- -- Ich weiss es wirklich nicht. Weisst du's?
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Weißt du's?", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Do you?", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
9. Schon gut!
"Oh", rief ein Glas Burgunder, "Oh, Mond, du göttliches Wunder! Du giesst aus silberner Schale Das liebestaumelnde, fahle, Trunkene Licht wie sengende Glut Hin über das nachtigallige Land -- --" Da rief der Mond, indem er verschwand: "Ich weiss! Ich weiss! Schon gut! Schon gut!"
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Schon gut!", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "That's right!", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
10. Ein Lied
(Von einem Ohrenzeugen.) Wimmbamm Bumm Wimm Bammbumm Wimm Bamm Bumm Wimm Bammbumm Wimm Bamm Bumm Wimmbamm Bumm Wimm Bamm Bumm Wimmbamm Bumm Wimm Bammbumm.
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), as Joachim Ringelnatz, "Ein Lied, das der berühmte Philosoph Haeckel am 3. Juli 1911 vormittags auf einer Gartenpromenade vor sich hinsang", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "A song", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
11. Liebens Malzbonbon
Es war einmal ein schlimmer Husten, Der hörte gar nicht auf zu pusten. Zwar kroch er hinter eine Hand, Was jedermann manierlich fand. Und doch hat ihn der Doktor Lieben Mit Liebens Malzbonbon vertrieben.
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Liebens Malzbonbon", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Lieben's Malt Flavored Cough Drops", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
12. Ein Nadelkissen
Ein Nadelkissen bildete sich ein, Das mit dem Stachelschwein Verwandt zu sein. Das Nadelkissen Ist, wie wir wissen, Eine recht nützliche Erscheinung. Natürlich sind wir ganz seiner Meinung.
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Ein Nadelkissen", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "A pincushion", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
13. Ein Schwefelholz
War einmal ein Schwefelholz, Das sich mit erhab'nem Stolz Einen Anarchisten nannte Und ein ganzes Haus verbrannte. Dieses war schon ungewöhnlich, Doch es kannte auch persönlich Meyers Taschenlexika, Ganz speziell das Bändchen "A", Weshalb es sich nach dem Brande An besagtes Bändchen wandte Mit den Worten: "Sag, was ist Eigentlich ein Anarchist?"
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "War einmal ein Schwefelholz", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "A match", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
14. Miliz
"Sie haben sich gestern schrecklich betragen!" Wollte das Putzleder zur Trommel sagen. Aber die Trommel spannte schnell Ihr dickes Fell Und begann einen donnernden Wirbel zu schlagen, Na -- und da blieb dem Putzleder vor Schrecken Das Wort im Munde stecken.
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- by Hans Bötticher (1883 - 1934), "Miliz", appears in Die Schnupftabacksdose - Stumpfsinn in Versen, first published 1912
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Militia", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission