An einem Abend, da die Blumen dufteten Und alle Blätter an den Bäumen, trug der Wind mir Das Lied einer entfernten Flöte zu. Da schnitt Ich einen Weidenzweig vom Strauche, und Mein Lied flog, Antwort gebend, durch die blühende Nacht. Seit jenem Abend hören, wenn die Erde schläft, Die Vögel ein Gespräch in ihrer Sprache.
Chinesische Lieder
Symphony by Krzysztof Penderecki (1933 - 2020)
1. Die geheimnisvolle flöte
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Die geheimnisvolle Flöte", appears in Die chinesische Flöte [an adaptation]
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762), "春夜洛城闻笛"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "The mysterious flute", copyright ©
- ENG English [singable] (Mabelle Shapleigh) , "The Mysterious Flute"
- FRE French (Français) [singable] (Michel Dimitri Calvocoressi) , "La Flûte mystérieuse"
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "La flûte mystérieuse", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
2. In der Fremde
In fremdem Lande lag ich. Weißen Glanz malte der Mond vor meine Lagerstätte. Ich hob das Haupt, ich meinte erst, es sei der Reif der Frühe, was ich schimmern sah, dann aber wußte ich: der Mond, der Mond, und neigte das Gesicht zur Erde hin. Und meine Heimat winkte mir von fern.
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), appears in Die chinesische Flöte [an adaptation]
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762), "静夜思"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) , "In foreign land", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "À l'étranger", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Hubert Schmid
3. Auf dem Flüsse
Mein Schiff treibt durch das Wasser leicht dahin, -- Ich seh sein Speigelbild auf klarer Flut. Am Himmel gehn die Wolken, stumme Wandrer, Und auch den Himmel seh ich in der Flut. Wenn eine Wolke an dem blauen Monde Vorübergleitet, fein wie ein Gedanke, So seh ich, wie sie unter mir verschwebt, Ein Märchenbild... Mir ist, mein Schiff zieht selig durch den Himmel, Ich fühle mich den Wolken nah' verwandt, Und plötzlich weiß ich: Wie der Himmel sich In diesem Wasser spiegelt, also blüht Das Bild meiner Geliebten mir im Herzen.
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Auf dem Flusse", appears in Die chinesische Flöte
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Tu Fu (712 - 770), "舟泛洞庭"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CZE Czech (Čeština) (L. Horáková)
- ENG English [singable] (Friedrich Karl Grimm) , "On the river"
4. Die wilden Schwäne
Noch ist der Glanz der Frühe nicht erschienen, Ich höre, wie der Wind am Fenster rüttelt, Und meine Träume schwinden ganz dahin. Ich steige aufwärts in das Aussichtszimmer, Einst rührt ich hier mit meiner schönen Nadel Aus Jade sinnend in der Glut der Kohlen. Jetzt ist die Glut dahin. Es ist vergebens, Daß meine Nadel durch die Asche tastet, Ich seh in das Gebirge, schmerzumflort. Ein grauer Regen düstert in der Landschaft. Der Nebel weht. Der Fluß wälzt schwere Wogen, -- Doch meinen Jammer wälzt er nicht hinweg. Auf meines Umhangs dunkelm Tuche schimmert Der Regen meiner bitterlichen Tränen; Die wilden Schwäne schreien unter mir. Ich schüttle meine armen Tränen nieder Auf die erwachten Vögel, -- fliegt, o Vögel! Bringt meine Tränen ihm, der mich verzehrt!
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Die wilden Schwäne", appears in Die chinesische Flöte [an adaptation]
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li Qingzhao (c1084 - c1151), "浣溪沙"
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Confirmed with Hans Bethge, Die chinesische Flöte, Insel Verlag, 1918, page 66.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Caroline R. Olsen
5. Verzweiflung
... Jetzt kommen ... die wilden Schwäne wieder; Mein Herz ist voller Qual. Wie oft, ... Sah ich euch gehn und kommen, wilde Vögel! ... Auf leisen Sohlen steigt die Dämmrung nieder, Der Abend kommt, die Nacht umfängt die Erde, – In mir jedoch bleibt alles, wie es war. ... Wer zieht den Dorn aus meinem wunden Herzen? Verzweiflung wühlt in mir und tötet mich...!
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Verzweiflung", appears in Die chinesische Flöte [an adaptation]
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li Qingzhao (c1084 - c1151), "声声慢"
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Joost van der Linden [Guest Editor]6. Mondnacht
Hinter der schroffen Felsenkuppe sinkt Das goldene Gestirn des Tags zur Ruh, Aus feuchtem Tale steigt der Mond herauf. Ich schlage meines Wagens Dach zurück, Mit unbedecktem Haupte lenke ich Mein weißes Pferd durch schöne kühle Nacht. O Welt um mich herum! Ein feiner Wind Bringt mir den Duft von unbekannten Blumen, Der Tau liegt perlend auf dem Wiesengras. Du meine Laute, hätt ich jetzt dich hier! Wie wollte ich dich rühren, um den Stimmen Der Nacht zu künden, dass ich sie versteh. Mein Herz ist voll von unbestimmter Sehnsucht, Wie wär ich selig, wenn ich singen dürfte, – O meine Laute, hätt ich jetzt dich hier!
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946)
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li Yue (c751 - c810) [text unavailable]
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Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]7. Nächtliches Bild  [sung text not yet checked]
Vom Wind getroffen, schäumt der Teich empor, [Nun]1 ruht er wieder still in seinen Ufern. Die Fische springen: ihre Leiber leuchten, Als blühten Lotosblumen durch die Nacht. Der Mond schwimmt durch die Wolken, durch die Bäume Verklärt dahin. Der Silberreif der Nacht Wandelt den Tau zu wundersamen Perlen, Die leuchten durch die wundersame Nacht . . .
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946), "Nächtliches Bild"
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Tschan-Jo-Su (flourished 19th century) [text unavailable]
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View original text (without footnotes)Confirmed with Die Lyrik des Auslandes in neuerer Zeit, ed. Hans Bethge, Leipzig: Max Hesses Verlag, 1907, page 76
1 Michielsen: "Dann"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
8. Das Flötenlied des Herbstes
Du armer Wanderer! Fern dem Vaterlande Und müd und ohne Freunde, sehnst du dich Umsonst nach deiner Heimat Mutterlaut. Zwar blüht der Sommer so verschwenderisch, Dass du noch reich scheinst. Auch der Vögel Sang Ertönt wie in der Heimat dir vertraut. Doch wehe! Wenn das Flötenlied des Herbstes Dein Ohr trifft: das Gezirpe der Zikaden, – Und wenn der Sturmwind durch die Wolken wühlt! Dann wirst du das Gesicht in beide Hände Vergraben, und dein Aug wird überfließen, Und deine Seele wird sich heimwärts wenden Voll Qual in das geliebte Vaterland.
Text Authorship:
- by Hans Bethge (1876 - 1946)
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Tu Fu (712 - 770) [text unavailable]
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Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]