Und als ich aufstand früh am Tag Und meinte, daß es noch Winter sei, Da jauchzte schon mit lustigem Schlag Die Lerche an meinem Fenster frei: Tirili, tirili! Vom blöden Traum, Langschläfer, bist du endlich erwacht? Du schliefst und merktest das Süße kaum, Denn sacht, denn sacht Ist kommen der Frühling über Nacht. Und als ich schaute zum Himmelsraum, Da war er so blau, da war er so weit; Und als ich blickte auf Strauch und Baum, Da trugen sie alle ein grünes Kleid. Und als ich sah in die eigene Brust, Da saß die Liebe darin und sang, Was selber so süß ich nimmer gewußt; Das klang, das klang Und soll nun klingen mein Leben lang.
Lieder, gesungen von Jenny Lind
by Carl Ludwig Amand Mangold (1813 - 1889)
1. Am frühen Morgen
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 2
See other settings of this text.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler2. Siehst du das Meer
Siehst du das Meer? Es glänzt auf seiner Flut Der Sonne Pracht; Doch in der Tiefe, wo die Perle ruht, Ist finstre Nacht. Das Meer bin ich. In stolzen Wogen rollt Mein wilder Sinn, Und meine Lieder ziehn wie Sonnengold Darüber hin. Sie flimmern oft von zauberhafter Lust, Von Lieb' und Scherz; Doch schweigend blutet in verborgner Brust Mein dunkles Herz.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Siehst du das Meer?"
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (J. A. Homan) , "Behold the Sea!"
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
3. Ländliches Frühlingslied
Und wenn die Primel schneeweiß blickt Am Bach, am Bach aus dem Wiesengrund, Und wenn vom Baum die Kirschblüth nickt Und die Vöglein pfeifen im Wald allstund: Da flickt der Fischer das Netz in Ruh, Denn der See liegt heiter im Sonnenglanz; Da sucht das Mädel die rothen Schuh, Und schnürt das Mieder sich eng zum Tanz, Und denket still, Ob der Liebste, der Liebste nicht kommen will. Es klingt die Fiedel, es brummt der Baß, Der Dorfschulz sitzet im Schank beim Wein, Die Tänzer drehn sich ohn' Unterlaß An der Lind', an der Lind' im Abendschein. Und geht's nach Haus' um Mitternacht, Glühwürmchen trägt das Laternchen vor, Da küsset der Bube sein Dirnel sacht, Und sagt ihr leis' ein Wörtchen ins Ohr, Und sie denken beid': O du selige fröhliche Maienzeit.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Frühling", appears in Jugendgedichte, in 3. Drittes Buch, in Athen, in Ländliche Lieder, no. 1
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Landelijk lied", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Spring", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Printemps", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Margarida Moreno) , "Canção campestre", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
4. Gute Nacht, mein Herz
Gute Nacht mein Herz und schlummre ein! In diesen Herbstestagen Ohne Blumen und Sonnenschein Was willst du schlagen? Dein Schmerz ist aus, deine Lust ist tot, Verweht sind Lenz und Lieder; Der Liebe Röslein purpurroth Blüht nimmer wieder. Singend zog er ins Land hinein, Der falsche, liebe Knabe -- Und du? - Im stillen Grabe Schlafe mein Herz, schlaf' ein!
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 2. Zweites Buch, in Berlin, in Mädchenlieder, no. 3
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
5. Der Zigeunerbube im Norden
Fern im Süd das schöne Spanien, Spanien ist mein Heimathland, Wo die schattigen Kastanien Rauschen an des Ebro Strand, Wo die Mandeln röthlich blühen, Wo die heiße Traube winkt Und die Rosen schöner glühen Und das Mondlicht goldner blinkt. Und nun wandr' ich mit der Laute Traurig hier von Haus zu Haus, Doch kein helles Auge schaute Freundlich noch nach mir heraus. Spärlich reicht man mir die Gaben, Mürrisch heißet man mich gehn; Ach, den armen braunen Knaben Will kein Einziger verstehn. Dieser Nebel drückt mich nieder, Der die Sonne mir entfernt, Und die alten lust'gen Lieder Hab' ich alle schon verlernt. Immer in die Melodien Schleicht der Eine Klang sich ein: In die Heimath möcht ich ziehen, In das Land voll Sonnenschein! Als beim letzten Erntefeste Man den großen Reigen hielt, Hab' ich jüngst das allerbeste Meiner Lieder aufgespielt. Doch wie sich die Paare schwangen In der Abendsonne Gold, Sind auf meine dunkeln Wangen Heiße Thränen hingerollt. Ach, ich dachte bei dem Tanze An des Vaterlandes Lust, Wo im duft'gen Mondenglanze Freier athmet jede Brust, Wo sich bei der Cither Tönen Jeder Fuß beflügelt schwingt, Und der Knabe mit der Schönen Glühend den Fandango schlingt. Nein! Des Herzens sehnend Schlagen Länger halt' ich's nicht zurück; Will ja jeder Lust entsagen, Laßt mir nur der Heimath Glück! Fort zum Süden! Fort nach Spanien In das Land voll Sonnenschein! Unter'm Schatten der Kastanien Muß ich einst begraben sein!
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Der Zigeunerbube im Norden"
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Anja Bunzel) , "The Spanish zither player", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- GER German (Deutsch) [singable] (C Everest) , "The Gypsy Boy"
6. Die junge Nonne
Ach Gott, was hat mein Vater, und meine Mutter gedacht, Daß sie mich zu den Nonnen ins Kloster gebracht! Nun darf ich nimmer lachen und muß im Schleier gehn, Und darf kein liebend Herze mein Herze verstehn. Sie haben abgeschnitten mein langes schwarzes Haar, Hat keiner sich erbarmet meiner sechzehn Jahr; Ich bin schon so betrübt und bin doch noch so jung, Und hat die Welt der Freuden doch für alle genung. An meiner Zelle Fenster bauen die Vögelein, Da möcht' ich oft mit ihnen so frei und lustig sein; Ich höb' meine Flügel und fände wohl den Steg Weit über alle Türme und Klöster weg. Und wenn der Abend dämmert und dunkelt die Nacht, Hab' ich vieltausendmal an meinen Liebsten gedacht; Nun bin ich eine Nonne, mein Liebsten, der ist weit, Drum fließen meine Tränen allezeit. Es fließen wohl die Wellen mitsammen in das Meer, Es fliegen mitsammen die Vögel drüber her, Der Tag hat seine Sonne, die Nacht den Sternenschein; Nur ich muß alle Stunden einsam sein. Ich wollt', sie läuteten im Kreuzgang erst um mich, Und trügen mit den Kerzen mich still und feierlich; Da wär' ich los auf einmal von aller Not und Pein, Und dürfte mit den Engeln wieder fröhlich sein.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Die junge Nonne"
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La jeune nonne", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
7. Die Liebe als Nachtigall
Die Liebe saß als Nachtigall Im Rosenbusch und sang, Es flog der wundersüße Schall Den grünen Wald entlang. Und wie er klang, da stieg im Kreis Aus tausend Kelchen Duft, Und alle Wipfel rauschten leis', Und leise ging die Luft; Die Bäche schwiegen, die noch kaum Geplätschert von den Höh'n, Die Rehlein standen wie im Traum Und lauschten dem Getön. Und hell und immer heller floß Der Sonne Glanz herein, Um Blumen, Wald und Schlucht ergoß Sich goldig rother Schein. Ich aber zog den Weg entlang Und hörte auch den Schall -- Ach, was seit jener Stund' ich sang, War nur sein Wiederhall.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 17
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (David Kenneth Smith) , no title, copyright © 1996, (re)printed on this website with kind permission
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , "Rakkauden taikaa", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Magie de l'amour", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission