In der Dämmerung, Um Glock' zwei, Glock' dreie, Trat ich aus der Tür In die Morgenweihe. Klanglos liegt der Weg, Und die Bäume schweigen, Und das Vogellied Schläft noch in den Zweigen. Hör ich hinter mir Sacht ein Fenster schließen? Will mein strömend Herz Übers Ufer fließen? Sieht mein Sehnen nur Blond und blaue Farben? Himmelsrot und Grün Samt den andern starben. Ihrer Augen Blau Küßt die Wölkchenherde, Und ihr blondes Haar Deckt die ganze Erde. Was die Nacht mir gab, Wird mich lang durchbeben; Meine Arme weit Fangen Lust und Leben. Eine Drossel weckt Plötzlich aus den Bäumen, Und der Tag erwacht Still aus Liebesträumen.
Zwölf Gedichte ; für eine Singstimme und Klavier , opus 2
by Emil Mattiesen (1875 - 1939)
1. Heimgang in der Frühe  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), appears in Bunte Beute
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- ENG English (John H. Campbell) , "Going home in the early hours", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Rentrant tôt le matin", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- NOR Norwegian (Bokmål) (Marianne Beate Kielland) , "På tidlig hjemvei", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
2. Tod in Ähren  [sung text not yet checked]
Im Weizenfeld, [in]1 Korn und Mohn, Liegt ein Soldat, unaufgefunden, Zwei Tage schon, zwei Nächte schon, Mit schweren Wunden, unverbunden. Durstüberquält und fieberwild, Im Todeskampf [den Kopf erhoben]2. Ein letzter Traum, ein letztes Bild, Sein brechend Auge schlägt nach oben. Die Sense rauscht im Ährenfeld, Er sieht sein Dorf im Arbeitsfrieden, Ade, ade, du Heimatwelt - Und beugt das Haupt und ist verschieden.
Text Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Tod in Ähren", appears in Adjudantenritte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "Death among the corn", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Mort dans les blés", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Detlev von Liliencron, Adjutantenritte, Zweite Auflage, Berlin, Schuster & Loeffler, 1896, page 14.
1 Zemlinsky: "im" (typo?)2 Zemlinsky: "sein brechend Auge schlägt nach oben" (from the fourth line)
3. Der Feind  [sung text not yet checked]
Einen kenne ich, Wir lieben ihn nicht; Einen nenne ich, Der die Schwerter zerbricht! Weh! Sein Haupt steht in der Mitternacht, Sein Fuß in [der Erde]1 Staub; Vor ihm weht das Laub Zur dunkeln Erde hernieder. Ohne Erbarmen In den Armen Trägt er die [kindische]2, Taumelnde Welt: Tod -- so heißt er! Und die Geister Beben vor ihm, den schrecklichen Held!
Text Authorship:
- by Clemens Maria Wenzeslaus von Brentano (1778 - 1842), no title, written 1812
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View original text (without footnotes)Note: this is the second version of a poem that first appeared in Kantate auf den Tod Ihrer Königlichen Majestät, Louise von Preußen (1810)
1 Trunk, Pepping: "dem"
2 Trunk: "kindlich", Pepping: "kindisch"
4. Die Sonne sinkt  [sung text not yet checked]
Tag meines Lebens! Die Sonne sinkt. Schon steht die glatte Flut vergüldet. Warm atmet der Fels: schlief wohl zu Mittag das Glück auf ihm [seinen]1 Mittagsschlaf? In grünen Lichtern spielt Glück noch der braune Abgrund herauf. Tag meines Lebens! Gen Abends gehts! Schon glüht dein Auge halb gebrochen, schon quillt deines [Taues]2 Tränengeträufel, [schon]3 läuft still über weiße Meere deine Liebe Purpur, deine letzte zögernde Seeligkeit.
Text Authorship:
- by Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 - 1900), no title, appears in Dionysos-Dithyramben, in 3. Die Sonne sinkt, no. 2
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- ENG English [singable] (John Bernhoff) , "Day of my Life-Tide"
1 Wolff: "den"
2 Wolff: "Tau's"
3 Wolff: "und schon"
5. Jedem das Seine  [sung text not yet checked]
Aninka tanzte Vor uns im Grase Die raschen Weisen. Wie schön war sie! Mit den gesenkten, [Bescheidnen]1 Augen, Das stille Mädchen -- Mich macht' es toll! Da sprang ein Knöpfchen [Ihr von der]2 Jacke, Ein goldnes Knöpfchen, Ich fing es auf -- Und dachte Wunder Was mir's bedeute, Doch hämisch lächelt' Jegór dazu, Als wollt' er sagen: Mein ist das Jäckchen, Und was es decket, Mein ist das Mädchen, Und dein -- der Knopf!
Text Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Jedem das Seine"
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- ENG English (Charles James Pearson) , "To each his own", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Aninka dansait", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Eduard Mörike, Dreizehnte, mit einem Nachtrag vermehrte Auflage, Leipzig, G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, 1898, pages 65-66.
1 Distler, Keller: "Bescheidenen"2 Distler, Keller: "Von ihrer"
6. Von Katzen  [sung text not yet checked]
Vergangnen Maitag brachte meine Katze Zur Welt sechs allerliebste kleine Kätzchen, Maikätzchen, alle weiß mit schwarzen Schwänzchen. Fürwahr, es war ein zierlich Wochenbettchen! Die Köchin aber – Köchinnen sind grausam, Und Menschlichkeit wächst nicht in einer Küche – Die wollte von den sechsen fünf ertränken; Fünf weiße, schwarz geschwänzte Maienkätzchen Ermorden wollte dies verruchte Weib. Ich half ihr heim! – Der Himmel segne Mir meine Menschlichkeit! Die lieben Kätzchen, Sie wuchsen auf und schritten binnen kurzem Erhabnen Schwanzes über Hof und Herd; Ja, wie die Köchin auch ingrimmig dreinsah, Sie wuchsen auf, und nachts vor ihrem Fenster Probierten sie die allerliebsten Stimmchen. Ich aber, wie ich sie so wachsen sahe, Ich pries mich selbst und meine Menschlichkeit. – Ein Jahr ist um, und Katzen sind die Kätzchen, Und Maitag ists! – Wie soll ich es beschreiben, Das Schauspiel, daß sich jetzt vor mir entfaltet! Mein ganzes Haus, vom Keller bis zum Giebel, Ein jeder Winkel ist ein Wochenbettchen: Hier liegt das eine, dort das andre Kätzchen, In Schränken, Körben, unter Tisch und Treppen, Die Alte gar – nein, es ist unaussprechlich, Liegt in der Köchin jungfräulichem Bette! Und jede, jede von den sieben Katzen hat sieben, denkt euch! sieben junge Kätzchen, Maikätzchen, alle weiß mit schwarzen Schwänzchen. Die Köchin rast, ich kann der blinden Wut Nicht Schranken setzen dieses Frauenzimmers; Ersäufen will sie alle neununvierzig! Mir selber, ach, mir läuft der Kopf davon – O Menschlichkeit! wie soll ich dich bewahren! Was fang ich an mit sechsundfünfzig Katzen! –
Text Authorship:
- by Theodor Storm (1817 - 1888), "Von Katzen"
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Confirmed with , Laßt Uns Lachen!, Projekt Gutenberg
7. Nachtlied  [sung text not yet checked]
Quellende, schwellende Nacht, Voll von Lichtern und Sternen: In den ewigen Fernen, Sage, was ist da erwacht? Herz in der Brust wird beengt; Steigendes, neigendes Leben, Riesenhaft fühle ich's weben, Welches das meine verdrängt. Schlaf, da nahst du dich leis', Wie dem Kinde die Amme, Und um die dürftige Flamme Ziehst du den schützenden Kreis.
Text Authorship:
- by (Christian) Friedrich Hebbel (1813 - 1863), "Nachtlied", appears in Gedichte, in 1. Lieder, first published 1836
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó de la nit", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Nachtlied", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Night song", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chanson de nuit", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Susana Martin Dudoignon) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
8. Stille der Nacht  [sung text not yet checked]
Willkommen, klare Sommernacht, die auf betauten Fluren liegt! Gegrüßt mir, goldne Sternenpracht, die spielend sich im Weltraum wiegt! Das Urgebirge um mich her ist schweigend, wie mein Nachtgebet; weit hinter ihm hör' ich das Meer im Geist und wie die Brandung geht. Ich höre einen Flötenton, den mir die Luft von Westen bringt indes herauf im Osten schon des Tages leise Ahnung dringt. Ich sinne, wo in weiter Welt jetzt sterben mag ein Menschenkind - und ob vielleicht den Einzug hält das viel ersehnte Heldenkind. Doch wie im dunklen Erdental ein unergründlich Schweigen ruht, ich fühle mich so leicht zumal und wie die Welt so still und gut. Der letzte leise Schmerz und Spott verschwindet aus des Herzens Grund; es ist, als tät' der alte Gott mir endlich seinen Namen kund.
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), appears in Buch der Natur, in Nacht, no. 5
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- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Nuit du silence", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
9. Hoher Mittag am Meere  [sung text not yet checked]
Alles Meer und Gestade ruht in Stille, Nur die Sonne allein am Himmel wandert; Fern, dem Auge verborgen rückt sie tiefer In das einsame Blau des hohen Aethers. Rings unendliches Licht ergießt sie strahlend Und die weite Natur bezwingt Ermüdung. Alles Meer und Gestade ruht in Stille, Nur die Sonne allein am Himmel wandert.
Text Authorship:
- by Friedrich Hermann Frey (1839 - 1911), as Martin Greif, "Hoher Mittag am Meere", appears in Gedichte, in Naturbilder
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10. Sonnenuntergang  [sung text not yet checked]
Wo bist du? [trunken]1 dämmert die Seele mir [Von all deiner]2 Wonne; denn eben ist's, Daß ich gelauscht, wie goldner Töne Voll der [entzückende]3 Sonnenjüngling Sein Abendlied auf himmlischer Leier spielt'; Es [tönten]4 rings die Wälder und Hügel nach. Doch fern ist er zu frommen Völkern, Die ihn noch ehren, hinweggegangen.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Sonnenuntergang", appears in Gedichte 1784-1800
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- ENG English (John H. Campbell) , no title, copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Où es-tu ?", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Coucher de soleil", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Friedrich Hölderlin, Sämtliche Gedichte und Hyperion, Frankfurt am Main: Insel Verlag, 1999, page 203.
1 Magnus: "Träumend"; further changes may exist not shown above.2 Cornelius: "nach allen deinen"; Apostel, Greif, Hauer, Stöhr: "Von aller deiner"
3 Stöhr: "strahlende"
4 Stöhr: "tönen"
11. Tote Liebe  [sung text not yet checked]
Denkst du mein? Ich war dein, Eh' der Tod mich traf. Nun von Nacht Ueberdacht, Schlaf ich steinernen Schlaf. Nun umschlingt, Nun trinkt Mich der Erdenmund. Was ich war, Geb ich dar, Tiefer Wonne kund. Fühl mich schon Halb entfloh'n Unter Grund und Strauch, Weiß kaum hier Noch von dir, – So vergiß du auch!
Text Authorship:
- by Hans Böhm (1876 - 1946), no title, appears in Tote Liebe, no. 2
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Confirmed with Rheinisches Dichterbuch – Auszug, Köln am Rhein : Verlag von Hoursch & Bechstedt, 1909
12. Berliner Pfingsten  [sung text not yet checked]
Heute sah ich ein Gesicht, Freudevoll zu deuten: In dem frühen Pfingstenlicht Und beim Glockenläuten Schritten Weiber drei einher, Feierlich im Gange, Wäscherinnen fest und schwer Jede trug 'ne Stange. Mädchensommerkleider drei Flaggten von den Stangen, Schönre Fahnen, stolz und frei, Als je Krieger schwangen; Frisch gewaschen und gesteift, Tadellos gebügelt, Blau und weiß und rot gestreift, Wunderbar geflügelt! Lustig blies der Wind, der Schuft, Falbeln auf und Büste, Und mit frischer Morgenluft Füllten sich die Brüste; Und ich sang, als ich gesehn Ferne sie entschweben: Auf und laßt die Fahnen wehn, Lustig ist das Leben!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Berliner Pfingsten"
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Confirmed with Richard Zoozmann, Laßt Uns Lachen!, Projekt Gutenberg