Ernestine an Ferdinand: Komm in den Wald! komm an den Fels! da ruft dir die rauschende Quelle! Geh! folg' ihr nach durch Bäum' und Gesträuch, und komm' an die einsame Schwelle! Des Bräutigams harrte im Hüttchen die Braut auf liebegeheiligter Stelle. Ferdinand an Ernestine: Ich war im Wald, ich stand am Fels, ich hörte die rauschende Quelle! Ich folgt' ihr nach durch Bäum' ud Gesträuch, und kam an die einsame Schwelle - Die Hüttchen war leer! Mit Wehmut und Schmerz verließ ich die heilige Stelle.
Kleine Balladen und Lieder, Heft II
by Johann Rudolf Zumsteeg (1760 - 1802)
1. Ernestine an Ferdinand, Ferdinand an Ernestine  [sung text checked 1 time]
Text Authorship:
- by Friedrich August Clemens Werthes (1748 - 1817)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Thirza I  [sung text checked 1 time]
Allah gibt Licht in Nächten, Allah gibt Trost in Not! Und bleich gehärmte Wange Färbt Allah wieder rot! Blumen und Blüten welken, Jahre verschwinden im Flug; Doch ach! mein Herz wird bleiben, Das hier voll Schwermut schlug! Fröhlich zu Allah's Wohnung Werd' ich hinüber gehn, Dort wird die Nacht verschwinden, Dort wird mein Aug' ihn sehn.
Text Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), no title, appears in Kleine Erzählungen, Gedichte und prosaische Aufsätze, in Benno. Eine Erzählung, first published 1801
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Confirmed with Siegfried August Mahlmann, Kleine Erzählungen, Gedichte und prosaische Aufsätze, erste Sammlung, Zofingen: no publisher named, 1801. Appears in Benno. Eine Erzählung , chapter 12, pages 21 - 22.
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3. Thirza II  [sung text checked 1 time]
Die Quelle rauscht, die Mücke schwirrt Im warmen Sonnenstrahl, Die Biene summt, das Täubchen girrt, Es lebt und webt - in Tal! Wem rauscht der Quell So silberhell? Wem tönt das Leben der Flur? O Allah, dir! Nur dir, nur dir, Nur dir und der Natur! Das Täubchen girrt, das Täubchen liebt, Die Liebe singt im Hain; Ein Blümchen sich dem andern giebt Zum seligen Verein. Sag an, Gesang, Mein Saitenklang, Wen liebt, wen liebt die Flur? O Allah, dich! Nur dich, nur dich, Nur dich und die Natur. Was rauscht um mich? Was weht um mich? Was spielt mir um die Brust? Dein Atem ist's, du liebst auch mich, Und füllst mein Herz mit Lust. Und welk' ich hin, Wie Blumen hin, Und schwind' ich von der Flur, Dann seh ich dich, O Allah, dich! O dich, und die Natur!
Text Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), no title, appears in Kleine Erzählungen, Gedichte und prosaische Aufsätze, in Benno. Eine Erzählung
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Confirmed with Siegfried August Mahlmann, Kleine Erzählungen, Gedichte und prosaische Aufsätze, erste Sammlung, Zofingen: no publisher named, 1801. Appears in Benno. Eine Erzählung, chapter 17, pages 33 - 34.
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4. Die Erwartung  [sung text checked 1 time]
[Hör']1 ich das Pförtchen nicht gehen? Hat nicht der Riegel geklirrt? Nein, es war des Windes Wehen, Der durch [diese]2 Pappeln schwirrt. O schmücke dich, du grün belaubtes Dach, Du sollst die Anmuthstrahlende empfangen, Ihr Zweige, baut ein schattendes Gemach, Mit holder Nacht sie heimlich zu umfangen, Und all ihr Schmeichellüfte werdet wach Und scherzt und spielt um ihre Rosenwangen, Wenn seine schöne Bürde, leicht bewegt, Der zarte Fuß zum Sitz der Liebe trägt. Stille, was schlüpft durch die Hecken Raschelnd mit eilendem Lauf? Nein, es [scheuchte]3 nur der Schrecken Aus dem Busch den Vogel auf. O! lösche deine Fackel, Tag! Hervor, Du geist'ge Nacht, mit deinem holden Schweigen, [Breit' um uns her den purpurrothen Flor,]4 [Umspinn uns mit geheimnißvollen Zweigen,]5 Der Liebe Wonne flieht des Lauschers Ohr, Sie flieht des Strahles unbescheidnen Zeugen! Nur Hesper, der verschwiegene, allein Darf still herblickend ihr Vertrauter seyn. Rief es von ferne nicht leise, Flüsternden Stimmen gleich? Nein, der Schwan ists, der die Kreise [Ziehet]6 durch den Silberteich. Mein Ohr umtönt ein Harmonienfluß, Der Springquell fällt mit angenehmem Rauschen, Die Blume neigt sich bey des Westes Kuß, Und alle Wesen seh ich Wonne tauschen; Die Traube winkt, die Pfirsche zum Genuß, Die üppig schwellend hinter Blättern lauschen; Die Luft, getaucht in der Gewürze Flut, Trinkt von der heißen Wange mir die Glut. Hör' ich nicht Tritte erschallen? Rauscht's nicht den Laubgang daher? [Nein,]7 die Frucht ist dort gefallen, Von der eig'nen Fülle schwer. Des Tages Flammenauge selber bricht In süßem Tod, und seine Farben blassen, Kühn öffnen sich im holden Dämmerlicht Die Kelche schon, die seine Gluten hassen, Still hebt der Mond sein strahlend Angesicht, Die Welt zerschmilzt in ruhig große Massen, Der Gürtel ist von jedem Reiz gelöst, Und alles Schöne zeigt sich mir entblößt. Seh' ich nichts weißes dort schimmern? Glänzt's nicht wie seidnes Gewand? Nein, es ist der Säule Flimmern An der dunkeln Taxuswand. O! sehnend Herz, [ergötze]8 dich nicht mehr Mit süßen Bildern wesenlos zu spielen, Der Arm, der sie umfassen will, ist leer, Kein Schattenglück kann diesen Busen kühlen; O! führe mir die [Lebende]9 daher, Laß ihre Hand, die zärtliche, mich fühlen, Den Schatten nur von ihres Mantels Saum, Und in das Leben tritt der [hohle]10 Traum. Und leis', wie aus himmlischen Höhen Die Stunde des Glückes erscheint, So war sie genaht, ungesehen, Und weckte mit Küssen den Freund.
Text Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "Die Erwartung", written 1799, first published 1800
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "L’esperada", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De verwachting", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Expectation", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "L'attente", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Musen-Almanach für das Jahr 1800, herausgegeben von Schiller. Tübingen, in der J.G.Cotta'schen Buchhandlung, pages 226-229, and with Gedichte von Friederich Schiller, Erster Theil, Leipzig, 1800, bey Siegfried Lebrecht Crusius, pages 165-168. See also Zelter's Im Garten, which uses some pieces from this poem.
1 Schubert (first version only): "Hört'"2 Schubert (second version only): "die"
3 Gerson: "jagte"
4 omitted by Zumsteeg
5 Schubert: "Umspinne uns mit geheimnißvollen Zweigen,"; omitted by Zumsteeg
6 Schubert: "Zieht"
7 omitted by Schubert
8 Schubert (first version only): "ergetze"
9 Dalberg: "Liebende" (typo?)
10 Zumsteeg: "holde"
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5. Schwermut  [sung text checked 1 time]
Als mein Leben voll Blumen hing, Als ich im fliegenden Kleide Lächelnd der Zukunft entgegenging, Wie klopfte mein Busen voll Hoffnung und Freude! Ach, hin ist hin! und todt ist todt! Euch, verschwund'ne schöne Tage, Weckt kein Morgenroth! Hin ist hin! und todt ist todt! Freundschaft, als mich dein Arm umwand, Als ich in seligen Stunden Endlich ein Herz, wie das meine, fand, Da heilten sie alle, die blutenden Wunden! Ach, hin ist hin! und todt ist todt! Was der Zeiten Flug zertrennte, Eint kein Morgenroth! Hin ist hin! und todt ist todt! Als mein Busen voll Liebe schlug, Als mich der höchste der Triebe Über die Nebel der Erde trug, Wie war ich so selig im Arme der Liebe! Ach, hin ist hin! und todt ist todt! Um das Grab gestorb'ner Liebe Glänzt kein Morgenroth! Hin ist hin! und todt ist todt! Trostlos steh' ich, voll bittern Schmerz, Einsam im langen Ermatten! Brich, o du armes, verwais'tes Herz! Und suche dir Frieden im Reiche der Schatten! Ach, hin ist hin! und todt ist todt! Schimm're bald auf meinen Hügel, Goldnes Morgenroth! Hin ist hin! und todt ist todt!
Text Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), "Schwermuth"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Note: Spohr omits the final line of each stanza.
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6. Wiedersehn  [sung text checked 1 time]
Wiedersehn! Wort des Trostes, o wie schön Tönst du vom geliebten Munde, Wenn in banger Abschiedsstunde Wir am Scheidewege stehn, Wiedersehn! Wiedersehn! Hoffnungsstrahl an fernen Höh'n, Der den Trauerpfad erhellet! Den beklemmten Busen schwellet, Dein melodisches, Getön, Wiedersehn! Wiedersehn! Selig, wem nach Trennungswehn Sich verkläret deine Sonne! Wenn in der Umarmung Wonne Erd' und Himmel rings vergehn, Wiedersehn!
Text Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), "Wiedersehn"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]7. Via crucis, via lucis  [sung text checked 1 time]
Durch Nacht zum Licht! und wenn das grause Dunkel Auch rings um dich die Schöpfung hüllt. - Getrost! getrost! auf mitternächtlich Dunkel Folgt Sonnenaufgang lieb und mild. Durch Sturm zur Ruh! und wenn auch Erd' und Himmel Der Windsbraut donnernd Rad durchrollt - Getrost! getrost! auf lautes Sturmgetümmel Folgt linde Stille, leis' und hold! Durch Frost zum Lenz! und wenn vor Eurus Blasen Auch alles Mark der Erd' erstarrt. - Getrost! getrost! auf wildes Winterrasen Folgt Frühlingssäusel, jung und zart! Durch Streit zum Sieg! und wenn im Speergemenge Auch tausend Tode dich umdräun - Getrost! getrost! auf heißes Schlachtgedränge Folgt Siegsgeschrei und Friedensreihn! Durch Schweis zum Schlaf! und wenn des Mittagsschwüle Auch schwer ermattend auf dir liegt. - Getrost! getrost! bald weht die Abendkühle, Die dich in süßen Schlummer wiegt! Durch Kreuz zum Heil! und wenn des Lebens Plagen Auch stark, wie Riesen, dich bedräun. - Getrost! getrost! auf jammervolles Klagen Soll Friede Gottes dich erfreun! Durch Weh zur Wonn'! und weinst du auch am Morgen, Und weinst du acuh um Mitternacht. - Getrost! getrost! und laß den Vater sorgen, Der über dir im Himmel wacht! Durch Tod zum Leben, durch die Tränentale der Erde, Durch das Distelfeld des Lebens Hoch hinauf zum hohen Hochzeitsaale, Zur Fröhlichkeit der beßern Welt!
Text Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Die Welt ohne sie  [sung text checked 1 time]
Oft in meiner Kindheit süßen Träumen Wünscht' ich mir ein Schloß von Marmorstein, Peru's und Golkonda's Schäzze d'rein, Und umpflanzt mit Hesperiden Bäumen. Räumte mir die Ruh' ein Hüttchen ein, O so würd' ich izt Palläste räumen, Und nicht länger unter Menschen säumen, Ich und Lilla würden glücklich sein. Was ist Gold und Ruhm dem Liebevollen Für ein Hüttchen, wo die Ruhe weilt! Laßt das Glück mir seine Schäzze zollen: - Ach mein Herz bleibt ewig ungeheilt! Ewig werden meine Tränen rollen, Wenn nicht Lilla alles mit mir teilt.
Text Authorship:
- by (Johann) Karl Philipp Lohbauer (1777 - 1809)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]9. Der Mohrin Gesang  [sung text checked 1 time]
Der Morgen glüht, Die Rose blüht So rot im Morgentaue. Du schuast erfreut; Sie sinkt, und streut Die Blätter auf die Aue. Die Sonne geht; Der Wind verweht Das Röschen. Weh! o Wehe! Dahin! dahin! dahin! Die Ros' ich bin! Ich blühe und vergehe!
Text Authorship:
- by August Heinrich Julius Lafontaine (1758 - 1831)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]10. An Mignon  [sung text checked 1 time]
Über [Thal und Fluß]1 getragen, Ziehet rein der Sonne Wagen. Ach, sie regt in ihrem Lauf, So wie deine, meine Schmerzen, Tief im Herzen, Immer morgens wieder auf. Kaum will mir die Nacht noch frommen, Denn die Träume selber kommen Nun in trauriger Gestalt, Und ich fühle dieser Schmerzen, Still im Herzen, Heimlich bildende Gewalt. Schon seit manchen schönen Jahren Seh' ich unten Schiffe fahren; Jedes kommt an seinen Ort; Aber ach, die steten Schmerzen, Fest im Herzen, Schwimmen nicht im Strome fort. Schön in Kleidern muß ich kommen, Aus dem Schrank sind sie genommen, Weil es heute Festtag ist; Niemand [ahnet]2, daß von Schmerzen Herz im Herzen Grimmig mir zerrissen ist. Heimlich muß ich immer weinen, Aber freundlich kann ich scheinen Und sogar gesund und roth; Wären tödtlich diese Schmerzen Meinem Herzen, Ach, schon lange wär ich todt.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "An Mignon", written 1796, first published 1798
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "A Mignon", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Aan Mignon", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "To Mignon", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "À Mignon", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cottaschen Buchhandlung, 1827, pages 101-102, and with Musen-Almanach für das Jahr 1798, herausgegeben von Schiller. Tübingen, in der J.G.Cottaischen Buchhandlung, pages 179-180.
1 Ore: "Fluß und Thal"; further changes may exist not shown above.2 Goethe (in all prints prior to 1812): "ahndet"
Research team for this page: Richard Morris , Peter Rastl [Guest Editor]
11. Was ist Liebe?  [sung text checked 1 time]
Du kömmst vom Kloster Walsingham, Freund Pilger! Sage mir: begegnete nicht unterwegs mein holdes Liebchen dir? "Dein holdes Liebchen kenn' ich nicht; woran erkennst es du? Denn manche sah ich unter Wegs wallfahrten ab und zu." Blond ist mein Liebchen, blauen Aug's, wie Himmelsboten schön, Und gleiche göttliche Gestalt auf Erden nicht zu sehn. "Ja, solch ein Engel, guter Mann, begrüßte mich fürwahr! Ihr schlanker Wuchs, ihr holder Blick bezaubert ganz und gar." Sie ist's - ja wohl, die Zauberin, die mich ihr eigen hieß, Mich höher, als ihr Leben, hielt, und böslich nun verliß. "O, sprich, warum die Zauberin, die dich ihr eigen hieß, Und höher, als ihr Leben, hielt, so böslich dich verließ?" Ich liebte sie mit Jünglingsglut. Bald ist mein Haupthaar greis. Ach Liebe liebt kein welkes Obst, liebt kein verdorrtes Reis. Denn Liebe, törlich, wie ein Kind, vergißt, was sie versprach, Is nach Gefallen blind und taub, und ihre Treue schwach. Ihr Schooskind fühlt oft langen Schmerz, doch lange Wonne nie. Was du mit tausend Mühn' errangst, versagt aus Laune sie. So lieben Weiber! - Lieben? Nein! Ein Spiel der Lüsternheit, Des Wankelmuts entweihen sie der Liebe Heiligkeit. Denn wahre Lieb' ist hohe Glut, Von Engeln stillgenährt, Die rein in reinen Seelen sich Und ewig, ewig neu bewährt.
Text Authorship:
- by (Johann Christoph) Friedrich Haug (1761 - 1829), nach dem Englischen.
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]12. Richard und Mathilde  [sung text checked 1 time]
Vor allen Leinster Schönen pries Mathilden das Gerücht. Nie wiederstrahlte Liffys Strom ein holderes Gesicht. Doch unvergoltner Liebe Schmerz ergriff sie fürchterlich. Da bleichte der Korallenmund, der Augen Feuer wich. Wie Lilien vom Regenguß im zarten Kelch versehrt, So welkte mählig sie dahin, von stillem Gram verzehrt. O leicht getäuschte Mädchen! klug! Vertrauet Schmeichlern nicht! Treulose Hirten! Fürchtet doch des Meineids Strafgericht! Ach! dreimal scholl's, wie Grabgeläut zur Geisterzeit herauf, Und dreimal stieß ein Rabenschwarm ihr Fenster krächzend auf. - Die Liebekranke, die zu wohl der Töne Deutung weiß - So wandte sich die Dulderin an der Gespielen Kreis: "Ein ernster Ruf - ihr hört ihn nicht - ruft eure Freundin fort. Dort jene Hand - ihr seht sie nicht - winkt mir zum Friedensport. Gebrochne Schwüre, Herzenstrug beflügeln meinen Tod. Verdient' ich das, weil seine Braut die Mitgift reicher bot? Ach, gieb, ach! Gieb ihr, Richard! Gieb ihr nie dein Wort! Mir ja gebührts allein. Stolz Liebchen! meide seinen Kuß! Er ist, und bleibt nicht dein. Wenn beide morgen sehnsuchtsvoll, den Pfad zur Kirche gehn, Dann, Falscher! dann soll dein Lieb und du Mathildens Schreckbild sehn! Tragt, Freundinnen! tragt die Tote nah am Bräutigam vorbei, Am buntgeschmückten Heuchler mich. Im Leichenkleide treu." Sie starb. Es schwankt ihr Totenbild am Bräutigam vorbei, Am buntgeschmükten Heuchler Sie, im Leichenkleide treu. Was fühlte da der Bösewicht? So würkt kein Ungefähr. Den Sarg umdrängte sein Gefolg; und alle weinten sehr. Ihm trieb Entsezzen, Reue Schaam, Verzweiflung hin und her. Der Stirn' entrollte Todesschweis; er stürzt - er ist nicht mehr! Die eitle Braut, nun nicht mehr Braut, durchbebts wie Donnerschlag, Als an der Nebenbuhlin Sarg tot ihr Verlobter lag. Bald wurd' er, wo Mathilde ruht, begraben unbeweint. Ein Rasenhügel deckt sie längst. Nun ist ihr Staub vereint. Oft weilen treue Schäfer da, und auf das heil'ge Grün Streun fromme Bräute Blumen gern und Liebesknoten hin. Doch Schwurvergeß'ne, wer ihr seid, flieht den geweihten Ort, Scheut Richards grauenvolles Loos, und seinen Schatten dort.
Text Authorship:
- by (Johann Christoph) Friedrich Haug (1761 - 1829), after Tickel.
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