Wer bist du, Geist der Liebe, Der durch das Weltall webt? Den Schooß der Erde schwängert Und den Atom belebt? Der Elemente bindet, Der Weltenkugeln ballt, Aus Engelharfen hallet, Und aus dem Säugling lallt? Wer bist du, Kraft der Kräfte, Die Greisesaugen hellt? Der Jünglingswangen röthet, Und Mädchenbusen schwellt? Der Liebe beut und fodert, Um Liebe ringt und wirbt, Und Messiaden dichtet, Und Brutustode stirbt? Bist du nicht Odem Gottes, Unsträflich, wie sein Licht, Und stark, wie seine Rechte, Die Welten baut und bricht? Bist unsers Kreuzzugs Fahne, Entflammt mit heil'ger Scham Den Feigen und den Matten Ein wehend Oriflam. Nur der ist gut und edel, Dem du den Bogen spannst. Nur der ist groß und göttlich, Den du zum Mann ermannst. Sein Werk ist Pyramide, Sein Wort ist Machtgebot. Ein Spott ist ihm die Hölle. Ein Hohn ist ihm der Tod.
Sechs Lieder , opus posth. 118
by Franz Peter Schubert (1797 - 1828)
Translations available for the entire opus: CAT DUT ENG FRE
1. Geist der Liebe
Text Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Geist der Liebe", written 1787, Göttinger Musenalmanach 1788, pages 37-38, first published 1787
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "L'esperit de l'amor", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Geest van liefde", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , "Spirit of love", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Esprit de l'amour", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Antonio Zencovich) , "Spirito dell'amore", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
2. Der Abend
Der Abend blüht, Temora glüht Im Glanz der tiefgesunknen Sonne. Es küßt die See Die Sinkende, Von Ehrfurcht schaudernd und von Wonne. Ein grauer Duft Durchwebt die Luft, Umschleyert Daura's güldne Auen. Es rauscht umher Das düstre Meer, Und rings herrscht ahndungsreiches Grauen. O trautes Land! O heil'ger Strand! O Flur, die jede Flur verdunkelt. Flur, deren Schoß Die Blum' entsproß, Die alle Blumen überfunkelt. Paart nicht den Schnee Der Lilie Die Holde mit der Gluth der Rosen. Die Au', Ein Kranz Voll Duft und Glanz, Reicht ihr den Preis, der Tadellosen. Ihr Ambraduft Durchweht die Luft Und würzet rings die Näh' und Ferne. Und stirbt das Licht Des Liedes nicht, So reicht ihr Nam' einst an die Sterne. O trautes Land, O hehrer Strand, Sey stolz auf deiner Blumen Blume. Das heil'ge Meer Und rings umher Die Inseln huld'gen deinem Ruhme - - Nacht hüllt den Strand, Temora schwand. Verlodert sind des Spätroths Gluthen. Das Weltmeer grollt, Und gluthrot rollt Der Vollmond aus den düstern Fluthen.
Text Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Der Abend"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "El capvespre", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De avond", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "The evening", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Le soir", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Note: Kosegarten's poem in its initial version has the title Ihre Flur and uses the name Arkona instead of Temora in the later version.
3. Tischlied
Mich ergreift, ich weiß nicht wie, Himmlisches Behagen. Will mich's etwa gar hinauf Zu den Sternen tragen? Doch ich bleibe lieber hier, Kann ich redlich sagen, Beim Gesang und Glase Wein Auf den Tisch zu schlagen. Wundert euch, ihr Freunde, nicht, Wie ich mich geberde; Wirklich es ist allerliebst Auf der lieben Erde: Darum schwör' ich feyerlich Und ohn' alle Fährde, - Daß ich mich nicht freventlich Wegbegeben werde. Da wir aber allzumal So beisammen weilen, Dächt' ich, klänge der Pokal Zu des Dichters Zeilen. Gute Freunde ziehen fort, Wohl ein hundert Meilen, Darum soll man hier am Ort Anzustoßen eilen. Lebe hoch, wer Leben schafft! Das ist meine Lehre. Unser König denn voran, Ihm gebührt die Ehre. Gegen inn- und äußern Feind Setzt er sich zur Wehre; An's Erhalten denkt er zwar, Mehr noch, wie er mehre. Nun begrüß' ich sie sogleich, Sie die einzig Eine. Jeder denke ritterlich Sich dabei die Seine. Merket auch ein schönes Kind, Wen ich eben meine, Nun so nicke sie mir zu: Leb' auch so der Meine! Freunden gilt das dritte Glas, Zweyen oder dreyen, Die mit uns am guten Tag Sich im Stillen freuen Und der Nebel trübe Nacht Leis und leicht zerstreuen; Diesen sey ein Hoch gebracht, Alten oder Neuen. Breiter wallet nun der Strom Mit vermehrten Wellen. Leben jetzt im hohen Ton Redliche Gesellen! Die sich mit gedrängter Kraft Brav zusammen stellen In des Glückes Sonnenschein Und in schlimmen Fällen. Wie wir nun zusammen sind, Sind zusammen viele. Wohl gelingen dann, wie uns, Andern ihre Spiele! Von der Quelle bis ans Meer Mahlet manche Mühle, Und das Wohl der ganzen Welt Ist's, worauf ich ziele.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Tischlied", written 1802, appears in Gesellige Lieder, first published 1804
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó de taula", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Toostlied", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Linda Godry) , "Tablesong", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chanson de table", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
4. Lob des Tokayers
O köstlicher Tokayer! O königlicher Wein! Du stimmest meine Leyer Zu seltnen Raimerey'n. Mit lang' entbehrter Wonne Und neuerwachtem Scherz Erwärmst du, gleich der Sonne, Mein halb erstorbnes Herz: Du stimmest meine Leyer Zu seltnen Reimerey'n O köstlicher Tokayer! O königlicher Wein! O köstlicher Tokayer! O königlicher Wein! Du gießest Kraft und Feuer Durch Mark und durch Gebein. Ich fühle neues Leben Durch meine Adern sprühn, Und deine Nektarreben In meinem Busen glühn. Du gießest Kraft und Feuer Durch Mark und durch Gebein, O köstlicher Tokayer! O königlicher Wein! O köstlicher Tokayer! O königlicher Wein! Dir soll, als Gramzerstreuer, Dieß Lied geweihet seyn! In Schwermuthsvollen Launen Beflügelst du das Blut; Bey Blonden und bey Braunen Giebst du dem Blödsinn Muth. Dir soll, als Gramzerstreuer, Dies Lied geweihet seyn, O köstlicher Tokayer! O königlicher Wein!
Text Authorship:
- by Gabriele von Baumberg (1766 - 1839), "Lob des Tokayers", first published 1796
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Elogi del vi de Tokay", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Lof van de Tokayer", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Malcolm Wren) , "In praise of Tokay wine", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Louange du Tokay", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Note: First published in the Wiener Musenalmanach under the pseudonym v. Traubenberg; Schubert used the 1800 edition of Baumberg's collected poems.
5. An die Sonne
Sinke, liebe Sonne, sinke! Ende deinen trüben Lauf, Und an deine Stelle winke Bald den Mond herauf. Herrlicher und schöner dringe Aber Morgen dann herfür, Liebe Sonn'! und mit dir bringe Meinen Lieben mir.
Text Authorship:
- by Gabriele von Baumberg (1766 - 1839), "Als ich einen Freund des nächsten Morgens auf dem Lande zum Besuche erwartete"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Aan de zon", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "To the sun", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Au soleil", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Al sole", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Lewis Grenville) , "Al sol", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
6. Die Spinnerin
Als ich still und ruhig spann, Ohne nur zu stocken, Trat ein schöner junger Mann Nahe mir zum Rocken. Lobte, was zu loben war, Sollte das was schaden? Mein dem Flachse gleiches Haar, Und den gleichen Faden. Ruhig war er nicht dabei Ließ es nicht beim Alten; Und der Faden riß entzwey, Den ich lang' erhalten. Und des Flachses Stein-Gewicht Gab noch viele Zahlen; Aber, ach ich konnte nicht Mehr mit ihnen prahlen. Als ich sie zum Weber trug Fühlt' ich was sich regen, Und mein armes Herze schlug Mit geschwindern Schlägen. Nun, beim heißen Sonnenstich, Bring' ich's auf die Bleiche, Und mit Mühe bück' ich mich Nach dem nächsten Teiche. Was ich in dem Kämmerlein Still und fein gesponnen, Kommt - wie kann es anders seyn? - Endlich an die Sonnen.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Die Spinnerin", written <<1795, first published 1800
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "La filadora", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De spinster", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Laura Prichard) , "The spinner", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La fileuse", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Goethe's Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Erster Band, Stuttgart und Tübingen, in der J.G.Cottaschen Buchhandlung, 1827, pages 202-203; and with Göthe's neue Schriften. Siebenter Band. Berlin. Bei Johann Friedrich Unger. 1800, pages 63-64.