Der Himmel ist so trübe, Scheint weder Mond noch Stern, Und Oscar, den ich liebe, Ach, ist so fern, so fern! Versprach mit Hand und Munde Beim Auseinandergehn Gerad' um diese Stunde Zum Himmel aufzusehn. Willst du nicht mehr erscheinen O Mond, auch du uns fliehn? Der Fernen Blick nicht einen, In Thränen nicht mehr glühn? Der uns so oft belauschte, Wenn Aug' am Auge hing, Das Herz nur Seufzer tauschte, Und schweigend sich umfing. Wenn Liebe nicht zu sprechen, Ja kaum zu seufzen wagt, Ist sie denn ein Verbrechen, Das am Gewissen nagt? -- So hab ich kein Gewissen, So hab ich nur ein Herz! Denn, ach! nach tausend Küssen, Fühlt jenes keinen Schmerz. Die Sehnsucht schleicht mit Schmerzen Sich zwar zu mir heran -- Doch steckt nur eure Kerzen, Orion, Hesper, an! Dann fällt mit einem Male Auf euch des Trauten Blick, Und o mit ewgem Strahle Auch bald auf mich zurück.
Gesänge für die Guitarre , opus 1
by August Harder (1775 - 1813)
1. Sehnsucht nach Oscar
Text Authorship:
- possibly by Leopold Friedrich Günther von Göckingk (1748 - 1828)
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Note: the Harder score indicates the author only as "Göcking"2. Nachtlied
Die Erde ruht, das Herz erwacht; Auf strebt der innre Sinn! Die Engelwelt voll Glanz und Pracht Zieht still und ruhig durch die Nacht Der Menschen hin. Das Auge hebt sich himmelan, Vom Erdenspiel und Tand! Die Hoffnung spricht: des Lebens Bahn Führt aufwärts zu dem Sternenplan, Ins Vaterland! Der Engel, den der Staub noch hält, fliegt seinen Brüdern zu. O Gottes Land, von Glanz erhellt, wenn alles um uns welkt und fällt, du gibst uns Ruh'!
Text Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), "Nachtlied", appears in Kleine Erzählungen, Gedichte und prosaische Aufsätze
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3. Lied des Trostes
Was grämst du dich? Noch wenig trübe Stunden, Dann heilen deine Wunden; Dann blickt dein Auge hell und klar! Dein Geist, der jetzt gekettet, Fliegt dann empor, und rettet Zum Lande seiner Heimat sich! Was grämst du dich? Der große Geist, Um den die Welten schweben, Sieht unser kleines Leben Und unsern Kummer gnädig an. Er zählt die Tränen-Tropfen, Er stillt des Herzens Klopfen, Er ist es, der uns Ruh verheißt, Der gute Geist! Verzage nicht! Blick auf in jene Ferne, Da glänzen tausend Sterne! Wie groß ist deines Vaters Haus! Ach dort, ach dort erwarmen An seiner Brust wir Armen! Drum, wenn dein Herz in Tränen bricht, Verzage nicht!
Text Authorship:
- by Siegfried August Mahlmann (1771 - 1826), "Lied des Trostes", appears in Kleine Erzählungen, Gedichte und prosaische Aufsätze
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4. Lied
Geliebter, wo zaudert Dein irrender Fuß? Die Nachtigall plaudert Von Sehnsucht und Lust. Es flüstern die Bäume Im goldenen Schein, Es schlüpfen mir Träume Zum Fenster hinein. Ach! kennst du das Schmachten Der klopfenden Brust? Dies Sinnen und Trachten Voll Qual und voll Lust? Beflügle die Eile Und rette mich dir, Bei nächtlicher Weile Entfliehn wir von hier. Die Segel, sie schwellen, Die Furcht ist nur Tand: Dort, jenseit den Wellen Ist väterlich Land. Die Heimat entfliehet; -- So fahre sie hin! Die Liebe, sie ziehet Gewaltig den Sinn. Horch! wollüstig klingen Die Wellen im Meer, Sie hüpfen und springen Mutwillig einher, Und sollten sie klagen? Sie rufen nach dir! Sie wissen, sie tragen Die Liebe von hier.
Text Authorship:
- by Johann Ludwig Tieck (1773 - 1853), no title, appears in Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter von Provence, no. 14, chapter heading: "Die Heidin Sulima liebt den Ritter"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Geliefde, wat aarzelt (Sulima) ", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "My love, where tarries", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Amato mio, dove indugia", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- LIT Lithuanian (Lietuvių kalba) (Giedrius Prunskus) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- TUR Turkish (Türkçe) (Gül Sabar) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
5. Erlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? - Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif? Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. - »Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir; Manch bunte Blumen stehn an dem Strand; Meine Mutter hat manch' gülden Gewand.« Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht? - Sey ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; In dürren Blättern säuselt der Wind. - »Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön; Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn, Und singen und tanzen und spielen dich ein.« Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Port? - Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau; Es scheinen die alten Weiden so grau. - »Ich lieb' dich, mich reizt dein' schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt.« - Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an! Erlkönig hat mir ein Leides gethan! - Dem Vater grauset's, er reitet geschwind, Er hält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Noth; In seinen Armen das Kind war todt.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Erlkönig", written 1782, first published 1782
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- CZE Czech (Čeština) (Otokar Fischer) , "Král duchů"
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Erlkoning", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) (Geart van der Meer) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter Meyer) , "Who's riding so late through night, so wild?", copyright © 1995, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Knut W. Barde) , "The Elfking", copyright © 1998, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter Scott, Sir) , "The Erl-King"
- ENG English (Uri Liebrecht) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le roi des aulnes", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRI Frisian (Geart van der Meer) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- GER German (Deutsch) [singable] (Walter A. Aue) , "Elf-King", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Il Re degli Elfi", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- LIT Lithuanian (Lietuvių kalba) (Giedrius Prunskus) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- NOR Norwegian (Bokmål) (Marianne Beate Kielland) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
First published in 1782 in Goethe's Singspiel "Die Fischerin" in the introductory scene (Dortchen's song).
6. Winterlied
Keine Blumen blühn; Nur das Wintergrün Blickt durch Silberhüllen; Nur das Fenster füllen Blümchen roth und weiß, Aufgeblüht aus Eis. Ach! kein Vogelsang Tönt mit frohem Klang; Nur die Winterweise Jener kleinen Meise, Die am Fenster schwirrt, Und um Futter girrt. Minne flieht den Hain, Wo die Vögelein Sonst im grünen Schatten Ihre Nester hatten; Minne flieht den Hain, Kehrt ins Zimmer ein. Kalter Januar, Hier werd' ich fürwahr, Unter Minnespielen, Deinen Frost nicht fühlen! Walte immerdar, Kalter Januar!
Text Authorship:
- by Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748 - 1776), "Winterlied", written 1773, first published 1778
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó d’hivern", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Winterlied", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Winter song", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant d'hiver", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Antonio Zencovich) , "Canto d’inverno", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
First published in this version edited by Voß. Hölty's original version is slightly different; see below.
7. Der Abend
Es tönen die Hörner von ferne herüber, Die Lüfte des Abends umwehen mich mild; Der Himmel verschleiert sich trüber und trüber, Bald decket nun Dämm'rung das ganze Gefild. Des Tages Verwirrungen, Wünsche und Sorgen, Sie lösen sich leise im dämmernden Raum, Doch bleibet was tief in der Seele verborgen, Die Liebe, geheiligt im seligsten Traum. Verhallen auch jenseits die Töne der Freude; Mir bleibet der Liebe beglückender Ton, Er sei es, woran meine Seele sich weide, Bis einst mit dem Leben die Liebe entfloh'n. Wohl schwinden die Tage in einsamer Trauer, Das Leben versinket in stürmende Nacht; Der Augenblick einzig hat ewige Dauer, Wo freundlich dem Herzen die Liebe gelacht!
Text Authorship:
- sometimes misattributed to Friedrich von Schiller (1759 - 1805)
- by ? Fischer , "Der Abend"
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
8. Die Spinnerin
Ich saß und spann vor meiner Thür; Da kam ein junger Mann gegangen. Sein braunes Auge lachte mir, Und röther glühten seine Wangen. Ich sah vom Rocken, auf und sann, Und saß verschämt, und spann und spann. Gar freundlich bot er guten Tag Und trat mit holder Scheu mir näher. Mir ward so angst; der Faden brach; Das Herz im Busen schlug mir höher. Betroffen dreht' ich wieder an Und saß verschämt, und spann und spann. Liebkosend drückt' er mir die Hand, Und schwur, daß keine Hand ihr gleiche, Die schönste nicht im ganzen Land', An Schwanenweis' und Ründ' und Weiche. Wie sehr dies Lob mein Herz gewann; Ich saß verschämt, und spann und spann. Auf meinen Stuhl er lehnt' den Arm Und rühmte sehr das feine Fädchen, Sein naher Mund, so roth und warm, Wie zärtlich haucht' er: liebes Mädchen! Wie blickte mich sein Auge an! Ich saß verschämt, und spann und spann. Indeß an meiner Wange her Sein holdes Angesicht sich bückte, Begegnet' ihm von Ohngefähr Mein Haupt, das sanft im Spinnen nickte; Da küßte mich der schöne Mann. Ich saß verschämt, und spann und spann. Mit großem Ernst verwies ichs ihm; Doch ward er kühner stets und freier, Umarmte mich mit Ungestüm, Und küßte mich so roth wie Feuer. Sagt Schwestern, saget selber an: Wars möglich, daß ich weiter spann?
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Die Spinnerin", appears in Oden und Lieder [an adaptation]
Based on:
- a text in German (Deutsch) from Volkslieder (Folksongs) , "Die Spinnerin"
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9. An Emma
Weit in nebelgrauer Ferne Liegt mir das vergang'ne Glück, Nur an Einem schönen Sterne Weilt mit Liebe noch der Blick, Aber wie des Sternes Pracht Ist es nur ein Schein der Nacht. Deckte dir der lange Schlummer, Dir der Tod die Augen zu, Dich besäße doch mein Kummer, Meinem Herzen lebtest du. Aber ach! du lebst im Licht, Meiner Liebe lebst du nicht. Kann der Liebe süß Verlangen, Emma, kann's vergänglich seyn? Was dahin ist und vergangen, Emma, kann's die Liebe seyn? Ihrer Flamme Himmelsglut, Stirbt sie, wie ein irdisch Gut?
Text Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805), "An Emma", written 1796, first published 1797
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Aan Emma", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "To Emma", copyright ©
- FIN Finnish (Suomi) (Erkki Pullinen) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "À Emma", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Ad Emma", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
10. Seligkeit der Liebe
Beglückt, beglückt, wer die Geliebte findet,
Die seinen Jugendtraum beglückt
Wenn Arm um Arm, und Geist um Geist sich windet,
Und Seel' in Seele sich ergießt!
Die Liebe macht zum Goldpalast die Hütte,
Streut auf die Wildnis Tanz und Spiel;
Enthüllet uns der Gottheit leise Tritte,
Gibt uns des Himmels Vorgefühl!
Sie macht das Herz der Schwermut frühlingsheiter;
Sie bettet uns auf Rosenaun,
Und hebet uns auf eine Himmelsleiter,
Wo wir den Glanz der Gottheit schaun!
Sie giebt dem Kranz des Morgens hellre Röthe,
Und lichter Grün dem Schattenwald,
Und süssern Klang der späten Abendflöte,
Die aus des Dorfes Büschen schallt.
...
Ein Druck der Hand, der durch das Leben schüttert,
Und eines Blickes Trunkenheit,
Ein Feuerkuss, der von der Lippe zittert,
Gibt ihnen Rosenbette.
Ein Blick der Lieb', aus dem die Seele blicket,
In dem ein Engel sich verklärt,
Ein süßer Wink, den die Geliebte nicket,
Ist tausend dieser Erden wert.
Ein Herzenskuss, den selber Engel neiden,
Küsst ihren Morgenschlummer wach;
Ein Reihentanz von ewigjungen Freuden
Umschlingt den lieben langen Tag!
Ein süßer Schlaf sinkt auf ihr Sterblicher,
Wie auf die Lauben Edens sank!
Kein Endlicher misst ihrer Freuden Kette,
Wer nicht den Kelch der Liebe trank!
Text Authorship:
- by Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748 - 1776), "Die Seligkeit der Liebenden"
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See also Gerstenberg's poem Die Seligkeit der Liebenden, which is a tribute to this poem.
11. An die Natur
Süße, heilige Natur, Leite mich auf deine Spur! Leite mich an deiner Hand, Wie ein Kind am Gängelband! Wenn ich dann ermüdet bin, Rück ich dir am Busen hin, Athme reine Himmelslust, Ruhend an der Mutter Brust. Ach, mir ist so wohl bey dir! O wie wohl ist mir bei dir Will dich lieben für und für. Leite mich auf deine Spur, Süsse, heilige Natur!
Text Authorship:
- by Friedrich Leopold, Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 - 1819), "An die Natur", written 1775, first published 1775
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "A la natura", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Aan de Natuur", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "To Nature", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "À la nature", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Alla Natura", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission