Für alle Güte sei gepreist, Gott Vater, Sohn und Heil’ger Geist! Ihr’ bin ich zu geringe. Vernimm den Dank, den Lobgesang, den ich dir kindlich singe. Du nahmst dich meiner herzlich an, hast Großes heut an mir getan, mir mein Gebet gewähret; hast väterlich mein Haus und mich beschützet und genähret. Herr, was ich bin, ist dein Geschenk; der Geist, mit dem ich dein gedenk, ein ruhiges Gemüte; was ich vermag bis diesen Tag, ist alles deine Güte. Sei auch, nach deiner Lieb und Macht, mein Schutz und Schirm in dieser Nacht; vergib mir meine Sünden. Und kömmt mein Tod, Herr Zebaoth, so lass mich Gnade finden.
Geistliche Oden und Lieder mit Melodien: Gellert Oden
by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788)
1. Abendlied
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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- ENG English (Michael P Rosewall) , "Evening Song", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
2. Zufriedenheit mit seinem Zustande
Du klagst und fühlest die Beschwerden des Stands, in dem du dürftig lebst. Du strebest glücklicher zu werden und siehst, dass du vergebens strebst. Ja, klage! Gott erlaubt die Zähren, doch denk im Klagen auch zurück. Ist denn das Glück, das wir begehren, für uns auch stets ein wahres Glück? Nie schenkt der Stand, nie schenken Güter dem Menschen die Zufriedenheit. Die wahre Ruhe der Gemüter ist Tugend und Genügsamkeit. Genieße, was dir Gott beschieden, entbehre gern, was du nicht hast. Ein jeder Stand hat seinen Frieden, ein jeder Stand auch seine Last. Gott ist der Herr, und seinen Segen verteilt er stets mit weiser Hand; nicht so, wie wir’s zu wünschen pflegen, doch so, wie er’s uns heilsam fand. Willst du zu denken dich erkühnen, dass seine Liebe dich vergisst? Er gibt uns mehr, als wir verdienen, und niemals, was uns schädlich ist. Verzehre nicht des Lebens Kräfte in träger Unzufriedenheit, besorge deines Stands Geschäfte und nütze deine Lebenszeit! Bei Pflicht und Fleiß sich Gott ergeben, ein ewig Glück in Hoffnung sehn, dies ist der Weg zu Ruh und Leben. Herr, lehre diesen Weg mich gehn!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , "Contentment with ones circumstances", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
3. Das Glück eines guten Gewissens
Besitz ich nur ein ruhiges Gewissen, so ist für mich, wenn andre zagen müssen, nichts Schreckliches in der Natur. Dies sei mein Teil! Dies soll mir niemand rauben. Ein reines Herz von ungefärbtem Glauben, der Friede Gottes nur ist Heil. Welch ein Gewinn, wenn meine Sünde schweiget, wenn Gottes Geist in meinem Geiste zeuget, dass ich sein Kind und Erbe bin! Und diese Ruh, den Trost in unserm Leben, sollt ich für Lust, für Lust der Sinne geben? Dies lasse Gottes Geist nicht zu! In jene Pein, mich selber zu verklagen, der Sünde Fluch mit mir umherzutragen, in diese stürzt ich mich hinein? Lass auch die Pflicht, dich selber zu besiegen, die schwerste sein! Sie ist’s; doch welch Vergnügen wird sie nach der Vollbringung nicht! Welch Glück! zu sich mit Wahrheit sagen können: Ich fühlt in mir des Bösen Lust entbrennen; doch, Dank sei Gott! ich schützte mich. Und welch Gericht! selbst zu sich sagen müssen: Ich konnte mir den Weg zum Fall verschließen; und doch verschloss ich mir ihn nicht. Was kann im Glück den Wert des Glücks erhöhen? Ein ruhig Herz versüßt im Wohlergehen dir jeden frohen Augenblick. Was kann im Schmerz den Schmerz der Leiden stillen, im schwersten Kreuz mit Freuden dich erfüllen? Ein in dem Herrn zufriednes Herz. Was gibt dir Mut, die Güter zu verachten, wonach mit Angst die niedern Seelen schmachten? Ein ruhig Herz, dies größre Gut. Was ist der Spott, den ein Gerechter leidet? Sein wahrer Ruhm! Denn wer das Böse meidet, das Gute tut, hat Ruhm bei Gott. Im Herzen rein hinauf gen Himmel schauen und sagen: Gott, du Gott, bist mein Vertrauen! Welch Glück, o Mensch, kann größer sein? Sieh, alles weicht, bald wirst du sterben müssen. Was wird alsdenn dir deinen Tod versüßen? Ein gut Gewissen macht ihn leicht. Heil dir, o Christ, der diese Ruh empfindet und der sein Glück auf das Bewusstsein gründet, dass nichts Verdammlichs an ihm ist! Lass Erd und Welt, so kann der Fromme sprechen, lass unter mir den Bau der Erde brechen! Gott ist es, dessen Hand mich hält.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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- ENG English (Michael P Rosewall) , "The happiness of a clear conscience", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
4. Vom Worte Gottes
Gott ist mein Hort, und auf sein Wort soll meine Seele trauen! Ich wandle hier, mein Gott, vor dir im Glauben, nicht im Schauen. Dein Wort ist wahr, lass immerdar mich seine Kräfte schmecken! Lass keinen Spott, o Herr, mein Gott, mich von dem Glauben schrecken. Wo hätt ich Licht, wofern mich nicht dein Wort die Wahrheit lehrte? Gott, ohne sie verstünd ich nie, wie ich dich würdig ehrte. Dein Wort erklärt der Seele Wert, Unsterblichkeit und Leben. Zur Ewigkeit ist diese Zeit von dir mir übergeben. Dein ew’ger Rat, die Missetat der Sünder zu versühnen, den kennt ich nicht, wär mir dies Licht nicht durch dein Wort erschienen. Nun darf mein Herz in Reu und Schmerz der Sünden nicht verzagen. Nein, du verzeihst, lehrst meinen Geist ein freudig Abba sagen. Mich zu erneun, mich dir zu weihn, ist meines Heils Geschäfte. Durch meine Müh vermag ich’s nie, dein Wort gibt mir die Kräfte. Herr, unser Hort, lass uns dies Wort, denn du hast’s uns gegeben. Es sei mein Teil, es sei mir Heil und Kraft zum ew’gen Leben!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Weihnachtslied
Auf, schicke dich, recht feierlich des Heilands Fest mit Danken zu begehen! Lieb ist der Dank, der Lobgesang, durch den wir ihn, den Gott der Lieb, erhöhen. Sprich dankbar froh: Also, also hat Gott die Welt in seinem Sohn geliebet! O, wer bin ich, Herr, dass du mich so herrlich hoch in deinem Sohn geliebet? Er, unser Freund, mit uns vereint zur Zeit, da wir noch seine Feinde waren; er wird uns gleich, um Gottes Reich und seine Lieb im Fleisch zu offenbaren. An ihm nimm teil, er ist das Heil; tu täglich Buß und gläub an seinen Namen. Der ehrt ihn nicht, wer „Herr, Herr“ spricht und doch nicht sucht, sein Beispiel nachzuahmen. Aus Dank will ich in Brüdern dich, dich, Gottessohn, bekleiden, speisen, tränken; der Frommen Herz in ihrem Schmerz mit Trost erfreun und dein dabei gedenken. Rat, Kraft und Held, durch den die Welt und alles ist, im Himmel und auf Erden! Die Christenheit preist dich erfreut, und aller Knie soll dir gebeuget werden. Erhebt den Herrn! Er hilft uns gern, und wer ihn sucht, den wird sein Name trösten. Alleluja! Alleluja! Freut euch des Herrn und jauchzt ihm, ihr Erlösten!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Guy Laffaille [Guest Editor]6. Geduld
Ein Herz, o Gott, in Leid und Kreuz geduldig, das bin ich dir und meinem Heile schuldig. Lass mich die Pflicht, die wir so oft vergessen, täglich ermessen. Bin ich nicht Staub, wie alle meine Väter? Bin ich vor dir, Herr, nicht ein Übertreter? Tu ich zu viel, wenn ich die schweren Tage standhaft ertrage? Wie oft, o Gott, wenn wir das Böse dulden, erdulden wir nur unsrer Torheit Schulden, und nennen Lohn, den wir verdient bekommen, Trübsal der Frommen! Ist Dürftigkeit, in der die Trägen klagen, sind Hass und Pein, die Stolz und Wollust tragen, des Schwelgers Schmerz, des Neids vermisste Freuden christliches Leiden? Ist deren Qual, die deinen Rat verachtet, nach Gottesfurcht und Glauben nie getrachtet und die sich itzt in finstrer Schwermut quälen, Prüfung der Seelen? Doch selbst, o Gott, in Strafen unsrer Sünden lässt du den Weg zu unserm Heil uns finden, wenn wir sie uns, die Missetat zu hassen, züchtigen lassen. Jag ich nur nach dem Frieden im Gewissen, wird alles mir zum Besten dienen müssen. Du, Herr, regierst, und ewig wirkt dein Wille Gutes die Fülle. Ich bin ein Gast und Pilger auf der Erden, nicht hier, erst dort, dort soll ich glücklich werden; und gegen euch, was sind, ihr ew’gen Freuden, dieser Zeit Leiden? Wenn ich nur nicht mein Elend selbst verschulde; wenn ich als Mensch, als Christ, hier leid und dulde: So kann ich mich der Hülfe der Erlösten sicher getrösten. Ich bin ein Mensch und Leiden müssen kränken; doch in der Not an seinen Schöpfer denken und ihm vertraun, dies stärket unsre Herzen mitten in Schmerzen. Schau über dich! Wer trägt der Himmel Heere? Merk auf! Wer spricht: Bis hieher! zu dem Meere? Ist er nicht auch dein Helfer und Berater, ewig dein Vater? Willst du so viel als der Allweise wissen? Itzt weißt du nicht, warum du leiden müssen; allein du wirst, was seine Wege waren, nachmals erfahren. Er züchtigt uns, damit wir zu ihm nahen, die Heiligung des Geistes zu empfahen, und mit dem Trost der Hülfe, die wir merken, andre zu stärken. Das Kreuz des Herrn wirkt Weisheit und Erfahrung, Erfahrung gibt dem Glauben Mut und Nahrung. Ein starkes Herz steht in der Not noch feste. Hoffe das Beste!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]7. Prüfung am Abend
Der Tag ist wieder hin, und diesen Teil des Lebens, wie hab ich ihn verbracht? Verstrich er mir vergebens? Hab ich mit allem Ernst dem Guten nachgestrebt? Hab ich vielleicht nur mir, nicht meiner Pflicht gelebt? War’s in der Furcht des Herrn, dass ich ihn angefangen? Mit Dank und mit Gebet, mit eifrigem Verlangen, als ein Geschöpf von Gott der Tugend mich zu weihn und züchtig und gerecht und Gottes Freund zu sein? Hab ich in dem Beruf, den Gott mir angewiesen, durch Eifer und durch Fleiß ihn, diesen Gott, gepriesen; mir und der Welt genützt und jeden Dienst getan, weil ihn der Herr gebot, nicht weil mich Menschen sahn? Wie hab ich diesen Tag mein eigen Herz regieret? Hat mich im Stillen oft ein Blick auf Gott gerühret? Erfreut ich mich des Herrn, der unser Flehn bemerkt? Und hab ich im Vertraun auf ihn mein Herz gestärkt? Dacht ich bei dem Genuss der Güter dieser Erden an den Allmächtigen, durch den sie sind und werden? Verehrt ich ihn im Staub? Empfand ich seine Huld? Trug ich das Glück mit Dank, den Unfall mit Geduld? Und wie genoss mein Herz des Umgangs süße Stunden? Fühlt ich der Freundschaft Glück, sprach ich, was ich empfunden? War auch mein Ernst noch sanft, mein Herz noch unschuldsvoll? Und hab ich nichts geredt, das ich bereuen soll? Hab ich die Meinigen durch Sorgfalt mir verpflichtet, sie durch mein Beispiel still zum Guten unterrichtet? War zu des Mitleids Pflicht mein Herz nicht zu bequem; ein Glück, das andre traf, war dies mir angenehm? War mir der Fehltritt leid, so bald ich ihn begangen? Bestritt ich auch in mir ein unerlaubt Verlangen? Und wenn in dieser Nacht Gott über mich gebeut, bin ich, vor ihm zu stehn, auch willig und bereit? Gott, der du alles weißt, was könnt ich dir verhehlen? Ich fühle täglich noch die Schwachheit meiner Seelen. Vergib durch Christi Blut mir die verletzte Pflicht, vergib, und gehe du nicht mit mir ins Gericht! Ja, du verzeihest dem, den seine Sünden kränken; du liebst Barmherzigkeit und wirst auch mir sie schenken. Auch diese Nacht bist du der Wächter über mir; leb ich, so leb ich dir, sterb ich, so sterb ich dir!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Consideration in the evening", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Marco Crosetto) , "Confessione serale", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
8. Danklied
Du bist's, dem Ruhm und Ehre gebühret; Und Ruhm und Ehre bring ich dir. Du, Herr, hast stets mein Schicksal regieret, Und deine Hand war über mir. Wenn Not zu meiner Hütte sich nahte: So hörte Gott, der Herr, mein Flehn, Und ließ, nach seinem gnädigen Rate, Mich nicht in meiner Not vergehn. Ich sank in Schmerz und Krankheit danieder, Und rief: O Herr, errette mich! Da half mir Gott, der Mächtige, wieder, Und mein Gebein erfreute sich. Wenn mich der Haß des Feindes betrübte: Klagt ich Gott kindlich meinen Schmerz. Er half, daß ich nicht Rache verübte, Und stärkte durch Geduld mein Herz. Wenn ich, verirrt vom richtigen Pfade, Mit Sünde mich umfangen sah: Rief ich zu ihm, dem Vater der Gnade; Und seine Gnade war mir nah. Um Trost war meiner Seele so bange; Denn Gott verbarg sein Angesicht. Ich rief zu ihm: Ach Herr, wie so lange? Und Gott verließ den Schwachen nicht. Er half, und wird mich ferner erlösen, Er hilft; der Herr ist fromm und gut. Er hilft aus der Versuchung zum Bösen, Und gibt mir zu der Tugend Mut. Dir dank ich für die Prüfung der Leiden, Die du mir liebreich zugeschickt. Dir dank ich für die häufigern Freuden, Womit mich deine Hand beglückt. Dir dank ich für die Güter der Erden, Für die Geschenke deiner Treu. Dir dank ich; denn du hießest sie werden, Und deine Güt ist täglich neu. Dir dank ich für das Wunder der Güte: Selbst deinen Sohn gabst du für mich. Von ganzer Seel und ganzem Gemüte, Von allen Kräften preis ich dich. Erhebt ihn ewig, göttliche Werke! Die Erd ist voll der Huld des Herrn. Sein, sein ist Ruhm und Weisheit und Stärke; Er hilft und er errettet gern. Er hilft. Des Abends währet die Klage, Des Morgens die Zufriedenheit. Nach einer Prüfung weniger Tage Erhebt er uns zur Seligkeit. Vergiß nicht deines Gottes, o Seele! Vergiß nicht, was er dir getan. Verehr und halte seine Befehle, Und bet ihn durch Gehorsam an!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Danklied"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]9. Bitten
Gott, deine Güte reicht so weit,
So weit die Wolken gehen,
Du krönst uns mit Barmherzigkeit
Und eilst, uns beizustehen.
Herr! Meine Burg, mein Fels, mein Hort,
Vernimm mein Flehn, merk auf mein Wort;
Denn ich will vor dir beten!
Ich bitte nicht um Überfluß
Und Schätze dieser Erden.
Laß mir, so viel ich haben muß,
Nach deiner Gnade werden.
Gib mir nur Weisheit und Verstand,
Dich, Gott, und den, den du gesandt,
Und mich selbst zu erkennen.
...
So bitt ich dich, Herr Zebaoth,
Auch nicht um langes Leben.
Im Glücke Demut, Mut in Not,
Das wolltest du mir geben.
In deiner Hand steht meine Zeit;
Laß du mich nur Barmherzigkeit
Vor dir im Tode finden.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Jordi López Jové) , "Súplica", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Smeekbede", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Plea", copyright ©
- FRE French (Français) (Angelika Frenzel) , "Prière", copyright © 2003, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Preghiera", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
10. Osterlied
Jesus lebt, mit ihm auch ich; Tod, wo sind nun deine Schrecken? Jesus lebt und wird auch mich Von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht: Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt! Ihm ist das Reich Über alle Welt gegeben. Mit ihm werd' ich auch zugleich Ewig herrschen, ewig leben. Gott erfüllt, was er verspricht: Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt! Wer nun verzagt, Lästert Ihn und Gottes Ehre. Gnade hat er zugesagt, Daß der Sünder sich bekehre. Daß verstößt in Christo nicht; Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt. Sein Heil ist mein: Sein sei auch mein ganzes Leben; Reines Herzens will ich sein Und den Lüsten widerstreben. Er verläßt den Schwachen nicht: Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt. Ich bin gewiß: Nichts soll mich von Jesu scheiden, Keine Macht der Finsternis, Keine Herrlichkeit, kein Leiden. Er gibt Kraft zu jeder Pflicht: Dies ist meine Zuversicht. Jesus lebt. Nun ist der Tod Mir der Eingang in das Leben. Welchen Trost in Todesnot Wird er meiner Seele geben, Wenn sie gläubig zu ihm spricht: Herr, Herr, meine Zuversicht.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Jesus lebt, mit ihm auch ich", written 1757
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]11. Der tätige Glaube
Wer Gottes Wort nicht hält und spricht: Ich kenne Gott, der trüget; in solchen ist die Wahrheit nicht, die durch den Glauben sieget. Wer aber sein Wort gläubt und hält, der ist von Gott, nicht von der Welt. Der Glaube, den sein Wort erzeugt, muss auch die Liebe zeugen. Je höher dein Erkenntnis steigt, je mehr wird diese steigen. Der Glaub erleuchtet nicht allein, er stärkt das Herz und macht es rein. Durch Jesum, rein von Missetat, sind wir nun Gottes Kinder. Wer solche Hoffnung zu ihm hat, der flieht den Rat der Sünder, folgt Christi Beispiel als ein Christ und reinigt sich, wie er rein ist. Alsdenn bin ich Gott angenehm, wenn ich Gehorsam übe. Wer die Gebote hält, in dem ist wahrlich Gottes Liebe. Ein täglich tätig Christentum, das ist des Glaubens Frucht und Ruhm. Der bleibt in Gott und Gott in ihm, wer in der Liebe bleibet. Die Lieb ist’s, die die Cherubim Gott zu gehorchen treibet. Gott ist die Lieb, an seinem Heil hat ohne Liebe niemand teil.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]12. Der Schutz der Kirche
Wenn Christus seine Kirche schützt, so mag die Hölle wüten. Er, der zur Rechten Gottes sitzt, hat Macht ihr zu gebieten. Er ist mit Hülfe nah; wenn er gebeut, steht’s da. Er schützet seinen Ruhm und hält das Christentum, mag doch die Hölle wüten. Gott sieht die Fürsten auf dem Thron, sich wider ihn empören; denn den Gesalbten, seinen Sohn, den wollen sie nicht ehren. Sie schämen sich des Worts des Heilands, unsers Horts; sein Kreuz ist selbst ihr Spott, doch ihrer lachet Gott. Sie mögen sich empören! Der Frevler mag die Wahrheit schmähn, uns kann er sie nicht rauben. Der Unchrist mag ihr widerstehn, wir halten fest am Glauben. Gelobt sei Jesus Christ! Wer hier sein Jünger ist, sein Wort von Herzen hält, dem kann die ganze Welt die Seligkeit nicht rauben. Auf, Christen, die ihr ihm vertraut, lasst euch kein Drohn erschrecken! Der Gott, der von dem Himmel schaut, wird uns gewiss bedecken. Der Herr, Herr Zebaoth, hält über sein Gebot, gibt uns Geduld in Not und Kraft und Mut im Tod; was will uns denn erschrecken?
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this page: Martin Jahn13. Um Ergebung in den göttlichen Willen
O Herr, mein Gott, durch den ich bin und lebe, gib, dass ich mich in deinen Rat ergebe. Lass ewig deinen Willen mein und was du tust, mir teuer sein! Du, du regierst, bist Weisheit, Lieb und Stärke. Du, Herr, erbarmst dich aller deiner Werke. Was zag ich einen Augenblick? Du bist mein Gott und willst mein Glück. Von Ewigkeit hast du mein Los entschieden. Was du bestimmt, das dient zu meinem Frieden. Du wogst mein Glück, du wogst mein Leid, und was du schickst, ist Seligkeit. Gefällt es dir, so müsse keine Plage sich zu mir nahn; gib mir zufriedne Tage. Allein, verwehrt’s mein ewig Heil, so bleibe nur dein Trost mein Teil. Du gibst aus Huld uns dieser Erde Freuden, aus gleicher Huld verhängst du unsre Leiden. Ist nur mein Weh nicht meine Schuld, so zag ich nicht. Du gibst Geduld. Soll ich ein Glück, das du mir gabst, verlieren, und willst du, Gott, mich raue Wege führen, so wirst du, denn du hörst mein Flehn, mir dennoch eine Hülf ersehn. Vielleicht muss ich nach wenig Tagen sterben. Herr, wie du willst! Soll ich den Himmel erben, und dieser ist im Glauben mein, wie kann der Tod mir schrecklich sein?
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]14. Passionslied
Erforsche mich, erfahr mein Herz, und sieh, Herr, wie ich's meine. Ich denk an deines Leidens Schmerz, an deine Lieb', und weine. Dein Kreuz sei mir gebenedeit ! Welch Wunder der Barmherzigkeit hast du der Welt erwiesen ! Wenn hab' ich dies genug bedacht und dich aus aller meiner Macht genug dafür gepriesen ? Rat, Kraft und Friedefürst und Held ! In Fleisch und Blut gekleidet, Wirst du das Opfer für die Welt, Und deine Seele leidet. Dein Freund, der dich verrät, ist nah. Des Zornes Gottes Stund ist da, Und Schrecken strömen über. Du zagst und fühlst der Höllen Weh: "Ist's möglich, Vater, o so geh Der Kelch vor mir vorüber !" Dein Schweiß wird Blut ; du ringst und zagst Und fällst zur Erden nieder; Du, Sohn des Höchsten, kämpfst, und wagst Die erste Bitte wieder. Du fühlst, von Gott gestärkt im Streit, Die Schrecken einer Ewigkeit Und Strafen sonder Ende. Auf dich nimmst du der Menschen Schuld Und gibst mit göttlicher Geduld Dich in der Sünder Hände. Du trägst der Missetäter Lohn, Und hattest nie gesündigt; Du, der Gerechte, Gottes Sohn ! So war's vorher verkündigt. Der Frechen Schar begehrt dein Blut, Du duldest, göttlich groß, die Wut, Um Seelen zu erretten. Dein Mörder, Jesus, war auch ich; Denn Gott warf aller Sünd auf dich, Damit wir Friede hätten. Erniedrigt bis zur Knechtsgestalt, Und doch der Größt im Herzen, Erträgst du Spott, Schmach und Gewalt, Voll Krankheit und voll Schmerzen. Wir sahn dich, der Verheißung Ziel; Doch da war nichts, das uns gefiel, Und nicht Gestalt noch Schöne. Vor dir, Herr, unsre Zuversicht, Verbarg man selbst das Angesicht; Dich schmähn des Bundes Söhne. Ein Opfer nach dem ewgen Rat, Belegt mit unsern Plagen, Um deines Volkes Missetat Gemartert und zerschlagen, Gehst du den Weg zum Kreuzesstamm, In Unschuld stumm, gleich als ein Lamm, Das man zur Schlachtbank führet. Freiwillig, als der Helden Held, Trägst du, aus Liebe für die Welt, Den Tod, der uns gebühret. "Sie haben meine Hände mir, Die Füße mir durchgraben, Und grosse Farren sind's, die hier Mich, Gott ! umringet haben. Ich heul, und meine Hülf' ist fern. Sie spotten mein : Er klag's dem Herrn, Ob dieser ihn befreite ! Du legst mich in des Todes Staub. Ich bin kein Mensch, ein Wurm; ein Raub Der Wut, ein Spott der Leute. Ich ruf und du antwortest nie, Und mich verlassen alle. In meinem Durste reichen sie Mir Essig dar mit Galle. Wie Wachs zerschmelzt in mir mein Herz. Sie sehn mit Freuden meinen Schmerz, Die Arbeit meiner Seelen. Warum verlässt du deinen Knecht ? Mein Gott ! mein Gott ! ich leid und möcht All mein Gebeine zählen." Du neigst dein Haupt. Es ist vollbracht. Du stirbst ! Die Erd erschüttert. Die Arbeit hab ich dir gemacht. Herr, meine Seele zittert. Was ist der Mensch, den du befreit ? O wär ich doch ganz Dankbarkeit ? Herr, lass mich Gnade finden. Und deine Liebe dringe mich, Dass ich dich wieder lieb und dich Nie kreuzige mit Sünden. Welch Warten einer ewgen Pein Für die, die dich verachten; Die, solcher Gnade wert zu sein, Nach keinem Glauben trachten ! Für die, die dein Verdienst gestehn Und dich durch ihre Laster schmähn, Als einen Sündendiener ! Wer dich nicht liebt, kömmt ins Gericht. Wer nicht dein Wort hält, liebt dich nicht; Ihm bist du kein Versühner. Du hast's gesagt. Du wirst die Kraft Zur Heiligung mir schenken. Dein Blut ist's, das mir Trost verschafft, Wenn mich die Sünden kränken. Lass mich im Eifer des Gebets, Lass mich in Lieb und Demut stets Vor dir Erfunden werden. Dein Heil sei mir der Schirm in Not, Mein Stab im Glück, mein Schild im Tod, Mein letzter Trost auf Erden !
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Passionslied"
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- DUT Dutch (Nederlands) (Els Vervoort) , "Passionslied", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Note: the first line comes from Psalm 139, line 23.
Research team for this page: Els Vervoort , Melanie Trumbull , Dr Siglind Bruhn15. Morgengesang
Mein erst Gefühl sei Preis und Dank; erheb ihn, meine Seele! Der Herr hört deinen Lobgesang, lobsing ihm, meine Seele! Mich selbst zu schützen, ohne Macht, lag ich und schlief im Frieden. Wer schafft die Sicherheit der Nacht und Ruhe für die Müden? Wer wacht, wenn ich von mir nichts weiß, mein Leben zu bewahren? Wer stärkt mein Blut in seinem Fleiß und schützt mich vor Gefahren? Wer lehrt das Auge seine Pflicht, sich sicher zu bedecken? Wer ruft dem Tag und seinem Licht, die Seele zu erwecken? Du bist es, Herr und Gott der Welt, und dein ist unser Leben. Du bist es, der es uns erhält und mir’s itzt neu gegeben. Gelobet seist du, Gott der Macht, gelobt sei deine Treue! Dass ich nach einer sanften Nacht mich dieses Tags erfreue. Lass deinen Segen auf mir ruhn, mich deine Wege wallen; und lehre du mich selber tun nach deinem Wohlgefallen. Nimm meines Lebens gnädig wahr, auf dich hofft meine Seele. Sei mir ein Retter in Gefahr, ein Vater, wenn ich fehle. Gib mir ein Herz voll Zuversicht, erfüllt mit Lieb und Ruhe, ein weises Herz, das seine Pflicht erkenn und willig tue. Dass ich als ein getreuer Knecht nach deinem Reiche strebe, gottselig, züchtig und gerecht durch deine Gnade lebe. Dass ich dem Nächsten beizustehn nie Fleiß und Arbeit scheue, mich gern an andrer Wohlergehn und ihrer Tugend freue. Dass ich das Glück der Lebenszeit in deiner Furcht genieße und meinen Lauf mit Freudigkeit, wenn du gebeutst, beschließe.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]16. Gottes Macht und Vorsehung
Gott ist mein Lied! Er ist der Gott der Stärke! Hehr ist sein Nam, und groß sind seine Werke und alle Himmel sein Gebiet. Er will und spricht’s, so sind und leben Welten. Und er gebeut, so fallen durch sein Schelten die Himmel wieder in ihr Nichts. Licht ist sein Kleid und seine Wahl das Beste. Er herrscht als Gott, und seines Thrones Feste ist Wahrheit und Gerechtigkeit. Unendlich reich, ein Meer von Seligkeiten, ohn Anfang Gott und Gott in ew’gen Zeiten! Herr aller Welt, wer ist dir gleich? Was ist und war in Himmel, Erd und Meere, das kennet Gott, und seiner Werke Heere sind ewig vor ihm offenbar. Er ist um mich, schafft, dass ich sicher ruhe. Er schafft, was ich vor oder nachmals tue, und er erforschet mich und dich. Er ist dir nah, du sitzest oder gehest; ob du ans Meer, ob du gen Himmel flöhest, so ist er allenthalben da. Er kennt mein Flehn und allen Rat der Seele. Er weiß, wie oft ich Gutes tu und fehle, und eilt mir gnädig beizustehn. Er wog mir dar, was er mir geben wollte, schrieb auf sein Buch, wie lang ich leben sollte, da ich noch unbereitet war. Nichts, nichts ist mein, das Gott nicht angehöre. Herr, immerdar soll deines Namens Ehre, dein Lob in meinem Munde sein! Wer kann die Pracht von deinen Wundern fassen? Ein jeder Staub, den du hast werden lassen, verkündigt seines Schöpfers Macht. Der kleinste Halm ist deiner Weisheit Spiegel. Du, Luft und Meer, ihr Auen, Tal und Hügel, ihr seid sein Loblied und sein Psalm! Du tränkst das Land, führst uns auf grüne Weiden; und Nacht und Tag und Korn und Wein und Freuden empfangen wir aus deiner Hand. Kein Sperling fällt, Herr, ohne deinen Willen; sollt ich mein Herz nicht mit dem Troste stillen, dass deine Hand mein Leben hält? Ist Gott mein Schutz, will Gott mein Retter werden, so frag ich nichts nach Himmel und nach Erden, und biete selbst der Hölle Trutz.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Jordi López Jové) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Gods macht en voorzienigheid", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "God is my song", copyright ©
- FRE French (Français) (Angelika Frenzel) , "Le Pouvoir de Dieu et la Providence", copyright © 2003, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Forza e divina provvidenza", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
17. Trost des ewigen Lebens
Nach einer Prüfung kurzer Tage Erwartet uns die Ewigkeit. Dort, dort verwandelt sich die Klage In göttliche Zufriedenheit. Hier übt die Tugend ihren Fleiß; Und jene Welt reicht ihr den Preis. Wahr ist's, der Fromme schmeckt auf Erden Schon manchen selgen Augenblick; Doch alle Freuden, die ihm werden, Sind ihm ein unvollkommnes Glück. Er bleibt ein Mensch, und seine Ruh Nimmt in der Seele ab und zu. Bald stören ihn des Körpers Schmerzen, Bald das Geräusche dieser Welt; Bald kämpft in seinem eignen Herzen Ein Feind, der öfter siegt, als fällt; Bald sinkt er durch des Nächsten Schuld In Kummer und in Ungeduld. Hier, wo die Tugend öfters leidet, Das Laster öfters glücklich ist, Wo man den Glücklichen beneidet, Und des Bekümmerten vergißt; Hier kann der Mensch nie frei von Pein, Nie frei von eigner Schwachheit sein. Hier such ich's nur, dort werd ich's finden; Dort werd ich, heilig und verklärt, Der Tugend ganzen Wert empfinden, Den unaussprechlich großen Wert; Den Gott der Liebe werd ich sehn, Ihn lieben, ewig ihn erhöhn. Da wird der Vorsicht heilger Wille Mein Will und meine Wohlfahrt sein; Und lieblich Wesen, Heil die Fülle Am Throne Gottes mich erfreun. Dann läßt Gewinn stets auf Gewinn Mich fühlen, daß ich ewig bin. Da werd ich das im Licht erkennen, Was ich auf Erden dunkel sah; Das wunderbar und heilig nennen, Was unerforschlich hier geschah; Da denkt mein Geist mit Preis und Dank Die Schickung im Zusammenhang. Da werd ich zu dem Throne dringen, Wo Gott, mein Heil, sich offenbart; Ein Heilig, Heilig, Heilig singen Dem Lamme, das erwürget ward; Und Cherubim und Seraphim Und alle Himmel jauchzen ihm. Da werd ich in der Engel Scharen Mich ihnen gleich und heilig sehn, Das nie gestörte Glück erfahren, Mit Frommen stets fromm umzugehn. Da wird durch jeden Augenblick Ihr Heil mein Heil, mein Glück ihr Glück. Da werd ich dem den Dank bezahlen, Der Gottes Weg mich gehen hieß, Und ihn zu millionen Malen Noch segnen, daß er mir ihn wies; Da find ich in des Höchsten Hand Den Freund, den ich auf Erden fand. Da ruft, o möchte Gott es geben! Vielleicht auch mir ein Selger zu: Heil sei dir! denn du hast mein Leben, Die Seele mir gerettet; du! O Gott, wie muß dies Glück erfreun, Der Retter einer Seele sein! Was seid ihr, Leiden dieser Erden, Doch gegen jene Herrlichkeit, Die offenbart an uns soll werden, Von Ewigkeit zu Ewigkeit? Wie nichts, wie gar nichts gegen sie, Ist doch ein Augenblick voll Müh!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Trost des ewigen Lebens", appears in Geistliche Oden und Lieder
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The comfort of eternal life", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
18. Die Ehre Gottes aus der Natur
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre;
Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort.
Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere;
Vernimm, o Mensch, ihr göttlich Wort!
...
Kannst du der Wesen unzählbare Heere,
Den kleinsten Staub fühllos beschaun?
Durch wen ist alles? O gib ihm die Ehre!
Mir, ruft der Herr, sollst du vertraun.
Mein ist die Kraft, mein ist Himmel und Erde;
An meinen Werken kennst du mich.
Ich bin's, und werde sein, der ich sein werde,
Dein Gott und Vater ewiglich.
Ich bin dein Schöpfer, bin Weisheit und Güte,
Ein Gott der Ordnung und dein Heil;
Ich bin's! Mich liebe von ganzem Gemüte,
Und nimm an meiner Gnade Teil.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Die Ehre Gottes aus der Natur"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Jordi López Jové) , "La gloria de Déu en la natura", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De roem van God in de natuur", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "The glory of God in nature", copyright ©
- ENG English [singable] (Allen Shearer) , "God's Glory in Nature", copyright © 2003, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Angelika Frenzel) , "L'Hommage rendu à Dieu par la Nature", copyright © 2003, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "La natura canta la gloria di Dio", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
Note: Abt's song uses Beethoven's melody.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]19. Die Liebe des Nächsten
So jemand spricht: Ich liebe Gott, Und haßt doch seine Brüder, Der treibt mit Gottes Wahrheit Spott Und reißt sie ganz darnieder. Gott ist die Lieb, und will, daß ich Den Nächsten liebe, gleich als mich. ... Ermattet dieser Trieb in dir: So such ihn zu beleben. Sprich oft: Gott ist die Lieb, und mir Hat er sein Bild gegeben. Denk oft: Gott, was ich bin, ist dein; Sollt ich, gleich dir, nicht gütig sein? Wir haben einen Gott und Herrn, Sind eines Leibes Glieder; Drum diene deinem Nächsten gern; Denn wir sind alle Brüder. Gott schuf die Welt nicht bloß für mich; Mein Nächster ist sein Kind, wie ich. ... Was ich den Frommen hier getan, Dem Kleinsten auch von diesen, Das sieht Er, mein Erlöser, an, Als hätt ich's ihm erwiesen. Und ich, ich sollt ein Mensch noch sein, Und Gott in Brüdern nicht erfreun?
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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- CAT Catalan (Català) (Jordi López Jové) , "L’amor al pròxim", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De liefde tot de naaste", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Love of one's neighbor", copyright ©
- FRE French (Français) (Angelika Frenzel) , "L'Amour du prochain", copyright © 2003, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "L'amore per il prossimo", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
20. Auf die Himmelfahrt des Erlösers
Jauchzt, ihr Erlösten, dem Herrn! Er hat sein Werk vollendet, des müsse sich der Erdkreis freun! Er fährt verkläret hinauf zu dem, der ihn gesendet, und nimmt die Himmel wieder ein. Der Herr, nachdem er das Heil und unvergänglich Leben auf Erden an das Licht gebracht, den Weg zu Gott uns gelehrt, sich selbst für uns gegeben, fährt auf zur Rechten seiner Macht. Sein, sein ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden, und uns hat er das Heil verdient. Wer sein Wort gläubet und hält, soll nicht verloren werden; er hat die Welt mit Gott versühnt. Hoch über alle Vernunft besiegt er ihr Verderben, und seine Lieb ermüdet nie. Ein unvergängliches Glück den Menschen zu erwerben, so heiligt er sich selbst für sie. Jauchzt, ihr Gerechten, dem Herrn und preiset seinen Namen! Ihm danken, das ist unsre Pflicht. Wir sind glückselig in ihm. Sein Wort ist Ja und Amen, und Gott ist unsre Zuversicht. Preist, ihr Erlösten, den Herrn, und rühmet all, ihr Frommen. Er fährt gen Himmel als ein Held, in Wolken fährt er hinauf; so wird er wiederkommen, ein Herr und Richter aller Welt. Dies ist des Gläubigen Trost, verklärt ihn einst zu schauen, und seiner Liebe sich zu freun. Dies ist des Gläubigen Pflicht, ihm ewig zu vertrauen, und sich durch Tugend ihm zu weihn. Wer des Erlösers sich schämt, des wird er auch sich schämen, den wieder ehren, der ihn ehrt. Lass uns das Leben von dir und Gnad um Gnade nehmen, Herr, dessen Herrschaft ewig währt! Ich bin ein irrendes Schaf, du weisest mich zurechte und leitest mich nach deinem Rat; machst mich vom Knechte der Welt zu einem deiner Knechte und tilgest meine Missetat. Was ist die Hoheit der Welt? Sie rührt den Christen wenig. Du kleidest ihn mit Ruhm und Pracht. Was ist die Hoheit der Welt? Zum Priester und zum König bin ich durch dich vor Gott gemacht. Dank sei dem Heiland der Welt! Er hat sein Werk vollführet. Frohlock ihm, Volk der Christenheit! Er sitzt zur Rechten des Herrn. Er lebet und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]21. Das Gebet
Dein Heil, o Christ, nicht zu verscherzen, sei wach und nüchtern zum Gebet! Ein Flehn aus reinem, guten Herzen hat Gott, dein Vater, nie verschmäht. Erschein vor seinem Angesichte mit Dank, mit Demut, oft und gern, und prüfe dich in seinem Lichte und klage deine Not dem Herrn. Welch Glück, so hoch geehrt zu werden und im Gebet vor Gott zu stehn! Der Herr des Himmels und der Erden, bedarf der eines Menschen Flehn? Sagt Gott nicht: Bittet, dass ihr nehmet? Ist des Gebetes Frucht nicht dein? Wer sich der Pflicht zu beten schämet, der schämt sich, Gottes Freund zu sein. Sein Glück von seinem Gott begehren, ist dies denn eine schwere Pflicht? Und seine Wünsche Gott erklären, erhebt dies unsre Seele nicht? Sich in der Furcht des Höchsten stärken, in dem Vertraun, dass Gott uns liebt, im Fleiß zu allen guten Werken, ist diese Pflicht für dich betrübt? Bet oft in Einfalt deiner Seelen; Gott sieht aufs Herz, Gott ist ein Geist. Wie können dir die Worte fehlen, wofern dein Herz dich beten heißt? Nicht Töne sind’s, die Gott gefallen, nicht Worte, die die Kunst gebeut. Gott ist kein Mensch. Ein gläubig Lallen, das ist vor ihm Beredsamkeit. Wer das, was uns zum Frieden dienet, im Glauben sucht, der ehret Gott. Wer das zu bitten sich erkühnet, was er nicht wünscht, entehret Gott. Wer täglich Gott die Treue schwöret, und dann vergisst, was er beschwur, und klagt, dass Gott ihn nicht erhöret, der spottet seines Schöpfers nur. Bet oft zu Gott und schmeck in Freuden, wie freundlich er, dein Vater, ist. Bet oft zu Gott und fühl in Leiden, wie göttlich er das Leid versüßt. Bet oft, wenn dich Versuchung quälet; Gott hört’s, Gott ist’s, der Hülfe schafft. Bet oft, wenn inn’rer Trost dir fehlet; er gibt den Müden Stärk und Kraft. Bet oft und heiter im Gemüte, schau dich an seinen Wunden satt. Schau auf den Ernst, schau auf die Güte, mit der er dich geleitet hat. Hier irrtest du in deiner Jugend, im Alter dort. Er trug Geduld, rief dich durch Glück und Kreuz zur Tugend; erkenn und fühle seine Huld. Bet oft und schau mit sel’gen Blicken hin in des Ewigen Gezelt, und schmeck im gläubigen Entzücken die Kräfte der zukünft’gen Welt. Ein Glück von Millionen Jahren, welch Glück! Doch ist’s von jenem Glück, das dem der Herr wird offenbaren, der ihm hier dient, kein Augenblick. Bet oft, durchschau mit heil’gem Mute die herzliche Barmherzigkeit des, der mit seinem teuren Blute die Welt, der Sünder Welt befreit. Nie wirst du dieses Werk ergründen, nein, es ist eines Gottes Tat. Erfreu dich ihrer, rein von Sünden, und ehr im Glauben Gottes Rat. Bet oft, entdeck am stillen Orte Gott ohne Zagen deinen Schmerz. Er schließt vom Herzen auf die Worte, nicht von den Worten auf das Herz. Nicht dein gebognes Knie, nicht Tränen, nicht Worte, Seufzer, Psalm und Ton, nicht dein Gelübd rührt Gott, dein Sehnen, dein Glaub an ihn und seinen Sohn. Bet oft, Gott wohnt an jeder Stätte, in keiner minder oder mehr. Denk nicht: Wenn ich mit vielen bete, so find ich eh’ bei Gott Gehör. Gott ist kein Mensch. Ist dein Begehren gerecht und gut, so hört er’s gern. Ist’s nicht gerecht, so gelten Zähren der ganzen Welt nichts vor dem Herrn. Doch säume nicht, in den Gemeinen auch öffentlich Gott anzuflehn, und seinen Namen mit den Seinen, mit seinen Brüdern, zu erhöhn; dein Herz voll Andacht zu entdecken, wie es dein Mitchrist dir entdeckt, und ihn zur Inbrunst zu erwecken, wie er zur Inbrunst dich erweckt. Bist du ein Herr, dem andre dienen, so sei ihr Beispiel, sei es stets, und feire täglich gern mit ihnen die sel’ge Stunde des Gebets. Nie schäme dich des Heils der Seelen, die Gottes Hand dir anvertraut. Kein Knecht des Hauses müsse fehlen, er ist ein Christ und werd erbaut! Bet oft zu Gott für deine Brüder, für alle Menschen, als ihr Freund, denn wir sind eines Leibes Glieder; ein Glied davon ist auch dein Feind. Bet oft, so wirst du Glauben halten, dich prüfen und das Böse scheun, an Lieb und Eifer nicht erkalten und gern zum Guten weise sein.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]22. Osterlied
Freiwillig hab ich’s dargebracht, und niemand nimmt mein Leben. Es selbst zu lassen, hab ich Macht, Macht, wieder mir’s zu geben. Und darum liebt mein Vater mich, dass ich mein Leben lass, und ich für meine Feind es lasse. Ich bin in meiner Niedrigkeit ein Ärgernis der Erden; verschmäht, gegeißelt und verspeit, gekreuzigt werd ich werden. Wenn alles dies vollendet ist, so wird des Menschen Sohn, der Christ, nicht die Verwesung sehen. Weil er sich selbst erniedrigt hat, so wird ihn Gott erhöhen. Ich leid und sterb an eurer Statt, dann werd ich auferstehen. Am dritten Tag geh ich heraus, lösch alle Schmach des Kreuzes aus, als Gottes Sohn bewiesen. Ich will euch sehn, erfreuet euch, euch siegreich wiedersehen, euch lehren, meines Vaters Reich und hohen Rat verstehen, euch den verheißnen Geist verleihn; und ihr sollt meine Zeugen sein, dass ich vom Tod erstanden. Geht hin und lehret alle Welt, ich bin des Weibes Samen, der Samen Abrahams, der Held, und tauft in meinem Namen. Wer an Gott gläubt, gläubt auch an mich, tut Wunder und beweist, dass ich zur Rechten Gottes sitze. Kämpft für mein Evangelium und freuet euch der Leiden! Kein Engel und kein Fürstentum, nichts soll euch von mir scheiden. Man wird euch hassen und euch schmähn, euch töten, dennoch soll’s geschehn, dass eure Lehre sieget. Herr, unser Heil! Sie hat gesiegt und siegt in allen Landen und zeuget, dass dein Wort nicht trügt, und zeugt, du bist erstanden. Dein Kreuz, an das man dich erhöht, verwandelt sich in Majestät, du gehst aus deinem Grabe. Gehasst in deiner Niedrigkeit, warst du ein Ziel des Spottes und zeigtest doch zu gleicher Zeit an dir die Hoheit Gottes. Dein Kreuz schien zwar der Welt ein Gräuel; doch sterben für der Feinde Heil, dies ist die höchste Tugend. Dein Reich war nicht von dieser Welt, dein Ruhm nicht Menschenehre. An Demut groß, an Lieb ein Held und göttlich in der Lehre; geduldig und von Sünden rein, gehorsam bis zum Kreuze sein, dies war des Heilands Größe. Du starbst am Kreuz. Doch war dir nicht die Kraft des Herrn gegeben? Wer gab den Blinden das Gesicht, den Toten selbst das Leben? Und wem gehorchte Wind und Meer, und wem der bösen Geister Heer? Du warst von Gott gekommen. Nun irren mich nicht Schmach und Spott, noch deines Kreuzes Schanden. Du bist mein Herr, du bist mein Gott, denn du bist auferstanden. Du bist mein Heil, mein Fels, mein Hort, der Herr, durch dessen mächtig Wort auch ich einst ewig lebe. Wir sind nun göttlichen Geschlechts, durch dich des Himmels Erben. Dies ist die Hoffnung deines Knechts, in dieser will ich sterben. Wie du vom Tod erstanden bist, so werd auch ich, Herr Jesu Christ, am jüngsten Tag erstehen.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]23. Passionslied
Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, mich in das Meer der Liebe zu versenken, die dich bewog, von aller Schuld des Bösen uns zu erlösen! Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden; an unsrer Statt, gemartert und zerschlagen, die Sünde tragen. Welch wundervoll hochheiliges Geschäfte! Sinn ich ihm nach, so zagen meine Kräfte, mein Herz erbebt, ich seh und ich empfinde den Fluch der Sünde. Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen. Gott ist die Lieb und lässt die Welt erlösen: Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken am Kreuz erblicken. Es schlägt den Stolz und mein Verdienst danieder, es stürzt mich tief und es erhebt mich wieder, lehrt mich mein Glück, macht mich aus Gottes Feinde zu Gottes Freunde. O Herr, mein Heil, an dessen Blut ich glaube, ich liege hier vor dich gebückt im Staube, verliere mich mit dankendem Gemüte in deine Güte. Sie übersteigt die menschlichen Gedanken; allein, sollt ich darum im Glauben wanken? Ich bin ein Mensch, darf sich der unterwinden Gott zu ergründen? Das Größt in Gott ist Gnad und Lieb erweisen, uns kömmt es zu, sie demutsvoll zu preisen; zu sehn, wie hoch, wenn Gott uns Gnad erzeiget, die Gnade steiget. Lass deinen Geist mich stets, mein Heiland, lehren, dein göttlich Kreuz im Glauben zu verehren; dass ich, getreu in dem Beruf der Liebe, mich christlich übe. Das Gute tun, das Böse fliehn und meiden, Herr, diese Pflicht lehrt mich dein heilig Leiden. Kann ich zugleich das Böse mir erlauben und an dich glauben? Da du dich selbst für mich dahingegeben, wie könnt ich noch nach meinem Willen leben und nicht vielmehr, weil ich dir angehöre, zu deiner Ehre? Ich sollte nicht, wenn Leiden dieser Erden, wenn Kreuz mich trifft, gelassnes Herzens werden, da du so viel für uns, die wir’s verschuldet, liebreich erduldet? Für welche du dein Leben selbst gelassen, wie könnt ich sie, sie, meine Brüder, hassen und nicht, wie du, wenn sie mich untertreten, für sie noch beten? Ich will nicht Hass mit gleichem Hass vergelten, wenn man mich schilt, nicht rächend widerschelten. Du, Heiliger, du, Herr und Haupt der Glieder, schaltst auch nicht wider. Ein reines Herz, gleich deinem edlen Herzen, dies ist der Dank für deines Kreuzes Schmerzen. Und Gott gibt uns die Kraft in deinem Namen dich nachzuahmen. Unendlich Glück! Du littest uns zugute. Ich bin versöhnt mit deinem teuren Blute. Du hast mein Heil, da du für mich gestorben, am Kreuz erworben. So bin ich denn schon selig hier im Glauben? So wird mir nichts, nichts meine Krone rauben? So werd ich dort, von Herrlichkeit umgeben, einst ewig leben? Ja, wenn ich stets der Tugend Pfad betrete, im Glauben kämpf, im Glauben wach und bete, so ist mein Heil schon so gewiss erstrebet, als Jesus lebet. Lockt böse Lust mein Herz mit ihrem Reize, so schrecke mich dein Wort, das Wort vom Kreuze. Und werd ich matt im Laufe guter Werke, so sei mir’s Stärke. Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden ein Ärgernis und eine Torheit werden, so sei’s doch mir, trotz alles frechen Spottes, die Weisheit Gottes. Gott, eile nicht, sie rächend zu zerschmettern; erbarme dich, wenn einer von den Spöttern sich spät bekehrt, und dich, den er geschmähet, um Gnade flehet. Wenn endlich, Herr, mich meine Sünden kränken, so lass dein Kreuz mir wieder Ruhe schenken; dein Kreuz, dies sei, wenn ich den Tod einst leide, mir Fried und Freude!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]24. Trost eines schwermütigen Christen
Du klagst, o Christ! in schweren Leiden,
Und seufzest, daß der Geist der Freuden
Von dir gewichen ist.
Du klagst und rufst: Herr, wie so lange?
Und Gott verzeiht, und dir wird bange,
Daß du von Gott verlassen bist.
Sind meine Sünden mir vergeben;
Hat Gott mir Sünder Heil und Leben
In seinem Sohn verliehn:
Wo sind denn seines Geistes Triebe?
Warum empfind ich nicht die Liebe,
Und hoffe nicht getrost auf ihn?
Mühselig, sprichst du, und beladen
Hör ich den Trost vom Wort der Gnaden,
Und ich empfind ihn nicht;
Bin abgeneigt, vor Gott zu treten;
Ich bet, und kann nicht gläubig beten;
Ich denke Gott, doch ohne Licht.
Sonst war mir's Freude, seinen Willen
Von ganzem Herzen zu erfüllen;
Sein Wort war mir gewiß.
Itzt kann ich's nicht zu Herzen fassen,
Und meine Kraft hat mich verlassen,
Und meinen Geist deckt Finsternis.
Oft fühl ich Zweifel, die mich quälen,
Heul oft vor Unruh meiner Seelen;
Und meine Hülf ist fern.
Ich suche Ruh, die ich nicht finde;
In meinem Herzen wohnt nur Sünde,
Nur Unmut, keine Furcht des Herrn.
...
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Trost eines schwermütigen Christen"
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Researcher for this page: Harry Joelson25. Zag nicht, o Christ! denn deine Schmerzen
...
Zag nicht, o Christ! denn deine Schmerzen,
Sind sichre Zeugen beßrer Herzen,
Als dir das deine scheint.
Wie könntest du dich so betrüben,
Daß dir die Kraft fehlt, Gott zu lieben,
Wär nicht dein Herz mit ihm vereint?
Kein Mensch vermag Gott zu erkennen,
Noch Jesum einen Herrn zu nennen,
Als durch den heilgen Geist.
Hast du nicht diesen Geist empfangen?
Er ist's, der dich nach Gott verlangen,
Und sein Erbarmen suchen heißt.
Vertrau auf Gott. Er wohnt bei denen,
Die sich nach seiner Hülfe sehnen;
Er kennt und will dein Glück.
Er höret deines Weinens Stimme;
Verbirgt er gleich in seinem Grimme
Sich einen kleinen Augenblick.
Gott ließ so manchen seiner Frommen
In dies Gefühl des Elends kommen,
Und stund ihm mächtig bei.
Du sollst dein Nichts erkennen lernen,
Sollst das Vertraun auf dich entfernen,
Und sehn, was Gottes Gnade sei.
Vor Sicherheit dich zu bewahren,
Läßt er dich seine Streng erfahren,
Und schickt dir diese Last.
Er reinigt dich wie Gold im Feuer,
Macht dir das Heil der Seele teuer,
Damit du haltest, was du hast.
So wie ein Vater über Kinder,
Erbarmet Gott sich über Sünder,
Die seinen Namen scheun.
Dein Seufzen ist ihm nicht verborgen.
So fern der Abend ist vom Morgen,
Läßt er von dir die Sünde sein.
Zwar ist um Trost dir itzo bange;
Denn alle Züchtigung, so lange
Sie da ist, scheint uns hart.
Doch nachmals wird sie friedsam geben
Frucht der Gerechtigkeit und Leben
Dem, der durch sie geübet ward.
Fahr fort zu beten und zu wachen.
Gott ist noch mächtig in den Schwachen,
Ist Güte für und für.
Laß dir an seiner Gnade gnügen.
Sein Wort ist wahr, und kann nicht trügen:
Ich stärke dich, ich helfe dir!
Auf, fasse dich in deinen Nöten!
Sprich: Wollte mich der Herr auch töten:
So harr ich dennoch sein.
Mir bleibt das Erbteil der Erlösten;
Und will mich Gott nicht eher trösten,
Wird er mich doch im Tod erfreun.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Trost eines schwermütigen Christen"
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Researcher for this page: Harry Joelson26. Betrachtung des Todes
Wie sicher lebt der Mensch, der Staub! Sein Leben ist ein fallend Laub; und dennoch schmeichelt er sich gern, der Tag des Todes sei noch fern. Der Jüngling hofft des Greises Ziel, der Mann noch seiner Jahre viel, der Greis zu vielen noch ein Jahr, und keiner nimmt den Irrtum wahr. Sprich nicht: Ich denk in Glück und Not im Herzen oft an meinen Tod. Der, den der Tod nicht weiser macht, hat nie mit Ernst an ihn gedacht. Wir leben hier zur Ewigkeit, zu tun, was uns der Herr gebeut, und unsers Lebens kleinster Teil ist eine Frist zu unserm Heil. Der Tod rückt Seelen vor Gericht, da bringt Gott alles an das Licht und macht, was hier verborgen war, den Rat der Herzen offenbar. Drum, da dein Tod dir täglich dräut, so sei doch wacker und bereit; prüf deinen Glauben als ein Christ, ob er durch Liebe tätig ist. Ein Seufzer in der letzten Not, ein Wunsch, durch des Erlösers Tod vor Gottes Thron gerecht zu sein, dies macht dich nicht von Sünden rein. Ein Herz, das Gottes Stimme hört, ihr folgt und sich vom Bösen kehrt, ein gläubig Herz, von Lieb erfüllt, dies ist es, was in Christo gilt. Die Heiligung erfordert Müh, du wirkst sie nicht, Gott wirket sie. Du aber ringe stets nach ihr, als wäre sie ein Werk von dir. Der Ruf des Lebens, das du lebst, dein höchstes Ziel, nach dem du strebst, und deiner Tage Rechenschaft ist Tugend in des Glaubens Kraft. Ihr alle seine Tage weihn, heißt eingedenk des Todes sein; und wachsam in der Heiligung ist wahre Todserinnerung. Wie oft vergess ich diese Pflicht! Herr, geh mit mir nicht ins Gericht; drück selbst des Todes Bild in mich, dass ich dir wandle würdiglich; dass ich mein Herz mit jedem Tag vor dir, o Gott, erforschen mag, ob Liebe, Demut, Fried und Treu, die Frucht des Geistes in ihm sei; dass ich zu dir um Gnade fleh, stets meiner Schwachheit widersteh und einstens in des Glaubens Macht mit Freuden ruf: Es ist vollbracht!
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- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]27. Preis des Schöpfers
Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht, die Weisheit deiner Wege, die Liebe, die für alle wacht, anbetend überlege, so weiß ich, von Bewundrung voll, nicht, wie ich dich erheben soll, mein Gott, mein Herr und Vater! Mein Auge sieht, wohin es blickt, die Wunder deiner Werke. Der Himmel, prächtig ausgeschmückt, preist dich, du Gott der Stärke! Wer hat die Sonn an ihm erhöht? Wer kleidet sie mit Majestät? Wer ruft dem Heer der Sterne? Wer misst dem Winde seinen Lauf? Wer heißt die Himmel regnen? Wer schließt den Schoß der Erden auf, mit Vorrat uns zu segnen? O Gott der Macht und Herrlichkeit, Gott, deine Güte reicht so weit, so weit die Wolken reichen! Dich predigt Sonnenschein und Sturm, dich preist der Sand am Meere. Bringt, ruft auch der geringste Wurm, bringt meinem Schöpfer Ehre! Mich, ruft der Baum in seiner Pracht, mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht; bringt unserm Schöpfer Ehre! Der Mensch, ein Leib, den deine Hand so wunderbar bereitet; der Mensch, ein Geist, den sein Verstand dich zu erkennen leitet; der Mensch, der Schöpfung Ruhm und Preis, ist sich ein täglicher Beweis von deiner Güt und Größe. Erheb ihn ewig, o mein Geist, erhebe seinen Namen! Gott, unser Vater, sei gepreist, und alle Welt sag Amen! Und alle Welt fürcht ihren Herrn und hoff auf ihn und dien ihm gern! Wer wollte Gott nicht dienen?
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- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]28. Von der Quelle der guten Werke
Wenn zur Vollführung deiner Pflicht dich Gottes Liebe nicht beseelet, so rühme dich der Tugend nicht und wisse, dass dir alles fehlet. Wenn Vorteil, Wollust, Eigensinn und Stolz dir nur das Gute raten, so tue noch so gute Taten, du hast vor Gott den Lohn dahin. Sei durch die Gaben der Natur das Wunder und das Glück der Erden! Beglückest du die Menschen nur, um vor der Welt geehrt zu werden, erfüllt die Liebe nicht dein Herz, so bist du bei den größten Gaben, bei dem Verstand, den Engel haben, vor Gott doch nur ein tönend Erz. Bau Häuser auf und brich dein Brot, das Volk der Armen zu verpflegen; entreiß die Witwen ihrer Not und sei der Waisen Schutz und Segen! Gib alle deine Habe hin! Noch hast du nichts vor Gott gegeben. Wenn Lieb und Pflicht dich nicht beleben, so ist dir alles kein Gewinn. Tu Taten, die der Heldenmut noch jemals hat verrichten können; vergieß fürs Vaterland dein Blut, lass deinen Leib für andre brennen! Beseelet dich nicht Lieb und Pflicht, bist du die Absicht deiner Taten, so schütz und rette ganze Staaten: Gott achtet deiner Werke nicht. Läg ihm an unsern Werken nur, so könnt er uns sie zu vollbringen sehr leicht durch Fessel der Natur, durch Kräfte seiner Allmacht zwingen. Vor ihm, der alles schafft und gibt, gilt Weisheit nichts, nichts Macht und Stärke. Er will die Absicht deiner Werke, ein Herz, das ihn verehrt und liebt. Ein Herz, von Eigenliebe fern, fern von des Stolzes eitlem Triebe, geheiligt durch die Furcht des Herrn, erneut durch Glauben zu der Liebe; dies ist’s, was Gott von uns verlangt. Und wenn wir nicht dies Herz besitzen, so wird ein Leben uns nichts nützen, das mit den größten Taten prangt. Drum täusche dich nicht durch den Schein, nicht durch der Tugend bloßen Namen. Sieh nicht auf deine Werk allein, sieh auf den Quell, aus dem sie kamen. Prüf dich vor Gottes Angesicht, ob seine Liebe dich beseelet. Ein Herz, dem nicht der Glaube fehlet, dem fehlet auch die Liebe nicht. Wohnt Liebe gegen Gott in dir, so wird sie dich zum Guten stärken. Du wirst die Gegenwart von ihr an Liebe zu dem Nächsten merken. Die Liebe, die dich schmücken soll, ist gütig, ohne List und Tücke, beneidet nicht des Nächsten Glücke, sie bläht sich nicht, ist langmutsvoll. Sie deckt des Nächsten Fehler zu und freut sich niemals seines Falles. Sie suchet nicht bloß ihre Ruh. Sie hofft und gläubt und duldet alles. Sie ist’s, die dir den Mut verleiht, des Höchsten Wort gern zu erfüllen, macht seinen Sinn zu deinem Willen und folgt dir in die Ewigkeit.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]29. Ermunterung die Schrift zu lesen
Soll dein verderbtes Herz zur Heiligung genesen, Christ, so versäume nicht, das Wort des Herrn zu lesen. Bedenke, dass dies Wort das Heil der ganzen Welt, den Rat der Seligkeit, den Geist aus Gott enthält. Merk auf, als ob dir Gott, dein Gott, gerufen hätte; merk auf, als ob er selbst zu dir vom Himmel redte! So lies! Mit Ehrfurcht lies, mit Lust und mit Vertraun und mit dem frommen Ernst, in Gott dich zu erbaun. Sprich fromm: O Gott, vor dem ich meine Hände falte, gib, dass ich dein Gebot für dein Wort ewig halte; und lass mich deinen Rat empfindungsvoll verstehn, die Wunder am Gesetz, am Wort vom Kreuze sehn! Er, aller Weisheit Gott, kann dich nicht irren lassen. Lies, Christ, sein heilig Buch; lies oft, du wirst es fassen, so viel dein Heil verlangt. Gott ist’s, der Weisheit gibt, wenn man sie redlich sucht und aus Gewissen liebt. Lies frei von Leidenschaft und ledig von Geschäften und sammle deinen Geist mit allen seinen Kräften. Der beste Teil des Tags, des Morgens Heiterkeit, und dann der Tag des Herrn, der sei der Schrift geweiht. Rührt dich ein starker Spruch, so ruf ihn, dir zum Glücke, des Tags oft in dein Herz, im Stillen oft zurücke. Empfinde seinen Geist und stärke dich durch ihn zum wahren Edelmut, das Gute zu vollziehn. Um tugendhaft zu sein, dazu sind wir auf Erden. Tu, was die Schrift gebeut, dann wirst du inne werden, die Lehre sei von Gott, die dir verkündigt ist, und dann das Wort verstehn, dem du gehorsam bist. Spricht sie geheimnisvoll, so lass dich dies nicht schrecken. Ein endlicher Verstand kann Gott nie ganz entdecken; Gott bleibt unendlich hoch. Wenn er sich dir erklärt, so glaube, was er spricht, nicht was dein Witz begehrt. Sich seines schwachen Lichts bei Gottes Licht nicht schämen, ist Ruhm; und die Vernunft alsdenn gefangen nehmen, wenn Gott sich offenbart, ist der Geschöpfe Pflicht; und weise Demut ist’s, das glauben, was Gott spricht. Drum lass dich, frommer Christ, durch keine Zweifel kränken. Hier bist du Kind, doch dort wird Gott mehr Licht dir schenken. Dort wächst mit deinem Glück dein Licht in Ewigkeit, dort ist die Zeit des Schauns und hier des Glaubens Zeit. Verehre stets die Schrift; und siehst du Dunkelheiten, so lass dich deinen Freund, der mehr als du siehst, leiten. Ein forschender Verstand, der sich der Schrift geweiht, ein angefochtnes Herz, hebt manche Dunkelheit. Halt fest an Gottes Wort; es ist dein Glück auf Erden und wird, so wahr Gott ist, dein Glück im Himmel werden. Verachte christlich groß des Bibelfeindes Spott; die Lehre, die er schmäht, bleibt doch das Wort aus Gott.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]30. Trost der Erlösung
Gedanke, der uns Leben gibt, welch Herz vermag dich auszudenken! Also hat Gott die Welt geliebt, uns seinen Sohn zu schenken! Hoch über die Vernunft erhöht, umringt mit heil’gen Finsternissen, füllst du mein Herz mit Majestät und stillest mein Gewissen. Ich kann der Sonne Wunder nicht, noch ihren Lauf und Bau ergründen; und doch kann ich der Sonne Licht und ihre Wärm empfinden. So kann mein Geist den hohen Rat des Opfers Jesu nicht ergründen; allein das Göttliche der Tat, das kann mein Herz empfinden. Nimm mir den Trost, dass Jesus Christ am Kreuz nicht meine Schuld getragen, nicht Gott und mein Erlöser ist, so werd ich angstvoll zagen. Ist Christi Wort nicht Gottes Sinn, so werd ich ewig irren müssen, und wer Gott ist und was ich bin und werden soll, nicht wissen. Nein, diesen Trost der Christenheit soll mir kein frecher Spötter rauben; ich fühle seine Göttlichkeit und halte fest am Glauben. Des Sohnes Gottes Eigentum, durch ihn des ew’gen Lebens Erbe, dies bin ich; und das ist mein Ruhm, auf den ich leb und sterbe. Er gibt mir seinen Geist, das Pfand, daran wir seine Liebe merken, und bildet uns durch seine Hand zu allen guten Werken. So lang ich seinen Willen gern mit einem reinen Herzen tue, so fühl ich eine Kraft des Herrn und schmecke Fried und Ruhe. Und wenn mich meine Sünde kränkt und ich zu seinem Kreuze trete, so weiß ich, dass er mein gedenkt und tut, warum ich bete. Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, dass ich, erwecket aus der Erde, wenn er sich zum Gericht erhebt, im Fleisch ihn schauen werde. Kann unsre Lieb im Glauben hier für den, der uns geliebt, erkalten? Dies ist die Lieb, o Gott, zu dir, dein Wort von Herzen halten. Erfüll mein Herz mit Dankbarkeit, so oft ich deinen Namen nenne, und hilf, dass ich dich allezeit treu vor der Welt bekenne. Soll ich dereinst noch würdig sein, um deinetwillen Schmach zu leiden, so lass mich keine Schmach und Pein von deiner Liebe scheiden! Und soll ich, Gott, nicht für und für des Glaubens Freudigkeit empfinden, so wirk er doch sein Werk in mir und rein’ge mich von Sünden. Hat Gott uns seinen Sohn geschenkt, — so lass mich noch im Tode denken — wie sollt uns der, der ihn geschenkt, mit ihm nicht alles schenken!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]31. Warnung vor der Wollust
Der Wollust Reiz zu widerstreben, dies, Jugend, liebst du Glück und Leben, lass täglich deine Weisheit sein. Entflieh der schmeichelnden Begierde, sie raubet dir des Herzens Zierde und ihre Freuden werden Pein. Lass, ihr die Nahrung zu verwehren, nie Speis und Trank dein Herz beschweren, und sei ein Freund der Nüchternheit. Versage dir, dich zu besiegen, auch öfters ein erlaubt Vergnügen, und steure deiner Sinnlichkeit. Lass nicht dein Auge dir gebieten, und sei, die Wollust zu verhüten, stets schamhaft gegen deinen Leib. Entflieh des Witzlings freien Scherzen und such im Umgang edler Herzen dir Beispiel, Witz und Zeitvertreib. Der Mensch, zu Fleiß und Arbeit träge, fällt auf des Müßigganges Wege leicht in das Netz des Bösewichts. Der Unschuld Schutzwehr sind Geschäfte. Entzieh der Wollust ihre Kräfte im Schweiße deines Angesichts. Erwacht ihr Trieb, dich zu bekämpfen, so wach auch du, ihn früh zu dämpfen, eh er die Freiheit dir verwehrt. Ihn bald in der Geburt ersticken, ist leicht; schwer ist’s, ihn unterdrücken, wenn ihn dein Herz zuvor genährt. Oft kleiden sich des Lasters Triebe in die Gestalt erlaubter Liebe, und du erblickst nicht die Gefahr. Ein langer Umgang macht dich freier, und oft wird ein verbotnes Feuer aus dem, was anfangs Freundschaft war. Dein fühlend Herz wird sich’s verzeihen, es wird des Lasters Ausbruch scheuen, indem es seinen Trieb ernährt. Du wirst dich stark und sicher glauben und kleine Fehler dir erlauben, bis deine Tugend sich entehrt. Doch nein, du sollst sie nicht entehren, du sollst dir stets die Tat verwehren; ist drum dein Herz schon tugendhaft? Ist’s Sünde nur, die Tat vollbringen? Sollst du nicht auch den Trieb bezwingen, nicht auch den Wunsch der Leidenschaft? Begierden sind es, die uns schänden, und ohne dass wir sie vollenden, verletzen wir schon unsre Pflicht. Wenn du vor ihnen nicht errötest, nicht durch den Geist die Lüste tötest, so rühme dich der Keuschheit nicht! Erfülle dich, scheinst du zu wanken, oft mit dem mächtigen Gedanken: Die Unschuld ist der Seele Glück. Einmal verscherzt und aufgegeben, verlässt sie mich im ganzen Leben, und keine Reu bringt sie zurück. Denk oft bei dir: Der Wollust Bande sind nicht nur dem Gewissen Schande, sie sind auch vor der Welt ein Spott. Und könnt ich auch in Finsternissen den Gräuel der Wollust ihr verschließen, so sieht und findet mich doch Gott. Die Wollust kürzt des Lebens Tage und Seuchen werden ihre Plage, da Keuschheit Heil und Leben erbt. Ich will mir dies ihr Glück erwerben. Den wird Gott wiederum verderben, wer seinen Tempel hier verderbt. Wie blühte nicht des Jünglings Jugend! Doch er vergaß den Weg der Tugend und seine Kräfte sind verzehrt. Verwesung schändet sein Gesichte und predigt schrecklich die Geschichte der Lüste, die den Leib verheert. So rächt die Wollust an den Frechen früh oder später die Verbrechen und züchtigt dich mit harter Hand. Ihr Gift wird dein Gewissen quälen, sie raubet dir das Licht der Seelen und lohnet dir mit Unverstand. Sie raubt dem Herzen Mut und Stärke, raubt ihm den Eifer edler Werke, den Adel, welchen Gott ihm gab. Und unter deiner Lüste Bürde sinkst du von eines Menschen Würde zur Niedrigkeit des Tiers herab. Drum fliehe vor der Wollust Pfade und wach und rufe Gott um Gnade, um Weisheit in Versuchung an. Erzittre vor dem ersten Schritte, mit ihm sind schon die andern Tritte zu einem nahen Fall getan.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]32. Abendlied
Herr, der du mir das Leben bis diesen Tag gegeben, dich bet ich kindlich an! Ich bin viel zu geringe der Treue, die ich singe und die du heut an mir getan. Mit dankendem Gemüte freu ich mich deiner Güte, ich freue mich in dir. Du gibst mir Kraft und Stärke, Gedeihn zu meinem Werke und schaffst ein reines Herz in mir. Gott, welche Ruh der Seelen nach deines Worts Befehlen einher im Leben gehn; auf deine Güte hoffen, im Geist den Himmel offen und dort den Preis des Glaubens sehn! Ich weiß, an wen ich glaube, und nahe mich im Staube zu dir, o Gott, mein Heil. Ich bin der Schuld entladen, ich bin bei dir in Gnaden, und in dem Himmel ist mein Teil. Bedeckt mit deinem Segen eil ich der Ruh entgegen, dein Name sei gepreist! Mein Leben und mein Ende ist dein; in deine Hände befehl ich, Vater, meinen Geist.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant du soir à Dieu", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
33. Das natürliche Verderben des Menschen
Wer bin ich von Natur, wenn ich mein Innres prüfe? O wieviel Gräuel lässt mich mein Herze sehn! Es ist verderbt, darum verbirgt mir’s seine Tiefe und weigert sich die Prüfung auszustehn. Der Weisheit erster Schritt ist, seine Torheit kennen; und diesen Schritt wie oft verwehrt mir’s ihn! Voll Eigenlieb und Stolz will sich’s nicht strafbar nennen, der Reu entgehn, doch nicht den Fehler fliehn. Wahr ist’s, ich find in mir noch redendes Gewissen, in der Vernunft noch Kenntnis meiner Pflicht. Ich kann mein Auge nie der Tugend ganz verschließen, und oft scheint mir ein Strahl von ihrem Licht. Doch schwaches Licht, das mir den Reiz der Tugend zeiget und vom Verstand nicht bis zum Herzen dringt! Vergebens lehret er, das Herz bleibt ungebeuget, hat sein Gesetz und folgt ihm unbedingt. Ein Richter in mir selbst stört oft des Herzens Ruhe, er klagt mich an. Ich steh erschrocken still und billige nicht mehr das Böse, das ich tue, und tue nicht das Gute, das ich will. Verstellung, die ich doch an meinem Nächsten hasse, erlaub ich mir und halt es für Gewinn, wenn ich im falschen Licht mich andern sehen lasse, und scheinen kann, was ich mir selbst nicht bin. Ich weiß, dass der Besitz der Güter dieser Erden der Seele nie das wahre Glück verleiht, doch bleiben sie mein Wunsch; und um beglückt zu werden, erring ich mir die Last der Eitelkeit. Ich weiß, wie groß es sei, aus Überlegung handeln, und handle doch aus sinnlichem Gefühl. Durch falschen Schein getäuscht, eil ich ihm nachzuwandeln, und Leidenschaft und Irrtum steckt mein Ziel. Ein gegenwärtig Gut versäum ich zu genießen, flieh, was mich sucht, und suche, was mich flieht. Im Glücke bin ich stolz, verzagt in Kümmernissen und ohne Ruh um Ruhe stets bemüht. Mein Nächster hat ein Recht auf viele meiner Pflichten, doch wird dies Recht so oft von mir entweiht. Versagt er mir die Pflicht, so eil ich, ihn zu richten, und sein Versehn ist Ungerechtigkeit. Nicht Liebe gegen Gott heißt mich dem Nächsten dienen, mehr Eigenlieb und niedrer Eigennutz. Aus ihnen fließt Betrug, Verstellung; und in ihnen findt Neid und Hass und Stolz und Härte Schutz. Gott ehren ist mein Ruf. Wenn ich den Ruf betrachte, was find ich da für Mängel meiner Pflicht! Die Wunder der Natur, die Gott zu Lehrern machte, stehn vor mir da, und diese hör ich nicht. Und heißt ihr Anblick mich auf seine Weisheit schließen, auf Güt und Macht, so schließt nur mein Verstand. Das Herz bleibt ungerührt, betäubt bleibt das Gewissen und Gott, mein Herr und Vater, unerkannt. Er schenkt mir so viel Glück. Gebrauch ich seine Güte zu meinem Heil und geb ich ihr Gehör? Nein, durch den Missbrauch selbst verschließ ich mein Gemüte der Dankbarkeit und Liebe desto mehr. Oft sagt mir mein Verstand, dass des Allmächt’gen Gnade das größte Gut, der Trost des Lebens ist, und welche Schulden ich auf mein Gewissen lade, wenn sie mein Herz für Menschengunst vergisst! Und doch, o Gott, wie oft geb ich dies Glück der Seelen, dir wert zu sein, für kindischen Gewinn, für einen Ruhm der Welt, für Lüste, die mich quälen, für Eitelkeit und für ein Nichts dahin! Gott ist der Herr der Welt; auf seine Hülfe bauen, ist meine Pflicht. Doch wenn gehorch ich ihr? Bald bebt mein Herz vor Furcht, und bald ist das Vertrauen, das mich beseelt, nur ein Vertraun zu mir. Dies ist des Menschen Herz. Wer hat dies Herz verheeret? So kam es nicht, o Gott, aus deiner Hand. Der Mensch durch eigne Schuld hat seine Würd entehret; und beides fiel, sein Herz und sein Verstand. Doch so verderbt wir sind, so schwach, uns selbst zu heilen, so steuert Gott doch der Verdorbenheit, lässt durch sein heilig Wort uns neue Kraft erteilen, Licht der Vernunft, dem Herzen Reinigkeit. Und du willst dieser Kraft, o Mensch, dich widersetzen? Sie beut sich an, du aber wehrest ihr? Und willst des größten Glücks dich selber unwert schätzen? Erkenne Gott, noch steht dein Heil bei dir!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]34. Die Güte Gottes
Wie groß ist des Allmächt’gen Güte! Ist der ein Mensch, den sie nicht rührt, der mit verhärtetem Gemüte den Dank erstickt, der ihm gebührt? Nein, seine Liebe zu ermessen, sei ewig meine größte Pflicht! Der Herr hat mein noch nie vergessen; vergiss, mein Herz, auch seiner nicht! Wer hat mich wunderbar bereitet? Der Gott, der meiner nicht bedarf. Wer hat mit Langmut mich geleitet? Er, dessen Rat ich oft verwarf. Wer stärkt den Frieden im Gewissen? Wer gibt dem Geiste neue Kraft? Wer lässt mich soviel Glück genießen? Ist’s nicht sein Arm, der alles schafft? Schau, o mein Geist, in jenes Leben, zu welchem du erschaffen bist; wo du, mit Herrlichkeit umgeben, Gott ewig sehn wirst, wie er ist. Du hast ein Recht zu diesen Freuden, durch Gottes Güte sind sie dein. Sieh, darum musste Christus leiden, damit du könntest selig sein. Und diesen Gott sollt ich nicht ehren und seine Güte nicht verstehn? Er sollte rufen, ich nicht hören, den Weg, den er mir zeigt, nicht gehn? Sein Will ist mir ins Herz geschrieben, sein Wort bestärkt ihn ewiglich: Gott soll ich über alles lieben und meinen Nächsten gleich als mich! Dies ist mein Dank, dies ist sein Wille. Ich soll vollkommen sein wie er. So lang ich dies Gebot erfülle, stell ich sein Bildnis in mir her. Lebt seine Lieb in meiner Seele, so treibt sie mich zu jeder Pflicht. Und ob ich schon aus Schwachheit fehle, herrscht doch in mir die Sünde nicht. O Gott, lass deine Güt und Liebe mir immerdar vor Augen sein! Sie stärk in mir die guten Triebe, mein ganzes Leben dir zu weihn. Sie tröste mich zur Zeit der Schmerzen, sie leite mich zur Zeit des Glücks, und sie besieg in meinem Herzen die Furcht des letzten Augenblicks.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]35. Der Weg des Frommen
Wer Gottes Wege geht, nur der hat großen Frieden. Er widerstrebt der bösen Lust; er kämpft und ist des Lohns, den Gott dem Kampf beschieden, ist seiner Tugend sich bewußt. Sein Beispiel sucht dein Herz im Guten zu bestärken, er nimmt an deiner Tugend Teil, denn alle sind von Gott gezeugt zu guten Werken, und haben einen Herrn, ein Teil. Ihn hat vor allezeit vor Augen und im Herzen, prüft täglich sich vor seinem Thron, bereut der fehler Zahl, und tilgt der Sünden Schmerzen durch Jesum Christum, seinen Sohn.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this page: Martin Jahn36. In Krankheit
Ich hab in guten Stunden
Des Lebens Glück empfunden
Und Freuden ohne Zahl;
So will ich denn gelassen
Mich auch in Leiden fassen;
Welch Leben hat nicht seine Qual?
...
Wenn ich in Christo sterbe,
Bin ich des Himmels Erbe;
Was schreckt mich Grab und Tod?
Auch auf des Todes Pfade
Vertrau ich deiner Gnade;
Du, Herr, bist bei mir in der Noth.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "In Krankheit"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Note for Lang's setting: stanza 1, line 3, word 3 ("ohne") is "sonder" in one manuscript, but reverts to "ohne" in the repetition.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Martin Jahn37. Vom Tode
Meine Lebenszeit verstreicht,
Stündlich eil ich zu dem Grabe,
Und was ist's, das ich vielleicht,
Das ich noch zu leben habe?
Denk, o Mensch, an deinen Tod!
Säume nicht, denn Eins ist Not!
Lebe, wie du, wenn du stirbst,
Wünschen wirst, gelebt zu haben
Güter, die du hier erwirbst,
Würden, die dir Menschen gaben;
Nichts wird dich im Tod erfreun;
Diese Güter sind nicht dein.
Nur ein Herz, das Gutes liebt,
Nur ein ruhiges Gewissen,
Das vor Gott dir Zeugnis gibt,
Wird dir deinen Tod versüßen;
Dieses Herz, von Gott erneut,
Ist des Todes Freudigkeit.
Wenn in deiner letzten Not
Freunde hülflos um dich beben:
Dann wird über Welt und Tod
Dich dies reine Herz erheben;
Dann erschreckt dich kein Gericht;
Gott ist deine Zuversicht.
...
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Jordi López Jové) , "Sobre la mort", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Over de dood", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "On Death", copyright ©
- FRE French (Français) (Angelika Frenzel) , "De la Mort", copyright © 2003, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Della morte", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Vinzenz Haab
38. Lied am Geburtstage
Dir dank ich heute für mein Leben; am Tage, da du mir’s gegeben, dank ich dir, Gott, dafür. Durch freie Gnad allein bewogen, hast du mich aus dem Nichts gezogen; durch deine Güte bin ich hier. Du hast mich wunderbar bereitet, an deiner Rechten mich geleitet bis diesen Augenblick. Du gabst mir tausend frohe Tage, verwandeltest selbst meine Klage und meine Leiden in mein Glück. Ich bin der Treue zu geringe, mit der du, Herrscher aller Dinge, stets über mich gewacht. O Gott, damit ich glücklich werde, hast du an mich, mich Staub und Erde, von Ewigkeit her schon gedacht! Du sahst und hörtest schon mein Sehnen und zähltest alle meine Tränen, eh ich bereitet war; und wogst, eh ich zu sein begonnte, eh ich zu dir noch rufen konnte, mir mein bescheiden Teil schon dar. Du ließt mich Gnade vor dir finden und sahst doch alle meine Sünden vorher von Ewigkeit. O welche Liebe, welch Erbarmen! Der Herr der Welt sorgt für mich Armen und ist ein Vater, der verzeiht. Für alle Wunder deiner Treue, für alles, dessen ich mich freue, lobsinget dir mein Geist. Er selber ist dein größt Geschenke; dein ist’s, dass ich durch ihn dich denke, und dein, dass er dich heute preist. Dass du mein Leben mir gefristet, mit Stärk und Kraft mich ausgerüstet, dies, Vater, dank ich dir. Dass du mich wunderbar geführet, mit deinem Geiste mich regieret, dies alles, Vater, dank ich dir. Soll ich, o Gott, noch länger leben, so wirst du, was mir gut ist, geben; du gibst’s, ich hoff auf dich. Dir, Gott, befehl ich Leib und Seele. Der Herr Herr, dem ich sie befehle, der segne und behüte mich!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]39. Versicherung der Gnade Gottes
So hoff ich denn mit festem Mut auf Gottes Gnad und Christi Blut, ich hoff ein ewig Leben. Gott ist ein Vater, der verzeiht, hat mir das Recht zur Seligkeit in seinem Sohn gegeben. Herr, welch ein unaussprechlich Heil, an dir, an deiner Gnade Teil, Teil an dem Himmel haben; im Herzen durch den Glauben rein, dich lieben und versichert sein von deines Geistes Gaben! Dein Wort, das Wort der Seligkeit, wirkt göttliche Zufriedenheit, wenn wir es treu bewahren. Es spricht uns Trost im Elend zu, versüßet uns des Lebens Ruh und stärkt uns in Gefahren. Erhalte mir, o Herr, mein Hort, den Glauben an dein göttlich Wort um deines Namens willen. Lass ihn mein Licht auf Erden sein, ihn täglich mehr mein Herz erneun und mich mit Trost erfüllen!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]40. Gelassenheit
Was ist’s, dass ich mich quäle? Harr seiner, meine Seele, harr und sei unverzagt! Du weißt nicht, was dir nützet; Gott weiß es und Gott schützet, er schützet den, der nach ihm fragt. Er zählte meine Tage, mein Glück und meine Plage, eh ich die Welt noch sah. Eh ich mich selbst noch kannte, eh ich ihn Vater nannte, war er mir schon mit Hülfe nah. Die kleinste meiner Sorgen ist dem nicht unverborgen, der alles sieht und hält. Und was er mir beschieden, das dient zu meinem Frieden, wär’s auch die größte Last der Welt. Ich lebe nicht auf Erden, um glücklich hier zu werden; die Lust der Welt vergeht. Ich lebe hier, im Segen den Grund zum Glück zu legen, das ewig wie mein Geist besteht. Was dieses Glück vermehret, sei mir von dir gewähret! Gott, du gewährst es gern. Was dieses Glück verletzet, wenn’s alle Welt auch schätzet, sei, Herr, mein Gott, mir ewig fern! Sind auch der Krankheit Plagen, der Mangel schwer zu tragen, noch schwerer Hass und Spott, so harr ich und bin stille zu Gott, denn nicht mein Wille, dein Wille nur gescheh, o Gott! Du bist der Müden Stärke, und aller deiner Werke erbarmst du ewig dich. Was kann mir widerfahren, wenn Gott mich will bewahren? Und er, mein Gott, bewahret mich.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]41. Allgemeines Gebet
Ich komme vor dein Angesicht, verwirf, o Gott, mein Flehen nicht; vergib mir alle meine Schuld, du Gott der Gnaden und Geduld! Schaff du ein reines Herz in mir, ein Herz voll Lieb und Furcht zu dir, ein Herz voll Demut, Preis und Dank, ein ruhig Herz mein Leben lang. Sei mein Beschützer in Gefahr, ich harre deiner immerdar. Ist wohl ein Übel, das mich schreckt, wenn deine Rechte mich bedeckt? Ich bin ja, Herr, in deiner Hand. Von dir empfing ich den Verstand; erhalt ihn mir, o Herr, mein Hort, und stärk ihn durch dein göttlich Wort. Lass, deines Namens mich zu freun, ihn stets vor meinen Augen sein. Lass, meines Glaubens mich zu freun, ihn stets durch Liebe tätig sein. Das ist mein Glück, was du mich lehrst. Das sei mein Glück, dass ich zuerst nach deinem Reiche tracht und treu in allen meinen Pflichten sei! Ich bin zu schwach aus eigner Kraft zum Siege meiner Leidenschaft; du aber ziehst mit Kraft mich an, dass ich den Sieg erlangen kann. Gib von den Gütern dieser Welt mir, Herr, so viel als dir gefällt; gib deinem Knecht ein mäßig Teil, zu seinem Fleiße Glück und Heil. Schenkt deine Hand mir Überfluss, so lass mich mäßig im Genuss und, dürft’ge Brüder zu erfreun, mich einen frohen Geber sein. Gib mir Gesundheit und verleih, dass ich sie nütz und dankbar sei und nie, aus Liebe gegen sie, mich zaghaft einer Pflicht entzieh. Erwecke mir stets einen Freund, der’s treu mit meiner Wohlfahrt meint, mit mir in deiner Furcht sich übt, mir Rat und Trost und Beispiel gibt. Bestimmst du mir ein längres Ziel und werden meiner Tage viel, so lass, Gott, meine Zuversicht, verlass mich auch im Alter nicht. Und wird sich einst mein Ende nahn, so nimm dich meiner herzlich an und sei durch Christum, deinen Sohn, mein Schirm, mein Schild und großer Lohn!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Allgemeines Gebet"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]42. Osterlied
Erinnre dich, mein Geist, erfreut des hohen Tags der Herrlichkeit; halt im Gedächtnis Jesum Christ, der von dem Tod erstanden ist! Fühl alle Dankbarkeit für ihn, als ob er heute dir erschien, als spräch er: Friede sei mit dir! So freue dich, mein Geist, in mir! Schau über dich und bet ihn an. Er misst den Sternen ihre Bahn, er lebt und herrscht mit Gott vereint und ist dein König und dein Freund. Macht, Ruhm und Hoheit immerdar dem, der da ist und der da war! Sein Name sei gebenedeit von nun an bis in Ewigkeit! O Glaube, der das Herz erhöht! Was ist der Erde Majestät, wenn sie mein Geist mit der vergleicht, die ich durch Gottes Sohn erreicht? Vor seinem Thron, in seinem Reich unsterblich, heilig, Engeln gleich und ewig, ewig selig sein; Herr, welche Herrlichkeit ist mein! Mein Herz erliegt froh unter ihr, Lieb und Verwundrung kämpft in mir; und voll von Ehrfurcht, Dank und Pflicht fall ich, Gott, auf mein Angesicht. Du, der du in den Himmeln thronst, ich soll da wohnen, wo du wohnst? Und du erfüllst einst mein Vertraun, in meinem Fleische dich zu schaun? Ich soll, wenn du, des Lebens Fürst, in Wolken göttlich kommen wirst, erweckt aus meinem Grabe gehn und rein zu deiner Rechten stehn? Mit Engeln und mit Seraphim, mit Thronen und mit Cherubim, mit allen Frommen aller Zeit soll ich mich freun in Ewigkeit? Zu welchem Glück, zu welchem Ruhm erhebt uns nicht das Christentum! Mit dir gekreuzigt, Gottes Sohn, sind wir auch auferstanden schon. Nie komm es mir aus meinem Sinn, was ich, mein Heil, dir schuldig bin, damit ich mich, in Liebe treu, zu deinem Bilde stets erneu. Er ist’s, der alles in uns schafft; sein ist das Reich, sein ist die Kraft. Halt im Gedächtnis Jesum Christ, der von dem Tod erstanden ist!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]43. Weihnachtslied
Dies ist der Tag, den Gott gemacht, sein werd in aller Welt gedacht; ihn preise, was durch Jesum Christ im Himmel und auf Erden ist. Die Völker haben dein geharrt, bis dass die Zeit erfüllet ward. Da sandte Gott von seinem Thron das Heil der Welt, dich, seinen Sohn. Wenn ich dies Wunder fassen will, so steht mein Geist vor Ehrfurcht still. Er betet an und er ermisst, dass Gottes Lieb unendlich ist. Damit der Sünder Gnad erhält, erniedrigst du dich, Herr der Welt, nimmst selbst an unsrer Menschheit teil, erscheinst im Fleisch und wirst uns Heil. Dein König, Zion, kommt zu dir. Ich komm, im Buche steht von mir; Gott, deinen Willen tu ich gern. Gelobt sei, der da kömmt im Herrn! Herr, der du Mensch geboren wirst, Immanuel und Friedefürst, auf den die Väter hoffend sahn, dich, Gott Messias, bet ich an. Du, unser Heil und höchstes Gut, vereinest dich mit Fleisch und Blut, wirst unser Freund und Bruder hier, und Gottes Kinder werden wir. Gedanke voller Majestät! Du bist es, der das Herz erhöht. Gedanke voller Seligkeit! Du bist es, der das Herz erfreut. Durch eines Sünde fiel die Welt. Ein Mittler ist’s, der sie erhält. Was zagt der Mensch, wenn der ihn schützt, der in des Vaters Schoße sitzt? Jauchzt, Himmel, die ihr ihn erfuhrt, den Tag der heiligsten Geburt; und Erde, die ihn heute sieht, sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied! Dies ist der Tag, den Gott gemacht, sein werd in aller Welt gedacht! Ihn preise, was durch Jesum Christ im Himmel und auf Erden ist!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]44. Am Kommuniontage
Ich komme, Herr, und suche dich, mühselig und beladen. Gott, mein Erbarmer, würd’ge mich des Wunders deiner Gnaden. Ich liege hier vor deinem Thron, Sohn Gottes und des Menschen Sohn, mich deiner zu getrösten. Ich fühle meiner Sünden Müh, ich suche Ruh und finde sie im Glauben der Erlösten. Dich bet ich zuversichtlich an, du bist das Heil der Sünder. Du hast die Handschrift abgetan und wir sind Gottes Kinder. Ich denk an deines Leidens Macht und an dein Wort: Es ist vollbracht! Du hast mein Heil verdienet. Du hast für mich dich dargestellt. Gott war in dir und hat die Welt in dir mit sich versühnet. So freue dich, mein Herz, in mir! Er tilget deine Sünden und lässt an seiner Tafel hier dich Gnad um Gnade finden. Du rufst, und er erhört dich schon, spricht liebreich: Sei getrost, mein Sohn! Die Schuld ist dir vergeben. Du bist in meinen Tod getauft, und du wirst dem, der dich erkauft, von ganzem Herzen leben. Dein ist das Glück der Seligkeit, bewahr es hier im Glauben, und lass durch keine Sicherheit dir deine Krone rauben. Sieh, ich vereine mich mit dir; ich bin der Weinstock, bleib an mir, so wirst du Früchte bringen. Ich helfe dir, ich stärke dich; und durch die Liebe gegen mich wird dir der Sieg gelingen. Ja, Herr, mein Glück ist dein Gebot, ich will es treu erfüllen und bitte dich durch deinen Tod um Kraft zu meinem Willen. Lass mich von nun an würdig sein, mein ganzes Herz dir, Herr, zu weihn und deinen Tod zu preisen. Lass mich den Ernst der Heiligung durch eine wahre Besserung mir und der Welt beweisen!
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]45. Am neuen Jahre
Er ruft der Sonn und schafft den Mond, Das Jahr darnach zu teilen; Er schafft es, daß man sicher wohnt, Und heißt die Zeiten eilen; Er ordnet Jahre, Tag und Nacht; Auf! laßt uns ihm, dem Gott der Macht, Ruhm, Preis und Dank erteilen. Laß auch dies Jahr gesegnet sein, Das du uns neu gegeben. Verleih uns Kraft, die Kraft ist dein, In deiner Furcht zu leben. Du schützest uns, und du vermehrst Der Menschen Glück, wenn sie zuerst Nach deinem Reiche streben. Gib mir, wofern es dir gefällt, Des Lebens Ruh und Freuden. Doch schadet mir das Glück der Welt: So gib mir Kreuz und Leiden. Nur stärke mit Geduld mein Herz, Und laß mich nicht in Not und Schmerz Die Glücklichern beneiden.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this page: Martin Jahn46. Bußlied
An dir, allein an dir hab ich gesündigt,
Und übel oft vor dir getan.
Du siehst die Schuld, die mir den Fluch verkündigt;
Sieh, Gott, auch meinen Jammer an.
Dir ist mein Flehn, mein Seufzen nicht verborgen,
Und meine Tränen sind vor dir.
Ach Gott, mein Gott, wie lange soll ich sorgen?
Wie lang entfernst du dich von mir?
Herr, handle nicht mit mir nach meinen Sünden,
Vergilt mir nicht nach meiner Schuld.
Ich suche dich, laß mich dein Antlitz finden,
Du Gott der Langmut und Geduld.
...
Herr, eile du, mein Schutz, mir beizustehen,
Und leite mich auf ebner Bahn.
Er hört mein Schrei'n, der Herr erhört mein Flehen
Und nimmt sich meiner Seele an.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), "Bußlied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Jordi López Jové) , "Cançó de penitencia", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Boetelied", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Song of penance", copyright ©
- FRE French (Français) (Angelika Frenzel) , "Chant de pénitence", copyright © 2003, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Canto di penitenza", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Marco Crosetto) , "Inno di penitenza", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
47. Die Liebe der Feinde
Nie will ich dem zu schaden suchen, der mir zu schaden sucht. Nie will ich meinem Feinde fluchen, wenn er aus Hass mir flucht. Mit Güte will ich ihm begegnen, nicht drohen, wenn er droht. Wenn er mich schilt, will ich ihn segnen; dies ist des Herrn Gebot. Er, der von keiner Sünde wusste, vergalt die Schmach mit Huld und litt, so viel er leiden musste, mit Sanftmut und Geduld. Will ich, sein Jünger, widerschelten, da er nicht widerschalt; mit Liebe nicht den Hass vergelten, wie er den Hass vergalt? Wahr ist’s: Verleumdung dulden müssen, ist eine schwere Pflicht. Doch selig, wenn ein gut Gewissen zu unsrer Ehre spricht! Dies will ich desto mehr bewahren; so bessert mich mein Feind und lehrt mich, weiser nur verfahren, indem er’s böse meint. Ich will mich vor den Fehlern hüten, die er von mir ersann; und auch die Fehler mir verbieten, die er nicht wissen kann. So will ich mich durch Sanftmut rächen, an ihm das Gute sehn und dieses Gute von ihm sprechen; wie könnt er länger schmähn! In seinem Hass ihn zu ermüden, will ich ihm gern verzeihn, und als ein Christ bereit zum Frieden, bereit zu Diensten sein. Und wird er, mich zu untertreten, durch Güte mehr erhitzt, will ich im Stillen für ihn beten und Gott vertraun; Gott schützt.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]48. Demut
Herr, lehre mich, wenn ich der Tugend diene, dass nicht mein Herz des Stolzes sich erkühne und nicht auf sie vermessen sei. Herr, lehre mich, wie oft ich fehle, merken. Was ist der Mensch bei seinen besten Werken? Wenn sind sie von Gebrechen frei? Wie oft fehlt mir zum Guten selbst der Wille! Wie oft, wenn ich auch dein Gebot erfülle, erfüll ich’s minder, als ich soll! Sind Lieb und Furcht stets die Bewegungsgründe der guten Tat, der unterlassnen Sünde? Und ist mein Herz des Eifers voll? Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend, gedenke nicht der unvollkommnen Tugend der reifern Jahre meiner Zeit. Wenn ich noch oft aus Stolz nach Tugend strebe, aus Menschenfurcht mich Lastern nicht ergebe, was ist denn meine Frömmigkeit? Wenn ich den Geiz aus Furcht der Schande fliehe, aus Weichlichkeit mich wohlzutun bemühe und mäßig bin gesund zu sein; wenn ich die Rach aus Eigennutze hasse, der Ehrfurcht Pfad aus Trägheit nur verlasse: Was ist an dieser Tugend mein? Und Gott, wie oft sind unsre besten Triebe nicht Frömmigkeit, nicht Früchte deiner Liebe, nur Früchte der Natur und Zeit! Wenn fühlen wir der Tugend ganze Würde? Wenn ist dein Joch uns eine leichte Bürde und dein Gebot Zufriedenheit? Doch, Herr, mein Gott, wenn auch zu deiner Ehre mein Herze rein, rein meine Tugend wäre, wes ist denn dieses Eigentum? Wer ließ mich früh zur Tugend unterrichten, mein Glück mich sehn in meines Lebens Pflichten und im Gehorsam meinen Ruhm? Wer gab mir Mut, Herr, dein Gebot zu lieben? Wer gab mir Kraft, es freudig auszuüben, und in Versuchung Schild und Sieg? Wes ist der Quell, der mich mit Weisheit tränkte? Und wes der Freund, der mich zum Guten lenkte und mir den Fehler nicht verschwieg? Du triebst mich an, dass ich das Gute wählte, und riefst mich oft, wenn ich des Wegs verfehlte, durch Stimmen deines Geists zurück, zogst mich durch Kreuz, durch Wohltat auch, von Sünden, ließt, wenn ich rief, mich wieder Gnade finden und gabst zu meiner Bessrung Glück. Was ist der Mensch, dass du, Gott, sein gedenkest, Gerechtigkeit in deinem Sohn ihm schenkest und zur Belohnung selbst ein Recht? Und wenn ich nun durch deines Geistes Gabe des Glaubens Kraft und alle Werke habe, wer bin ich? Ein unnützer Knecht.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]49. Wider den Übermut
Was ist mein Stand, mein Glück und jede gute Gabe? Ein unverdientes Gut. Bewahre mich, o Gott, von dem ich alles habe, vor Stolz und Übermut. Wenn ich vielleicht der Welt mehr als mein Nächster nütze, wer gab mir Kraft dazu? Und wenn ich mehr Verstand, als er besitzt, besitze, wer gab mir ihn als du? Wenn mir ein größer Glück, als ihn erfreut, begegnet, bin ich ein bessrer Knecht? Gibt deine Gütigkeit, die mich vor andern segnet, mir wohl zum Stolz ein Recht? Wenn ich, geehrt und groß, in Würden mich erblicke, Gott, wer erhöhte mich? Ist nicht mein Nächster oft bei seinem kleinern Glücke viel würdiger als ich? Wie könnt ich mich, o Gott, des Guten überheben und meines schwachen Lichts? Was ich besitz, ist dein. Du sprichst, so bin ich Leben! Du sprichst, so bin ich nichts! Von dir kömmt das Gedeihn und jede gute Gabe von dir, du höchstes Gut! Bewahre mich, o Gott, von dem ich alles habe, vor Stolz und Übermut!
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- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Contre l'arrogance", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
50. Wider den Aufschub der Bekehrung
Willst du die Buße noch, die Gott gebeut, verschieben, so schändest du sein Wort und mußt dich selbst nicht lieben. Ist deine Besserung nicht deiner Seele Glück? Und wer verschiebt sein Heil gern einen Augenblick? Allein, wie schwer ist’s nicht, sein eigen Herz bekämpfen, Begierden widerstehn und seine Lüste dämpfen? Ja, Sünder, es ist schwer; allein zu deiner Ruh ist dies der einz’ge Weg. Und dem entsagest du? Ist deine Pflicht von Gott, wie kannst du sie vergessen? Nach deinen Kräften selbst hat er sie abgemessen. Was weigerst du dich noch? Ist Gott denn ein Tyrann, der mehr von mir verlangt, als ich ihm leisten kann? Sprich selbst: Gewinnet Gott, wenn ich ihm kindlich diene, und, seiner wert zu sein, im Glauben mich erkühne? Wenn du die Tugend übst, die Gott, dein Herr gebeut, wem dienst du? Ringst du nicht nach deiner Seligkeit? Was weigerst du dich noch, das Laster zu verlassen? Weil es dein Unglück ist, befiehlt es Gott zu hassen. Was weigerst du dich noch, der Tugend Freund zu sein? Weil sie dich glücklich macht, befiehlt sie Gott allein. Gott beut die Kraft dir an, das Gute zu vollbringen. Soll er durch Allmacht dich, ihm zu gehorchen, zwingen? Er gab dir die Vernunft und du verleugnest sie? Er sendet dir sein Wort und du gehorchst ihm nie? Sprich nicht: Gott kennt mein Herz; ich hab es ihm verheißen, mich noch dereinst, mich bald vom Laster loszureißen; itzt ist dies Werk zu schwer. Doch diese Schwierigkeit, die heute dich erschreckt, wächst sie nicht durch die Zeit? Je öfter du vollbringst, was Fleisch und Blut befohlen, je stärker wird der Hang, die Tat zu wiederholen. Scheust du dich heute nicht, des Höchsten Feind zu sein: Um wie viel weniger wirst du dich morgen scheun! Ist denn die Buß ein Werk von wenig Augenblicken? Kann dich kein schneller Tod der Welt noch heut entrücken? Ist ein Geschrei zu Gott, ein Wunsch nach Besserung und Angst und Missetat die wahre Heiligung? Ist’s gnug zur Seligkeit, des Glückes der Erlösten, wenn uns der Tod ergreift, sich sicher zu getrösten; ist das Bekenntnis gnug, dass uns die Sünde reut: So ist kein leichter Werk als deine Seligkeit. Doch fodert Gott von uns die Reinigkeit der Seelen. Ist keine Seele rein, der Glaub und Liebe fehlen; ist dieses dein Beruf, Gott dienen, den du liebst: So zittre vor dir selbst, wenn du dies Werk verschiebst. Der Glaube heiligt dich. Ist dieser dein Geschäfte? Nein, Mensch! Und du verschmähst des Geistes Gottes Kräfte? Erschreckt dich nicht sein Wort? Gibt in verkehrten Sinn den Sünder, der beharrt, nicht Gott zuletzt dahin? Hat Christus uns erlöst, damit wir Sünder bleiben und, sicher durch sein Blut, das Laster höher treiben? Gebeut uns Christi Wort nicht Tugend, Recht und Pflicht, so ist es nicht von Gott. Gott widerspricht sich nicht. Noch heute, weil du lebst und seine Stimme hörest, noch heute schicke dich, dass du vom Bösen kehrest. Begegne deinem Gott, willst du zu deiner Pein dein hier versäumtes Glück nicht ewig noch bereun. Entschließe dich beherzt, dich selber zu besiegen; der Sieg, so schwer er ist, bringt göttliches Vergnügen. Was zagst du? Geht er gleich im Anfang langsam fort, sei wacker! Gott ist nah und stärkt dich durch sein Wort. Ruf ihn in Demut an, er tilget deine Sünden. Und lässt dich sein Gesetz erst ihren Fluch empfinden, so widerstreb ihm nicht, denn Gottes Traurigkeit wirkt eine Reu in dir, die niemals dich gereut. So süß ein Laster ist, so gibt’s doch keinen Frieden. Der Tugend nur allein hat Gott dies Glück beschieden. Ein Mensch, der Gott gehorcht, erwählt das beste Teil; ein Mensch, der Gott verlässt, verlässt sein eignes Heil. Die Buße führt dich nicht in eine Welt voll Leiden, Gott kennt und liebt dein Glück, sie führt zu deinen Freuden, macht deine Seele rein, füllt dich mit Zuversicht, gibt Weisheit und Verstand und Mut zu deiner Pflicht. Sprich selbst: Ist dies kein Glück, mit ruhigem Gewissen die Güter dieser Welt, des Lebens Glück genießen und mäßig und gerecht in dem Genusse sein und sich der Seligkeit schon hier im Glauben freun?
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- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]51. Vertrauen auf Gottes Vorsehung
Auf Gott, und nicht auf meinen Rat, will ich mein Glücke bauen und dem, der mich erschaffen hat, mit ganzer Seele trauen. Er, der die Welt allmächtig hält, wird mich in meinen Tagen als Gott und Vater tragen. Er sah von aller Ewigkeit, wie viel mir nützen würde, bestimmte meine Lebenszeit, mein Glück und meine Bürde. Was zagt mein Herz? Ist auch ein Schmerz, der zu des Glaubens Ehre nicht zu besiegen wäre? Gott kennet, was mein Herz begehrt, und hätte, was ich bitte, mir gnädig, eh ich’s bat, gewährt, wenn’s seine Weisheit litte. Er sorgt für mich stets väterlich. Nicht, was ich mir ersehe, sein Wille, der geschehe! Ist nicht ein ungestörtes Glück weit schwerer oft zu tragen als selbst das widrige Geschick, bei dessen Last wir klagen? Die größte Not hebt doch der Tod, und Ehre, Glück und Habe verlässt mich doch im Grabe. An dem, was wahrhaft glücklich macht, lässt Gott es keinem fehlen; Gesundheit, Ehre, Glück und Pracht sind nicht das Glück der Seelen. Wer Gottes Rat vor Augen hat, dem wird ein gut Gewissen die Trübsal auch versüßen. Was ist des Lebens Herrlichkeit? Wie bald ist sie verschwunden! Was ist das Leiden dieser Zeit? Wie bald ist’s überwunden! Hofft auf den Herrn! Er hilft uns gern; seid fröhlich, ihr Gerechten! Der Herr hilft seinen Knechten.
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- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]52. Beständige Erinnerung des Todes
Was sorgst du ängstlich für dein Leben? Es Gott gelassen übergeben, ist wahre Ruh und deine Pflicht. Du sollst es lieben, weislich nützen, es dankbar als ein Glück besitzen, verlieren, als verlörst du’s nicht. Der Tod soll dich nicht traurig schrecken; doch dich zur Weisheit zu erwecken, soll er dir stets vor Augen sein. Er soll den Wunsch zu leben mindern, doch dich in deiner Pflicht nicht hindern, vielmehr dir Kraft dazu verleihn. Ermattest du in deinen Pflichten, so lass den Tod dich unterrichten, wie wenig deiner Tage sind. Sprich: Sollt ich Gutes wohl verschieben? Nein, meine Zeit es auszuüben ist kurz, und sie verfliegt geschwind. Denk an den Tod, wenn böse Triebe, wenn Lust der Welt und ihre Liebe dich reizen, und ersticke sie. Sprich: Kann ich nicht noch heute sterben? Und könnt ich auch die Welt erwerben, beging ich doch solch Übel nie. Denk an den Tod, wenn Ruhm und Ehren, wenn deine Schätze sich vermehren, dass du sie nicht zu heftig liebst. Denk an die Eitelkeit der Erden, dass, wenn sie dir entrissen werden, du dann dich nicht zu sehr betrübst. Denk an den Tod bei frohen Tagen. Kann deine Lust sein Bild vertragen, so ist sie gut und unschuldsvoll. Sprich, dein Vergnügen zu versüßen: Welch Glück werd ich erst dort genießen, wo ich unendlich leben soll! Denk an den Tod, wenn deinem Leben das fehlt, wonach die Reichen streben. Sprich: Bin ich hier, um reich zu sein? Heil mir! wenn ich in Christo sterbe, dann ist ein unbeflecktes Erbe, dann ist der Himmel Reichtum mein. Denk an den Tod, wenn Leiden kommen. Sprich: Alle Trübsal eines Frommen ist zeitlich und im Glauben leicht. Ich leide, doch von allem Bösen wird mich der Tod bald, bald erlösen; er ist’s, der mir die Krone reicht. Denk an den Tod, wenn freche Rotten des Glaubens und der Tugend spotten und Laster stolz ihr Haupt erhöhn. Sprich bei dir selbst: Gott trägt die Frechen, doch endlich kommt er sich zu rächen, und plötzlich werden sie vergehn. Denk an den Tod zur Zeit der Schrecken, wenn Pfeile Gottes in dir stecken; du rufst und er antwortet nicht. Sprich: Sollte Gott mich ewig hassen? Er wird mich sterbend nicht verlassen, dann zeigt er mir sein Angesicht. So suche dir in allen Fällen den Tod oft lebhaft vorzustellen, so wirst du ihn nicht zitternd scheun; so wird er dir ein Trost in Klagen, ein weiser Freund in guten Tagen, ein Schild in der Versuchung sein.
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- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]53. Der Kampf der Tugend
Oft klagt dein Herz, wie schwer es sei, den Weg des Herrn zu wandeln, und täglich, seinem Worte treu, zu denken und zu handeln. Wahr ist’s, die Tugend kostet Müh, sie ist der Sieg der Lüste; doch richte selbst, was wäre sie, wenn sie nicht kämpfen müsste? Die, die sich ihrer Laster freun, trifft die kein Schmerz hienieden? Sie sind die Sklaven eigner Pein und haben keinen Frieden. Der Fromme, der die Lüste dämpft, hat oft auch seine Leiden; allein der Schmerz, mit dem er kämpft, verwandelt sich in Freuden. Des Lasters Bahn ist anfangs zwar ein breiter Weg durch Auen; allein sein Fortgang wird Gefahr, sein Ende Nacht und Grauen. Der Tugend Pfad ist anfangs steil, lässt nichts als Mühe blicken; doch weiter fort führt er zum Heil und endlich zum Entzücken. Nimm an, Gott hätt es uns vergönnt, nach unsres Fleisches Willen, wenn Wollust, Neid und Zorn entbrennt, die Lüste frei zu stillen; nimm an, Gott ließ den Undank zu, den Frevel, dich zu kränken, den Menschenhaß: Was würdest du von diesem Gotte denken? Gott will, wir sollen glücklich sein; drum gab er uns Gesetze. Sie sind es, die das Herz erfreun, sie sind des Lebens Schätze. Er redt in uns durch den Verstand und spricht durch das Gewissen, was wir, Geschöpfe seiner Hand, fliehn oder wählen müssen. Ihn fürchten, das ist Weisheit nur, und Freiheit ist’s, sie wählen. Ein Tier folgt Fesseln der Natur, ein Mensch dem Licht der Seelen. Was ist des Geistes Eigentum? Was sein Beruf auf Erden? Die Tugend! Was ihr Lohn, ihr Ruhm? Gott ewig ähnlich werden! Lern nur Geschmack am Wort des Herrn und seiner Gnade finden und übe dich getreu und gern, dein Herz zu überwinden. Wer Kräfte hat, wird durch Gebrauch von Gott noch mehr bekommen; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen. Du streitest nicht durch eigne Kraft, drum muss es dir gelingen. Gott ist es, welcher beides schafft, das Wollen und Vollbringen. Wenn gab ein Vater einen Stein dem Sohn, der Brot begehrte? Bet oft; Gott müsste Gott nicht sein, wenn er dich nicht erhörte. Dich stärket auf der Tugend Pfad das Beispiel sel’ger Geister; ihn zeigte dir und ihn betrat dein Gott und Herr und Meister. Dich müsse nie des Frechen Spott auf diesem Pfade hindern, der wahre Ruhm ist Ruhm bei Gott und nicht bei Menschenkindern. Sei stark, sei männlich allezeit, tritt oft an deine Bahre; vergleiche mit der Ewigkeit den Kampf so kurzer Jahre. Das Kleinod, das dein Glaube hält, wird neuen Mut dir geben; und Kräfte der zukünft’gen Welt, die werden ihn beleben. Und endlich, Christ, sei unverzagt, wenn dir’s nicht immer glücket, wenn dich, so viel dein Herz auch wagt, stets neue Schwachheit drücket. Gott sieht nicht auf die Tat allein, er sieht auf deinen Willen. Ein göttliches Verdienst ist dein! Dies muss dein Herze stillen.
Text Authorship:
- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]54. Wider den Geiz
Wohl dem, der bessre Schätze liebt als Schätze dieser Erden! Wohl dem, der sich mit Eifer übt, an Tugend reich zu werden, und in dem Glauben, des er lebt, sich über diese Welt erhebt. Wahr ist es, Gott verwehrt uns nicht, hier Güter zu besitzen. Er gab sie uns und auch die Pflicht, mit Weisheit sie zu nützen. Sie dürfen unser Herz erfreun und unsers Fleißes Antrieb sein. Doch nach den Gütern dieser Zeit mit ganzer Seele schmachten, nicht erst nach der Gerechtigkeit und Gottes Reiche trachten, ist dieses eines Menschen Ruf, den Gott zur Ewigkeit erschuf? Der Geiz erniedrigt unser Herz, erstickt die edlern Triebe. Die Liebe für ein schimmernd Erz verdrängt der Tugend Lieb, und machet, der Vernunft zum Spott, ein elend Gold zu deinem Gott. Der Geiz, so viel er an sich reißt, lässt dich kein Gut genießen; er quält durch Habsucht deinen Geist und tötet dein Gewissen und reißt durch schmeichelnden Gewinn dich blind zu jedem Frevel hin. Um wenig Vorteil wird er schon aus dir mit Meineid sprechen, dich zwingen, der Arbeiter Lohn unmenschlich abzubrechen; er wird in dir der Witwen Flehn, der Waisen Tränen widerstehn. Wie könnt ein Herz, vom Geize hart, der Wohltat Freuden schmecken und in des Unglücks Gegenwart den Ruf zur Hülf entdecken? Und wo ist eines Standes Pflicht, die nicht der Geiz entehrt und bricht? Du bist ein Vater; und aus Geiz entziehst du dich den Kindern und lässest dich des Goldes Reiz, ihr Herz zu bilden, hindern und glaubst, du habst sie wohl bedacht, wenn du sie reich wie dich gemacht. Du hast ein richterliches Amt; und du wirst dich erfrechen, die Sache, die das Recht verdammt, aus Habsucht recht zu sprechen; und selbst der Tugend größter Feind erkauft an dir sich einen Freund. Gewinnsucht raubt dir Mut und Geist, die Wahrheit frei zu lehren; du schweigst, wenn sie dich reden heißt, ehrst, wo du nicht sollst ehren, und wirst um ein verächtlich Geld ein Schmeichler und die Pest der Welt. Erhalte mich, o Gott, dabei, dass ich mir gnügen lasse, Geiz ewig als Abgötterei von mir entfern und hasse. Ein weites Herz und guter Mut sei meines Lebens größtes Gut!
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- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]55. Die Wachsamkeit
Nicht, dass ich’s schon ergriffen hätte, die beste Tugend bleibt noch schwach; doch, dass ich meine Seele rette, jag ich dem Kleinod eifrig nach. Denn Tugend ohne Wachsamkeit verliert sich bald in Sicherheit. So lang ich hier im Leben walle, bin ich ein Kind, das strauchelnd geht. Der sehe zu, dass er nicht falle, der, wenn sein Nächster fällt, noch steht. Auch die bekämpfte böse Lust stirbt niemals ganz in unsrer Brust. Nicht jede Besserung ist Tugend, oft ist sie nur das Werk der Zeit. Die wilde Hitze roher Jugend wird mit den Jahren Sittsamkeit; und was Natur und Zeit getan, sieht unser Stolz für Tugend an. Oft ist die Ändrung deiner Seelen ein Tausch der Triebe der Natur. Du fühlst, wie Stolz und Ruhmsucht quälen, und dämpfst sie, doch du wechselst nur; dein Herz fühlt einen andern Reiz, dein Stolz wird Wollust oder Geiz. Oft ist es Kunst und Eigenliebe, was andern strenge Tugend scheint. Der Trieb des Neids, der Schmähsucht Triebe erweckten dir so manchen Feind. Du wirst behutsam, schränkst dich ein, fliehst nicht die Schmähsucht, nur den Schein. Du denkst, weil Dinge dich nicht rühren, durch die der andern Tugend fällt, so werde nichts dein Herz verführen; doch jedes Herz hat seine Welt. Den, welchen Stand und Gold nicht rührt, hat oft ein Blick, ein Wort verführt. Oft schläft der Trieb in deinem Herzen. Du scheinst von Rachsucht dir befreit. Itzt sollst du eine Schmach verschmerzen, und sieh, dein Herz wallt auf und dräut und schilt so lieblos und so hart, als es zuerst gescholten ward. Oft denkt, wenn wir der Stille pflegen, das Herz im Stillen tugendhaft. Kaum lachet uns die Welt entgegen, so regt sich unsre Leidenschaft. Wir werden im Geräusche schwach und geben endlich strafbar nach. Du opferst Gott die leichtern Triebe durch einen strengen Lebenslauf; doch opferst du, will’s seine Liebe, ihm auch die liebste Neigung auf? Dies ist das Auge, dies der Fuß, die sich der Christ entreißen muss. Du fliehst, geneigt zu Ruh und Stille, die Welt und liebst die Einsamkeit; doch bist du, fordert’s Gottes Wille, auch dieser zu entfliehn bereit? Dein Herz hasst Habsucht, Neid und Zank; flieht’s Unmut auch und Müßiggang? Du bist gerecht, denn auch bescheiden; liebst Mäßigkeit, denn auch Geduld? Du dienest gern, wenn andre leiden; vergibst du Feinden auch die Schuld? Von allen Lastern sollst du rein, zu aller Tugend willig sein. Sei nicht vermessen! Wach und streite; denk nicht, dass du schon gnug getan. Dein Herz hat seine schwache Seite, die greift der Feind der Wohlfahrt an. Die Sicherheit droht dir den Fall; drum wache stets, wach überall!
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- by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]